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Die wichtigsten Werke von Julius Wolff. Julius Wolff
Читать онлайн.Название Die wichtigsten Werke von Julius Wolff
Год выпуска 0
isbn 9788027225194
Автор произведения Julius Wolff
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Ach mit Freuden! immer und ewig!« gab sie selbstvergessen und mit ihren Blumen beschäftigt zur Antwort.
Siegfried fuhr empor. »Wirklich? immer und ewig, Oda?« rief er trunken vor Glück.
»Ja! solang' ich das Leben habe!« sprach sie fröhlich und dachte nicht an den ganz verschiedenen Sinn seiner Frage und ihrer Antwort.
Siegfried haschte ihre Hand und mit einem Blick voll überströmender Liebe stammelte er: »Und das mit mir, Oda?«
Sie sah ihn groß an. Jetzt mit einem Male begriff sie. »Um Gott, Siegfried! was hab' ich gesagt?« rief sie in bebender Angst. »Fragt mich nicht, quält mich nicht! Ihr wißt nicht, – ich kann Euch nicht Rede stehen, – mir schnürt sich das Herz zusammen.«
Aber seine Hoffnung hob die Flügel und schwang sich in alle Himmel empor. Noch nie hatte er ähnliche Worte und in einem so freudigen Tone gesprochen aus ihrem Munde vernommen. Ihr Erschrecken darüber, ihre ängstliche Abwehr gegen sein weiteres Fragen und die Schwermut, in die sie gleich darauf wieder verfiel, hielt er für das Ringen ihres Herzens mit der aufsteigenden Liebe zu ihm, und er nahm sich vor, sie in ihrem jungfräulichen Bangen mit keinem vorschnellen Worte zu bestürmen, sondern ihre Ruhe zu lassen, bis sie sich in das Gefühl, von ihm geliebt zu sein, gefunden habe und imstande sei, das offene Geständnis seiner Liebe zu hören und ihm Gleiches mit Gleichem zu erwidern.
Wie er nun alle seine Zeit mit Oda verbrachte, mußte ihn Albrecht daran erinnern, die gewohnten Waffenübungen nicht ganz zu vernachlässigen, und Siegfried gehorchte der Mahnung gern, um seine Kunst im Reiten und Stechen zu zeigen.
In dem Baumgarten zwischen der Oberburg und der Vorburg war ein weiter Raum als Reitbahn freigelassen, wo Herren und Knechte unter Albrechts oder Bocks Leitung und Lehre ihre Reit- und Fechtübungen hielten.
Hier stiegen nun eines Tages Siegfried und Bock zu einem Speerstechen zu Pferde, die Brust mit einer leichten Brünne geschützt, den dreieckigen Reiterschild am Arme und lederne, vorn mit Blech beschlagene Stechhelme auf dem Haupte. Ihre Speere trugen statt der scharfen Eisen kleine, mit Werg umwickelte Scheiben auf der Spitze, mit denen sich die Kämpfenden wohl aus dem Sattel stoßen, aber nicht verwunden konnten. Albrecht, Oda, Eilika sowie einige der Burgmannen sahen dem Spiele zu. Bock, der nicht seinen Schecken, sondern ein Pferd aus dem Marstalle ritt, war Siegfried in der Führung der Lanze überlegen, aber so höflich, die Zuschauenden nicht merken zu lassen, wie er seinen jungen Herrn schonte. Beide bemühten sich, mit ihrer Geschicklichkeit vor den Augen ihrer Angebeteten zu glänzen, die dem Tummeln der Rosse, den gut gezielten Angriffen und dem geschmeidigen Ausweichen der Tjostenden mit Aufmerksamkeit folgten und in eifersüchtiger Freude jeden errungenen Vorteil des einen über den anderen mit Beifall begrüßten. Dann und wann rief Albrecht ein Wort der Ermunterung, der Belehrung oder des Tadels, immer nur Siegfried treffend, dazwischen und ließ die Reiter bestimmte Wendungen und Gefechtsarten nach seinen Befehlen ausführen. Unterdessen hatte er einem Knechte den Auftrag gegeben, ihm ein Pferd zu satteln und Stechzeug zu bringen. Als beides zur Stelle war, wappnete er sich und forderte Siegfried zum Kampfe heraus, was diesem nicht sehr willkommen war, weil er wußte, daß er Albrecht gegenüber nicht bestehen konnte.
Eine hohe, halb freudige, halb ängstliche Spannung bemächtigte sich Odas, als nun die Brüder gegeneinander in die Schranken traten; mit glühenden Wangen beobachtete sie jede kleinste Bewegung derselben und zuckte bei jedem Speerkrach zusammen. In ihrem Herzen wünschte sie dem Älteren den Sieg, hätte aber auch dem Jüngeren eine Niederlage gern erspart gesehen. Anfangs schien Albrecht nur den Lehrmeister machen zu wollen und nach keinem Erfolge zu streben; mit spielender Gewandtheit und Sicherheit fing er Siegfrieds Stöße ab, ohne sie mit voller Kraft zu erwidern oder hielt sie mit unerschütterlicher Festigkeit aus, so daß dem Jüngeren mehr als eine Lanze brach. Als aber Siegfried durch die unerwartete Schonung des Älteren gereizt, immer eifriger und hitziger wurde und immer heftiger auf Albrecht einrannte, gab auch dieser, um das Jugendfeuer des seine Ruhe verlierenden Bruders nicht zum Zorne werden zu lassen, das leichte Geplänkel auf, legte die Lanze fester ein, ritt schärfer darauf los und warf Siegfried mit einem wuchtigen Stoße mitten auf den Schild aus dem Sattel in die Bahn hinein.
Ein Schreckensruf tönte aus Odas Munde. Ohne Besinnen wollte sie dem zu Boden Geschleuderten beispringen; aber Eilika hielt sie zurück, und Siegfried stand auch schnell wieder auf den Füßen.
Den vorwurfsvollen Blick, den Oda ihm sandte, bemerkte Albrecht ebenso gut, wie er ihren Angstschrei gehört hatte, und nun tat es ihm fast leid, den Bruder mit so rücksichtsloser Gewalt niedergeworfen zu haben. »Alles gut abgelaufen, Siegfried?« frug er laut.
»Vollkommen!« erwiderte der Besiegte ohne eine Spur von Empfindlichkeit, »aber reiten kann ich heute nicht mehr.«
Der jähe Sturz mußte ihm doch etwas verstaucht haben, denn er hinkte ein wenig. Oda betrachtete ihn mit herzlicher Teilnahme.
War es, um den Ärger über seinen harten Stoß gegen Siegfried in einem neuen Kampfe zu vergessen, oder um Siegfried nicht den einzig Überwundenen bleiben zu lassen, – Albrecht rief dem Ritter Bock, der noch zu Pferde saß, zu: »Nun, Bock, wir sind auch lange nicht gegeneinander geritten; komm an und wehre dich, wie du magst und kannst!«
»Das will ich wohl tun, Herr Graf!« antwortete Bock und seufzte, während er sich den Helm wieder festband, denn er sah sein Schicksal ziemlich sicher voraus.
Beide ritten an die entgegengesetzten Enden der Bahn, und nun begann ein die Umstehenden aufregendes Turnier, denn zwei vorzügliche Renner senkten jetzt ihre Lanzen gegeneinander. Selbst den Burgmannen und Knechten, deren sich immer mehr als Zuschauer eingefunden hatten, war es ein Hochgenuß, ihren unbezwinglichen Herrn mit dem sich für ebenso unbesiegbar ausgebenden Ritter tjosten zu sehen. Alle wünschten dem Grafen den Sieg und gönnten dem manchmal etwas großschnäuzigen Bock einen tüchtigen Denkzettel als Mahnung zu gebührender Bescheidenheit.
Fast bei jedem Anritt trafen die Speere krachend und zersplitternd auf den Schild des Gegners, der dann mehr oder minder stark im Sattel schwankte, sich aber immer darin hielt, bis es dem Grafen gelang, Bock mit einem besonders fest und gerade geführten Stoß auf den Sand zu setzen. Jauchzender Zuruf belohnte den Sieger. Oda winkte ihm mit ihrem Tuche zu, und das Herz schlug ihr in stolzer Freude. Eilika war schon froh, daß es den Grafen doch wenigstens Mühe gekostet hatte, ihren tapferen Ritter bügellos zu machen, und noch froher war sie, als sie ihn mit heilen Knochen wieder aufstehen sah.
»Tröste dich, Bock!« rief sich die Stirn trocknend Albrecht, »nichts kann den Lehrer mehr rühmen, als wenn ihn sein eigener Schüler bemeistert.«
»Ach ja!« sagte Bock, »den Stoß kenn' ich!« Er reckte und streckte seine langen Glieder und wünschte sich Glück, noch so leichten Kaufs davon gekommen zu sein. –
Wenn Oda auch sonst schon in Albrechts Beisein gerade am freundlichsten zu Siegfried war, so erwies sie ihm an dem Tag und Abend nach dem Kampfspiel eine so entgegenkommende Herzlichkeit, daß es beiden Brüdern auffallen mußte. Beide errieten auch ihre Absicht, den Jüngeren für die ihm von dem Älteren bereitete Niederlage durch eine doppelte Freundlichkeit ihrerseits entschädigen zu wollen, legten es ihr aber beide, ohne Verständigung untereinander, nicht als bloßes Mitleid und wohlgemeinte Tröstung, sondern als sich mehr und mehr offenbarende Liebe aus.
Siegfried jubelte. Albrecht aber ward es schwer ums Herz, und er fing an, zu fürchten, daß er sich eine größere Kraft der Entsagung zugetraut hätte, als er nun wirklich aufzubringen imstande wäre. Die Hoffnung, in Siegfrieds Gegenwart seine eigene tiefe Neigung zu Oda bewältigen und still begraben zu können, hatte ihn getäuscht. Wenn er Zeuge war von dem Eifer, mit dem sich Siegfried um Odas Huld bewarb, und dabei zu bemerken glaubte, mit welcher Freude sie diese Bewerbungen entgegennahm und begünstigte, so konnte er nicht umhin, sich zu sagen: O wärst du an Siegfrieds Stelle! Ja, ein böser Dämon raunte ihm zu: Tu' doch, wie Siegfried tut! wirb um sie! Wie zu Pferde um den Sieg, so kämpfe nun auch um ihre Liebe mit ihm, und wie du ihn aus dem Sattel geworfen hast, so wirf ihn auch aus ihrem Herzen; er hat kein größeres Recht, darin zu sein,