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Die wichtigsten Werke von Julius Wolff. Julius Wolff
Читать онлайн.Название Die wichtigsten Werke von Julius Wolff
Год выпуска 0
isbn 9788027225194
Автор произведения Julius Wolff
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Siegfried entfernte sich mit dem Blankenburger Briefe, und Albrecht legte den Panzer an.
Bald erschien Bock von Schlanstedt im Gemach.
»Freue dich, Bock!« rief ihm Albrecht entgegen, »es gibt bald wieder zu hauen und zu stechen.«
»Schön! schön, Herr Graf!« sagte Bock vergnügt mit funkelnden Augen, »wann? wo? gegen wen?«
»Der Bischof will uns an den Kragen, und die Blankenburger und die Wernigeröder und noch ein halb Dutzend andere wollen gegen uns zu Felde.«
»Stechen wir alle unter die Gäule, Herr Graf!« erwiderte Bock kampflustig und strich sich den langen Schnurrbart.
»Das hoff' ich auch,« erwiderte der Graf, »aber jetzt höre genau zu, was ich dir sage.«
Bock bog den langen Oberleib etwas vor und blickte seinen Herrn so scharf an, als wollte er ihn mit den Augen aufspießen. So glich er mit seiner großen Hakennase einem lauernden Raubvogel, der sich eben vom Baume herab auf die erspähte Beute stürzen will.
»Laß deine sechs Spürhunde los,« unterwies nun der Graf seinen Dienstmann, »daß sie den alten Fuchs, den Schabernack erjagen und ihn ausforschen, was der Bischof im Schilde führt. Wenn er nichts weiß, so soll er auskundschaften, ob die Bischöflichen rüsten etwa zu einem Zuge in den Schwabengau, und was es sonst Neues gibt in Halberstadt, das soll er uns schleunig melden.«
»Ja, Herr! aber der will gesalbt sein, denn all sein Datum steht auf blankes Geld und währende Kehlenfeuchte.«
»Versprecht ihm ein reiches Botenbrot, denn diesmal gilt es, Bock, daß wir zur rechten Zeit sichere Kundschaft haben.«
»So will ich lieber selber mit dem alten Teufelssamen reden,« entgegnete der Ritter. »Mir soll er kein Storchnest für eine Pferdekrippe zeigen.«
»Meinetwegen,« sagte der Graf, »aber nicht heute, weil ich fort muß und Siegfried auch; da mußt du hierbleiben. Laß sich ein paar von deinen Spießgesellen an die Straße zwischen Blankenburg und Wernigerode legen und scharf auslugen, ob ihnen nichts in die Scheren fällt. Die übrigen sollen um Halberstadt und Wegeleben schweifen, sollen denen in Schwanebeck, Harsleben und Derenburg Bescheid sagen, daß sie alles anhalten, was nicht Regenstein'sch ist, und nach Briefen durchsuchen. Wer sich widersetzt, –«
»Dem schmieren wir eins über den Kopf.«
»Tut, was in solchen Fällen dienlich ist, aber schont mir das arme Landvolk. Das soll Ihr nicht placken und schinden. Bock, du verstehst mich.«
»Alles, Herr Graf!«
»Bock, es weht Fehdewind, wir müssen früh auf sein, immer den Pfeil auf dem Stege, immer den Spieß auf dem Beine haben und unsrer Schanz selber warten. Bind es allen in ihr Gelübd und Pflicht, daß sie sich wieder ehrliche Kriegsleut halten.«
»Soll nicht fehlen, Herr Graf! will ihnen schon die Saiten spannen.«
»Es rühren sich viel Feind gegen uns; wir werden aus einem Krieg in den andern wachsen, bis unsere Macht so groß ist, daß sich keiner mehr an uns heranwagt. Und ich will dir vertrauen, Bock! fürs erste müssen wir die Lauenburg haben.«
»Ha! die Lauenburg! um die Braut wird schon lange getanzt.«
»Freilich; drum dürfen wir nicht lang Sattelhenkens machen, müssen sie eines Nachts ersteigen.«
»Ja, ja! aber, Herr Graf, da reit' ich mit!«
»Sollst du. Aber jetzt weißt du genug, nun laß dein Rößlein laufen und mach', daß du deine saubere Kumpanei in Stapf und Trab bringst.«
»Herr, verlaßt Euch auf mich! die Kerls sollen ihre Schuldigkeit tun.«
Danach eilte der Ritter mit langen Schritten hinaus. Vor der Tür des Palas hielt Schatte zwei gesattelte Pferde. »Der Graf kommt gleich,« rief ihm Bock zu. Schatte nickte bloß. Denn dieser Brave sprach nur im dringendsten Falle und dann nur mit den knappsten Worten. Bald konnte er seinem Herrn den Bügel halten, und die beiden ritten davon.
Dem Ritter Bock von Schlanstedt schien die hellstrahlende Sonne heut ein etwas langweiliges Gesicht zu haben. Er setzte sich, nachdem er seinen sechs Stallbrüdern die Befehle des Grafen gehörig eingebläut und sie auf den Trab gebracht hatte, auf eine Steinbank im Schatten des Marstalls dem Palas gegenüber, schlug die langen dünnen Beine übereinander und dachte über das nach, was ihm der Graf anvertraut hatte. Aber sonderbar! so sehr sich der eingefleischte Raufbold und Schnapphahn auf Kampf und Fehde freute, weil er nun einmal sein Leben auf die Faust gesetzt hatte, so zügellos schweiften ihm doch die Gedanken jetzt von ritterlichen Dingen ab und gerieten auf eine ganz andere Fährte.
Es war eine seiner kleinen Schwächen, daß er sich einbildete, die Frauen von außen und innen gründlich zu kennen und jedem weiblichen Herzen gefährlich werden zu können, wenn er nur wollte. Daher konnte er es nicht verwinden, daß er sich bei der Einbringung der Gräfin von Falkenstein so arg hatte täuschen lassen und Herrin und Dienerin miteinander verwechselt hatte. Er begriff jetzt gar nicht, wie ihm, dem gewiegten Kenner, so etwas begegnen konnte, und hatte, wenigstens seiner Meinung nach, in seinem schmachbedeckten Bewußtsein, den beiden Frauen gegenüber einen schweren Stand. Vor der Gräfin schämte er sich über die ihr durch die Verwechslung zugefügte Beleidigung, ging ihr so viel wie möglich aus dem Wege und suchte, wenn er ihr nicht ausweichen konnte, den unverzeihlichen Irrtum durch untertänige Haltung und feierliche Redeweise wett zu machen, ohne zu ahnen, daß Oda sowohl wie Eilika darüber lachten.
Nicht minder schämte er sich der Zofe gegenüber, aber in einem ganz anderen Sinne. Es wurmte ihn, ihr Höflichkeiten wie einem Fräulein erwiesen zu haben, als hätte sie einen Wunder wie vornehmen und überlegenen Eindruck auf ihn gemacht, sie, die Zofe, das schnippische Ding von Ehrenwadel, das den Handel eingerührt, sich auf dem ganzen Wege von Quedlinburg nach dem Regenstein als Herrin aufgespielt und ihn durch sein argloses Eingehen in die gestellte Falle in seinen eigenen Augen schimpfiert hatte! Er beschloß, sich für diesen Schelmenstreich, der des allbekannten Landfahrers Till Eulenspiegel würdig war, an ihr zu rächen und ihr durch ein teil strenges, teil gönnerhaft herablassendes Wesen zu zeigen, wer er war und wer sie wäre.
Eilika durchschaute ihn aber, und da sie ebensogut den Mund wie das Herz auf dem rechten Flecke hatte, so machte es ihr großen Spaß, sich in allerlei Neckereien und Plänkeleien mit dem erbosten Ritter einzulassen, die auf beiden Seiten mit den geschmeidigsten, oft auch mit den schärfsten Wortwaffen geführt wurden. Bock ließ sich aber dabei selbst gegen die empfindlichsten Stiche von Eilikas spitzer Zunge nie zu einer derben oder plumpen Erwiderung hinreißen, so heiß es auch manchmal in ihm kochte. Sehr oft, ja meistens zog er den kürzeren und mußte mit Spott abweichen.
Aber diese kleinen Scharmützel blieben nicht ohne Folge. Des Ritters leicht entzündbares Herz fing Feuer, u eines Morgens erwachte Bock in das hübsche, muntere Ehrenwadel bis über die Ohren verliebt. Als er sich dessen bewußt wurde, ärgerte er sich über sich selbst, und statt nach Drang und Brauch der Verliebten seine Neigung dem lebendigen Gegenstande derselben zu erkennen zu geben, bemühte er sich vielmehr, seiner Angebeteten wider Willen den Zustand seines Herzens sorglich zu verhehlen, ohne dazu das einfachste und wirksamste Mittel zu wählen, nämlich ihre Nähe zu fliehen. Er tat das Gegenteil, verfolgte und reizte sie noch heftiger mit seinen Neckereien und erreichte damit natürlich auch das Gegenteil. Eilika merkte seine Vernarrtheit in sie, und da das durchtriebene, nicht mehr junge, aber etwas verwöhnte Mädchen, dem die alte Schaffnerin zu gesetzt und die Burgmägde nicht gut genug zu vertrautem Umgang waren, viel müßige Stunden auf dem Regenstein hatte, so stach sie der Übermut, den liebeswunden Ritter mit dem Raubvogelgesicht und den langen Storchbeinen zum Zeitvertreib ein wenig an der Nase zu führen.
Jetzt sah sie ihn da sitzen, kam herab und ging auf ihn zu. Er erhob sich mit sittigem Gruß, und auf seine geschraubt höfliche Einladung nahm sie an seiner Seite auf der Steinbank Platz.
»Es ist heute recht einsam hier«, begann sie. »Wenn ich mich nicht unter Eurem Schutze, Herr Ritter, der Ihr nun