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Das Leben am Hofe. Philipp zu Eulenburg
Читать онлайн.Название Das Leben am Hofe
Год выпуска 0
isbn 9788075838612
Автор произведения Philipp zu Eulenburg
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
Ich habe mir meine Erinnerungen etwa so gedacht: Ein Kunterbunt von Erzählungen, Anekdoten und Porträts von Zeitgenossen. Ich werde mir Lady Charlottes Rat erbitten und Ihnen dann darüber schreiben.
Gestern machte ich meinen Abschiedsbesuch im Leichterhof 50 und fand die Damen im Garten gemütlich Kaffee trinkend. Ihre Tante geht also nach Pistyan – das ist ein prächtiger Gedanke – sie kann nichts Besseres tun, denn meines Erachtens ist Pistyan ein Wunderbad im vollsten Sinne des Wortes.
Baronin Heß 51 war als Muse entzückend in Erscheinung und Sprache. Der Erfolg unserer Feste war ein in jeder Beziehung glänzender. Die Rein-Einnahme wurde endlich festgestellt und beläuft sich auf rein 17600 fl. Die Ausgaben dagegen belaufen sich auf 4400 fl., so daß die Proportion eine ganz gute ist. Die Meraner sind überglücklich ...
(gez.) P. Metternich.
9. Mai 1896.
... Dürfte ich Sie ersuchen, mir die beiden Aufsätze nach Paris zu schicken, wohin ich morgen abreise? Hotel Métropolitain rue Cambon. – Ich muß sie dem Freunde Bussiére, der ein Purist ist, unterbreiten, denn ganz sicherlich wimmeln sie an Fehlern in der Sprachwendung. – Würde mein guter unvergeßlicher Mann noch leben, so wäre er der berechtigtste Korrigierer, denn wenig Franzosen beherrschen so ihre Sprache, wie er es tat.
Denken Sie nur, daß einmal des Abends in den Tuilerien ein dicté gemacht wurde: das sogenannte »dicté de l'Académie«, das unglaublich schwer ist und an der alle Akademiker selbst scheitern! Kaiser Napoleon machte 47 Fehler, Kaiserin Eugenie an die 60, ich etliche 40, Octave Feuillet 23, Alexander Dumas 19 und mein Mann 3! - -
Alles war sprachlos, und er wurde als » le plus français des français« proklamiert.
Sie sind gewiß von den Pester Festlichkeiten ebenso ermüdet als entzückt heimgekehrt! – Ich bedaure Sie, noch einmal hinabdampfen zu müssen – das ist denn doch des Guten ein bißchen zuviel! Also morgen geht's nach Paris. Ich gedenke bis gegen halben Juni dort zu verweilen und werde vielleicht von da aus nach England hinüberfahren, um Kaiserin Eugénie zu besuchen. Schreiben Sie mir nach Paris – nicht wahr? Tausend herzliche Grüße in Eile. Die nächstfolgenden Aufsätze gehen wieder direkt an Sie ab!
(gez.) P. Metternich.
Bajna, 6. September 1897.
Also nicht zu sehr enttäuscht? – Das eine freut mich unendlich, nämlich, daß Sie meinem geliebten, unvergeßlichen Großpapa 52 durch meinen armseligen Aufsatz näher gekommen sind und begreifen, was er für ein edler, lieber, treuer, ehrlicher, famoser, gemütlicher, vornehm -denkender Mann war! – Das weiß ich, daß, wenn Sie ihn kennengelernt hätten, Sie ihn geliebt und verehrt haben würden, so wie es übrigens alle getan haben, die mit ihm jemals zusammengekommen sind. Denken Sie sich, bester Graf, der Glückliche, er war unwiderstehlich einnehmend und nie – ich sage nie ist es geschehen, daß jemand, der mit ihm verkehrt hatte, von ihm nicht entzückt gewesen wäre! Und doch gab er sich, weiß Gott, keine Mühe zu gefallen! – Daß ich zu oft den Namen des »Großpapa« nenne, wundert mich nicht im mindesten, denn erstens schreibe ich, ohne schreiben zu können, und zweitens habe ich die abscheuliche Gewohnheit, das Geschriebene nicht zu überlesen, und das aus dem einfachen Grunde, weil ich es dann gewiß zerreißen würde. – Bitte, bitte, korrigieren Sie! – Sie sind ja »der Mitschuldige«! Folglich ist es an Ihnen, meine Fehler gutzumachen.
Denken Sie sich, daß Kardinal Schönborn, welcher mir ein gnädiger Gönner und Freund ist, vor einigen Tagen in einem Briefe á propos eines ihm von mir empfohlenen, sehr interessanten Buches »Le royaume de la rue St. Honoré (Mme. Geoffrie et ses amis)« schreibt: »Haben Sie denn nie Porträts geschrieben – Sie sollten es tun ...«
Wie merkwürdig, daß nun auch ihm die Idee gekommen ist, welche Sie vor 2 Jahren mir bekanntgegeben haben und der ich, dank Ihres Zuredens, gefolgt bin.
Und bei meinem letzten Aufenthalte in Paris, da kam eines Abends Graf d´Haussonville zu mir, und als wir über allerhand Dinge sprachen und uns miteinander unterhielten, stellte er an mich die Frage: »Au fait pourquoi n'écrivez-vous pas vos souvenirs?«
Und so geschieht es denn oft im Leben, daß ein Gedanke plötzlich in mehreren Köpfen beinahe zu gleicher Zeit auftaucht – woher mag das kommen? Ist das am Ende auch mit »Mystizismus« verwandt?
Was mystische Vorkommnisse im Leben meines verstorbenen Vaters betrifft, so habe ich diesbezüglich nie etwas erfahren. Nur die Geschichte der durchgehenden Pferde ist allerdings geheimnisvoll.
Ich werde den Kanonendonner von Totis herüber hören und mich freuen, Sie in der Nähe zu wissen. Vergessen Sie nicht die Telegraphen-Station oder vielmehr die Adresse »Sarisap Fürstliche Verwaltung« und sagen Sie mir, wann Sie kommen und von wo aus Sie kommen, ob von Bieske oder von Gran! Auch bitte ich um Angabe der Stunde.
Legen Sie mich Ihrem allergnädigsten Herrn und Kaiser zu Füßen.
(gez.) P. Metternich.
Der vorstehende Brief, der mich bereits versenkt in ein Meer von Depeschen in Wien erreichte, die sich auf das große ungarische Kaisermanöver bezogen, zu dem auch Kaiser Wilhelm geladen war, bildet den Übergang zu geräuschvollen Tagen, die ich in Ungarn auf der bekannten Herrschaft Totis des Grafen Franz Esterhazy mit den beiden Kaisern verlebte. Die Nähe von Bajna, des großen Sandorschen Besitzes der Fürstin Pauline, aber ließ in mir den Wunsch wach werden, sie nun auch als ungarische Magnatin in ihrem Heim kennenzulernen, und so stellte ich ihr meinen Besuch in Aussicht.
Bevor ich jedoch hiervon Mitteilung mache, schalte ich die Schilderung meiner Erlebnisse während der ungarischen Manövertage ein, die eine Folie für die Heimat meiner Freundin bilden sollen: Ungarn mit allen seinen Reizen, das trotz der hohen Kultur seiner hohen herrschenden Klassen, ein Abgrund von deutscher Wesensart und Volkskultur trennt.
Ich lasse hier zunächst als allgemeine Übersicht über die sehr geräuschvollen Tage, die ich nunmehr in Gesellschaft der beiden Kaiser, Wilhelm und Franz Joseph in Ungarn verlebte, ein Telegramm und den Wortlaut eines »offiziellen« Programmes folgen, das jeder Teilnehmer an den Manövern in Ungarn erhielt.
Von Oberhofmarschall Graf August zu Eulenburg.
Schloß Homburghöhe, 6. Sept. 1897. Telegramm:
Seine Majestät erwartet Dein Einsteigen in Wien, Staatsbahnhof, am 12. September, mittags 12 Uhr 20 Minuten. Ankunft in Totis erfolgt erst nachmittags 4 Uhr. Wegen Hirschpürsche in Totis ist bejahend geantwortet, doch zweifle ich, ob es dazu kommt. Ein Dejeuner beim Generalkonsul besser zu eliminieren, da Hitze zu groß. Hier guter Verlauf bei zweifelhaftem Wetter.
(gez.) A. Eulenburg.
Programm.
Manöver bei Totis im September 1897. Sonntag, den 12. September. Totis.
Nachmittags 4 Uhr: Allerhöchste Ankunft Seiner Majestät des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen. Empfang am Bahnhofe durch Seine kaiserliche und königlich apostolische Majestät, die dienstfreien Herrn Erzherzöge, den zugeteilten Ehrendienst, den Obergespan und Vizegespan und die Spitzen der Lokalbehörden. (Marsch-Adjustierung,