Скачать книгу

nimmst du weg, nichts, gar nichts! Verstanden, Bock?«

      »Hm!« machte Bock. »Schade! Aber wenn ich den Schabernack kriege, Herr Graf –«

      »So fragst du ihn wieder so aus wie neulich, nicht wahr?« höhnte der Graf.

      Bock biß sich auf den Schnurrbart. »Es soll alles geschehen, wie Ihr befohlen, Herr Graf!« sprach er und verließ das Gemach.

      Schweigen hatte ihm sein Herr nicht auferlegt, und so brannte ihm die Nachricht von der bevorstehenden Rückkehr Siegfrieds auf der Seele und ließ ihm nicht Ruhe, bis er sie allen auf der Burg mitgeteilt hatte, weil er wußte, daß sie allen Freude machte. Besonders wollte er sich bei Eilika damit in Gunst setzen.

      Er fand das Mädchen in einer Laube des Baumgartens mit Nähen beschäftigt. Sie hatte ihn den Gang daherkommen sehen, tat aber sehr überrascht, als seine lange Gestalt etwas gebückt durch den niedrigen Gang der Laube hereintrat. Er setzte sich ohne Umstände neben sie auf die Bank und begann schmunzelnd: »Was gebt Ihr mir, holdselige Jungfrau, wenn ich Euch etwas Angenehmes sage?«

      »Ihr habt mich damit nicht gerade verwöhnt, Herr Ritter,« erwiderte sie, »und es frägt sich, ob es etwas Angenehmes für Euch oder für mich ist.«

      »Ich sollte meinen, das wäre ein und dasselbe,« sprach er wohlgefällig; »nur was Euch angenehm ist, kann es auch mir sein, und umgekehrt.«

      »Umgekehrt auch?« lächelte sie. »Das ist mir wenigstens neu.«

      »O ich dächte doch nicht,« sagte Bock, sie mit seinem süßesten Blicke von der Seite ansehend. »Aber ratet mal, was es ist, Jungfrau Eilika!«

      »Nun denn: Ihr wollt auf längere Zeit verreisen,« sprach sie, ihm den Blick neckisch zurückgebend.

      »Und das wäre Euch angenehm?« frug er vorwurfsvoll. »Aber wenn Ihr zwei Tage schon eine längere Zeit nennt und mich während dieser zwei Tage recht vermissen wollt, so bin ich versöhnt,« fügte er herablassend hinzu.

      »Zwei ganze Tage? ich bin untröstlich, Herr Ritter!« sagte Eilika und blickte ihm nun erst recht schelmisch ins Gesicht.

      »Das freut mich!« rief er. »Aber nun ratet, wen ich mitbringe, wenn wiederkomme.«

      »Doch nicht den Grafen Siegfried?«

      »Daß dich der Bock stößt!« versetzte der langbeinige Recke, »welcher Scharfsinn steckt hinter diesen feingeschwungenen Augenbrauen! Euch kann man doch mit nichts überraschen!«

      »Hat es Graf Albrecht so bestimmt?« frug Eilika.

      »Freilich! wer sonst? Sagt einmal, Jungfer Eilika, hat sich denn Euer gnädiges Fräulein schon recht nach unserm lieben Jüngsten gesehnt? Sie hat es wohl dem Graf Albrecht ein bißchen zu verstehen gegeben, daß sie ihn gern wieder haben möchte?« frug er vertraulich näherrückend.

      »O Herr Ritter, wie könnt Ihr das denken!« entgegnete sie.

      »Na na!« machte Bock. »So ganz von selbst nimmt der Graf nicht zurück, was er einmal angeordnet hat. Und das mit der Äbtissin glaube ich nicht.«

      »Was mit der Äbtissin?«

      »Der Graf sagt, die Äbtissin wollte keinen Regensteiner als Burgvogt haben, und nur um ihren Wunsch zu erfüllen, sagt der Graf, sollte Harder seinen Bruder auf der Lauenburg ablösen.«

      »Ich denke, der Graf tut alles, was die Äbtissin will,« sprach Eilika.

      »Ja so heißt es,« erwiderte Bock, »und es wird auch wohl so sein, denn, ganz unter uns, Jungfer Eilika! die Äbtissin, die wird einmal unsere Herrin auf dem Regenstein.«

      »So?« sagte Eilika, »und dann will sie ihren künftigen Schwager nicht einmal als Burgvogt auf der Lauenburg haben? Macht mir nichts vor, Herr Ritter! da steckt was anderes dahinter.«

      »Versteht sich, steckt was anderes dahinter,« versetzte Bock, »Eure Gräfin! die hat's gemacht.«

      Eilika schüttelte mit dem Kopfe. »Nein, nein! ich glaube wirklich, die Äbtissin hat's gemacht.«

      »Weil sie wünscht, daß unser Jüngster und Eure Gräfin ein Paar werden? Das habe ich auch schon gesagt, aber da habe ich eine schöne Antwort vom Grafen gekriegt,« sprach Bock und zog ein saures Gesicht.

      »So? was hat er denn gesagt?«

      »Ich wäre nicht recht gescheut, hat er gesagt.«

      Eilika lachte laut auf. »Diesmal hat er Euch unrecht getan, Herr Ritter! Aber jetzt will ich einmal hören, was meine Herrin dazu sagt.«

      Sie nahm ihr Nähzeug zusammen und erhob sich. »Was wir hier gesprochen haben, Herr Ritter, das bleibt unter uns,« sagte sie. »Kann ich mich darauf verlassen?«

      »Auf Ehr und Eid, herzliebste Jungfrau!« erwiderte Bock feierlich. »Euer Vertrauen ist mir ein Born unerschöpflicher Wonne.« Dabei führte er ihre Hand, die sie ihm mit einem gnädigen Lächeln überließ, mit gezierter Umständlichkeit an seine Lippen und schritt langsam an der Seite der gefallsüchtigen Zofe aus dem Baumgarten zum unteren Burghof. –

      »Gnädiges Fräulein, ich habe eine gute Nachricht. Graf Siegfried kommt wieder!« sprach Eilika fröhlich, als sie zu ihrer Herrin ins Zimmer trat.

      Oda blickte ihre Zofe schwermütig an und sagte gelassen: »Warum nennst du das eine gute Nachricht, Eilika?«

      »Ja freut Ihr Euch denn nicht darüber?« frug Eilika.

      Oda schüttelte traurig das Haupt.

      »Aber ich denke –« wollte Eilika fortfahren, unterbrach sich aber und sah die Gräfin zweifelhaft an.

      »Du denkst, was die anderen wünschen,« sprach Oda.

      »Nun, gnädiges Fräulein, ein junger Ritter wie Graf Siegfried, schön, tapfer, sittig und höflich, und ein Regensteiner!« rühmte Eilika. »Habt Ihr's denn noch nicht gemerkt, daß er bis über die Ohren in Euch verliebt ist?«

      »O schweige davon!« erwiderte Oda mit einem Seufzer. »Das ist es ja, was mir unsäglichen Kummer macht. Eilika, ich habe hier niemanden, gegen den ich mein Herz erleichtern könnte; dir will ich's anvertrauen. Sie wollen, daß ich Graf Siegfrieds Frau werde, Graf Albrecht, Gräfin Reginhild und – ich weiß es wohl – Siegfried selbst am meisten.«

      »Und die Äbtissin!« setzte Eilika hinzu.

      »Die Äbtissin? die will es auch?« frug Oda erstaunt.

      »Freilich! die erst recht! die hat es ja bewirkt, daß Graf Siegfried wiederkommt,« plauderte Eilika.

      »Du irrst, Eilika,« sprach Oda kopfschüttelnd. »Graf Bernhard dringt darauf, daß ein älterer, erfahrenerer Mann die Lauenburg verteidigt. Gräfin Reginhild hat es in meinem Beisein dem Graf Albrecht vorgestellt.«

      »In Eurem Beisein!« lächelte Eilika. »Natürlich, gnädiges Fräulein! Euch werden sie den wahren Grund nicht sagen. Aber verlaßt Euch darauf, es ist das Werk der Äbtissin; sie hat sich ebenso hinter Gräfin Reginhild gesteckt wie hinter Graf Albrecht.«

      »Wer sagt das?« frug Oda unwillig.

      »Der Ritter Bock hat mir's gesagt.«

      »Ach, was weiß der Ritter Bock davon!«

      »Er hat es aus Graf Albrechts eigenem Munde,« erwiderte Eilika mit Nachdruck.

      »Von Albrecht? vom Grafen Albrecht?« frug Oda bestürzt.

      »Gewiß! Graf Albrecht hat ihm gesagt, weil die Äbtissin es wünschte, daß Graf Siegfried nach dem Regenstein zurückkehrt, soll Ritter Bock hinreiten und den jungen Grafen holen,« berichtete Eilika mit geläufiger Zunge. »Graf Albrecht tut alles, was die Äbtissin will, denn die wird einmal die Herrin hier auf dem Regenstein. Wißt Ihr das nicht?«

      Oda hatte nur halb gehört, was Eilika schwatzte, aber bei den letzten Worten fuhr sie auf; ihre Wangen waren bleicher als die Lilien.

      »Nun laßt

Скачать книгу