ТОП просматриваемых книг сайта:
Die wichtigsten Werke von Julius Wolff. Julius Wolff
Читать онлайн.Название Die wichtigsten Werke von Julius Wolff
Год выпуска 0
isbn 9788027225194
Автор произведения Julius Wolff
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
»Ihr habt mich vorhin daran erinnert,« sprach er höhnisch, »daß ich heute den Befehl hier habe. So will ich Euch denn meine Fürsorg um Euch beweisen. Die Frühlingssonne brennt und bräunt, mich dauert Eure weiße Haut; geht gleich hinauf in Euer Kämmerlein, zartfühlende Jungfer, und haltet Euch dort den Tag über still, bis Eure Herrin wiederkommt und Eurer Dienste bedarf.«
Was? hatte sie recht gehört? er wollte sie einsperren? »Herr Bock von Schlanstedt!« sagte sie, sich gleichfalls erhebend, »ich will nicht hoffen –«
Aber er schnitt ihr das Wort ab und setzte mit einem stechenden Blicke seinem Befehle hinzu: »Sollte es Euch in Eurem Kämmerlein so lange nicht gefallen, so weiß ich noch manchen kühleren Ort.« Dabei zeigte er mit der Hand nach den Felsengrotten hinauf. »Guten Morgen, sanfter Tag!«
War es denn möglich? das wagte er? Aber sie war ja Gefangene auf der Burg des Raubgrafen und in seines großspurigen Dienstmannes Gewalt. Bleich und zitternd vor Wut und ohne noch ein Wort zu verlieren ging sie trotzig ab in den Palas.
Bock sah ihr grimmig nach und murmelte: »Warte, du hochnäsiges Ehrenwadel! dich will ich schon kirre machen!«
Elftes Kapitel.
Unterdessen ritt Graf Albrecht auf Quedlinburg zu, und sein treuer Knecht Schatte trabte in kurzem Abstand hinter ihm her. Als sie über die Turnierbreite kamen und nun die stark befestigte Stadt vor sich liegen sahen, verdüsterten sich Albrechts Züge. Er gönnte den Städtern ihre rasch aufblühende Macht nicht, weil sich mit dem Bewußtwerden derselben ein unabhängiges Bürgertum innerhalb der Ringmauern zu bilden begann, das sich stolz und aufsässig gebärdete, die Oberhoheit eines Schirmvogtes nicht mehr für nötig hielt und dessen Einfluß auf das Stadtregiment mehr und mehr zu beschränken suchte.
Darum ritt er auch nicht am hohen Tore vorüber, um nicht den, wie er wußte, doch nur unlustig dargebrachten Ehrengruß der Wache erwidern zu müssen, sondern schwenkte rechts um den Münzenberg herum und ritt von dieser Seite her den Weg zur Königsburg hinauf.
Als er die Treppe im Innern des Schlosses erstiegen hatte, traf er auf dem Gange zu den Gemächern der Äbtissin die Pröpstin Kunigunde von Woldenberg, die ihm dort keineswegs zufällig begegnete, wie sie sich den Anschein gab, sondern seinen Auftritt glücklich erspäht und ihm nun hier aufgelauert hatte.
»Jesus mein Beistand!« rief sie, sich sehr überrascht stellend, »Herr Graf! laßt Ihr Euch endlich einmal wieder sehen? Wir sterben ja hier vor Sehnsucht nach Euch!«
»Das dacht' ich mir, gnädige Gräfin!« erwiderte Albrecht lachend, »darum komm' ich ja.«
»Ihr bringt doch hoffentlich Eure schöne, Eure liebliche Gefangene mit?« sprach sie; »wo habt Ihr sie denn?«
»Gebunden und wohlverwahrt im tiefsten Rattenturme.«
»Oh! oh! ein Spötter, ein Spötter seid Ihr, Herr Graf, wie es keinen zweiten gibt!« drohte sie schelmisch mit einem Lächeln, das in ihrem Antlitz tausend Falten spielen ließ.
»Es sei denn die Gräfin Kunigunde von Woldenberg,« sprach er höflich.
Dabei waren sie an die Tür eines Vorsaales gekommen, die Albrecht eben öffnen wollte, als die Pröpstin, im Begriff voranzugehen, bemerkte: »Nun, wir werden ja hören, was unsere liebe Domina dazu sagt, daß Ihr uns unsere Konventualin vorenthaltet, Herr Graf.«
»Gewiß,« erwiderte er, »ich werde die gnädige Frau bitten, Euch rufen zu lassen, sobald wir Eures erfahrenen Rates bedürfen.« Und mit einer tiefen Verbeugung entwischte er ihr durch die Tür, die er schnell hinter sich schloß.
Verblüfft stand sie da, um die Befriedigung ihrer Neugier geprellt.
»Bär!« schalt sie mit grimmigem Gesicht hinter ihm her und eilte zur Dekanissin, um in deren mitfühlender Seele ihrem Ärger Luft zu machen.
Dein Willkomm hier wird von knappen Maßen sein, dachte Graf Albrecht, während er bei der Äbtissin gemeldet wurde.
Sie kam ihm auch diesmal nicht so rasch und freudig entgegen wie das letzte Mal. »Man muß Euch rufen und bitten, Herr Graf, wenn man Euch sehen will,« sprach sie mit einem etwas kühlen Ton, den ihre lachenden Augen doch Lüge straften.
»Gnädige Frau,« erwiderte er, »ich habe unterdessen nicht mit den Mönchen an den Michelsteiner Klosterteichen gesessen und geangelt.«
»Schon gut, Herr Graf! ich rate, was Euch fern hielt,« sagte die Äbtissin und winkte ihm, Platz zu nehmen. »Ihr kommt doch nicht allein?«
»Nein, Domina! mein Schatte ist mit mir geritten,« antwortete er, sich niederlassend.
»Euer Schatten? ja, den seh' ich,« sprach sie enttäuscht.
»Nein, gnädige Frau! er ist unten auf dem Schloßhof geblieben und hält die Rosse.«
Die Äbtissin sah ihn zweifelnd an.
»Verzeiht das Wortspiel!« fuhr er lächelnd fort, »mein Knecht heißt Schatte. Im übrigen komm' ich allein.«
»Ihr bringt die Gräfin nicht mit?«
»Nein, gnädige Frau!«
»Hm! Herr Graf!« sagte die Äbtissin, »das ist ja eine ganz neue Art, wie Ihr Eure Schutzvogtei über uns ausübt. Sollen die jungen Konventualinnen des Stiftes künftig erst ein Noviziat auf Eurer Burg bestehen, ehe sie zu unserem Kapitel zugelassen werden?«
»So war es zwar nicht gemeint, aber Ihr bringt mich da auf einen guten Gedanken, Domina!« erwiderte er heiter. »Es ist so einsam auf der Burg ohne ein geselliges weibliches Wesen.«
»Was Ihr sagt, Herr Graf! Diese Empfindung scheint Euch ja sehr plötzlich gekommen zu sein. Aber es liegt doch nur an Euch, dem Mangel an Gesellschaft auf dem Regenstein in der gefälligsten Weise abzuhelfen.« Sie wurde rot dabei, als sie das lachend sagte, und ihre Augen funkelten und blitzten.
»Freilich wohl!« entgegnete er harmlos, »und nun ist ihm ja auch abgeholfen.«
»Aber mit welchen Mitteln! mit List und Gewalt, wider Recht und Billigkeit. Oder war es Euch gerade nur um diese Gesellschaft, um dieses weibliche Wesen zu tun?« frug sie herausfordernd.
»Ich habe sie mir nicht ausgesucht,« sagte der Graf, »Bock von Schlanstedt hat mir irrtümlicherweise die Gräfin Oda von Falkenstein gebracht, weil er zufällig diese und keine andere fing.«
»Zufällig? ohne Euren Befehl, Herr Graf? Wer Euch das glauben soll!«
»Ich habe ihn gescholten, als er mit ihr ankam.«
»Und dennoch haltet Ihr sie bei Euch fest?«
»Aus Mitleid mit der armen Verstoßenen.«
»Aus Mitleid!« Die Äbtissin verzog den Mund zu einem sehr spöttischen Lächeln.
»Und weil ich sie als Geisel behalten will gegen die schändliche Absicht ihres Bruders und aus Trotz gegen den Bischof, dem ich die schöne Grafschaft nicht gönne,« sprach Albrecht, nachgerade ungeduldig über das mit ihm vorgenommene Verhör.
»Und weiter wißt Ihr nichts vorzubringen? Nun seid Ihr mit Euren Gründen schon zu Ende?« höhnte die Äbtissin. »Ei, so laßt mich doch fragen, Herr Graf,« fuhr sie scharf und heftiger werdend fort: »mit welchem Rechte, aus welchem Grunde verweigert Ihr sie auch mir, deren Schutz sie von ihrem Bruder anvertraut ist?«
»Weil sie bei mir auf dem Regenstein sicherer ist als hier,« entgegnete er hart und bestimmt.
»Sicherer?« wiederholte sie, das böse Lächeln wieder auf den trotzigen Lippen. »Ihr meint – Euch näher!«
»Graf Albrecht zog die Brauen zusammen.
»Und die arme Verstoßene bleibt wohl auch recht gern