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und der Stadt Quedlinburg irgend etwas im Gange wäre.«

      »Wundern sollte es mich nicht, wenn sich die zwei gegen uns verbündeten,« sagte Albrecht. »Der Bischof sucht überall seine Macht zu stärken, nur um sie gegen uns zu brauchen.«

      »Sollte man nicht vielleicht durch eine scharfe Frage von den beiden Quedlinburgern etwa herausbekommen, die du in den Felsenkammern liegen hast?« meinte Bernhard.

      »Ich habe sie diesen Morgen freigelassen, dem heutigen Tage zu Ehren,« entgegnete Albrecht. »Die hätten auch nichts gewußt.«

      »Was willst du aber tun angesichts der starken Befestigungen, die der Bischof in Wegeleben aufführen läßt?« frug Bernhard.

      Graf Albrecht schwieg.

      »Wollt Ihr nicht Harsleben und Ditfurt befestigen, um Wegeleben in die Mitte zu nehmen und unschädlich zu machen?« frug auch der Domherr.

      »Nein,« sprach Albrecht, »ich weiß Besseres.« Die Brüder blickten ihn erwartungsvoll an, und er fuhr fort: »Wir müssen die Lauenburg haben!«

      »Die Lauenburg!« wiederholte Bernhard erstaunt, »Albrecht! wir haben kaum Burg Gersdorf an uns gebracht! Und die schon gönnen sie uns nicht!«

      »Laß doch die Neidlinge sich boßen!« lachte der Ältere. »Geschenkt kriegen wir nichts; wir müssen zugreifen, wenn wir etwas haben wollen.«

      »Und – die Äbtissin?« frug Ulrich.

      »Sie hat mir versprochen, die Lauenburg nicht hinter meinem Rücken zu vergeben.«

      »Und wenn sie nicht Wort hält?« wandte Bernhard ein.

      »Jutta hält Wort,« sagte Graf Albrecht sehr bestimmt.

      »Er muß es ja wissen, Bernhard, wie er mit seiner schönen Freundin steht,« lächelte der Domherr. »Ich sehe Jutta doch noch als gebietende Herrin auf dem Regenstein.«

      »Dränge mich nicht, Ulrich! Ich tauge schlecht zum Werben und Freien,« sprach Albrecht. »Laßt mich unsere Grenzen noch tüchtig ausrecken im Lande und für den Besitz sorgen, für unseres Stammes Blüte sorgt Bernhard schon, und da sind noch drei, die unseren Namen längern werden,« fuhr er fort, auf die drei jüngeren Brüder deutend.

      Die Grafen Ulrich und Bernhard blickten sich lächelnd an, schwiegen aber, und Albrecht entwickelte ihnen nun die Bedeutung der Lauenburg und die Notwendigkeit, sie als Lehen zu besitzen.

      Einen von dem dieses Gespräches sehr verschiedenen Inhalt hatte die Unterhaltung Reginhilds mit Siegfried in der Fensternische.

      Die junge Frau bog ihr blühendes Antlitz mit einem schalkhaften Lächeln zu ihrem noch jüngeren Schwager hinüber und lauschte aufmerkend, als wenn sie sie zum ersten Male hörte, seiner begeisterten Schilderung eines Turniers in Ballenstedt, bei dem er vom Fürsten Bernhard zum Ritter geschlagen war, an dem aber Reginhild nicht teilgenommen hatte, weil sie damals Wichtigeres zu tun hatte, nämlich ihrem Gatten das zweite Söhnchen zu schenken.

      Seine Erzählung spitzte sich auf einen Glanzpunkt, auf den Augenblick zu, wo ihm eine zarte, jungfräuliche Hand einen Turnierdank gereicht hatte. Es war ein grüner Kranz von Eichenlaub und Efeu gewesen, von einem goldgestickten Bande umschlungen, den diese Hand selber gewunden und auf das blondgelockte Haupt des glückselig Knieenden gedrückt hatte. Jetzt hing er welk und braun in Siegfrieds Schlafkammer zu Häupten seines Lagers, und wenn der junge Ritter die Augen aufschlug, so fiel sein erster Blick auf dieses bescheidene Siegeszeichen. Aber dann erwachte auch eine heiße Sehnsucht in ihm, die wiederzusehen, die ihn mit dem Kranze geschmückt hatte.

      »Dunkelbraunes Haar und hellblaue Augen! Reginhild, ich frage dich, hast und schon je etwas so wunderbar Schönes gesehen?« schwärmte Siegfried.

      Und Reginhild beteuerte halb lachend, halb ernsthaft: »Niemals, Siegfried, habe ich das gesehen noch je davon gehört. Und du hast das Fräulein seitdem nicht wiedergesehen?«

      »Nein,« seufzte der Jüngling und blickte die Schwägerin wehmütig an.

      »Aber warum bist du nicht längst einmal hinübergeritten?«

      »Wohin soll ich denn reiten? ich weiß ja nicht Namen, nicht die Burg der Vielholden!«

      »Hast du denn niemand gefragt?«

      »Nein; aber weißt du, was ich möchte, Reginhild?«

      »Nun?«

      »Satteln, aufsitzen und das ganze Harzland abreiten von Burg zu Burg, bis ich sie gefunden hätte,« rief Siegfried leuchtenden Blickes.

      »Und dann?«

      »Und dann? nun – dann wieder vor ihr knien und in die hellblauen Augen, in die wunderbaren Augen meiner Lilie schauen, was sonst?«

      »Deiner Lilie?«

      »So nenne ich sie,« sagte der Jüngling errötend, »um ihr doch einen Namen zu geben, und weil sie Wangen wie die Lilie hat.«

      »Wie alt ist sie denn wohl?« frug Reginhild, um einen Anhaltspunkt mehr zur Ermittlung der Unbekannten zu gewinnen.

      »Ein bis zwei Jahr jünger als ich,« erwiderte Siegfried, »mir ist, als sähe ich sie vor mir, – aber mich wird sie wohl längst vergessen haben.«

      »Wer weiß, Siegfried! wer weiß!« lächelte die Burgfrau. »Wir müssen suchen, bis wir sie gefunden haben.«

      Nun rieten sie die Adelsfamilien der nächsten Gaue durch. Aber umsonst; Reginhilds Beschreibung dieses oder jenes Fräuleins wollte immer nicht recht mit dem Bilde stimmen, das Siegfried so lebendig im Herzen trug. Besonders die hellblauen Augen zu dunkelbraunem Haar machten Schwierigkeiten, und Reginhild mußte lachend eingestehen, daß sie nicht einmal die Farbe der Augen ihrer besten Freundinnen angeben konnte.

      »Schach! Schach und matt!« rief plötzlich Günther so überlaut, daß die beiden in der Fensternische erschreckt auseinander fuhren und auch die älteren Grafen sich nach den Hitzköpfen am Schachbrett umschauten.

      »Matt, matt! hilft nichts!« wiederholte der Sieger dem immer noch auf das fast gänzlich entvölkerte Schlachtfeld starrenden Bruder. »Nur her mit dem Sperber! ich kann ihn brauchen in Gersdorf!«

      »Sollst ihn haben!« lachte Poppo und befreite seinen gefangenen elfenbeinernen König aus der grausen Verstrickung.

      Da trat Ritter Bock von Schlanstedt in den Saal.

      Siebentes Kapitel.

       Inhaltsverzeichnis

      »Nun, Bock, wo steckst du denn?« redete Graf Albrecht den Eintretenden an.

      »War auf Burg Gersdorf zur Nacht, Herr Graf,« entgegnete der Ritter, »kam an Quedlinburg vorüber und bringe zwei Gefangene mit sechs Gäulen ein.«

      »Gefangene? heute?« Der Graf schüttelte. »Laß die laufen! ich will heute keine Gefangenen.«

      »Herr, es sind Damen.«

      »Nun gar!« lachte der Graf. »Bist du bei Sinnen, Bock, uns hier Frauenzimmer auf den Hals zu laden?«

      »Es ist ein vornehmes Fräulein mit ihrer Zofe, Herr Graf,« erwiderte Bock, »und es gibt ein reiches Lösegeld von Quedlinburg, sagte mir unterwegs Hinze Habernacks, der sie wohl kennen mußte.«

      »Wie heißt das Fräulein?«

      »Sie wollen ihren Namen nur Euch selber sagen.«

      »Wird wohl kaum der Mühe wert sein, ihn zu hören,« versetzte der Graf verdrießlich. »Bringe sie mal her!«

      Der Ritter öffnete die Tür und winkte nach dem Gange hinaus.

      Die junge Herrin erschien. Bock wollte ihr den Weg vertreten; aber sie schritt ohne ihn eines Blickes zu würdigen so stolz an ihm vorüber, daß er sie nicht zu hindern wagte. Sein Gesicht wurde etwas

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