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richtete sich im Sitzen kerzengerade hoch und sprach mit blinzelnden Augen und einem selbstgefälligen Lächeln: »Fürchtet nichts, liebe Jungfrau! unter meinem Schilde naht Euch keine Gefahr, und wenn Ihr davonliefet, so liefe ich Euch hundert Meilen nach, um Euch zu dienen.«

      »Ach, Herr Ritter, sprecht doch nicht so!« seufzte Eilika. »Mir ist es fast schwer ums Herz, wenn ich an die Zukunft denke. Was soll denn aus uns beiden, meiner Gräfin und mir, werden? wir können doch nicht ewig auf dem Regenstein bleiben?«

      »Ei warum denn nicht?« erwiderte Bock lebhaft, »was fehlt Euch denn hier? Ihr habt jede einen Ritter zu Euren Füßen, der mit Freuden bereit wäre, sein Blut für Euch zu verspritzen.«

      Eilika biß sich auf die Zunge, um nicht herauszulachen. »Das verhüte der Himmel, Herr Ritter!« sprach sie wie erschrocken, »ich kann kein Blut sehen.«

      »Zu sehen braucht Ihr es ja auch nicht, sagte Bock, »ein echter Ritter ruft seine Dame nicht dazu, wenn er eine Lanze für sie bricht.«

      »Ich habe gehört,« entgegnete Eilika, »der Bischof hat von Eurem Herrn verlangt, uns an ihn auszuliefern. Dann werden wir in ein Kloster gesteckt und müssen unser Leben als Nonnen vertrauern. O Gott! o Gott! und wir haben die Welt und die Menschen so lieb! ach, so lieb, Herr Ritter!« girrte die Schelmin mit einem Blick, der die Eisenringe an Bocks Kettenhemd hätte schmelzen können.

      »Holdselige Jungfrau!« rief Bock schwärmerisch, »wie könnt Ihr Euch mit solchen schrecklichen Gedanken quälen! Wir liefern Euch an niemand aus; Bock von Schlanstedt wird nie leiden, daß Ihr Nonne werdet!«

      »Wie wollt Ihr's denn hindern?« frug Eilika zur Seite schielend und auf Bocks Antwort lauernd.

      Es war allerdings eine sehr verfängliche Frage, so nahe auch die natürlichste Antwort darauf lag. Aber bis zu Heiratsgedanken und der Absicht, das schlaue Ehrenwadel zu seinem Ehegespons zu machen, hatten sich Bocks verliebte Mucken doch noch nicht verstiegen. Er erschrak fast vor der Vorstellung, die Eilikas Frage plötzlich vor ihm heraufbeschwor, und sah schon sein fröhlich schweifendes, sorglos ungebundenes Reiterleben in ein hausväterliches Stillsitzen umgewandelt, das selbst in Eilikas Armen wenig Verlockendes für ihn hatte.

      »Hindern?« wiederholte er in sichtlicher Verlegenheit, indem er die Spitzen seines langen Schnurrbarts drehte. »O da gäbe es ja mancherlei Mittel und Wege. Ist es Euch noch nicht aufgefallen, werte Jungfrau, daß mein junger Herr, Graf Siegfried, sehr um Euer gnädiges Fräulein bemüht ist? Ich glaube, er hat sie sehr lieb und sie ihn gewiß auch, und wenn die beiden Mann und Frau würden, – nun so bliebe ich bei meinem jungen Herrn als sein Marschalk, und Ihr bliebet bei der jungen Frau, und – und dann brauchtet Ihr nicht Nonne zu werden.«

      »Ach so! ein feines Mittel!« lachte Eilika.

      »Nicht wahr?« sagte Bock, ganz stolz auf seinen pfiffigen Gedanken. »Aber ich glaube, die beiden sind zu schüchtern, trauen sich gegenseitig nicht recht mit der Sprache heraus. Wie wäre es, wenn wir da ein bißchen nachhülfen, ihnen Mut machten, den einen von der Liebe des anderen zu überzeugen suchten, damit sie bald eins miteinander werden?«

      »Hm!« machte Eilika, »aber wie wollt Ihr das anfangen?«

      »O da laß ich Euch den Vortanz,« erwiderte er, »unter einem Schapel sitzt zehnmal mehr Witz als unter einer Stahlhaube. Ihr gönnt Eurer Herrin doch gewiß alles Liebe und Gute ebenso von Herzen wie ich meinem jungen Grafen Siegfried; also besinnt Euch, wie wir das Glück der beiden fördern können.«

      Eilika nickte und sah schweigend vor sich hin.

      Bock wollte sie in ihrem Grübeln nicht stören und erwartete ihre Vorschläge zur Förderung des Glückes von Siegfried und Oda. Allein er irrte sich; Eilikas Gedanken gingen andere Wege.

      Sie hatte sich auf eine feurige Liebeserklärung des Ritters gespitzt und sich schon darauf gefreut, wie sie ihn auslachen und gründlich damit durch den Korb fallen lassen wollte. Oder wer weiß! vielleicht hätte sie auch nicht gleich ein entschiedenes Nein als letztes Wort gesprochen, hätte vielleicht Bedenkzeit verlangt, ihn bei seiner Erklärung festgehalten und damit eine gute Weile hin und her gezogen. Und nun hatte er unmittelbar davorstehend vorsichtig zurückgehakt, hatte ihre Frage, wie er ihr Nonnewerden verhindern wolle, wohl gar für eine entgegenkommende Aufforderung angesehen, mit der sie ihm die Antwort sozusagen in den Mund gelegt hatte. War dies der Fall, so hatte sie sich ihm gegenüber bloßgestellt und fühlte sich nun als eine Verschmähte beleidigt. Aber noch mehr! Sein Plan, zwischen Siegfried und Oda einen Ehebund stiften zu helfen, hatte ihr eingeleuchtet und war ihr in aufrichtiger Liebe zu ihrer Herrin so willkommen, daß sie zur Mitwirkung dabei gern bereit war. Auch daß dann sie beide im Dienste des jungen Paares bleiben sollten, schien ihr sehr gut ausgedacht. Als er aber sagte: »Dann werde ich dem jungen Grafen sein Marschalk,« da hätte er doch sofort hinzusetzen müssen: »und dann heirate ich dich«; aber Gott bewahre! kein Wort davon! Was bildete sich dieser Bock denn eigentlich ein? Wollte er immer nur so um sie herumscharwenzeln ohne ernste Absichten? oder gar etwa Rosen bei ihr pflücken, die ihm nicht gebührten? O das wollte sie ihm eintränken!

      »Herr Ritter,« sprach sie, nachdem ihr das alles durch den Kopf geflogen war, »Euer Vorschlag ist nicht uneben; ich will mir die Sache überlegen und mittlerweile einen Strauß Waldblumen für mein gnädiges Fräulein pflücken, denn ich weiß, die liebt sie.«

      »Schön!« sagte Bock, »und beim Binden des Sträußleins helfe ich Euch.«

      »Dazu brauche ich Eure Hilfe nicht,« erwiderte sie abweisend. »Ihr mögt als künftiger Marschalk mit den Rossen um Stall umzugehen wissen, aber Blumenbrechen fordert einen feineren Sinn.«

      »Nu, nu, trabt gemacht!« sagte Bock, von Eilikas spitzem Ton nicht angenehm berührt, »es wäre nicht das erste Sträußchen, das ich pflückte.«

      »Es kommt doch sehr darauf an, für wen man's pflückt,« versetzte sie, das Näschen rümpfend.

      »Wenn Ihr mir erlauben wolltet, eins für Euch zu binden, so wollte ich Euch wohl zeigen –«

      »Spart die Mühe,« unterbrach sie patzig, »Ihr würdet nicht viel Dank damit erlangen.«

      »Ich meine, jede Mühe ist ihres Dankes wert,« sprach er, immer verwunderter über ihre plötzlich veränderte Stimmung.

      »Meint Ihr? möglich! ich meines es nicht. Aufgedrungenes ist keines Dankes wert.«

      »Früh brennt, was eine Nessel werden will,« sagte er nun gereizt.

      »Dann kommt der Nessel nur ja nicht zu nahe,« spottete sie und rückte etwas von ihm weg.

      »Ihr antwortet nicht ungeschwind,« erwiderte er. »Was kommt Euch denn in den Sinn, daß Ihr mit einem Male so abgünstig mit mir sprecht?«

      »Abgünstig? mit einem Male?« sprach sie ihm nach. »Ich wüßte doch nicht, daß ich Euch schon Gunst erwiesen hätte, Herr Ritter! Ich will Euch nur vor der Torheit bewahren, für mich Blumen zu brechen und Euch dabei an Nesseln zu verbrennen.«

      »Zuviel Witz und Fürsorge mag zuzeiten mehr Unfall bringen als Torheit,« erwiderte er.

      »Desto besser für Euch!« lachte sie, »denn von ersteren beiden habt Ihr ja nicht allzuviel.«

      »Habt Ihr das schon gemerkt, weiseste Jungfrau?« frug er beleidigt.

      »O ja!« erwiderte sie keck, »schon am ersten Tage unserer Bekanntschaft, als Ihr an meiner Seite rittet und mich immerzu ›mein gnädiges Fräulein‹ nannten. Ihr wißt wohl, was ich meine.«

      Freilich wußte er, was sie meinte, und darüber ärgerlich sagte er: »Ihr stecktet ja beide von Kopf zu Fuß in gleichen Reisekappen und hattet Schleier vor dem Gesicht; wie soll man denn da Herrin und Magd unterscheiden?«

      »Magd bin ich nicht,« schnarrte sie ihn an.

      »Magd nicht? was denn sonst?« frug er beißend.

      »Das ist es ja eben, daß Euch ein feineres Unterscheidungsvermögen völlig abgeht,« entgegnete sie hochmütig. »Ihr habt nur mit den Bauerdirnen Eures Dorfes verkehrt,

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