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schaffen!« sprach Bock, ehe er den frischen Krug an die Lippen setzte, »Graf Albrecht ist ja dabei und –« nach einem langen Zuge – »und wir sieben!«

      Sie tranken gemächlich und legten während des dritten Kruges die Sättel wieder auf.

      Eine Stunde vor Mittag trafen Willekin und Florencius vor dem Petershofe, der großen bischöflichen Burg in Halberstadt ein, die sich dem Dome gegenüber, hochgelegen und stark bewehrt, mit ihren Umfassungsmauern an die viertürmige Liebfrauenkirche lehnte.

      Der Stiftshauptmann sprach absitzend: »Bringe die Rößlein zu meinem werten Freunde, dem Domherrn Herbord Moor, Florencius, und melde mich und dich bei ihm zu Mittag an; sage ihm mit meinem Gruße, ich würde nicht lange auf mich warten lassen, er könnte mittlerweile mal in den tiefsten Winkel seines Kellers leuchten.«

      Der Schreiber griff nickend den Zügel des anderen Pferdes und ritt zur Kurie des Domherrn.

      Der Stiftshauptmann aber schritt durch das düstere Tor und wandte sich über den Schloßhof nach dem Portale der bischöflichen Residenz.

      Viertes Kapitel.

       Inhaltsverzeichnis

      Ein junger Kleriker führte den Stiftshauptmann über Treppen und durch steingraue Hallen in einen gewölbten, von einer Hängelampe nur matt erleuchteten Gang, an dessen Ende still und zurückgezogen die Wohngemächer des Bischofs lagen. Dort in einem geräumigen, üppig ausgestatteten Zimmer ließ er den Gast in Erwartung des Hausherrn allein, und Herr Willekin war nicht leicht zumute, als er nun unmittelbar und in einer ihn fremd anschauenden, seltsam befangenden Umgebung vor einer vielleicht verhängnisvollen Unterredung stand.

      Bald trat der Bischof ein, in bis auf die Füße reichendem violettem Gewand, eine jugendlich schlanke Gestalt mit bleichen, edel geformten Zügen, denen zwei große dunkle Augen einen vornehm gebietenden Ausdruck verliehen.

      Der Stiftshauptmann verneigte sich tief, und Bischof Albrecht redete ihn mit den Worten an: »Seid mir willkommen, Herr Stiftshauptmann! Wie geht es unserer gnädigen Frau von Quedlinburg?«

      »Sie sendet Euch durch Euren gehorsamen Diener ihren freundnachbarlichen Gruß, hochwürdigster Herr!« erwiderte der Stiftshauptmann mit einer neuen Verbeugung.

      »Und meldet mir ihr und ihrer hochgeborenen Damen erfreuliches Erscheinen am Tage meiner feierlichen Inthronisation,« sprach der Bischof, während ein zufriedenes Lächeln über sein Antlitz glitt.

      Der Stiftshauptmann schwieg und blickte verlegen zu Boden.

      »Nun? Ihr schweigt?« frug der Bischof betroffen. »Ihr wollt mir doch nicht sagen, sie käme nicht?«

      »Ich wollte, ich brauchte es Euch nicht zu sagen, hochwürdigster Herr,« entgegnete der Stiftshauptmann etwas kleinlaut.

      »Sie kommt nicht?!« wiederholte der Bischof mit strafendem Blick, jedes Wort laut betonend.

      Willekin schüttelte langsam das Haupt.

      Der Bischof machte einen Gang durch das Zimmer, seine Erregung zu bekämpfen. Dann blieb er halb abgewandt mit verschränkten Armen stehen und warf hochmütig über die Schulter: »Ich werde doch erfahren, womit sie ihr Ausbleiben entschuldigen will, Herr Stiftshauptmann?«

      Der andere zögerte mit der Antwort und sagte dann: »Hochwürdigster Herr, – es sind Bedenken und notwendige Rücksichten, welche die gnädige Frau bestimmen, – der heilige Vater ist der geistliche Oberherr, und –«

      »Hahaha! also darum!« lachte der Bischof, »weil das hochheilige Kollegium Papst Johanns, das in seiner babylonischen Gefangenschaft zu Avignon sich so lustige Tage macht, mir seinen Segen versagt! – Ein so zartes Gewissen hätte ich unserer schönen Schwester Jutta nicht zugetraut. Nun, ich hoffe, die scrupuli werden noch zu besiegen sein.«

      »Ich bezweifle es, gnädigster Herr!«

      »Wie? weil ich als deutscher Kirchenfürst mich unter die Vormundschaft des bis zur Machtlosigkeit heruntergekommenen Papstes nicht bücken und beugen, sondern meine Herrlichkeit und Freiheit, mein eigen Regiment und Willen mir wahren will, darum, darum verweigert mir die Äbtissin eines freiweltlichen Stiftes, selber eine reichsunmittelbare Fürstin, die nachbarliche Höflichkeit?« eiferte der Bischof mit unwilligem Erstaunen. »Herr Stiftshauptmann, das ist nicht der wahre Grund.«

      »Und weiß kaum, hochwürdiger Herr, wie ich es Euch –«

      »O besinnt Euch nur! Ihr wißt noch einen anderen,« unterbrach ihn der Bischof mit spottender Überlegenheit und fügte, da keine Antwort erfolgte, herrisch hinzu: »Seht mir ins Gesicht, Herr Willekin von Herrkestorf! kommen diese Bedenken aus der Äbtissin eigener Seele?«

      »Nun denn, – nein, durchlauchtiger Herr!« antwortete der in die Enge Getriebene entschlossen.

      »Aha! nicht, wirklich nicht! So will ich es Euch sagen, Herr Stiftshauptmann, woher sie stammen: der Wind weht vom Regenstein, der ihr den nichtigen Einwand, haltlos wie Nebeldunst, zugeblasen hat. Der Graf war bei Euch!«

      Der Stiftshauptmann nickte.

      Der Bischof, die zusammengekrampften Hände im Rücken, schritt heftig auf und nieder.

      »Erzählt!« befahl er zornbebend.

      »Ich hatte in Gegenwart der Pröpstin Kunigunde Gräfin von Woldenberg von unserer gnädigen Frau schon den Befehl erhalten, Euch ihre und ihres ganzen Kapitels freudige Teilnahme an Eurem hohen Feste anzukündigen. Da kam Graf Albrecht, sagte uns seinen Streit mit Euch, hochwürdiger Herr, und –«

      »– und brachte Eure wankelmütige Domina im Handumdrehen dazu, mir abzusagen,« ergänzte der Bischof in höchster Erbitterung. »O, ich höre ihn, ich sehe ihn dabei, und er soll es nicht umsonst getan haben!«

      »Ihr habt alles erraten, hochwürdigster Herr,« sagte der Stiftshauptmann, »ich habe Euch –«

      »Ihr habt mir nichts gesagt; nein, nein! Nur, wie ihr wollt, wie ihr wollt, Herr Graf und Frau Äbtissin! – Hört jetzt meine Antwort, Herr Stiftshauptmann! Meldet Eurer gnädigen Frau mein tiefes Bedauern über ihren mir schmerzlichen Entschluß und meinen Wunsch, daß sie der heilige Vater in Avignon segnen möge, wenn er gerührt ihre Demut vor seiner Erhabenheit erfährt.« Der Bischof sprach es mit einem Lächeln um die geschweiften Lippen, das etwas Unheimliches hatte; zwischen seinen Brauen zeigte sich eine böse Falte, und sein Gesicht schien noch bleicher als zuvor. Er schritt zum Tische und läutete mit einer kleinen Glocke, die einen schrillen, rasselnden Klang gab.

      Der junge Kleriker trat ein und entfernte sich wieder, nachdem der Bischof ihm einen leisen Befehl erteilt hatte.

      Darauf wandte sich der Bischof wieder zu seinem Gaste, und die beiden Herren blickten sich an, als erwartete jeder vom andern eine Frage oder das erste Wort zur Anknüpfung eines neuen Gesprächs.

      Aber der Bischof sagte nur, indem er sich selber niederließ: »Nehmt einen Sessel, Herr Stiftshauptmann, und laßt mich Erfreuliches hören von Handel und Wandel der guten Stadt Quedlinburg.«

      Der Stiftshauptmann sprach, nachdem er sich dem Bischof gegenüber gesetzt hatte: »Hochwürdiger Herr, ich habe noch einen andern Auftrag an Euch.«

      Der Bischof schwieg und lauerte.

      »Vom Bürgermeister Nikolaus von Bekheim,« fuhr Herr Willekin fort, den Bischof dabei scharf ins Auge fassend.

      »Vom Bürgermeister? an mich?« frug der Bischof sehr verwundert.

      Der Stiftshauptmann, der schon von der hochmütigen Art und Weise, mit der ihn der Bischof bis jetzt behandelt hatte, wenig erbaut war, fühlte sich durch das erheuchelte Erstaunen, das in der Frage lag, verletzt und erwiderte ziemlich unwirsch: »Gnädigster Herr, Ihr dürft mir vertrauen! ich bin vollkommen eingeweiht. Also mit einem Worte: der Rat nimmt das Bündnis mit Euch an.«

      Über des Bischofs Gesicht fuhr

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