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einen Trunk auf die Erinnerung vergangener Tage! Der einstige Edelknabe bei der Landgräfin Mathilde, Eurer großmütigen Beschützerin, denkt noch so mancher trauten Stunde an der Seite eines dunkellockigen Edelfräuleins.«

      Er füllte aus der Kanne die beiden Becher, stieß mit dem einen leise an den andern, den die Äbtissin nahm, und sagte: »Auf Eure unwiderstehlichen Augen, allergnädigste Äbtissin eines freiweltlichen Stiftes!«

      »Und Euer freiweltliches Herz, hochwürdigster Herr und Hirt im Bistum Karls des Großen!» erwiderte sie schalkhaft.

      »Lasset uns Frieden und Freundschaft halten, Vielliebe!« sprach er, »lasset uns unter dem Schleier des Geheimnisses ein Herz und eine Seele sein!«

      »Ein kühner Gedanke, hochwürdigster Herr! Bischof und Äbtissin unter dem Schleier eines Geheimnisses!« lächelte sie, den Wein in kleinen Zügen langsam genießend.

      »Was könnten wir zwei nicht miteinander wagen, wenn wir den Mut hätten, zu wollen!« erwiderte er, sie unverwandt betrachtend.

      Sie nickte leise vor sich hin: »Den Mut und den Willen, ja! aber auch die Kraft?«

      »Die Kraft? und so fragt Ihr in der grenzenlosen, berückenden Macht Eurer Schönheit?« sprach der Bischof die Becher wieder füllend und den seinen erhebend. »O Domina! diesem Weine möchte ich Euch vergleichen! stark und süß, voll Feuer und Geist, machet ihr beide jeden trunken, dem ihr nahekommt. Seht, mit dieser köstlichen Flut trinke ich einen Tropfen Eurer allmächtigen Seele!«

      Sie sah ihn an, als wollte sie ihre Macht über ihn prüfen; dann leerte sie hastig ihren Becher.

      »Recht so!« rief er, »da schlägt Flamme zu Flamme und brennt und berauscht, wie hier Rose neben Rose duftet.« Dabei ließ er seine Finger tastend über die weiche Fülle der Blumen gleiten.

      Sie neigte ihr erglühendes Antlitz auf die andere der beiden Schalen und sagte bei geschlossenen Augen den Duft tief einatmend: »Rosen berauschen auch ohne Berührung.«

      »Wenn ich aber Euch berühre, herrlichste Rose in Morgen- und Abendland, so fühle ich mich durch alle Himmel getragen!« sprach er ihre Hand ergreifend und an seine heißen Lippen führend.

      »Bleibt nur auf Erden; zur Seligkeit seid Ihr noch nicht reif, hochwürdigster Freund!« sprach sie lächelnd mit einem Blick und einer schmiegsamen Bewegung ihres üppigen Körpers, die sinnverwirrend auf den Bischof wirkten.

      »O, ich weiß und will nur eine Seligkeit!« rief er aus, »und die habt Ihr zu vergeben! – Gräfin Jutta, ein Wort von Euch, und Euer Wunsch und meiner ist erfüllt!«

      »Was für ein Wunsch, Herzog Albrecht?«

      »Den Grafen seine Schuld gegen Euch fühlen zu lassen.«

      Sie seufzte leise. »Er hat mir nichts versprochen.«

      »Aber Ihr seid schon längst im Gerede mit ihm,« erwiderte der Bischof, »und er rühmt sich Eurer Gunst.«

      »Das ist nicht möglich! dazu hat er kein Recht!« rief sie errötend.

      »Desto schlimmer!« sprach er. »Untreu übt er an Euch, läßt Euch hoffen und harren und denkt nicht daran, Euch zu seiner Herrin zu machen. Lockt es Euch, Jutta die Verschmähte zu heißen?«

      Die Äbtissin wollte wütend auffahren, aber sein Blick hielt sie gebannt. In wildester Empörung saß sie nun da, zitternd, starr vor sich hinbrütend, während der Bischof lauernd beobachtete, wie sein Lügen und Hetzen bei ihr anschlug.

      Dann schüttelte sie heftig das lockige Haupt und sagte bestimmt: »Es ist nicht möglich! Ihr tut ihm unrecht!«

      »Ihr verteidigt ihn noch?« lachte der Bischof. »Nun, Ihr müßt es ja wissen, wie er über Euch denkt, Ihr und vielleicht – Gräfin Oda.«

      »Oda!«

      »Ja, Oda, die bei ihm auf dem Regenstein ist, der er von dort Euer Schluß zeigt und erzählt, mit welcher Glut Ihr ihn liebt!«

      »O, wenn ich das wüßte!« knirschte die Äbtissin.

      »Wie könnt Ihr noch zweifeln!« lächelte der Bischof. »Rache würd' ich nehmen statt darüber zu seufzen, und es kostet Euch ein Wort, so –«

      »Wie wollt Ihr mich rächen?« frug sie rasch.

      »Die Tat sei mein, aber auch der Lohn; und wie ich vor nichts zurückschrecken will, so dürft Ihr auch mir nichts versagen, welchen Preis ich auch von Euch fordere,« sprach er mit gedämpfter Stimme.

      Sie sah ihn einen Augenblick an, als überlege sie den Sinn seiner Worte. Aber da graute ihr vor dem Ausdruck seines Gesichts, und mit einem Male sah sie den Abgrund, bis zu dessen Rand sie der Verführer gelockt hatte.

      »Nein!« sprach sie, sich schnell erhebend, »so nicht! so nicht, Bischof Albrecht! das habe ich nicht gewollt, als ich Euren Rat erheischte.«

      »Ich biete Euch meine Hilfe zu allem, was Ihr wollt,« drang er leidenschaftlich in sie. »Glaubet mir, der Graf ist uns beiden gefährlich; mit Euch treibt er nur sein Spiel. Kommt, schlaget ein zum Bunde mit mir! beide vereint vermögen wir alles wider ihn. Laßt ihn fahren, den Treulosen! vergeßt ihn, wie er Eurer vergißt! Hier schlägt ein Herz, über das Ihr zu gebieten habt zu jeglichem Tun! O Jutta! wir zwei könnten miteinander selig sein, – ich sag' es noch einmal – wenn Ihr den Mut hättet zu wollen.«

      Sie wich erschrocken vor ihm zurück, und abwehrend die Hände gegen ihn ausstreckend, rief sie: »Nein! nein! den Bund schließe ich nicht mit Euch! lieber schütze ich selber den Grafen, aber vor Euch!«

      »Aber vor mir?!« frug er mit durchdringendem Blick. »Weiset Ihr Euren treuesten, Euren einzigen Bundesgenossen zurück? Schmachtet Ihr lieber in den Fesseln des ungeschliffenen Raubgrafen statt mit dem Euch anbetenden Jugendfreunde des Lebens Lust und Freiheit zu genießen?«

      »Ich schmachte in niemandes Fesseln, aber auch die Euren will ich nicht tragen,« erwiderte sie schroff.

      »Ihr tragt Euch mit Hoffnungen, die nie in Erfüllung gehen,« sprach der Bischof entschieden. »Werft diese Ketten ab, ehe Ihr gebeugt und verzweifelnd einsehen müßt, daß Ihr verlassen und verraten seid.«

      »Mich vor Euch zu beugen würde mir leichter werden, meint Ihr?«

      »Wenn ich gewähre, wonach Ihr trachtet, wenn ich biete, was Euch glücklich macht, so kann ich auch fordern,« entgegnete der Bischof.

      »Fordert, wo Ihr Aussicht auf Zahlung habt! ich bin Euch nichts schuldig!«

      »Wer verlangt nach Rache, Ihr oder ich?« sprach er mit finsterer Stirn ihr gegenüberstehend.

      »Ich nicht!« erwiderte sie heftig. »Ich kam zu Euch, vom Rate der Stadt bedrängt, die sich von der Schirmvogtei des Grafen Albrecht lossagen will und dabei auf Eure Unterstützung hofft.«

      »Und darum kommt Ihr zu mir? seit wann tut Ihr denn Botengänge für Bürgermeister und Rat?« frug höhnend der Bischof.

      »Ich denke, Ihr wußtet, warum ich kam? Habt mich ja von Tag zu Tag erwartet!«

      »Aber nicht deswegen!« erwiderte er. »Was kümmert mich der Streit der Quedlinburger mit ihrem Schirmvogt? Mögen sie sehen, wie sie seiner ledig werden! Mir schien, Eure Euch vorenthaltene Konventualin, die junge Gräfin von Falkenstein, läge Euch vor allem am Herzen,« schloß er mit einem boshaften Lächeln.

      »Auch darüber wollte ich Euren Rat erbitten, und nichts als Euren Rat!« sprach die Äbtissin errötend. »Aber erkaufen wollt' ich ihn nicht, Herr Bischof!« fügte sie trotzig hinzu.

      »Nun wohl, so höret meinen Rat, hochwürdigste Domina!« antwortete der Bischof stolz und kühl, während ein Zug scharfen Spottes seinen Mund umspielte. »Laßt dem um Euren Schutz beneidenswerten Grafen Eure Burg, vielleicht nimmt er auch noch die Stadt dazu. Laßt ihm auch die Gräfin Oda, wenn Ihr sie ihm nicht nehmen könnt, und bleibt in Gebet und Buße eine fromme Äbtissin bis an Euer seliges Ende, zu dem Euch Gott in Gnaden verhelfen möge!«

      »Ich

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