ТОП просматриваемых книг сайта:
Die wichtigsten Werke von Julius Wolff. Julius Wolff
Читать онлайн.Название Die wichtigsten Werke von Julius Wolff
Год выпуска 0
isbn 9788027225194
Автор произведения Julius Wolff
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Wangen wie Lilien, dunkelbraunes Haar und hellblaue Augen hatte die Liebliche.
Graf Albrecht erhob sich und sagte höflich: »Fräulein, Ihr seid ohne mein Wissen und Willen gefangen. Darum ängstigt Euch nicht; Euch soll hier jede Rücksicht zuteil werden. Doch wie nenn' ich Euch?«
»Gräfin Oda von Falkenstein, die Schwester des Grafen Hoyer,« erwiderte das Fräulein nun mit einer gewissen Hoheit im Ausdruck.
In Bewegung und halblauten Ausrufen der Anwesenden gab sich die größte Überraschung kund; auch Bock war sichtlich erschrocken.
Graf Albrecht streifte den Ritter mit einem finsteren Blicke und sprach: »Die Gräfin von Falkenstein meine Gefangene? Das kann nicht sein! das heißt, ich zweifle nicht –«
Aber schon war Siegfried herzugesprungen und sagte schnell mit erglühendem Antlitz: »Albrecht, ich kenne das gnädigste Fräulein; sie war es, die mir in Ballenstedt den Kranz aufs Haupt setzte.«
Oda nickte ihm leise zu.
»Wirklich? Nun, so mache ich dich zu ihrem Ritter und Beschützer,« erwiderte Albrecht. »Du stehst für sie ein!«
Ein Freudenstrahl aus den Augen des Jüngsten dankte dem Bruder.
»Nehmt Platz, edle Gräfin,« fuhr Albrecht fort, »und verzeiht den groben Irrtum meines Lehensmannes. Die Ihr hier seht, sind meine Brüder, und dies ist Gräfin Reginhild, meines Bruders Bernhard Frau. Siegfried soll Euch morgen sicher geleiten, wohin Ihr begehrt.«
Reginhild schritt auf Oda zu, reichte ihr die Hand, sprach freundliche Worte zu ihr und setzte sich neben sie, ihr Wein und Backwerk darbietend. »Wir sprachen eben von Euch,« sagte Reginhild, »wie seltsam!«
»Von mir?« frug Oda.
»Ja,« fiel Siegfried ein, »ich erzählte Gräfin Reginhild von dem Turnier, und da ich Euren Namen nicht wußte, so nannte ich Euch nur die Lilie.«
»Die Lilie!« wiederholten lächelnd Siegfrieds Brüder und gaben dem Worte Beifall, weil es Odas Erscheinung so treffend bezeichnete.
»Seid Ihr auf der Reise, Fräulein?« frug Albrecht.
»Ich war auf dem Wege zur Äbtissin von Quedlinburg,« sprach Oda, allmählich Vertrauen fassend, »als mir der höfliche Ritter begegnete und –«
»Zur Äbtissin wollt Ihr?« unterbrach sie der Graf. »Dann steht Ihr doppelt unter meinem Schutz, denn ich bin ihr Schirmvogt, wenn Ihr es nicht wißt.«
»Wer wüßte das nicht, Herr Graf?« lächelte Oda bescheiden.
»Erwartet Euch die gnädige Frau?«
»Ja, – für immer.«
»Für immer? Wollt Ihr Konventualin werden?«
»Mein Bruder ließ mir die Wahl zwischen dem Kloster Walbeck und dem Stifte Quedlinburg.«
»Euer Bruder ließ Euch die Wahl? nur diese Wahl?« frug Albrecht höchst erstaunt. »Graf Hoyer ist doch, soviel ich weiß, kinderlos, und Ihr seid die Erbin der Grafschaft Falkenstein.«
»Ich sollte es nach Recht und Billigkeit wohl sein,« erwiderte Oda, »allein –; mögt Ihr es wissen, Herr Graf, was ja nicht lange mehr Geheimnis bleiben wird. Mein Bruder steht im Begriffe, die Grafschaft für ewige Zeiten an den Bischof von Halberstadt abzutreten.«
»Was?! an den Bischof –? Bernhard! Hast du's gehört?« rief der Graf außer sich vor Staunen und Unwillen, der sich auch in den Mienen der anderen malte. Er war aufgestanden und machte einige Schritte hin und her im Saale.
»Habt Ihr freiwillig verzichtet?« frug er dann.
Oda schüttelte das Haupt und seufzte.
»Gräfin Oda,« sagte nun Albrecht nach kurzem Besinnen, »dann geb' ich Euch nicht frei! Aber ich, Albrecht von Regenstein, und wir alle wollen Euch zu Eurem Rechte verhelfen. Dem Bischof die Grafschaft Falkenstein? Nun und nimmermehr, solange ich ein Schwert heben kann!«
Die Brüder stimmten ihm alle laut und entschlossen bei.
»Bock, jetzt dank' ich dir für deinen Fang!« fuhr Albrecht fort. »Sage der Ursula, sie solle Gemach und Kammer unserer seligen Mutter für Gräfin Oda und ihre Gürtelmagd rüsten.«
»Halt! Das ist mein Geschäft!« rief Siegfried überglücklich und eilte hinaus, der Schaffnerin den Befehl des Bruders zu bestellen. –
Gräfin Oda blieb auf dem Regenstein. Allerdings hatte Reginhild ihrem Schwager zu bedenken gegeben, ob es für die junge Gräfin nicht angenehmer und vor allem schicklicher wäre, wenn sie bei ihr auf der Heimburg wohnte statt hier bei den unverheirateten Männern. Aber er hatte darauf erwidert, daß er in dieser ihm ganz unerwartet kommenden Angelegenheit, die ihm wegen seiner Machtstellung dem Bischof gegenüber von großer Wichtigkeit wäre, auf ernste Verwicklungen und vielleicht harte Kämpfe gefaßt sein müßte. Denn wenn sich auch Graf Hoyer nicht viel darum kümmern würde, wo die von ihm verstoßene Schwester geblieben wäre, so würde doch sicher der Bischof alles daran setzen, die Gräfin Oda in seine Gewalt zu bekommen, um sie zu einem Verzicht auf ihr Erbe zu zwingen. Gegen diese Gefahr wäre sie aber auf dem uneinnehmbaren Regenstein weit besser geschützt als auf der nicht so stark verteidigten Heimburg, und er hätte mit ihr ein Recht in Händen, dem habgierigen Bischof die Grafschaft streitig zu machen. Und das würde er tun, möchte der Bischof auch in eine noch so maßlose Wut darüber geraten. Der Kampf mit demselben wäre ohnehin unvermeidlich, und je früher der zum Austrag käme, je lieber wäre es ihm.
Das mußten Reginhild und ihr Gatte nicht nur vollkommen einsehen, sondern die erstere stand auch schon Siegfrieds wegen von jeder weiteren Einrede ab.
Graf Albrecht ließ seiner Gefangenen einige Tage Zeit, sich bei ihm einzuwohnen, und erst als er zu bemerken glaubte, daß sie sich in ihr Schicksal gefunden hatte, suchte er eine Unterredung mit ihr und erfuhr dabei, soweit er es nicht schon wußte das Folgende.
Bereits Odas ältester Bruder war kinderlos dahin geschieden, und darauf hatte der zweite, Graf Hoyer, der schon Domherr in Halberstadt war, die Regierung der Grafschaft angetreten und sich ein Weib genommen, die ihm aber auch keinen Erben schenkte. Darin erblickte der frommgläubige Mann und noch mehr seine Gemahlin Margarete, eine herbe, zu tiefsinnigem Grübeln geneigte Natur, einen Wink, vielleicht eine Strafe des Himmels, der sie sich in Demut beugen müßten. Oda ließ sogar die Vermutung durchblicken, daß ihren Bruder eine heimliche Schuld drücken müsse, für die Gott der Allmächtige und seine heilige Kirche eine hohe Sühne verlange. Darum hatte er beschlossen, die Grafschaft nicht in weltlichem Besitz zu lassen, sondern sie zum Troste seiner Seele einer geistlichen Herrschaft einzuverleiben. Er hatte sie daher dem Bischof von Halberstadt gegen Verschreibung einer Leibrente und einer Kurie in Halberstadt angeboten, und der Bischof hatte natürlich mit beiden Händen zugegriffen und drängte nun zur sofortigen Übergabe, in welche Graf Hoyer jedoch erst nach dem Ableben seiner Gemahlin willigen wollte. Darüber schwebten nun die Verhandlungen, welche mit ebenso großem Eifer auf seiten des Bischof wie ablehnender Zähigkeit auf seiten des Grafen Hoyer geführt wurden. Aber nur über den Zeitpunkt konnte man sich nicht einigen, die Übergabe selbst war ein unwiderruflich gefaßter Beschluß.
Im übrigen konnte sich Oda über ihren Bruder nicht groß beklagen; er hatte sie stets freundlich behandelt und ihr auch seinen Schmerz darüber nicht verhehlt, daß ihn sein gottesfürchtiges Gewissen zur Enterbung der viel jüngeren Schwester zwang. Zu ihrer Schwägerin konnte Oda niemals in ein rechtes Verhältnis kommen; das kalt abweisende Wesen Margaretens schreckte sie zurück, und sie fühlte wohl, daß sie der liebelosen Frau im Wege war.
Darum hatte der Abschied von der Burg ihrer Väter, der hoch und herrlich über dem wiesengrünen, waldumrauschten Selketale gelegenen Feste Falkenstein Oda nicht zu heiße Tränen gekostet, obschon ihr bewußt war, was sie verließ und für immer aufgab. Den Schleier zu nehmen hatte sie sich jedoch nicht