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Die wichtigsten Werke von Julius Wolff. Julius Wolff
Читать онлайн.Название Die wichtigsten Werke von Julius Wolff
Год выпуска 0
isbn 9788027225194
Автор произведения Julius Wolff
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Ich ging ihn für Euch, liebe Oda!« sprach er, »und für Siegfried, den ich Euch nicht nehmen wollte, denn man konnte doch nicht wissen –«
Und für Siegfried! Der Name weckte sie wie ein kalter Wassersturz aus ihrem Augenblickstraume. Sein Leben hatte Albrecht gewagt, um das Siegfrieds zu schonen und zu erhalten – für sie! O wenn er wüßte –! Sie konnte ihm für seinen Opfermut nicht danken; beklommenen Herzens sagte sie: »Kommt zu Euren Gästen, Herr Graf!«
Während sie miteinander nach dem Palas gingen, begann er: »Nun muß ich Euch doch noch selber das Gastrecht kündigen. Wie ziehen alle wieder zu Felde, und Ihr könnt nicht allein auf dem Regenstein bleiben. Ist es Euch recht, wenn wir Euch nach Quedlinburg zur Äbtissin geleiten? Sie wird Euch gewiß freundlich aufnehmen, hat Euch ja selber eingeladen, und ich hoffe, Euer Aufenthalt bei ihr wird nicht lange dauern. Auch Siegfried hofft das,« schloß er mit gepreßter Stimme.
Wieder fuhr sie wie fröstelnd zusammen. »Mir ist alles recht, was Ihr über mich beschließt, Herr Graf,« gab sie äußerlich ruhig zur Antwort.
»So haltet Euch übermorgen bereit; dann müssen wir fort,« sagte er noch.
Im Saale trat Oda etwas bedrückt den Herren entgegen, die sie alle ritterlich begrüßten, und zog sich dann bald zurück. Siegfried hatte gesehen, wie sie mit Albrecht aus dem Baumgarten kam. Sie war sehr bleich.
Nun saßen die Grafen und Ritter um den Tisch herum und labten sich aus vollen Humpen und Krügen. Albrecht trank aus dem silbergetriebenen Mundbecher seines Vaters und merkte nicht, wie Siegfried ihn immerfort ansah. Aber in diesen Blicken lag nichts von Neid und Groll der Eifersucht, sondern ein schwermütig gedankenvolles Forschen und Raten, öfter unterbrochen durch Hinabstürzen eines vollen Kruges.
Die Herren unterhielten sich von den einzelnen Zügen und Wendungen des eben bestandenen Kampfes, vertieften sich immer mehr in Waffen- und Fehdegespräche, und wie nun Reiten und Streiten, Stechen und Schlagen ihres Lebens Höchstes war, so wurde das siegesfrohe Trinkgelage unversehens zu einem pläneschmiedenden Kriegsrat, in dem sie die Unternehmungen der nächsten Tage und Wochen beredeten, denn nun waren sie einmal beisammen, nun wollten sie auch Bischof und Städte und wer ihnen sonst noch Feind war, ihre Macht fühlen lassen.
Graf Burchard von Mansfeld war dafür, da sie sich zunächst der Grafschaft Falkenstein bemächtigen sollten; die beiden Grafen aus dem Helmgau rieten, zuerst an den Blankenburgern und Wernigerödern Rache zu nehmen, während Albrechts Brüder lieber dem Bischof zu Leibe wollten.
Albrecht schüttelte den Kopf, stieß seinen Becher auf den Tisch und sagte grimmig: »Erst Quedlinburg! – abbrennen will ich das Nest, wenn sie nicht zu Kreuze kriechen, und blechen sollen sie, daß ihnen die Augen übergehen! Denkt Euch: während ich hier fest saß, haben sie die Gunteckenburg überfallen, erstürmt und in einen elenden Schutthaufen verwandelt.«
Ausrufe des Unwillens, Drohungen und Verwünschungen unterbrachen ihn.
»Luchard mußte sich mit den Knechten, soviel noch am Leben waren, in das Wipertikloster flüchten,« fuhr er fort; »aber auch dahin verfolgten ihn die Rebellen, zerstörten die von mir erbauten Ringmauern und hätten das Kloster bis auf den Grund verwüstet, wenn sich nicht die Äbtissin mit ihrem ganzen Ansehen ins Mittel gelegt hätte.«
»Woher weißt du das alles?« frug Graf Burchard.
»Als ich zu dir nach Mansfeld trabte, holte ich unterwegs einen von Luchards Knechten ein, der verwundet und abgeschnitten, sich nach der Lauenburg durchschlagen wollte; der hat mir's erzählt,« erwiderte Albrecht. »Dann haben sie in Quedlinburg auf dem Markte geschrien und getobt und sich von meiner Vogtei losgesagt. Dazu noch das geheime Bündnis mit dem Bischof – o! das Maß ist voll zum Überlaufen! Ich will ihnen für die Gunteckenburg ihr Rathaus zerbrechen, und von denen, die sich darin spreizen wie die Pfauen, müssen ein paar Köpfe von ihren Hälsen herunter!«
Dem widersprach niemand, und Albrecht fuhr fort: »Aber den Tanz mit Quedlinburg können wir Regensteiner allein besorgen; nehmt unterdessen den Falkenstein für uns, und nachher stürzen wir uns alle zusammen auf den Bischof von Halberstadt.«
»Er wird sich tüchtig wehren, denn er hat Bundesgenossen,« sagte der Graf von Stolberg. »Aber ich hoffe, die Askanier werden dann auch mit ihm anbinden wegen Aschersleben, und wenn dann nicht Harzgau und Schwabengau wie ein einziges großes Turnierfeld von Kriegsgeschrei erfüllt ist, so liegt es an unserem guten Willen nicht.«
»Vielleicht können wir uns ein Stück Arbeit ersparen,« meinte der Graf von Mansfeld, »wenn wir den Halberstädtern einen gemeinsamen Fehdebrief schreiben wegen des Bischofs; ich weiß, sie lieben ihn nicht, und er hat auch Feinde in seinem eigenen Domkapitel.«
»Einverstanden!« sprach Albrecht. »Poppo, schreibe den Brief gleich hier am Tische; du weißt, wo du Pergament und Schreibzeug findest.«
Poppo holte sich das Nötige herbei und schrieb hier zwischen den Bechern den Fehdebrief, dessen herkömmlicher Wortlaut den ritterlichen Herren so geläufig war wie das Vaterunser.
Die anderen setzten dabei die Beratung ihres Feldzugsplanes fort. Die Grafen von Mansfeld, Stolberg und Hohnstein sollten in die Grafschaft Falkenstein einrücken, die Burg nehmen, den Grafen Hoyer mit Glimpf oder Gewalt daraus vertreiben und eine Besatzung auf dem Falkenstein zurücklassen, bis die Regenstein'schen Grafen freie Hand hätten und ihn selber behaupten könnten. Graf Albrecht sollte alle seine Streitkräfte zusammenziehen, um mit der Stadt Quedlinburg ins Gericht zu gehen. Während der vielleicht längere Zeit in Anspruch nehmenden Belagerung sollten auf den Burgen nur die nötigsten Wachen bleiben, aber ein scharfer Beobachtungsdienst eingeführt werden, damit keine derselben vom Feinde eingeschlossen würde, ohne daß es die Grafen erführen. Es sollten durch den ganzen Umkreis des Regenstein'schen Gebietes von Burg Botfeld bei Elbingerode bis Schlanstedt und Westerburg und von Benzingerode bis Ditfurt und Gersdorf, fortwährend einige Reiter zwischen den einzelnen Burgen einherstreifen und über Sicherheit oder Gefahr Meldungen miteinander austauschen. So war denn alles abgemacht, übermorgen wollten die Herren aufbrechen.
Nun las Poppo den Fehdebrief vor: »Wisset, Bürgermeister und Rat von Halberstadt, daß wir, Graf ... (folgten die Namen) mit unseren Helfern um Albrechts Grafen von Regenstein willen euch und den eurigen offenbare und abgesagte Feinde sein und euch allen Schaden tun und tun lassen wollen, wo er auch herkommen und wie er sich auch benamsen möge, so ihr nicht anders binnen drei Tagen auch von eurem Bischof gänzlich ab- und lossaget. Damit wollen wir unsere Ehre zu rechter Zeit bei euch verwahret haben und tun uns hiermit in dem obengenannten Grafen seinen Frieden und Unfrieden. Geschrieben unter des Grafen Albrecht von Regenstein beigedrucktem Insiegel.«
Sämtliche Herren setzten ihre Namen darunter, und Poppo drückte das Wappen mit der vierendigen Hirschstange in Siegelwachs dazu.
»So!« sprach Albrecht, »das wäre gemacht! Nun kommt her und stoßt an: auf gute Verrichtung! Jetzt wollen wir trinken und fröhlich sein!«
Das gelang ihnen denn auch. Die hohen Kannen wurden immer wieder gefüllt und auch immer wieder geleert, und die Gäste wurden immer lebhafter und lauter. Es waren freimütige Gesellen, starkherzige Männer, gesund und dauerhaft, die im Sattel immer wußten, wo sie hinschlugen, aber beim Becher nicht fein überlegten, was sie sagten.
»Auf Eure schöne Gefangene, Albrecht!« rief Graf Dietrich von Hohnstein, den Humpen schwingend. »Donner und Hagel! Das war kein schlechter Fang, Ritter Bock von Schlanstedt!»
»Und nicht bloß die schöne Gefangene, auch die schöne Grafschaft mit dem Falkenstein, die Euch dabei zufällt!« sagte Graf Heinrich von Stolberg.
»Noch ist sie nicht gefallen, Freund!« erwiderte Albrecht.
»Haha! dafür laßt uns sorgen!«
»Sagt mal, ihr Regensteiner,« frug Graf Burchard, »wer von euch, die ihr noch ledig seid, wird denn die schöne Gräfin nun eigentlich ins Brautbett tragen, der älteste oder der jüngste?«
»Ich glaube, sie sind alle vier in sie verliebt; wie? gesteht mal!« sagte Graf Dietrich.
»Ich