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die er eben überstanden hatte. Er hatte zwei Tage zu Bett gelegen. In Wien auf dem Bahnhof war großer Empfang. Kaiser Franz Joseph und alle Erzherzöge. Die Mitglieder der deutschen Botschaft. Große Begrüßung. Ich fuhr nach der Burg mit August Eulenburg und nach Besprechung mit Lucanus in die Botschaft zurück. Im Gefolge des Kaisers waren:

      Generaloberst von Loë,

       General von Hahnke,

       General von Plessen,

       Generalarzt von Leuthold,

       Vetter August Eulenburg,

       Exzellenz von Lucanus,

       Admiral von Senden,

       Flügeladjutant von Scholl,

       Flügeladjutant von Arnim (Marinier).

      Ich hatte nun bis zum Abend frei, weil das Begräbnis und Familiendiner in der Burg war.

      Um ½3 Uhr fuhren wir mit den Kindern ins Opernhaus, wo man uns zwei Fenster reserviert hatte. Das Begräbnis war sehr großartig. Der goldene, mit Purpur ausgeschlagene Wagen, von sechs Schimmeln gezogen, sah wie ein Märchenwagen aus. Die beiden Kaiser schritten dahinter. Unsere Kinder waren begeistert.

      Um ½9 Uhr hatte der Kaiser sich bei uns angesagt. Er wollte meine alte Freundin, Fürstin Gabi Hatzfeldt- Wildenburg, wiedersehen, mit deren Kindern er als Knabe viel verkehrt hatte, und Fürstin Pauline Metternich persönlich kennenlernen, mit der er über die Wiener Musik- und Theaterausstellung korrespondiert hatte. Von mir war dazu Baron Berger 14 in Vorschlag gebracht. Generaloberst Walter von Loë (einen alten Verehrer der Metternich) hatte ich gleichfalls geladen, auch Prinz Lichnowsky 15 und Fritz und Gisela 16 gebeten. Der Kaiser kam (gottlob!) ohne Adjutanten. Erst begrüßten ihn die Kinder, mit denen er sich lange unterhielt. Dann gingen wir in mein Arbeitszimmer und setzten uns an das Kaminfeuer. Es gab Tee, Bier, Champagner, Punsch und Faschingskrapfen. Man rauchte, die alten Fürstinnen sogar große Zigarren.

      An derselben Stelle am Kamin saßen wir ohne Unterbrechung von ½9 bis ¼1 Uhr! Es war eine unerhört interessante Unterhaltung. Berger übertraf sich selbst. Es wurde philosophiert, über Kunst, Theater gesprochen, und die beiden alten Fürstinnen hatten eine so frappante Art, der Unterhaltung eine originelle Wendung zu geben, daß es ein in tausend Farben schillerndes Bild gab. Der Kaiser beteiligte sich lebhaft in seiner ungezwungenen, reizenden Art und trennte sich ungern, nachdem ich ihm ein leises Zeichen gab. Er sagte mir, daß er sich nie in seinem Leben so gut unterhalten habe! Und er hatte vollkommen recht, als er meinte, es sei der Inbegriff dessen gewesen, was man »Konversation« nenne. Etwas, das eigentlich verlorengegangen sei. »Und dazu muß man nach Wien reisen! – in Berlin gibt es das nicht!« - setzte er hinzu.

      Ich erwiderte ihm, daß es allerdings für den Landesvater schwieriger sei, so vertrauliche Unterhaltung daheim zu führen, aber daß es auch geistreiche Elemente in Berlin gäbe.

      27. Februar 1895.

      Ich ging schon früh um 9 Uhr zum Kaiser in die Burg und fand ihn beim Frühstück. Wir unterhielten uns eine Stunde, dann machte er »Visiten«. Ich hatte mit Lucanus zu sprechen, bei dem ich Generalarzt Leuthold traf.

      Dieser erzählte mir von dem Resultat der Untersuchung des guten Perlet 17 durch Stabsarzt Ilberg in Liebenberg. Das trostlose Resultat erschütterte mich, und es gehörte viel Aufwand an Selbstbeherrschung dazu, um den Kaiser zu Hause in der Botschaft mit heiterer Miene zu empfangen.

      Das heißt, er empfing mich. Er war schon fast eine Stunde auf der Botschaft, als ich kam, und saß mit Augusta und dem Fürsten Lobkowitz in ihrem Salon. Ich rief nun die Kinder, die in großer Aufregung waren. Die kleine Tora durfte heute auch kommen. Der Kaiser war rührend freundlich mit ihnen. Dann zog sich Augusta zurück, und Lobkowitz blieb im nordischen Zimmer, das dem Kaiser sehr gefiel. Der Kaiser setzte sich in meinem Schreibzimmer an den Schreibtisch, las einige dienstliche Eingänge und ging dann rauchend mit mir an den Kamin, alles besprechend, was ihn bewegte. Es gab viel zu sagen und zu erzählen: Politik, Familie, Kunst.

      Nachher kamen einige der Herren. Wir gingen ins nordische Zimmer, wo sich die Kinder ebenfalls einfanden. Sigwart 18 spielte Klavier, seine neueste Komposition, ein langes sonatenartiges Ding, voller Gedanken und so wunderbar gespielt, mit so merkwürdiger Fertigkeit und mit so tiefem Gefühl, daß der Kaiser ganz außer sich vor Erstaunen war. Er sagte mir ernsthaft: »Lasse dich nicht darauf ein, den Jungen jemals etwas anderes als Musik studieren zu lassen. Offiziere und Beamte gibt es genug. Warum soll ein Eulenburg nicht einmal Musiker von Beruf sein?« Später sagte mir der Kaiser, nochmal darauf zurückkommend, drohend: »Daß du mir den Jungen nicht überanstrengst!«

      Nun, dafür ist gesorgt. Aber Sigwart macht so staunenswerte Fortschritte, daß man wirklich wie vor einem Rätsel steht.

      Allmählich fanden sich die Mittagsgäste ein. Zu dem Gefolge des Kaisers (die bereits genannten Herren) kamen die drei österreichischen Herren des Ehrendienstes. Dann von der Botschaft Lichnowskv, Schönburg 19, Hülsen und Frau. Dazu Ratibors 20) und Graf Monts 21. Schließlich Fürst Constantin Hohenlohe, der Obersthofmeister am Wiener Hof.

      Um 1 Uhr wurde das Dejeuner gemeldet. Der Kaiser führte Augusta, ich Gräfin Hülsen, wir waren 25 Personen.

      Nach dem Frühstück langer Cercle.

      Nachmittags fuhr ich in die Burg und blieb beim Kaiser, der ein wundervolles Quartier mit alten Gobelins auf Goldfadengrund bewohnte. Um ½7 Uhr war Diner von etwa 30 Personen in der Burg. Die beiden Kaiser, einige Erzherzöge und Prinz Arnulf von Bavern. Außerdem der bekannte spanische Marschall Martinez Campos, der im letzten Frühjahr den Krieg gegen Marokko führte. Ich saß dem Kaiser Franz Joseph gegenüber, neben Constantin Hohenlohe.

      Es war Aschermittwoch. Hohenlohe sagte mir, daß alles streng fastete und daher das Menu schwierig sei. Es gab daher nur etwa 12 Gänge! Wieder ein herrlicher Blumenflor auf dem Tisch. Meist Orchideen in großen, flachen, goldenen Schalen.

      Um ½8 Uhr Aufbruch zur Bahn. Auf dem Bahnhof waren meine Frau und Gräfin Hülsen die einzigen Damen. Kurze Unterhaltung mit beiden Kaisern und um 8 Uhr Abreise Kaiser Wilhelms.

      10. Gemahlin des sächsischen Gesandten in Wien.

      11. Gemahlin des bayerischen Legationssekretärs in Wien.

      12. Meine Cousine Baronin Heß, geb. Gräfin Gallenberg und deren Schmester Baronin Brenner.

      13. Der deutsche Militärattaché Graf Hülfen Haeseler.

      14. Professor der Literaturgeschichte, einer der geistreichsten Männer seiner Zeit.

      15. Mein Botschaftsrat.

      16. Baron und Baronin Heß (mein Vetter und seine Gattin).

      17. Mein treuer Forstverwalter und Vertrauensmann, der unheilbar krank war.

      18. Mein Sohn war damals erst 11 Jahre alt.

      19. Prinz Schönburg, II. Sekretär der deutschen Botschaft.

      20. Prinz Max Ratibor mit Gattin, Generalkonsul in Budapest.

      21. Graf Monts, preußischer Gesandter in München, später deutscher Botschafter in Rom.

      Kaisergeburtstag und ein Duell

       Inhaltsverzeichnis

      Tagebuchnotizen.

      27. Januar 1896.

      Am 27. Januar um 1 Uhr findet das übliche prunkhafte Dejeuner dinatoire bei mir statt. Das gesamte Botschaftspersonal mit Damen und alle in Wien anwesenden Reichsdeutschen »von Distinktion« sind geladen. Ich habe dadurch (trotz meiner langen Festrede) doch eine Freude gehabt: neben meiner alten Freundin Fürstin Gabi Hatzfeldt sitzen zu können.

      Meine Diener und Jäger in Gala, unser

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