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Ihr hier als meine Braut an meiner Seite stehen seht.«

      Die Äbtissin bewegte ein paarmal langsam nickend das Haupt. Dann sagte sie mit gepreßtem Tone, daß es zischend durch die aufeinander gebissenen Zähne klang: »Und Ihr suchtet und fandet sie hier, heimlich, im Halbdunkel der Krypta. – Nun – Herr Graf, – ich wünsche Euch Glück – zu der Braut! – Ihr nehmt sie doch gleich mit, nicht wahr?«

      »Gleich morgen!« erwiderte er, »und dann hoff' ich –«

      »Spart jedes Wort! – ich weiß genug!« rief sie drohend, warf mit trotziger Gebärde den Kopf in den Nacken und sagte zu den Konventualinnen gewendet: »Kommt! wir wollen ein andermal beten.« Dann schritt sie, von jenen gefolgt, denselben Weg zurück, den sie gekommen war. –

      »Albrecht, da geht unsere Todfeindin hin,« flüsterte sich ängstlich an ihn schmiegend Oda, als die Tür zur Basilika sich hinter der letzten Kerzenträgerin geschlossen hatte, und die Krypta nun wieder im matten Dämmerschein der ewigen Lampe lag.

      »Hast du einen Nachtriegel in deiner Kemenate?« frug Albrecht.

      »Ja,« erwiderte sie.

      »So stoße ihn vor, ehe du dich zur Ruhe begibst,« sagte der Graf, »und genieße hier im Schlosse nichts mehr, als was du aus Eilikas Hand empfängst. Morgen nach dem Frühmahl haltet euch bereit, dann hol' ich euch.«

      »Wohin, Albrecht?« frug Oda leise.

      »Wohin, du Liebe?« sprach er glückselig lächelnd. »Nach dem Regenstein, auf unsere Burg! In zwei Tagen bist du mein Weib; der gute Abt von Michaelstein soll unsere Hände ineinander legen.«

      Oda barg ihr errötendes Antlitz an der Brust des geliebten Mannes.

      Er küßte sie und sagte: »Schlafe wohl, meine Oda! dies ist unsere letzte Trennung.« Dann ging er zur Tür und rief Florencius, Bock und Eilika herein. »Gräfin Oda von Falkenstein ist meine Braut,« sprach er freudevoll zu den dreien. »Morgen reiten wir heim, Bock! Du sendest Botschaft an meine Brüder; in zwei Tagen ist Hochzeit auf dem Regenstein.«

      Bock beugte das Knie vor seiner jungen Herrin. Eilika küßte ihr gerührt die Hand, und Florencius wünschte ihr und dem Grafen Heil und Segen.

      Nun begab sich Oda mit den letzteren beiden in das Schloß, und Graf Albrecht kehrte mit Bock nach dem Wipertikloster zurück.

      In der Kemenate frug Oda mit strahlenden Augen und bebender Stimme ihre Vertraute: »Sage mir, Eilika, ist es ein Traum oder ist es Wahrheit? bin ich seine Braut? werde ich sein Weib?«

      »Gnädiges Fräulein,« lachte die Zofe, »übermorgen seid Ihr Gräfin von Regenstein!«

      Und Oda fiel in der Überfülle ihres Glückes dem Mädchen schluchzend um den Hals. –

      Die Äbtissin war in einer schrecklichen Verfassung. Den Rückweg von der Krypta, wo Graf Albrecht mit zwei Worten ihr Hoffnungen gebrochen hatte, wie der Richter den Stab über einen Verdammten bricht, legte sie festen Schrittes und stolz erhobenen Hauptes zurück. Aber in ihrem Gemache angekommen, brach sie von der übermäßigen Anstrengung, sich vor ihren Kapitularinnen so beherrschen und verstellen zu müssen, einer Ohnmacht nahe, zusammen und glaubte einem hitzigen Fieber anheimzufallen. Ihre starke Natur sträubte sich jedoch mit Gewalt gegen jede Schwäche und behielt die Oberhand. Sie schrie und tobte nicht, sie hatte nicht einmal Tränen. Ohne Rast und Ruhe schritt sie auf und ab, bis sie nicht mehr konnte und erschöpft auf eine Polsterbank sank, wo sei mit glanzlosen Augen vor sich hinstarrend liegen blieb, daß die Kammerfrau sie nur mit vieler Überredung erst spät in der Nacht zu Bett bringen konnte. Ihre Seele war so mit Haß gegen Albrecht und Oda erfüllt, daß sie dafür keinen Ausdruck hatte und sich keines anderen Gefühles mehr bewußt war, als einer grenzenlosen Rachgier.

      Am anderen Morgen, nachdem sie den Kapitularinnen Lebewohl gesagt hatte, begab sich Oda reisefertig zur Äbtissin, um auch von ihr Abschied zu nehmen. Es war ein schwerer Gang.

      Die Äbtissin empfing sie sitzend und sagte, ohne sich vom Platze zu erheben: »Also Ihr folget dem Grafen von Regenstein nun wieder auf seine Burg, wo es Euch so gut zu gefallen scheint, daß Ihr um jeden Preis dahin zurückzukehren wünschet, ist's nicht mit dem einen, ist's mit dem andern.«

      »Mit keinem andern als mit Graf Albrecht würde ich dahin zurückgekehrt sein,« erwiderte Oda.

      »So! – Ei saget mir doch, mein Fräulein,« versetzte die Äbtissin, »waret Ihr nicht mit Graf Siegfried versprochen?«

      »Nein, das war ich nicht, Domina!« antwortete Oda.

      »So! – Ihr leugnet es,« sagte Jutta. »Nun, er ist tot und kann Euch nicht mehr widersprechen.«

      »Domina! ich habe nichts zu leugnen, ich sprach die Wahrheit,« entgegnete Oda erregt.

      »Aber Graf Albrecht hat mir doch gesagt, daß er Eure Verbindung mit Siegfried dringend wünschte, – der Grafschaft Falkenstein wegen, natürlich!« sprach die Äbtissin. »Und als ich selber auf dem Regenstein Euch mit Siegfried verkehren sah, mußte ich annehmen, daß ihr Brautleute wäret.«

      »Das war ein Irrtum, gnädige Frau,« erwiderte Oda. »Allerdings wünschte es Graf Albrecht, solange sein Bruder lebte, hatte sogar für ihn bei mir geworben, aber ich konnte mich nicht entschließen –«

      »Weil Ihr Albrecht liebtet?«

      »Ja,« sagte Oda sanft errötend.

      »Liebt Ihr ihn jetzt noch« frug Jutta mit scharfer Betonung.

      »Würde ich ihm sonst folgen, Domina?« sprach Oda leise.

      »Und Ihr bedenkt Euch keinen Augenblick, seine mit dem Blute des Bruders befleckte Hand zu nehmen?«

      »Was sagt Ihr?« rief Oda zitternd.

      »Ich sage,« erklärte Jutta mit grimmigem Nachdruck, »daß er den Bruder aus dem Wege räumte, um sein Erbe in Eurer – Gunst zu werden.«

      »Domina! – was hat Euch Albrecht getan, daß Ihr ihn –,« sie konnte nicht weiter sprechen vor Scham und Entrüstung.

      »Was kümmert das Euch, was Graf Albrecht mir getan hat?!« sprach die Äbtissin hochmütig und sich schnell erhebend. »Euch hat er den einzigen, der Euch liebte, in den Tod geschickt!«

      »Das ist eine Lüge!« schrie Oda außer sich.

      Ein gellendes Lachen war Juttas Antwort.

      Da ließen sich aus der Vorhalle dröhnende Schritte vernehmen, und mit der anmeldenden Kammerfrau zugleich trat Graf Albrecht ins Gemach, gewaffnet, behelmt und gepanzert.

      Oda flog auf ihn zu. »Albrecht, sie sagt, du hättest Siegfried in den Tod geschickt!« rief sie unter hervorstürzenden Tränen.

      Da stand nun der Graf zwischen den zweien, denen er seine Freiheit verdankte. Die Äbtissin mit einem finsteren Blicke messend sprach er stolz und ruhig: »Wer Euch das gesagt hat, Domina, – –«

      »Euer Bruder Bernhard,« unterbrach sie ihn höhnisch.

      »Nein! das hat Graf Bernhard nicht gesagt und nicht gemeint,« fuhr Oda empor. »Ich war zugegen, als er uns den Tod Siegfrieds meldete.«

      Aber den Grafen hatte das Wort getroffen wie ein Speerwurf.

      »Ich werde Bernhard fragen, wie er's gemeint hat,« erwiderte er sehr ernst; »aber jetzt frage ich Euch, Domina, – und bedenket wohl Eure Antwort! – glaubt Ihr's?«

      »– Ja! –«

      Albrecht machte eine rasche Bewegung, als wollte er auf sie losstürzen. Oda hielt ihn sanft zurück.

      »Dann habe ich nichts mehr mit Euch zu reden; nicht den Dank bring' und über die Lippen, den ich Euch schuldig bin!« sprach er heftig, und wie von einem Grauen erfaßt, wandte er sich von ihr ab und sagte: »Komm Oda! hier hausen Geister der Hölle!«

      So schied er von ihr und schritt, Oda in seinen Armen mit sich führend, zornbebend hinaus.

      Bock,

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