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Die wichtigsten Werke von Julius Wolff. Julius Wolff
Читать онлайн.Название Die wichtigsten Werke von Julius Wolff
Год выпуска 0
isbn 9788027225194
Автор произведения Julius Wolff
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Bringt dem Grafen meinen freundlichsten Gruß, Herr Ritter,« sprach Oda, »und sagt ihm, ich ließe ihn herzlich bitten, die Bedingungen anzunehmen und damit die Freiheit zu gewinnen.«
»Und sonst habt Ihr mir nichts zu bestellen, gnädigstes Fräulein?« frug der Ritter.
»Nein,« erwiderte sie, »das ist genug.«
»Wollt Ihr mir nicht irgendein Zeichen, ein kleines Andenken für den Herrn Grafen zum Troste in seinem Kerker mitgeben?« frug er weiter.
»Was soll ich Euch geben?« erwiderte sie, »ich habe nichts bei mir; oder – hier! dieses Ringlein, es ist – Gott hab' sie selig! – ein Erbkleinod von meiner lieben Mutter. Das bringt ihm von mir.« Sie streifte einen schmalen Goldreif vom Finger und gab ihn dem beglückten Boten.
Er versprach ihr am nächsten Abend hier an derselben Stelle den Dank des Grafen zu übermitteln, und trat seinen Schleichweg mit dem Stiftsschreiber an.
Florencius hatte alles auf das sorgfältigste vorbereitet. Er brachte den Ritter glücklich in die Stadt, barg ihn bis zur Nacht bei einem sicheren Bekannten und führte ihn dann mit Hilfe der bestochenen Wächter durch ein Seitenpförtchen des Rathauses zum Kerker des Grafen, wo er ihn, sich mit dem Wärter zurückziehend, allein ließ. Bock stellte sich außen und der Graf innen an die durch einen eisernen Kreuzstab versperrte Öffnung, und so konnten sie miteinander reden.
Graf Albrecht, von dem Besuche seines treuen Dienstmannes freudig überrascht, vernahm den Gruß und die Bitte Odas mit bewegtem Herzen. Sie zürnt dir also nicht, sie haßt und verabscheut dich nicht! dachte er und drückte das von ihr kommende Ringlein gerührt an die Lippen.
»Das liebe Mädchen!« sprach er dann, »sie wünscht, daß ich mir Leben und Freiheit mit hohen Verschreibungen und großer Bürgschaft rette, aber sie versteht nicht, was mich das kosten soll. Die Demütigung ist zu groß und der Lohn zu gering.«
»Herr Graf,« sagte Bock, »haltet's Eurem geschworenen Manne zu Gnaden, aber das ist ein töricht Wort. Eine Schlappe nach soviel Siegen, was will das sagen? Nicht bloß Gräfin Oda, wie alle bitten Euch: gebt nach! Kommt! frischauf ins Feld! steigt wieder aufs Pferd und reitet uns voran zu Stoß und Fehde; wir folgen Euch in alle vier Winde und machen's wett, was die nichtswürdigen Städter Euch gefrevelt haben.«
»Es geht nicht, Bock,« entgegnete der Graf, »das Schicksal hat mir die Wege verlegt, und ich habe ein gebrochen Schwert.«
»Wir schmieden ein neues, Herr Graf!« sprach Bock lebhaft und dringend. »Was soll denn aus der Grafschaft und Eurem edlen Hause werden, wenn Ihr fehlt? Der Regenstein verlangt nach seinem Herrn.«
»Auf dem Regenstein ist es einsam und öde geworden,« erwiderte der Graf; »auf seinem Felsen blüht kein Glück mehr.«
»Wer weiß, Herr Graf!« sagte Bock, und seine gedämpfte Stimme klang wie ein fröhlicher Hornruf. »Vielleicht bringe ich Euch heute ein Glück, das Euch des Lebens und der Freiheit wert dünkt.«
Der Graf antwortete nicht; nur der Ton eines schweren Seufzers drang zu Bock, der nun fortfuhr: »Herr Graf, ich habe noch eine Botschaft an Euch von Graf Siegfried auszurichten.«
»Von Siegfried?« frug der Graf erstaunt. »Siegfried ist in meinen Armen gestorben; wie kannst du eine Botschaft von ihm haben?«
»Erst nach seinem Tode solltet Ihr's erfahren, und nur Euch selber sollt' ich es sagen, hat er mir befohlen, als ich ihn nach seiner Verwundung im Hohlwege auf den Rasen legte,« erwiderte Bock. »Ich habe Euch an dem Tage nicht mehr gesehen und konnte auch nicht eher zu Euch gelangen als heute.«
»Ach Bock!« sprach Albrecht dumpf, »ich rate, was es ist. Er hat dir gesagt, ich hätte ihn in den Tod geschickt.«
»Nein, nein, Herr Graf!« rief Bock, »ganz anders lautet die Botschaft. Ich soll Euch dieses sagen: Gräfin Oda hat dem Grafen Siegfried gestanden, daß sie nicht ihn, sondern Euch mit ihrer ganzen Seele liebte.«
Im Käfig klirrte die Kette, als hätte der Insasse eine rasche Bewegung gemacht. »Bock! Bock, was sagst du da?« klang es mit bebender Stimme aus der Finsternis heraus. »Weißt du auch, was du sprichst?«
»Wort für Wort, Herr Graf!« beteuerte Bock. »Ich habe es unserem lieben Grafen Siegfried in seiner Todesstunde geloben müssen, Euch dieses Geheimnis mitzuteilen, das Euch selber zu vertrauen ihm von der Gräfin Oda streng verboten war.«
»Bock, guter, treuer Mensch, besinne dich!« sprach der Graf, und seine Stimme klang wie ein rührendes, brünstiges Flehen aus der Dunkelheit des Kastens, »besinne dich wohl, daß du mir nichts sagst, was nicht ganz genau wahr und richtig ist. Du mußt denken, Bock, von deinen Worten hinge mein Leben ab!«
»Auf Ehr und Eid, Herr Graf!« erwiderte Bock, »ich habe Euch die reine Wahrheit gesagt, kein Wort mehr und keines weniger, als mir Graf Siegfried kurz vor seinem Scheiden aus diesem Leben Euch zu sagen geboten hat.«
»Wirklich? wirklich? ist es wahr, Bock? – O Gott! o Gott! sie liebt mich! sie liebt mich!« flüsterte der Graf, bis in den Grund erschüttert. – »Und ich, ich liege hier in Schmach und Schanden, angekettet wie ein bissiger Hund?!« rief er plötzlich in einer rasenden Wildheit. »Macht auf! ich will heraus! Bock, hilf doch! hast du kein Eisen? schlage zu, Bock! brich auf! ich will los, ich will heraus!« So schrie er wütend und riß an seiner Kette und tobte gegen die Wände seines Käfigs, daß die starken Bohlen in ihren Fugen krachten.
Der Kerkermeister sprang erschrocken herzu und mahnte: »Ruhig! ruhig, Herr Graf! Ihr weckt ja mit dem Lärm die Leute im Rathaus, Ihr weckt die Bürger in der Stadt, sie müssen es ja auf dem Markte hören.«
»Sie sollen es hören!« schrie der Graf mit furchtbarer Stimme. »Laß sie kommen mit ihrem verfluchten Geklexe! ich will alles tun, was sie verlangen, ich will alles unterschreiben, alles geloben, alles beschwören, aber frei will ich sein, frei, nur frei!«
»Morgen könnt Ihr frei sein, wenn Ihr es wollt!« rief nun Bock durch die Öffnung zum Grafen hinein.
»Meinst du, Bock? meinst du, daß sie mir Wort halten und mich herauslassen?« antwortete der Graf von innen. »Schaffe mir die Freiheit, Bock, und bringe mich zu ihr! Nichts anderes will ich mehr, aber die Freiheit, Bock! und ein Schwert und ein Pferd und sie, die mich liebt, ohne die ich nicht leben will!«
»Morgen, morgen, Herr Graf!« sagte Bock.
»Morgen? Wann siehst du sie wieder, Bock?« frug er nun ruhiger.
»Morgen abend in der Krypta.«
So sagte ihr, daß ich die Bedingungen des Kaisers annähme, weil sie es wünschte, nur weil sie es wünschte, Bock! Weiter sagst du ihr nichts, und sie soll es noch verschweigen und du auch, Bock. Sobald ich frei bin, will ich sie sprechen, aber allein, unter vier Augen. Kannst du das machen?«
»Gewiß, Herr Graf!« erwiderte Bock, »in der Krypta. Niemand fällt es auf, wenn sie dahingeht; ich bringe Euch zu ihr, und Florencius hilft uns. Kommt nur ins Kloster, sobald Ihr frei seid, und überlaßt das Übrige uns.«
»Gut, Bock, gut! morgen lasse ich dem Rate melden, daß ich meine Freiheit wieder haben will.«
»Herr Graf,« sagte Bock, »Florencius sieht Gräfin Oda schon morgen früh. Darf er es ihr nicht melden? er ist zuverlässig und verschwiegen, er hat mich zu Euch geführt, ohne ihn wäre ich nicht hier.«
»Ja, Bock! laß es Florencius ihr sagen; ist er hier?«
Bock rief den Stiftsschreiber heran. »Habt Dank, braver Freund! hier ist meine Hand,« sprach Albrecht und streckte ihm die halbe Hand durch das Eisenkreuz. »Bock wird Euch um eine Botschaft an die Gräfin Oda bitten, richtet sie gut aus!«
»Sicher, Herr Graf! verlaßt Euch darauf!« erwiderte Florencius, »aber nun müssen wir fort, ehe die