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Eurer Stadt haftet mir dafür mit Leib und Leben! Nun habt Ihr mich wohl verstanden, und jetzt, Herr Bürgermeister, ersuche ich Euch, mir mit zwei Ratmannen nach dem Franziskaner-Kloster zu folgen, damit wir dort an der Stätte seines Frevels dem Afterrichter des hochwürdigsten Herrn Bischofs die Pfuscharbeit ernstlich verbieten.«

      Was sollten sie machen? Der Graf sah nicht danach aus, als wenn er sich lange aufs Bitten legen wollte, und sie wußten, wie schwer seine Hand war, wenn sie im Zorne auf der Stadt ruhte. Sie wagten es nicht, ihn noch mit einem Worte zu reizen. Die Sitzung wurde aufgehoben, und der Bürgermeister mußte sich dazu bequemen, den Grafen mit zwei Ratsherren zu den Franziskanern zu begleiten.

      Dort mußte zwei Mönche sofort den Rektor von Sankt Ägidien herbeiholen. Der Graf befahl ihm mit kurzen und derben Worten, seinem Richteramt zu entsagen und auf die Heiligen zu schwören, daß er keine Klage, weß Gegenstandes sie auch sei, mehr annehmen wolle. Dessen weigerte sich der Pfarrer, worauf ihm der Graf drohte, ihn stehenden Fußes aus der Stadt führen und auf dem Regenstein in den Turm werfen zu lassen. Da leistete der Rektor den Eid in Gegenwart der Herren vom Rat, des Guardians und einiger Barfüßermönche.

      Darauf ritt der Graf mit den Seinigen von dannen, und als er aus dem Tore war, atmeten Rat und Bürgerschaft auf, als wenn ein Wolkenbruch Tod und Verderben drohend über ihrer Stadt geschwebt hätte und noch einmal glücklich vorübergezogen wäre. Einen Zuwachs an Anhänglichkeit und Liebe der Quedlinburger nahm Graf Albrecht nicht mit, aber das geistliche Gericht des Bischofs war beseitigt, und er hoffte nun eine Weile in Ruh und Frieden zu leben.

      Aber länger als eine Woche sollte das beschauliche Stilleben auf dem Regenstein nicht dauern. Dafür sorgte der Ritter Bock von Schlanstedt.

      Dieser Würdige, der den Panzer nicht auszog und sich nur in den Steigbügeln wohl und glücklich fühlte, brannte darauf, die neu erworbene Burg Gersdorf in näheren Augenschein zu nehmen, war daher eines Tages mit seinen sechs reisigen Knechten dahin aufgebrochen und hatte in Abwesenheit des Grafen Günther eine Nacht auf der Burg zugebracht.

      Am andern Morgen wollten die sieben nach dem Regenstein zurück und machten sich auf den Weg dahin, der über Quedlinburg führte. Bock ritt langsam voran, und die Knechte folgten ihm in kurzer Entfernung. Zwei der letzteren hatten auf Befehl des Grafen den tags vorher beendeten Feierlichkeiten in Halberstadt beigewohnt, um auszukundschaften, wer von den benachbarten Grafen und Herren an der Inthronisation des Bischofs teilgenommen hatte und wer nicht.

      Diese beiden erzählten nun ihren Gesellen von den dort geschauten Herrlichkeiten bei der Prozession durch die geschmückte Stadt, der feierlichen Weihe im Dom und den Lustbarkeiten im bischöflichen Palast und auf dem stolzen Rathause.

      »Heilige Maria, Mutter und Magd!« rief Nothnagel, »war das eine Pracht an Kleidung und Armatur, an Reitzeug, Kleinoden und Fähnlein von all den Herren geistlichen und weltlichen Standes!«

      »Und Pfaffenfleisch war auch genug da,« sagte Hasenbart; »ich glaube, aus zehn Meilen in der Runde waren die Bauchvettern zusammengeströmt.«

      »Die könnens!« sprach ein anderer, »sind ja mit Pfründen und Gütern behängt wir der Weinstock mit Trauben.«

      »Ich meine, von den weltlichen Herren ist mancher ausgeblieben, der doch geladen war?« frug einer.

      »Keiner von unseren Herrn war da,« erwiderte Nothnagel, »und der Mansfelder, der Hohnsteiner und der Stolberger waren auch nicht gekommen.«

      »Und auch nicht unsere gnädige Frau von Quedlinburg,« fiel Hasenbart ein. »Ich habe mir die Augen nach ihr ausgeguckt, aber sie war nicht da; Gott weiß den Grund.«

      »Weil sie mit der Wahl des Herzog Albrecht nicht einverstanden ist,« sagte einer der Knechte.

      »Es hat sich ja auch lange genug damit gestoßen, bis sie ihn im Kapitel durchgebracht haben,« sprach Nothnagel. »In Halberstadt munkelten sie, der Papst wäre gegen ihn.«

      »Beim Kaiser soll er auch nicht viel Platz haben,« bemerkte ein anderer.

      »Nun, wir haben uns nicht daran gestoßen,« lachte Hasenbart. »Wir zechten und waren fröhlich.«

      »Habt wohl brav bankettiert?«

      »Ja, Bruder, das haben wir! hatten ja Geld auf den Tisch zu schütten, das uns der Graf gegeben hatte, weil wir Regenstein'sche Farbe am Rock führten. Wir sollten uns zeigen, wenn das Becherlein umging. Und das haben wir getan, Bruder! haben gute Kumpanei gehalten mit des Rates Gepanzerten und anderen biderben Leuten, die mit ihren Herren eingeritten waren. Die Bischöflichen aber ärgerten sich, denn mit denen haben wir uns nicht gemein gemacht.«

      So erzählten die beiden ihren zuhörenden Gesellen und gaben ihnen auf alle Fragen gern Auskunft und frohen Bescheid. Als aber die bösen Sieben an Quedlinburg herankam, ritt Bock einen östlich der Stadt belegenen Hügel hinauf, den man fast einen Berg nennen konnte, und machte dort Halt.

      Es war ein die ganze Umgebung beherrschender Punkt mit einer weit reichenden Aussicht. Zu den Füßen der Rastenden lag die vieltürmige Stadt, im Hintergrunde derselben das ragende Schloß der Äbtissin und ihm gegenüber das Marienkloster auf der steilen Höhe des Münzenberges. Auch das Wipertikloster und die Gunteckenburg konnten sie sehen, und in der Ferne schloß der hohe Kamm des Gebirges das Bild gleich einem Rahmen ein.

      Die Stelle, ein großes umwalltes Hünengrab, das sich kuppelartig auf dem Rücken des Hügels erhob, wurde die Bockshornschanze genannt.

      Der Ritter hielt an, um zu kundschaften, wie nahe er sich wohl an der Stadt vorbeiwagen dürfe, ohne von schweifenden Knechten des Rates aufgehoben zu werden, und auch, ob sich nicht etwa einige schlecht bewachte Stück Vieh oder gar ein paar unvorsichtige Bürger blicken ließen, mit deren Einbringung der allezeit Raublustige seinem Herrn auch ohne dessen Auftrag eine Freude machen könnte.

      Nichts dergleichen war zu sehen, aber die Reiter hatten nichts zu versäumen; sie saßen ab und lagerten sich. Vielleicht war ihnen das Glück doch noch hold mit Zuführung irgendeiner Beute.

      Die böse Sieben führte ihren Namen schon in Betracht ihres Äußerlichen nicht mit Unrecht. Verwegene, zerhauene und zernarbte Gesichter mit struppigen Haaren und zottigen Bärten, geflickte Kettenpanzer und schäbige Wämser auf den vierschrötigen Gliedern und dabei Gäule, wie aus den Geschwadern des wilden Heeres gestohlen, machten zusammen den schauerlichen Eindruck eines Gesindleins, mit dem kein ehrlicher Christenmensch schon im Guten, geschweige denn im Unguten etwas zu schaffen haben mochte. Auch ihre Waffen sahen nicht aus wie Kinderspielzeug. Handfeste Spieße und ungeschlachte Schwerter waren die Hauptstücke; aber diesem hing noch eine leichte Armbrust, jenem ein schwerer Faustkolben am Sattel, und ihre Kesselhauben zeigten manche Beule.

      Nach einer guten Stunde fruchtlosen Wartens auf der freiliegenden Höhe rief plötzlich Feuerlein, einer der Knechte, der als Wache ausgestellt war: »Herr Ritter, da kommt was!« und zeigte auf den Weg nach Ballenstedt.

      Wie der Wind waren die anderen alle auf den Beinen und spähten nun eifrig und erregt nach der angedeuteten Richtung, wo halbwegs zwischen dem Hackelteiche und der Bockshornschanze sich ein kleiner Trupp Reisender bewegte.

      »Ich zähle sechs Pferde,« sagte Feuerlein.

      »Ich auch,« sprach ein anderer.

      »Ich sehe nur vier Reiter,« behauptete Hasenbart.

      »Hast recht, zwei Gäule sind bepackt,« versetzte Gutdünkel.

      »Das sind doch Frauenzimmer, die beiden vordersten?« sprach Bock.

      »Ja, ja, das sind Frauenzimmer,« lachte Springwolf.

      »Aber hinten reiten zwei Männer,« sagte Nothnagel.

      »Die vordersten sind auch Männer,« sprach Hasenbart.

      »Nein, nein! Frauenzimmer! die hinten sind Männer. Sie tragen Stahlhauben. Und die Frauenzimmer haben Mäntel an.« So riefen sie alle zugleich durcheinander, während sie schon mit hastigen Fingern an Schnallen und Riemenzeug ihrer Wehr und Panzerkleidung herumtasteten, ob alles fest in Ordnung sei zum raschen Überfall.

      »Zwei

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