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Die wichtigsten Werke von Julius Wolff. Julius Wolff
Читать онлайн.Название Die wichtigsten Werke von Julius Wolff
Год выпуска 0
isbn 9788027225194
Автор произведения Julius Wolff
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Gräfin Reginhild empfing die Ankommenden freudig und herzlich, und während die Brüder sich über Albrechts Botschaft unterhielten, saß sie mit Oda plaudernd auf der Fensterbank im Erker. Das tat Oda, der ein traulicher Verkehr mit anderen, ihr ebenbürtigen Frauen so gut wie neu war, unendlich wohl, und sie gab sich dem Genusse rückhaltlos und mit Freuden hin.
Reginhild aber streckte in dem munteren Gespräch mit klugen Worten und unverdächtigen Fragen leise Fühler nach Odas Meinung über Siegfried aus, um zu erfahren, ob seine Hoffnung auf ihre Liebe Grund und Boden hätte, oder ob schon ein anderer ihr Herz besäße. Oda ging arglos in alle die kleinen, listig gestellten Fallen, und bald wußte die gewandte Frau mehr, als ihr zu wissen lieb war.
Siegfried und Oda blieben den Tag über auf der Heimburg, und es gab ein fröhliches Mittagsmahl zu vieren. Nur Reginhild war zuweilen etwas still und nachdenklich; desto glücklicher aber war Siegfried, denn er sah sich und Oda schon als ebensolches Paar wie die mit ihnen zu Tische sitzenden Bernhard und Reginhild.
Gegen Abend ritten die ersteren auf den ihnen nachgeschickten Pferden zum Regenstein zurück.
Als sie fort waren, sagte Bernhard zu seiner Frau: »Ein liebes Mädchen! und ich gönne unserm Blonden sein Glück von ganzem Herzen, aber – ich kann mich noch nicht darüber freuen. Ich habe das dunkle Gefühl, als sollte uns diese Verbindung noch in böse Händel bringen.«
Reginhild nickte betrübt vor sich hin und erwiderte nichts.
»Dir geht es ebenso?« fuhr Bernhard darauf fort, »nicht wahr? Du hast auch kein Vertrauen dazu?«
»Nein, aber aus ganz anderen Gründen,« sprach Reginhild. »Ich habe heut eine seltsame Entdeckung gemacht.«
»Nun?«
»Mit scheint, Gräfin Oda liebt nicht Siegfried, sondern – Albrecht!«
»Albrecht? Albrecht?« frug der Graf bestürzt. »Hat sie dir's gesagt?«
»O nein! aber es ist mir fast außer allem Zweifel,« erwiderte Reginhild.
»O Hilde, Hilde! siehst du, da kommt es schon heran, das Unheil!« rief Bernhard erregt. »Prügeln könnt' ich den Bock, daß er uns dies Unglücksmädchen auf die Burg gebracht hat!«
»Schilt die Ärmste nicht!« bat Reginhild mitleidig, »sie ist selbst schlimm genug daran.«
»Ach! – warum geht sie nicht nach Quedlinburg zur Äbtissin, wohin sie gehört!«
»Sie lassen sie ja nicht fort,« sagte Reginhild; »der eine hält sie aus Liebe fest und der andere aus Trotz.«
»Ob er es denn schon weiß?« frug Bernhard.
»Albrecht, meinst du? das glaube ich nicht. Der hat nicht Zeit dazu und auch nicht den Blick dafür. Aber was wird werden, wenn Siegfried, dessen Hoffnung mit vollen Segeln fährt, sein erträumtes Glück vor sich versinken sieht!?«
Graf Bernhard seufzte schwer auf. »Das hat uns gerade noch gefehlt,« sprach er düster, »zu allem Orloch und Fehdedrohen auch noch bittere Herzenskämpfe unter uns Brüdern!«
Und tief bekümmert blickten die Gatten den sorglos Dahinreitenden von oben nach.
Dreizehntes Kapitel.
Vor der Schenkentür in dem Dorfe Erkstedt, das zwischen dem bischöflichen Schloß Langenstein und dem Regenstein'schen Burgstall Derenburg, doch etwas näher nach Halberstadt zu gelegen war, saß unter einer breitästigen Linde ein Mensch, dessen Äußeres wenig Vertrauenerweckendes hatte. Er war ein kleiner buckliger Kerl mit grauem, fast weißem Haar und einem faltigen, etwas schiefen Gesicht, dessen lauernder Ausdruck noch dadurch verstärkt wurde, daß der Mann entsetzlich schielte.
Sein braunes Wams war schäbig und geflickt, und seine eng anschließenden Lederhosen schillerten in einem zweifelhaften Glanze. Neben sich auf der Bank hatte er einen alten, auch schon glatt getragenen, mit Gott weiß was gefüllten Ranzen liegen und vor sich auf dem roh gezimmerten Tische einen Steinkrug mit Braunbier aus dem großen Klostergute Röderhof am Huywalde stehen. Es war spät nachmittags, aber wenn es auch früh morgens gewesen wäre, der Bierkrug würde vor dem Manne nicht gefehlt haben, denn Hinze Habernack hatte immer Durst oder tat wenigstens immer so, als wenn er welchen hätte, der schwer zu löschen wäre. Er was ein alter Landstörzer, der einige Meilen im Umkreise von Halberstadt alt und jung bekannt war und sich sein täglich Brot auf absonderlichen Wegen verdiente. Am liebsten gab er sich für einen Tierarzt aus, heilte aber nicht bloß krankes Vieh, sondern kurierte auch mit Kräutern, Salben und Latwergen am Menschen herum, wußte für allerhand Schäden und Gebresten Rat und Hilfe, konnte das Blut und das Feuer besprechen, besorgte Botengänge und mancherlei Kundschaft und heimlich Gewerbe.
Er war mehr gefürchtet als beliebt, und wenn man ihn auch rief, wo man seiner bedurfte, so sah man ihn doch lieber gehen als kommen, denn er spürte und schnüffelte überall herum und galt für einen gefährlichen doppelzüngigen Zwischenträger, der sich für Geld oder Geldeswert zu Dingen gebrauchen ließ, die nicht recht sauber und ehrlich waren. Dabei spielte er stets den Gutmütigen und Biderben, aber niemand traute ihm, und niemand wagte, ihm offen und fest entgegenzutreten, denn es hieß, er könnte großen Schaden tun und hätte mächtige Beschützer, die ihm den Rücken deckten.
Über seine Vergangenheit schwebte ein geheimnisvolles Dunkel; er wollte aus Lauterberg im Lisgau gebürtig und viel in der Welt herumgekommen sein. Es ging das Gerede von ihm, daß er manch böses Stücklein auf der Seele hätte und darum auch vom lieben Gott an den Augen gezeichnet wäre, und weil er gern Schimpf und Possen trieb und seine besten Freude an arglistigen Streichen hatte, so nannte man ihn, seinen Namen verdrehend, gewöhnlich Schabernack, aber nicht von jedem ließ er sich's gefallen.
Jetzt saß er hier unter der blühenden, süß duftenden Linde vor des Schenken Tür und wartete auf den Ritter Bock von Schlanstedt.
Nothnagel und Hasenbart, die zwei Gesellen von der bösen Sieben, die neulich auf Bocks Befehl miteinander geritten waren, hatten den alten Zaunschleicher nach langem Suchen richtig abgefaßt und ihm ihres Ritters Wort, daß ihn dieser zu sprechen wünsche, ausgerichtet, worauf der Landfahrer sich am zweiten Nachmittag in der Schenke von Erkstedt finden zu lassen versprach.
Es war sonst nicht Bocks Art, auf sich warten zu lassen, aber heute blieb er ungebührlich lange aus, und Hinze Habernack, der sein in der Schenke bestelltes Vesperbrot längst verzehrt hatte, verlor die Geduld und wollte sich auf und davon machen. Als er den Steinkrug jetzt zum dritten Male geleert hatte, pochte er laut damit auf den Tisch, daß der Wirt in der Haustür erschien.
»Noch einen, Hinze?« frug Peter Rübenstreit.
»Nein! ich will fort; er kommt ja nicht, und ich kann den Hingang für den Hergang nehmen,« erwiderte der Alte. »Mach mir die Zeche, Peter! ich will dich bezahlen, denn ich weiß, du nimmst nichts von mir.«
»Ja, ja, laß gut sein!« sagte der Wirt, der diese Redensart seines Gastes schon kannte, und noch nie einen Weißpfennig von ihm besehen hatte. »Ich schneid's ins Holz zu dem andern.«
»Das tu! da steht's gut,« lachte Hinze, »und wenn der lange Schnapphahn, der Bock von Schlanstedt noch kommen sollte, so sag' ihm meinen willigen Dienst in allen behaglichen Dingen, aber zum Nasenspiel dünkt sich Hinze Habernack zu gut, und wenn er was von mir wollte, –«
»Warte mal!« unterbrach ihn der Wort. »Hörst du nichts? Da sind sie schon.«
Richtig, jetzt kam Bock mit Nothnagel die Dorfstraße daher getrabt und winkte.
»Nun, du allerliebster Gesell, noch immer nicht gehangen?« rief Bock im Absitzen. »Hab' ja lange Zeit weder Staub noch Flug von dir vernommen.«
»Hätte bald wieder so kommen können,« entgegnete Habernack, »war schon wegfertig, und einen Hundeblaff später hättet Ihr