Скачать книгу

nicht rosig. Aber er sieht doch ein, daß ich körperlich nicht weiter kann.

      15. August 1896.

      Ich treffe in Berlin ein und zeige mich niemand. Einer politischen Quälerei auf dem Auswärtigen Amt wäre ich nicht gewachsen. Gott! – Wie ich diese Giftbude hasse!

      Neuhäuser bei Königsberg, 21. August 1896.

      Das waren 4 herrliche Tage! Meine Augusta, meine glücklichen Kinder, meine Mutter, am schönen stillen Strande der Ostsee, ohne Bekannte, wir unter uns! Welch ein innerer Abgrund trennt mich von der Welt, in der ich offiziell stehe – stehen muß – einem Gebot der Freundschaft folgend und der Pflicht gegenüber dem Vaterlande.

      23. August 1896.

      Ich treffe nachmittags in Wien ein und habe viel Arbeit.

      Das verödete Wien mit seinem Staub und Wind auf der Ringstraße und die Gluthitze in der inneren Stadt sind unerträglich – die Heimkehr in die riesige leere Botschaft ohne Frau und Kinder ist noch unerträglicher. Es ärgern mich auch alle die aufgeregten Gesichter der Hofschranzen, die nach der Stadt gefahren sind, um die Ankunft des Zarenpaares vorzubereiten.

      Aber noch mehr ärgern mich les chers collegues, – alle ihre mit Mist geladenen politischen Flinten, die nicht losgehen, und alle die gespitzten diplomatischen Eselsohren, in die der einzige Schlauberger, Fürst Lobanow, ihnen blauen Dunst blasen wird.

      24. August 1896.

      Nachmittags fahre ich nach Baden, wo ich einen höchst gemütlichen Abend bei Bernhard Bülows verbringe, die voller tiefer Dankbarkeit für mein Beschwören der Krise in Berlin sind 39.

      Wien, 31. August 1896.

      Die Zarentage brachten mir unendliche Arbeit. Ich kam gar nicht zur Besinnung.

      Ich schrieb mich am 27. August beim Zaren ein und besuchte Nigra, wo plötzlich Lobanow erschien. Er bekam eine Art Herzkrampf und war 10 Minuten ganz konfus, sprach von politischen Dingen, die durchaus nicht für meine Ohren berechnet waren – so daß ich gehen wollte. » Mon Dieu, c'est Vous.!« rief er aus, » je croyais voir Radolin«. Er machte mir einen merkwürdigen Eindruck.

      Ich schrieb sofort nachher einen Bericht darüber nach Berlin und sagte, daß ich ihn für sehr ernst krank hielte – für einen Todeskandidaten, was andere durchaus nicht fanden.

      Am Abend des 27. August war große Gala-Oper. Eine Überfülle von Diamanten. Alle Fürstinnen Österreichs waren angekommen – neugierig und vergnügungssüchtig. Ich saß mit dem türkischen Botschafter zusammen. Von Botschafterinnen waren die Monson und die Kapnist 40 erschienen.

      Die Kaiserin sehr reizend, doch vielleicht nicht so hübsch, als ich erwartet hatte, in Rosa mit herrlichen Diamanten und Rubinen, ein hohes, ganz glattes Diadem in Form des russischen Kakoschnik.

      Am 28. früh hatte ich einen langen Besuch von Lobanow. Es ging ihm besser, aber er hatte einen ganz merkwürdigen Blick. Später kam auch Goluchowski zu mir. Es wurde viele und interessante Politik geredet.

      Ich aß bei Lichnowsky 41. Abends war Gala-Hofkonzert, wie es Augusta zur Genüge kennt.

      Ich hatte eine lange Unterhaltung mit dem Zaren, der Kaiserin von Rußland und dem Kaiser Franz Joseph. Alle waren sehr liebenswürdig. Der Zar sagte, daß, wenn er mich auch nicht persönlich, so doch längst gut kenne und knüpfte vieles an diese Bermerkung. Die Kaiserin sprach von meiner Musik, die ihr sehr bekannt sei, sie schien etwas verlegen, sah aber in Hellgrün, übersät mit Diamanten und Perlen und wieder mit einem Kakoschnik-Diadem aus großen Diamanten, die geradezu unheimlich strahlten, sehr schön oder besser besagt, lieblich aus.

      Es herrschte große Hitze. Das Konzert, auf das, wie immer, niemand achtete, war herrlich. Unsere Musikfreundin Miß Walker sang wunderbar. In der Pause fanden die Vorstellungen statt, bei denen die Fürstinnen, welche in der Erwartung der Vorstellung bei der Kaiserin ehrfurchtsvoll rückwärts traten, alle ohne Ausnahme den Zaren mit der Kehrseite anliefen, was jedesmal eine energische Intervention vom ehrendienstlichen Fürsten Lobkowitz zur Folge hatte.

      Erzherzog Franz Ferdinand 42 hatte es sich in leidenschaftlicher Russenliebe nicht nehmen lassen, zu erscheinen. Kaiser Nikolaus war sehr verlegen, machte aber recht gut Cercle. Seine immer zur Seite ausweichenden Blicke sind nicht angenehm und machen den Eindruck der Falschheit. Sieht er die Menschen wirklich an, so erscheint er freundlich. Sein ganzes Wesen war matt und ermüdet.

      Kaiser Franz Joseph sprach mir seine besondere Freude über das anscheinende Verbleiben des Fürsten Hohenlohe im Amte aus.

      Er fand wohl den ganzen Besuch gräßlich (wie ich annehmen muß) und saß wie ein russisches Opferlamm zwischen den Majestäten aus Petersburg.

      Damit war der Zarenbesuch beendet, dem eine Wolke von politischen Berichten Während der verwickelten Orientkrisen, welche die Interessensphären Englands und Rußlands stark berührten, war der Botschafterposten in Wien, dem deutscherseits die Kontrolle der Orientpolitik oblag, auch in diesen Fragen von besonderer Bedeutung.

      31. August 1896.

      Heute früh kommt die Nachricht, daß Lobanow auf dem Wege von Wien nach Kiew im Coupé gestorben ist!! – größte Aufregung in der ganzen politischen Welt. Seine Politik war uns wenig freundlich, und wir sollen daher nicht allzu laut klagen. Ich hatte ihn persönlich gern und stand ihm freundschaftlich nahe – vermochte daher immer noch verhältnismäßig günstig zu wirken. Aber welche Verlegenheit für den jungen Zaren! Wer wird Lobanows Nachfolger? Das ist die Frage!

      Er ließ übrigens Augusta noch bestens grüßen – das muß ich ausrichten – als seinen letzten Gruß aus seinem geräuschvollen Leben.

      Mit dem Tode Lobanows, der nach meinem Bericht über seine Gesundheit erwartet werden mußte, hat sich das Bild russischer Politik wesentlich verändert. England verlor an ihm einen unerbittlichen Feind, der bei der Anglomanie der russischen Majestäten ein gutes Gegengewicht war. Das fällt in diesem Augenblick angesichts des Besuches der russischen Herrschaften in England schwer in die Wagschale.

      Ich bin aus diesem Grunde der Ansicht, daß wir bis auf weiteres alles vermeiden müssen, was die englisch-russischen Beziehungen erleichtern könnte.

      27. Oberhofmarschall.

      28. Kabinettsrat der Kaiserin.

      29. Hausmarschall Freiherr von Lynker.

      30. Graf Karl Schwerin, der Erbe von Schwerinsburg, wohnte damals in Friedelhausen, dem Besitz seiner Gattin Louise, geb. Freiin von Nordeck Rabenau, einer hochbedeutenden Frau und Dichterin die wir als unsere treueste Freundin liebten und verehrten. Leider erlebte sie nicht, daß ihr jüngster Sohn Eberhard meine liebe Tochter Adine heiratete.

      31. Geheimsekretär Karl Kistler. (Seit 1886 in meinen, jetzt in Staatsdiensten.)

      32. Bernhard von Bülow, Botschafter in Rom.

      33. Hohenlohe hatte mit seinem Abgang gedroht.

      34. Reichskanzler.

      35. Den politischen Teil dieses Schreibens siehe meine politische Privatkorrespondenz.

      36. Fürst Lobanow, russischer Minister des Außern. Vorher als russischer Botschafter in Wien intim mit mir.

      37. Ein französischer Passagierdampfer war festgekommen, und das uns begleitende Kriegsschiff rettete Schiff und Besatzung.

      38. Ein eiskaltes Gebirgswasser!

      39. Es drohte Bülow Staatssekretär in Berlin zu werden.

      40. Englische und russische Botschafterinnen.

      41. Prinz, später Fürst Max Lichnowsky, Botschaftsrat bei der deutschen Botschaft.

      42. Der Thronfolger Franz Ferdinand Este.

      Fürstin Pauline

Скачать книгу