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Die wichtigsten Werke von Julius Wolff. Julius Wolff
Читать онлайн.Название Die wichtigsten Werke von Julius Wolff
Год выпуска 0
isbn 9788027225194
Автор произведения Julius Wolff
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Ich habe auf den Weg nicht geachtet, ich hatte nur Augen für Euch, Herr Ritter,« erwiderte der lose Schalk.
»Es ist mir nicht entgangen,« sprach er geschmeichelt und selbstbewußt, »und ich hoffe, bald wieder hier an Eurer Seite zu reiten. Unterdessen gehabt Euch wohl, liebwerteste Jungfrau, und vergeßt mich nicht! Ich muß bei unseren Leuten bleiben.«
Sie nickte ihm freundlich zu, und er lenkte seinen Schecken seitab.
Als die Verbündeten der Stadt nahe kamen, erklang die Sturmglocke, und bald sahen sie Kopf an Kopf über die Brustwehr ragen. Die Tore waren geschlossen, die Brücken aufgezogen. Der Rat war auf eine Fehde mit den Regensteinern auch ohne Absage gefaßt und hatte Wachen ausgestellt, um vom Anrücken des Feindes zur rechten Zeit Kunde zu erhalten. Nun drängten sich Reisige, Bürger, Frauen und Kinder auf den Mauern, um ihn zu sehen und seine Stärke zu prüfen; aber bald verschwanden die nicht Wehrhaften den Blicken der Angreifer.
Am Münzenberge, ein paar Pfeilschüsse vor dem Hohen Tore machte Graf Albrecht halt, und die Grafen von Mansfeld, Stolberg und Hohnstein verabschiedeten sich von den Regensteinern und der Gräfin Oda. Sie versprachen sich gegenseitig Botschaft über den guten Fortgang ihrer Unternehmungen zu senden, und Graf von Stolberg sagte noch zu Oda: »Grüßt mir meine Base dort oben auf dem Schlosse, die Gräfin Luitgard; ich glaube, sie ist Thesauraria im Kapitel.« Dann zogen sie mit ihrem Volk ihres Weges weiter.
Graf Albrecht verteilte nun seine Mannschaft unter den Befehlen seiner Brüder an verschiedene Stellen zur Belagerung der Stadt. Zur völligen Umschließung derselben reichten seine Streitkräfte nicht aus, wenn er sie nicht zu weit auseinanderziehen wollte; auch gedachte er in überraschender Weise bald an diesem, bald an jenem Tore zu stürmen.
Zu Oda sprach er, ihr die Hand reichend: »Gott grüße Euch, Gräfin Oda! Ihr könnt von dort oben sehen, was wir hier unten schaffen; sobald ich hier einmal los kann, komme ich hinauf und besuche Euch. Sagt das der Domina! Auf Wiedersehen!«
»Gott schütze Euch, Herr Graf!« erwiderte sie mit einem langen Blicke. Dann ritt sie mit Siegfried ab. Eilika und zwei gepanzerte Reisige als Geleit, nebst zwei Knechten mit ihren Packpferden folgten ihr in kurzer Entfernung.
Als sie den steilen Schloßberg hinanritten, der außerhalb der städtischen Ringmauern lag, sprach Siegfried: »Gräfin Oda, laßt uns hier Abschied voneinander nehmen, wo uns niemand hört. Gott weiß es, und Ihr wißt es wohl auch, daß ich Euch geliebt habe, mehr, o viel mehr, als ich Euch sagen kann. Ich habe eine Zeitlang in der seligsten Hoffnung gelebt; aber es war nur ein Traum. Ihr liebt meinen Bruder, und ich glaube, er liebt Euch wieder, aber ich weiß es nicht. Wenn er Euch seine Hand bietet, so nehmet sie und werdet glücklich mit ihm, und wenn Ihr dann mit ihm auf dem Regensteine sitzet, so denket mein –«. Die Stimme wollte ihm versagen, er mußte sich sammeln.
Sie hatte ihn mit peinlichen Gefühlen angehört und sagte nun: »Graf Siegfried, ich danke Euch für alle Eure Liebe, die Ihr mir erwiesen habt. Mein Schicksal steht in Gottes Hand; aber wenn es uns beide wieder zusammenführen sollte, wo und wie das auch geschehen mag, – laßt uns Freunde, gute, treue Freunde bleiben, Siegfried, wie wir es in so vielen fröhlichen Stunden auf dem Regenstein waren.«
Sie streckte ihm ihre Hand hinüber; aber er nahm sie nicht. Er schüttelte das Haupt und sprach: »Wir sehen uns nicht wieder, Gräfin Oda. Ich fühle es, daß dies ein Abschied für ewig ist, und ich bin's zufrieden, denn ich kann nicht leben ohne Euch. Ich habe nur noch einen Wunsch: macht Albrecht glücklich! – darauf gebt mir die Hand!«
Sie verstand den Sinn seiner Worte nicht, wie er ihn meinte, und erwiderte daher ruhig: »Warum sollten wir uns nicht wiedersehen können, Graf Siegfried? Laßt ein wenig Zeit vergehen; Euch wird das Glück auch noch aus anderen Augen lächeln. Kann ich Eurem edlen Bruder hier auf dem Schlosse bei der Äbtissin irgendwie dienlich und behilflich sein, so soll es mit Freuden geschehen; jeden Wunsch werde ich ihm erfüllen, – hier, meine Hand darauf!«
Da nahm er ihre Hand und schüttelte sie leise und ließ sie erst nach einem langen Drucke wieder los. »So! nun still davon!« sprach er, »wir sind oben. Zeigt der Äbtissin ein freundlich Gesicht, und ich rate Euch, laßt sie nicht merken, wen Ihr liebt; es ist um Albrechts willen.«
Man hatte sie kommen sehen. Florencius empfing sie auf dem Schloßhofe und führte sie die Treppen hinauf. Oben kamen ihnen die Äbtissin und die Kanonissin entgegen und hießen Oda willkommen. Als Jutta sah, daß Siegfried ihr Oda zuführte, war sie zufrieden, denn sie dachte: Der Bräutigam gibt seine Braut in sicheren Schutz, bis der Krieg zu Ende ist und er sie heimführen kann. Dennoch frug sie: »Und Graf Albrecht? Hatte er nicht Zeit heraufzukommen?«
»Nein, gnädige Frau,« entgegnete Siegfried, »heute war es ihm nicht möglich; aber er sendet Euch Gruß über Grüße.«
»Und sobald er kann, will er kommen,« fügte Oda hinzu.
»Wisset, Graf Siegfried, daß auch Ihr allezeit bei uns willkommen seid,« sprach die Äbtissin.
»Ich danke Euch, gnädige Domina!« erwiderte er.
Die Gräfinnen Jutta und Adelheid wandten sich etwas zur Seite und sprachen leise miteinander, um den Abschied der Liebenden, wie sie glaubten, nicht zu stören. Aber der war sehr kurz.
»Lebt wohl, liebe, liebe Oda!« sagte Siegfried mit dem Aufgebot aller Kraft.
»Lebt wohl, Siegfried!» gab sie ihm bang zurück.
Noch ein Händedruck, noch ein langer, tiefer, wehevoller Blick zwischen dem blonden Siegfried und seiner bleichen Lilie, dann eine stumme Verbeugung vor den zwei Damen, – und mit festen, klirrenden Schritten ging er dahin.
Jutta und Adelheid nahmen Oda Arm in Arm in ihre Mitte, und die Äbtissin sprach: »Kommt, liebe Oda, daß wir Euch Euer Wohngemach zeigen; von Euren Fenstern seht Ihr den Regenstein. Nachher rufe ich unsere Schwestern vom Kapitel zusammen; sie erwarten Euch alle mit Sehnsucht.«
»Und auch ein wenig mit Neugier,« fügte die Kanonissin lächelnd hinzu.
Siegfried ritt, von den Reisigen gefolgt, langsam hinab und zu Albrechts Lagerplatz. Als er aber den Bruder von weitem halten sah, gab er seinem Rosse die Sporen und sprengte im Galopp auf ihn zu. Wie er das Schwert zog und über dem Haupte schwang, daß es im Sonnenscheine blitzte, und wie er in blinkender Rüstung, mit leuchtenden Augen und flatternden Locken daherflog, sah er aus wie der Ritter Sankt Georg, der zum Siege stürmt.
»Albrecht, da bin ich!« rief er mit lauter, seltsam erregter Stimme, »nun stelle mich hin, wo der Kampf am heißesten wird!«
Fünfundzwanzigstes Kapitel.
Die Belagerung Quedlinburgs ging nicht nach Graf Albrechts Wünschen, denn die trotzige Stadt war nicht so leicht zu bezwingen, wie es sich das wohl gedacht hatte. Die stets wiederholten Sturmläufe an verschiedenen Toren wurden tapfer zurückgeschlagen und ein paar Feuersbrünste, die namentlich in der Neustadt von hineingeschleuderten Brandgeschossen entzündet waren, bald wieder gelöscht, so daß die Belagerer sich keines ernsten Erfolges rühmen konnten.
Graf Albrecht war daher sehr übler Laune, und sein Besuch auf dem Schlosse, den er Juttas wegen nicht vermeiden konnte und Odas wegen sehr gern unternahm, war nur von kurzer Dauer. Oda benahm sich, eingedenk der Warnung Siegfrieds, sehr vorsichtig und zurückhaltend dabei und schien mit der Domina wie auch mit den übrigen, namentlich den jüngeren Konventualinnen schon auf ganz freundschaftlichem Fuße zu stehen, sah auch zufrieden und wohlgemut aus. Die Äbtissin entschuldigte das unverbindliche, fast unfreundliche Wesen ihres edlen Schirmvogtes mit seiner Mißstimmung über den schlechten Fortgang der Belagerung und erbot sich zur Friedensvermittlerin zwischen ihm und der Stadt, was er jedoch streng von der Hand