Скачать книгу

denn?« frug Albrecht. »Vom Bischof, nicht wahr? Er hat Euch die Burg, die er so wenig zu vergeben hat wie Ihr, als Köder vorgehalten, damit Ihr als sein Schleppenträger hinter ihm herlauft und mit ihm gemeine Sache gegen uns macht, sobald es ihm in den Kram paßt, Euch auf uns zu hetzen wie die Rüden auf den Eber.«

      »Der Vergleich ist nicht übel, Vetter!« lachte Graf Berthold, »wild und borstig genug seid Ihr!«

      »Ihr sollt mein Gewehr fühlen, sanftmütiger Vetter!« grollte der Regensteiner. »Aber erst frage ich noch einmal im guten: Wollt Ihr Frieden mit uns halten, oder wollt Ihr Euch mit uns auf die Faust stellen?«

      »Wir wollen Gersdorf oder die Lauenburg haben!« trotzte der Blankenburger.

      »Gar nichts sollt Ihr haben!« rief Albrecht und schlug mit der Eisenfaust derb auf den Tisch. »Zwackt dem Bischof ab, was Ihr Lust habt, aber kommt mir nicht ins Gehege; sonst rupf' ich Euch Eure besten Federn aus!«

      »Dazu gehören immer zwei, einer, der rupft, und einer, der sich rupfen läßt,« erwiderte Berthold störrisch.

      »Vetter, nehmt Ihr Eure Absage zurück?« frug Albrecht drohend.

      »Nein! nein! nein!« schrie der Blankenburger, kirschrot im Gesicht.

      »Gut! dann seht mal her!« sprach Albrecht, langte aus seiner Jagdtasche, die er am Gürtel trug, ein zusammengefaltenes Pergament nebst einem hörnenen Tintenfaß und einer kurzen Rohrfeder heraus und fuhr in höhnischem Tone fort: »Ihr habt uns mit Eurem Fehdebrief einen so heillosen Schrecken eingejagt, daß Ihr uns dafür mit einem kleinen Schmerzensgeld entschädigen müßt. Hier ist ein fertiger Kaufbrief über Eure Harzforsten um Allrode, Stiege und Hasselfelde herum; sie liegen mitten zwischen dem Lauenburger Gebiet und unserem eigenen Regensteinschen bei Elbingerode und Botfeld, und darum muß ich sie haben.«

      Graf Berthold schlug eine helle Lache auf, während er doch vor Wut bebte.

      »O, es ist ein wirklicher Kaufbrief, ich will sie Euch bar bezahlen,« versicherte Albrecht ruhig und holte nun auch einen schweren Beutel aus der Jagdtasche hervor, der klang und klirrte, als er damit auf den Tisch klopfte. »Hier! Ihr sollt nicht sagen, der Raubgraf hätte Euch geplündert, wie ihr Schnapphähne den Pilger auf der Landstraße. Hier sind zweitausend Mark Gold! sackt ein und unterschreibt!«

      »Zweitausend Mark!« wiederholte Graf Berthold verächtlich, »die Forsten sind das Vierfache wert.«

      »Wenn Ihr den Preis macht,« lachte Albrecht, »aber diesmal mach' ich ihn, und was daran fehlt, ist Reugeld für den Fehdebrief.«

      »Das ist Raub im eigenen Hause!« rief Berthold grimmig.

      »Nennt es, wie Ihr wollt! Ihr verlangt die Lauenburg, ich verlange die Forsten; nur daß ich meinen Willen durchsetze und Ihr nicht,« versetzte Albrecht, indem er die Tintenkapsel öffnete und ihm samt der Feder zuschob.

      »Es ist schlimmer als Raub, es ist schnöder Verrat und Friedensbruch, den wir uns nicht gefallen lassen,« sprudelte der junge Graf.

      »Vetter Rudolf, Ihr schweigt!« sagte Graf Bernhard und trat dem Hitzkopf einen Schritt näher. Zornig maßen sie sich mit den Augen.

      »Ihr vergeßt, daß Ihr hier ungeladene Gäste seid, Vetter Bernhard!« fuhr Berthold heraus.

      »Eindringlinge, Wegelagerer, räuberische Nachbarn!« schimpfte Rudolf.

      »Schweigt! oder ich stopfe Euch hiermit den Mund!« schnob Bernhard und hob die geballte Faust im Eisenhandschuh, daß Rudolf vor ihm zurückwich.

      »Was Gäste! Eure Feinde sind wir!« rief Albrecht und stieß mit einem Schemel auf den steinernen Fußboden, daß er knackte. »Ihr wollt es ja, habt uns ja abgesagt, und wer sich die Regensteiner zu Feinden bestellt, der soll es merken! Unterschreibt den Brief, meine Geduld ist zu Ende.«

      »Nein! ich will nicht! schert Euch zum Teufel!« schrie Berthold.

      »Bernhard, tritt ans Fenster und zieh' blank!« sprach Albrecht zum Bruder.

      Dieser zog das Schwert und öffnete das Fenster.

      »Draußen steht Siegfried mit achtzig Mann,« wandte sich Albrecht zu dem Blankenburger, »ein Wink, und Euer Schloß wird gestürmt und mitsamt dem Burgflecken bis auf den Grund niedergebrannt.«

      »Mordbrenner! es sieht Euch ähnlich,« höhnte Berthold.

      »Schreibt!« donnerte Albrecht.

      »Nein!« brüllte Berthold.

      Albrecht nickte Bernhard zu, und dieser winkte mit dem Schwerte zum Fenster hinaus. Ein lautes Jubelgeschrei erhob sich unten, und gleich darauf ließen sich dröhnende Axtschläge gegen das Burgtor vernehmen.

      »Eilt Euch, ehe sie eindringen!« mahnte Bernhard, »Euer Häuflein ist im Umsehen niedergemacht.«

      »Ich zahl' es Euch heim! ich zahl' es Euch heim!« knirschte Berthold, beide Fäuste schüttelnd.

      »Verlang' ich gar nicht,« lachte Albrecht. »Das Geld ist Euer, nehmt nur und unterschreibt.«

      Das Geschrei und Waffengetöse unten ward immer lauter. Das Burgtor krachte, und die Blankenburgischen Knechte schossen auf die Angreifer.

      »Kommt her und seht!« sprach Bernhard, »der Burgflecken brennt.«

      Die Blankenburger sprangen beide ans Fenster und überzeugten sich; ein dicker Qualm wälzte sich empor.

      »Vater, unterschreib!« flüsterte der Sohn, »sie machen Ernst.«

      Berthold ging an den Tisch, nahm das Pergament und unterschrieb es mit bebender Hand. »Da!« stöhnte er, Albrecht mit einem Blick voll Gift und Galle die Feder vor die Füße werfend.

      Während Bernhard zur Einstellung der Feindseligkeiten hinabwinkte, streute Albrecht auf die Unterschrift etwas Staub und Sand, woran es im Saale nicht fehlte, und sagte dann, das Pergament zusammenfaltend und mit dem Tintenfaß wieder in die Jagdtasche steckend: »So! jetzt sind die Forsten mein! Wer sich da ihme mein Erlaub im Wildbann betreffen ließe, dem möchte Gnade nutzer sein denn Recht. Vergeßt das nicht, Vetter Berthold! Und nun wollen wir Euch am Löschen da unten nicht weiter hindern. Komm, Bernhard!«

      Die Regensteiner wandten sich zum Gehen. Graf Berthold rief ihnen drohend nach: »Den Besuch bleib' ich Euch nicht lange schuldig; wir kommen, wir kommen, Vetter Raubgraf!«

      Nur ein kräftiges Lachen antwortete ihm.

      Im Burghof zog auch Albrecht das Schwert und herrschte die Wache an: »Die Riegel weg! macht auf!«

      Die Knechte gehorchten, und die beiden Grafen schritten zum Burgtor hinaus. Dann stiegen sie zu Pferde, rückten mit Siegfried und ihrem Kriegsvolk ab und ließen brennen, was brannte.

      Die Regenstein'schen, namentlich Bock mit seinen rüstigen Gesellen von der bösen Sieben, hatten die gute Gelegenheit, ein wenig zu plündern, doch nicht vorüber lassen können und führten nun eine kleine Herde Schlachtvieh mit fort. Graf Albrecht litt es, ohne ein Wort darüber zu verlieren.

      Nach diesem Gewaltstreich, mit dessen Verlauf und Erfolg Graf Albrecht außerordentlich zufrieden war, dünkte es ihn aber nun um so notwendiger, auch mit dem Angriff auf die Lauenburg nicht mehr zu zögern, und er bestimmte dazu von heute an den dritten Tag.

      Als derselbe herangekommen war, gab sich auf dem Regenstein schon von früh an eine ungewöhnliche Bewegung kund, die Oda sowohl wie Eilika um so weniger entging, als es sich gerade im Wesen und Benehmen beider, Siegfrieds und Bocks, am deutlichsten zeigte, daß etwas Besonderes, Geheimnisvolles im Werke sei, ernster und bedeutender als der Überfall in Blankenburg, aber auch ein Unternehmen mit Waffengewalt, dessen Plan und Ziel man den Frauen verschwieg, dessen Vorbereitungen sich ihnen aber von selber verrieten.

      Zwei Tage lang hatte Eilika aus Ärger über die durch Bock über sie verhängte Einsperrung mit dem strengen Ritter geschmollt und getan, als sähe sie ihn nicht, wenn er ihr begegnete. Aber länger hielt sie es nicht aus, seinem höflichen Gruß oder seinen gezierten Anreden und launigen, zur Antwort

Скачать книгу