Скачать книгу

rechtes Adlernest für ein glückliches Paar! Und wollt Ihr Abwechselung, so zieht Ihr mit Eurem schönen, jungen Gemahl auf den Falkenstein, denn der entgeht Euch nicht, gnädiges Fräulein! verlaßt Euch darauf! Die Regensteiner Grafen und der Mansfelder und ich weiß nicht, wer noch, haben geschworen, Euch die Grafschaft zu retten, sagt Ritter Bock. Und Graf Siegfried! sieht der aus, als ließe er sich das Erbe seiner Gemahlin, eine Burg wie den Falkenstein entgehen? So ein Ritter und Herr! wer den nicht lieben wollte –«

      »Eilika! hat sich die Äbtissin auch hinter dich gesteckt?« frug Oda zürnend.

      »Hat sie nicht nötig, gnädiges Fräulein!« lachte Eilika; »auf dem ganzen Regenstein ist keiner, der nicht von Herzen wünschte, daß Ihr und Graf Siegfried ein Paar werdet, und liebste, gnädigste Gräfin, Ihr sagtet, Ihr wolltet mir Euer Vertrauen schenken, o so tut es! was ich Euch helfen kann, ich und der Ritter Bock, das soll geschehen; wir gehen beide für unsere Herrschaft durchs Feuer. Gesteht nur, daß Ihr Graf Siegfried liebt, und überlaßt das Übrige uns, aber vertraut mir, Gräfin Oda!«

      »Du meinst es gut, Eilika,« sagte die Herrin und reichte der Zofe die Hand; »ich liebe Graf Siegfried wie einen Bruder, aber anders nicht, anders nicht, Eilika!«

      »O das lernt sich, gnädiges Fräulein!« lachte Eilika, »fangt nur mit der Bruderliebe an, die andere folgt dann von selber. Übermorgen kommt Graf Siegfried; seid freundlich, seid herzlich gegen ihn; er verdient es, Gräfin Oda, daß Ihr ihn liebt!«

      »Ich will es versuchen, Eilika! will versuchen, mein Herz zu zwingen, weil Graf Albrecht es wünscht, aber –« ein schwerer Seufzer hob ihre Brust. –

      Als Eilika am tiefdämmrigen Abend den Ritter Bock am Marstall traf, frug er: »Nun, wie steht's? was hat Eure Herrin dazu gesagt, daß Siegfried wiederkommt?«

      »Wird sich schon machen,« kicherte Eilika, »ich bin sicher, sie liebt ihn, will's nur noch nicht Wort haben.«

      »Kann ich ihm das morgen sagen?« frug Bock.

      »Einen kleinen Wink könnt Ihr ihm wohl geben,« erwiderte sie.

      »Einen kleinen Wink, hm! na werd's schon besorgen!« sagte Bock.

      Das Mädchen sanft mit sich ziehend flüsterte er: »Ich glaube, herzliebste Jungfrau, Ihr habt Euer Fingerhütlein in der Laube liegen lassen; kommt, wir wollen es holen.«

      »Ich glaube, wertester Ritter, Ihr habt Euren Verstand in der Laube liegen lassen,« erwiderte sie, ihn an seinem langen Schnurrbart zausend, »geht nur allein hin und holt ihn Euch wieder.«

      Und leise lachend entschlüpfte sie ihm in das Dunkel.

      Achtzehntes Kapitel.

       Inhaltsverzeichnis

      Es war noch ziemlich früh am Tage, als der Dompropst Jordan von Donfuß das Gemach des Bischofs Albrecht von Halberstadt betrat und auf dessen verwunderte Frage nach der Veranlassung seines unerwarteten Erscheinens erwiderte: »Eine Botschaft, hochwürdigster Herr, von der uns über Nacht wohl beiden nichts geträumt hat. Die Äbtissin von Quedlinburg kommt heute nachmittag zu Euch auf Besuch.«

      »Äbtissin Jutta zu mir?« lächelte der Bischof ungläubig. »Jordanus, welche lustigen Zecher in Herbord Moors gebenedeitem Keller haben Euch das Märlein erzählt?«

      »In meinem Alter glaubt man kein Märlein mehr, hochwürdigster Herr,« sprach der Dompropst, »wenn ich auch wirklich von Herbord Moor die Kunde habe. Der Stiftshauptmann hat seinem Freunde die Nachricht gesandt; ich habe den Zettel mit diesen meinen Augen gelesen. Die Äbtissin Jutta kommt, kommt zu Euch, heute noch!«

      Der Bischof erhob sich. »Jordanus! steht der Dom noch?«

      »So ähnlich frug ich auch, als ich die Botschaft vernommen,« nickte der Propst.

      »Was mag sie wollen?« sprach der Bischof halb zu sich selber, während er grübelnd auf und nieder schritt. »Hat sie sich mit dem Regensteiner gezankt? oder kommt sie, um für ihn zum Frieden mit mir zu verhandeln?«

      »Letzteres gewiß nicht mit seinem Wissen und Willen,« erwiderte der Propst. »Und – wollt Ihr mit einen Rat verstatten, hochwürdigster Herr? – Sagt Ihr nicht, daß Ihr dem Grafen mit dem Banne gedroht habt.«

      »Ich verstehe, Jordanus!« sprach der Bischof verdrießlich. »Das war ein Fehler, ein großer Fehler.«

      Der Dompropst bewegte langsam das Haupt und hob deutend den Finger. »Man soll nicht mit etwas drohen, was man nicht ausführen will oder kann,« sagte er mit einem strafenden Blicke.

      »Ja, ja, Ihr habt recht; ich war zu rasch damit,« entgegnete der Bischof. »Könnt' ich nur raten, was die unberechenbare Domina von mir will!« fuhr er nachdenklich fort. »Auf höfliche Einladung bleibt sie aus, und wenn man gar nicht an sie denkt, so ist sie da.«

      »Sie darf nicht wissen, daß uns der Stiftshauptmann ihren Besuch heimlich gemeldet hat,« bemerkte der Propst. »Wenn sie Euch aber um etwas bittet, so könnt Ihr fordern, und sie muß zahlen, was Ihr verlangt.«

      »Was ich verlange!« wiederholte der Bischof mit einem Aufblitzen seiner Augen. »So mag sie kommen, Jordanus!«

      »Und wenn sie wieder geht, hochwürdigster Herr,« sagte der Propst, »so laßt sie nicht unbefriedigt über diese Schwelle schreiten.«

      Über des Bischofs Gesicht flog ein eigentümliches Lächeln, aber er schwieg. Der Dompropst verbeugte sich und ging langsam hinaus.

      »Der Alte hat recht: man soll nicht vergebens drohen,« sprach der Bischof, als er allein war, »man soll auch nicht vergebens fordern. – Was ist zu wagen? In ihrem stolzen Körper tobt ein heißes Blut. Fortes fortuna juvat!«

      Zwei Stunden nach Mittag ritt der Zug der Äbtissin durch die in Reihen aufgestellten Leibwachen des Bischofs in die düstere, weitläufige Burg und über den von hohen Mauern eingefaßten Schloßhof. Herr Willekin von Herrkestorf half seiner gnädigen Frau von ihrem prächtig geschirrten Pferde, und zwei Kleriker empfingen sie an der Schwelle des Palastes und geleiteten sie über Treppen und durch säulengetragene Hallen zu dem gewölbten Gange. Dort kam ihr der Bischof selber entgegen, reichte ihr die Hand und führte sie in dasselbe Gemach, in welchem er die Unterredung mit dem Stiftshauptmann hatte, als ihm dieser ihre Absage auf seine Einladung zur Inthronisation überbrachte.

      Schon auf dem Ritt nach Halberstadt war die Äbtissin immer ernster und stiller geworden und hatte auf die absichtlich lebhafte und erheiternde Unterhaltung des Stiftshauptmanns, der die schwachmütige Stimmung der Herrin bemerkend und eine Willensänderung fürchtend, sie dadurch von ihren Zweifeln ablenken wollte, immer einsilbiger und zerstreuter geantwortet.

      Die alte Bischofsstadt war mit hohen Wällen und sumpfigen Gräben, mit zinnengekrönten Mauern und Brustwehren, mit gewaltigen Tor-, Mauer- und vorspringenden Ecktürmen noch stärker befestigt als Quedlinburg und sah, weil landschaftlich nicht so schön gelegen, finsterer und trotziger aus als dieses. Abschreckend drohend wie ein bis an die Zähne Bewaffneter starrte sie mit ihrem zackigen Steinpanzer den Nahenden entgegen, und noch vor dem Kühlinger Tore wäre die Äbtissin gern umgekehrt, hätte sie nicht den Ratsherren in Quedlinburg ihr fürstlich Wort gegeben, den Bischof um seine Meinung anzugehen.

      Als sie nun an seiner Hand den langen, dämmerigen Gang dahinschritt, wurde ihr bang ums Herz und bleischwer in den Gliedern. Ihr war, als führte das Verhängnis sie einen dunklen Weg, an dessen Ende sie einen Schritt tun wollte, den sie nie wieder rückgängig machen konnte. Sie mußte sich alles Leid, das ihr Graf Albrecht schon angetan und dessen sie in Bezug auf Oda noch von ihm gewärtig war, in das Gedächtnis zurückrufen, um in dem Vorhaben ihres Grolles gegen ihn Standhaftigkeit und Mut zu behalten. Erst als sie mit dem Bischof in das helle Tageslicht des reich ausgestatteten Gemaches trat, erlangte sie ihre Willenskraft und die Beharrlichkeit des einmal gefaßten Entschlusses zurück.

      Der Bischof schloß die Tür und ließ einen schweren Vorhand darüberfallen, daß außerhalb

Скачать книгу