Скачать книгу

Plan, die beiden zu einem glücklichen Paare zu machen, der Ausführung einen großen Schritt näher.

      Sie ließ sich den ganzen Nachmittag, nachdem sie des Bischofs Drohung erfahren, nicht mehr sehen, sondern saß in Schwermut versunken auf ihrem Zimmer und grämte sich über die Gefahr, die ihretwegen das Haupt des Grafen Albrecht umschwebte, und die nur durch Erfüllung des bischöflichen Verlangens abzuwenden war. In der fast schlummerlosen Nacht beschloß sie, den Grafen um ihre Entsendung zur Äbtissin von Quedlinburg zu bitten.

      Das tat sie auch gleich am Morgen in einer sehr verzagten, wahrhaft rührenden Weise. Graf Albrecht sah sie mit einem so erstaunten und doch teilnahmsvollen Blicke dabei an, daß sie kaum Worte fand, ihren Gedanken Ausdruck zu geben, und ihr das Herz bis an den Hals hinauf klopfte.

      »Liebes Fräulein!« sprach er mild und freundlich, »um mich sorgt Ihr Euch des angedrohten Bannes wegen?«

      Oda zitterte am ganzen Körper; tief verlegen stand sie da, den Blick zu Boden gesenkt, keines Wortes mehr mächtig. Es war wieder in Albrechts Zimmer.

      »Darüber beruhigt Euch, Gräfin Oda,« fuhr er tröstlich fort, »des Bischofs Bann würde mich wenig kümmern, wenn er es wirklich wagen sollte, ihn auszusprechen. Mit Gewalt will ich Euch nicht halten, aber die Drohung mit dem Banne ist kein Grund, dem Bischof den Willen zu tun. Er hat es nur auf Euer Erbe abgesehen und bietet alles auf, Eurer habhaft zu werden, um Euch zur Verzichtleistung zu zwingen. Und dann bedenkt doch,« fügte er lächelnd noch hinzu, »was für ein Gesicht Siegfried machen würde, wenn ich Euch fortließe?«

      Das holde Mädchen schlug die schimmernden blauen Augen groß und klar zu ihm auf, als hätte sie die Anspielung gar nicht verstanden. Treuherzig frug sie: »Wünscht Ihr es, Herr Graf, daß ich bleibe?«

      Er hielt ihr die Hand entgegen und sagte mit innigem Ton: »Ja! bleibet, Gräfin Oda! ich wünsche es, ich wünsche es sehr!«

      »Dann bleibe ich!« kam es rasch wie ein unterdrückter Freudenruf von ihren Lippen, und seine Hand mit einem leisen Druck berührend, eilte sie verwirrt und hocherrötend hinaus.

      Graf Albrecht stand und starrte gedankenvoll auf die Tür, durch welche die Liebliche so plötzlich entschwunden war.

      Ein tiefer Atemzug hob seine Brust. – »Dummes Zeug!« murmelte er kopfschüttelnd und wandte sich mit einer raschen Bewegung ab.

      Jetzt trat Schatte, sein Leib- und Schildknecht ein, und meldete: »Stiftsschreiber aus Quedlinburg!«

      Albrecht stutzte, winkte aber dem Knechte, den Schreiber heraufzuführen. »Sie mahnt,« sprach er lächelnd zu sich selber, »aber ich konnte doch hier nicht fort. – Willkommen, Florencius! wagt Ihr Euch wieder einmal in die Höhle des Raubgrafen?« begrüßte er den Eintretenden.

      »O Herr Graf,« erwiderte der Schreiber mit einer tiefen Verbeugung, »nicht in Abrahams Schoß fühlte ich mich sicherer als im Horst unsers edlen Schirmvogtes.«

      »Du fröhlicher Scholar!« lachte der Graf, »hast immer ein gutes Wort an rechter Statt. Was bringt Ihr, wackerer Florencius? ein zorniges Schreiben?«

      »Nein, nur tausend Grüße unserer gnädigen Frau –«

      »Und ich soll kommen, nicht wahr?«

      »Ja, Herr Graf! darauf läuft es hinaus; ich habe es mir alles eben noch einmal genau überhört,« sagte Florencius.

      »Sparet Euch und mir die Litanei, ich nehme sie für genossen,« erwiderte Albrecht, »und ich hätte mir den Sermon von den roten Lippen der gnädigen Frau schon selber geholt, wenn ich gekonnt hätte. Was will sie denn?«

      »Euch und die Gräfin Oda von Falkenstein.«

      »Natürlich! nun, mich soll sie haben, aber die Gräfin nicht.«

      »Nicht? ja dann, – dann soll ich fragen: warum nicht?«

      »Die Antwort darauf will ich der Äbtissin selber bringen.«

      »Hm! desto besser! wird ihr noch lieber sein. Aber –«

      »Aber? was aber?«

      »Ich muß sie sehen, Herr Graf, die Gefangene.«

      »Oho! Florencius! kühner Knabe! sie sehen? Steht das in Eurem Auftrag, oder ist es nur eitel Neugier und fürwitzige Gepflogenheit des weiland Fahrenden?« frug Graf Albrecht.

      Florencius lachte. »Das darf ich Euch eigentlich nicht sagen, Herr Graf. Ich soll sie mir ansehen, ob sie jung, schön und lieblich ist, aber heimlich soll ich das erspähen und erlauschen.«

      »O du fuchsfeiner Geselle!« lachte nun Albrecht. »Deine Herrin hat sich einen schlauen Kundschafter gewählt. Sagt ihr nur, die Gefangene wäre jung, schön und sehr lieblich, der Regenstein hätte noch keine solche Lilie getragen.«

      »Ein hohes Lob aus Eurem Munde, Herr Graf!«

      »Noch lange nicht hoch genug, Florencius! Ihr seid bei Tisch unser Gast, da sollt Ihr sie sehen. Nachmittag könnt Ihr zurückreiten und der gnädigen Frau sagen, was Ihr erspäht und erlauscht habt. Bald komm' ich selber.«

      »Aber ich soll die Gräfin einladen, nach Quedlinburg zu kommen,« sagte Florencius. »Die Äbtissin erwartet ihre neue Konventualin.«

      »Einladen? seit wann lädt man denn Gefangene ein, Herr Stiftsschreiber?«

      »Wollt Ihr sie denn wirklich nicht freigeben, Herr Graf?«

      »Nein, du wunderlicher Frager! ich will sie nicht freigeben,« lachte der Graf. »Aber jetzt laß mich; auf Wiedersehen bei Tisch!«

      Florencius ging und suchte den Ritter Bock von Schlanstedt auf.

      »Streitet sich denn alles um das liebe Mädchen?« sprach Albrecht, als er allein war. »Jeder will sie haben, nur mir gönnt sie keiner.« Er trat ans Fenster und blickte hinüber nach dem Schlosse von Quedlinburg. »Sei ruhig, Jutta! die bleiche Lilie ist der roten Rose nicht gefährlich.«

      Zehntes Kapitel.

       Inhaltsverzeichnis

      Einer der nächsten Morgen brachte dem Grafen Albrecht eine neue Überraschung. Es kam ein Schreiben der Grafen Berthold und Rudolf von Blankenburg, worin sie Einspruch gegen Albrechts Belehnung mit Burg und Gericht Gersdorf erhoben unter dem Vorgeben, dieselbe sei schon vor mehreren Monden vom Fürsten von Ballenstedt ihnen zugesagt worden. Sie seien jedoch bereit, darauf zu verzichten, wenn Graf Albrecht bei Ehr' und Eid gelobte, ihnen zur Lauenburg zu verhelfen, über die sie bereits seit längerer Zeit mit der Äbtissin von Quedlinburg in Unterhandlung stünden. Andernfalls wollten sie dem Grafen Albrecht feind werden und ihm die Fehde ansagen. Außer den Unterschriften der beiden Grafen von Blankenburg trug der Brief zum größeren Nachdruck noch die Namen der Grafen Walther und Konrad von Wernigerode und der Ritter und Herren Johann von Romersleben, Heinrich von Hakeborn, Hans von Kreiendorf, Werner von Hadmersleben und Gerhard von Zilly.

      »Aha!« sagte Graf Albrecht, als er gelesen, zu Siegfried, »die Jagd wird angeblasen, der Bischof hetzt seine Meute schon. Reite hinüber zu Bernhard und bringe ihm den Brief. Sage ihm, doch so, daß es niemand sonst hört, ich wüßte nur eine Antwort darauf: in acht Tagen müßte die Lauenburg unser sein; er solle sich darauf einrichten. Ich will heute nach Quedlinburg und reite von dort nach Gersdorf, um Günther Bescheid zu sagen. Du gibst wohl acht, was Bernhard meint und rät.«

      »Oh, der wird nicht abraten,« erwiderte der Jüngere, freudig erregt in der Aussicht auf bald bevorstehenden Kampf.

      »Nimm Gräfin Oda mit hinüber zu Reginhild,« sprach Albrecht weiter. »Beruhige sie, so gut du kannst, heitere sie auf, suche ihre Gunst zu erwerben; ich habe jetzt nicht Zeit, mich um sie zu kümmern. Du mußt ihr Freund und Vertrauter werden, Siegfried! ich wünsche das.«

      Siegfried stand bei dieser Mahnung gesenkten Hauptes vor dem Bruder, als bekäme er eine Strafpredigt. »Ich will mein Bestes tun,«

Скачать книгу