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Die wichtigsten Werke von Julius Wolff. Julius Wolff
Читать онлайн.Название Die wichtigsten Werke von Julius Wolff
Год выпуска 0
isbn 9788027225194
Автор произведения Julius Wolff
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Nun kommt es bloß darauf an, wen von uns sie liebt,« sagte Poppo. »Albrecht, ich glaube, sie liebt dich!«
»Wieso?« frug Albrecht erschrocken.
»Ich habe vorhin einen Blick von ihr gesehen, einen Blick auf dich –!«
»Dummes Zeug!« unterbrach ihn Albrecht ärgerlich, »schweig still!«
»Hoho! ruhig Blut!« mahnte Burchard.
»Wenn ihr nicht Brüder wäret,« sagte Graf Dietrich, »so wäre es das einfachste, ihr kämpftet um die Gräfin so lange miteinander, bis nur einer von euch übrig bliebe, dem sie dann von selber zufiele. Jetzt ist einer dem andern im Wege.«
»Aber wir sind Brüder!« sprach Bernhard streng und finster, »und keiner von uns ist dem andern im Wege.«
»Nun, nun, so bös war es wohl nicht gemeint,« begütigte Burchard.
Wie zwei Blitze von Augen zu Augen hatte sich unwillkürlich bei Dietrichs Worten Albrechts und Siegfrieds Blicke getroffen. Was jeder dabei empfunden und gedacht, erriet keiner. Siegfried verhielt sich schweigsam, und Albrecht bemerkte nun erst sein düsteres, schmerzverstörtes Gesicht. Auch ihm war das Gespräch von Anfang an peinlich gewesen, und etwas erregt sagte er: »Genug damit, Freunde! die Gräfin Oda ist so gut Gast des Regensteins wie ihr; ich will kein Wort mehr über sie hören. Wenn wir übermorgen nach Quedlinburg reiten, so nehmen wir sie mit und bringen sie zur Äbtissin aufs Schloß, denn allein kann sie hier nicht bleiben.«
Das Gespräch nahm eine andere Wendung, und schnell war die allseitige Fröhlichkeit wieder hergestellt, bei der sie noch lange beisammen saßen, bis Graf Burchard als Gast seines Schwiegersohnes mit diesem und seinen ritterlichen Dienstmannen nach der Heimburg aufbrach. Die anderen blieben auf dem Regenstein, wo sie jeder ein bescheidenes mit unverglastem Fenster und sehr notdürftigem Hausrat versehenes Kämmerlein erhielten.
Als sich Albrecht seit fünf Nächten zum ersten Male wieder in sein eigenes Bett legte, wollte ihm der sonst so getreue Schlaf selbst nach den gehabten Anstrengungen nicht kommen. Er dachte nicht mehr an die Not der Belagerung, nicht an den grausigen Weg, auf dem er ihr entronnen, und seinen langen Ritt nach Mansfeld, auch nicht an den heute erfochtenen Sieg oder die nun bevorstehenden Kämpfe, er dachte einzig und allein an Oda. Sie war ihm bei dem Wiedersehen so schön, so hold und herrlich erschienen, daß die schwer unterdrückte Leidenschaft nach der kurzen Trennung aufs neue und mit doppelter Gewalt in ihm aufglühte und es ihn unmöglich deuchte, von der Geliebten zu lassen. War es denn etwas so Undenkbares, daß sie ihn wiederliebte? Seine Bewerbung für Siegfried hatte sie so gut wie abgewiesen und war manchmal, wenn er mit ihr allein sprach, in eine seltsame Verwirrung geraten; wie oft hatte er ihre Wangen sich röten, ihre Blicke leuchten gesehen und liebe, herzige Worte aus ihrem Munde gehört!
Aber mitten in diese freundlichen Gedanken hinein schoß wie ein vergifteter Pfeil das häßliche, sündhafte Wort des Hohnsteiner Grafen: ›Einer von euch ist dem andern im Wege‹.
Dietrich hatte sich dabei sicher nichts Arges gedacht. Er hatte es in Siegesfreude und Zecherlust übermütig hervorgesprudelt als einer, der gewohnt war, um das Größte wie um das Kleinste zu stechen und zu streiten, zu wetten oder zu würfeln. Aber einmal ausgesprochen, war es nicht mehr zurückzunehmen und klang nun Albrecht fort und fort grauenhaft in den Ohren. »Verdammtes Wort!« murmelte er und warf sich jach auf die andere Seite, als wollte er ihm den Rücken zukehren, »ich will es vergessen, als hätte ich es nie gehört!«
Endlich schlief er ein, aber nun schlich sich ein böser, ein fürchterlicher Traum in seine Seele. Er erstürmte eine Burg, um die darin gefangene Oda zu befreien. Da kam ein Trupp Reiter gesprengt, der eroberten Burg zu Hilfe, und er rief seinem Bruder Siegfried zu: »Halte sie auf, bis ich Oda habe!« Siegfried warf sich mit einer Handvoll Knechten den Reitern entgegen und kämpfte mit ihnen; aber als Albrecht Oda gerettet in Armen hielt, sah er, wie Siegfried, von einer Lanze durchbohrt, vom Pferde sank. Siegfried war nicht mehr, und Oda war sein.
Vierundzwanzigstes Kapitel.
Am andern Morgen war das erste, daß die reitenden Boten mit der Absage an den Rat zu Halberstadt und den nötigen Befehlen an die Burgen und festen Häuser abgefertigt wurden. Bock hatte es beim Grafen durchgesetzt, daß unter anderen auch die fünf Dienstfähigen der bösen Sieben – der sechste, Rupfer, lag noch an seinen Wundern darnieder, hoffte jedoch aufzukommen – damit betraut wurden. Ehe sie abritten, nahm sie Bock beiseite und gab ihnen noch einen besonderen Auftrag, von dem der Graf nichts wußte, den sie aber mit einem vergnügten Grinsen aufnahmen und zu Bocks Zufriedenheit auszuführen versprachen, wenn ihnen das Glück dabei ein wenig zur Hand ginge.
Dann begannen die Zurüstungen zu dem Kampfe mit der Stadt Quedlinburg. Waffen aller Art, Sturmleitern, Sturmböcke, Wurfmaschinen, Schleudern und Geschosse, Pechkränze und unzählige Bündel Pfeile wurden aus den Rüsthäusern hervorgeholt, haufenweise auf dem Burghofe niedergelegt, geordnet und verpackt.
Graf Albrecht, Siegfried, Bock und der Waffenmeister Klinkhard hatten alle Hände voll zu tun, und Albrecht fand nicht Zeit, sich um Oda zu kümmern, die selber beschäftigt war, sich mit Eilika zum Abzug zu rüsten. Er fand auch nicht Zeit, Siegfried über sein verändertes Wesen zur Rede zu stellen, der gar nicht wie sonst bei den Vorbereitungen zu einem Kampfe fröhlich und guter Dinge, sondern ernst und in sich gekehrt war. Albrecht bemerkte es in seiner Vielgeschäftigkeit kaum, und das, was er davon bemerkte, schob er auf eine noch dauernde Empfindlichkeit Siegfrieds über das gestrige sich um Oda drehende Gespräch der übermütigen Zecher. Damit griff er auch nicht fehl. Tiefer, schrecklicher noch als den älteren Bruder hatte Dietrichs von Hohnstein unbesonnenes Wort von dem ›einander im Wege sein‹ den jüngeren getroffen, der seit der Entdeckung von Odas Liebe zu Albrecht nur noch den einen Gedanken hatte, nur an der einen Frage würgte: liebt Albrecht auch sie?
Die Unterhaltung der Gäste war dem Grafen Poppo und Günther überlassen, und obwohl die Herren doch sämtlich in den letzten Tagen genug geritten und gestritten und dazu auch in den kommenden vollauf Gelegenheit hatten, konnten sie doch nicht stillsitzen, stiegen zu Pferde, tummelten sich lustig in der Reitbahn und brachen lachend ein paar Speere gegeneinander.
Während Eilika ihrer Herrin beim Einpacken half, seufzte sie ein über das andere Mal so laut, daß Oda endlich frug: »Was hast du Eilika? Wird es dir so schwer, von hier zu scheiden?«
»Ach ja, gnädiges Fräulein!« antwortete die Zofe, »es war doch hübsch hier, und wer weiß, ob wir hier einmal wieder herkommen werden. Ihr wollt es ja nicht.«
»Wir kommen nun dahin, Eilika, wohin wir eigentlich wollten,« sprach Oda. »Du mußt denken, wir hätten nur einen kleinen Umweg gemacht, wie sich der höfliche Ritter Bock ausdrückte, als er uns vor Quedlinburg bei der Bockshornschanze gefangennahm.«
»Ja, ja, aber es war doch gar zu hübsch hier,« sagte Eilika noch einmal. »Was haben wir hier nicht alles erlebt! und was hätten wir nicht noch erleben können, wenn Ihr gewollt hättet! Dann brauchten wir jetzt nicht fort von hier.«
Oda mußte trotz des tiefen Wehs im eigenen Herzen doch über Eilika, die gern noch etwas anderes hier erleben wollte, unwillkürlich lächeln.
»Eilika,« sagte sie, »dir macht wohl der tapfere Ritter den Abschied schwer? Aber der hat ja, wie mir scheint, auch nicht gewollt.«
»Der hat nur auf Euch gewartet, daß Ihr uns mit gutem Beispiel voranginget,« erwiderte Eilika fast schmollend. »Er sieht sowenig wie ich einen vernünftigen Grund, warum Ihr nicht eine Gräfin von Regenstein werden wollt, denn es liegt doch nur an Euch, gnädiges Fräulein.«
»Fange davon nicht wieder an!« gebot Oda, sogleich wieder sehr ernst werdend und sich abwendend.
Eilika seufzte wieder zum Steinerbarmen, und schweigend fuhr sie im Zusammenlegen der Gewänder