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Das Leben am Hofe. Philipp zu Eulenburg
Читать онлайн.Название Das Leben am Hofe
Год выпуска 0
isbn 9788075838612
Автор произведения Philipp zu Eulenburg
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
Montag, den 13. September. Totis. Manöver des 4. und 5. Korps.
Dienstag, den 14. September. Totis. Manöver des 4. und 5. Korps.
Mittwoch, den 15. September. Totis-Mohács. Manöver des 4. und 5. Korps.
Nachmittags 4 Uhr: Abreise Seiner kaiserlichen und königlich apostolischen Majestät nach Mohács, woselbst die Allerhöchste Ankunft am 16. September um 2 Uhr 30 Minuten früh erfolgt.
Nachmittags 4 Uhr 15 Minuten: Abreise Seiner Majestät des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen nach Mohács. Allerhöchste Ankunft daselbst am 16. September um 2 Uhr 45 Minuten früh.
Ihre Majestäten haben außer den vorstehenden Empfängen jeden weiteren Empfang und jede Abschiedsaufwartung Allergnädigst abzulehnen geruht.
Das Gefolge Kaiser Wilhelms bestand ziviliter aus:
Oberhofmarschall Graf August Eulenburg
Stabsarzt Dr. Ilberg
Geheimer Kabinettsrat Dr. von Lucanus
Geheimer Hofrat Abb
Botschafter Graf Philipp Eulenburg
Kanzleisekretär Kistler.
Das militärische Gefolge:
Chef des Hauptquartiers General von Plessen.
Flügeladjutanten: Oberst von Scholl
Oberst Graf Klinkowström
Major Graf Cuno Moltke
Major von Boehn.
Chef des Militärkabinetts: General von Hahnke.
Abteilungschef: Oberst von Villaume.
Geheime Hofräte: Mielenz
Schulz.
Chef des Generalstabes: General Graf Schliefen.
Hauptmann im Generalstab von Volkmann.
Oberstallmeister: Graf von Wedel.
Militärattaché bei der Botschaft in Wien: Oberst Graf von Hülsen-Häseler.
Ehrendienst bei Kaiser Wilhelm:
General Graf Üxküll
Kommandierender General in Wien Oberst Pfeiffer
Major Fürst Schönburg-Hartenstein.
Ordonnanzoffiziere: Rittmeister Graf Starhemberg
Hauptmann Graf Stürgkh
Oberleutnant Graf Meran.
Die »Sitzliste« des Diners in dem großen Kaiserzelt an den Abenden 12., 13., 14., 15. September liegt mir vor: es sind 65 Personen!
Es bedarf nun zur Vervollständigung des Bildes meines Verkehrs während der genannten Tage der Aufzählung der österreichisch-ungarischen Notabilitäten, die sich in der Begleitung und dem Gefolge Kaiser Franz Josephs befanden.
An Erzherzögen waren anwesend:
1. Der alte Erzherzog Rainer (ganz unzweifelhaft der gebildetste, klügste und liebenswürdigste aller Erzherzöge überhaupt), den ich während dieses meines Aufenthaltes in Totis viel zu sprechen die Freude hatte.
2. Der Erzherzog Eugen, bezüglich dessen ich in Verlegenheit komme, ein Urteil zu fällen, da ich nicht weiß, ob ich sagen soll: schön – aber dafür unbedeutend, oder: unbedeutend – aber dafür schön.
3. Der alte Erzherzog Joseph (Sohn des berühmten Erzherzogs Palatin, der 1848 bei dem ungarischen Aufstand eine große Rolle spielte). Er ist weder berühmt, noch Palatin, noch überhaupt in der Lage, eine Rolle zu spielen, da ihm jegliche Fähigkeiten hierzu fehlen. Er ist nur Ungar, was er durch einen mit ungarischer Bartwichse in die Höhe gedrehten Schnurrbart äußerlich markiert. Sein Dialekt ist (wenn man ihn überhaupt und nach großen Bemühungen zu hören bekommt), ungarisch-deutsch; gehackt gesprochen, herausgestoßen. (Der Inhalt ist auch danach, und man tut klüger, den Erzherzog nicht zum Sprechen zu bringen.)
Aus dem Gefolge des Kaisers sind als sehr liebenswürdige und kluge Leute zu nennen: Der Generaladjutant Graf Paar (der allerdings wenig spricht, was in seinem mitteilsamen Vaterlande auffällt), der Feldzeugmeister, Vorstand der Militärkanzlei Baron Bolfras und der Chef des Generalstabes Baron Beck.
Eingeladen war – (und erregte einiges Erstaunen) – der Chef des russischen Generalstabes General Obrutschew.
Natürlich hatten sich auch alle Militärattachés der fremden Mächte zu der großen Schaustellung der ungarischen Streitkräfte eingefunden, unter denen besonders der Serbe, Oberstleutnant Maschin durch seine Eleganz auffiel 53, während der Japaner Major Ohara weniger durch seine O-Haare als durch seine O-Beine Aufsehen erregte.
Eine der wichtigsten Persönlichkeiten bei dieser militärischen Zusammenkunft war unzweifelhaft – der Wirt. Das war der Majoratsherr von Totis, Graf Franz Esterházy, vermählt mit einer Prinzessin Lobkowitz. Er ist ein höflicher und liebenswürdiger Mann.
Ein wunderbar schöner und interessanter Besitz ist sein Totis, das er 1885 von seinem Onkel, dem auf allen Rennplätzen Europas bekannten Grafen Niky Esterházy, ererbt hatte.
An Gräfin Augusta Eulenburg – (Sandels).
Totis (Ungarn), 13. September 1897.
Hoffentlich treffen Dich diese Zeilen wieder bei bester Gesundheit an. Wäre nur erst das Manöver in Liebenberg vorüber und Ihr hättet Ruhe. (Ein Wunsch, den auch Graf Esterházy stumm in seinem Herzen trägt.)
Büdi 54 schrieb mir einen sehr lieben Brief, für den ich herzlichst danke. Er schreibt mir jetzt immer so schön gründlich über allerhand Sachen, die mich interessieren.
Gestern also stieg ich mit Hülsen und Kistler, nebst Emaunel 55, in den Kaiserzug. Der Kaiser war frisch und sah so wohl aus, wie ich ihn lange nicht gesehen habe. Er war gütig wie immer. Ich mußte sofort bei ihm allein bleiben und allerhand erzählen. Das Frühstück im Hofwagen fand um 1 Uhr statt. Das ganze Hauptquartier, dazu der (uns sehr gefährliche) Generalstabschef der Russen, Obrutschew, als Gast des Kaisers und des Kaisers Franz Joseph. (!) Nach dem Frühstück hatte ich wieder ein Gespräch mit dem Kaiser allein.
Um 4 Uhr: Ankunft in Totis. Schönstes, warmes Wetter. – Zum Empfang Kaiser Franz Joseph und die Erzherzöge Reiner, Eugen und Joseph auf dem Bahnhof. Tausende von Menschen in den reich geschmückten Straßen.
Totis selbst ist über alle Begriffe großartig und schön, an einem blauen, schönen See liegend. Ein altes Kastell krönt den Ort. Außerdem ein Schloß mit vielen Nebengebäuden, ein Theater, ganze Straßen von kleinen Beamtenhäusern (ein solches, sehr elegantes, bewohne ich). Auch ein entzückendes kleineres Schloß in dem riesigen Park – kurzum, dieses Totis ist ein ganz merkwürdiger Ort.
Ich legte mich recht ermüdet bald für eine Stunde nieder und besuchte dann Cuno Moltke, der sehr glücklich über seine Kommandierung nach Wien ist. Später fuhr ich mit meiner Hofequipage zu der Schloßherrin, Gräfin Esterházy, geb. Prinzessin Lobkowitz.
Um 7 Uhr war großes Diner in einem Zelt am See. Lauter Militärs. Lucanus und ich wie 2 Raben unter lauter – (ich hätte fast gesagt: Papageien). Ich saß zwischen Erzherzog Rainer – meinem alten Gönner – und General von Kriegshammer vom Generalstab. Nach dem Essen, das einen sehr »feldmäßigen« Anstrich hatte, fand großer Kriegsrat statt, von Beck geleitet.
Dann Besichtigung des riesigen, mit Jagdtrophäen geschmückten Saales, der zugleich Reitbahn ist; eine Schöpfung von Onkel Niky Esterhazy, der in die Klasse der »pathologischen Rennonkels« gehörte. Auch die andern Räume des Schlosses wurden besichtigt, sowie das Theater, das ganz reizend ist. Schließlich blieb ich mit Kaiser Wilhelm, Erzherzog Eugen und etwa 12 Herren bis 1 Uhr zusammen am Tisch biertrinkend sitzen.
13. September 1897.
Heute