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die beiden dem Alten gegenüber am Tische niederließen. Peter Rübenstreit trug drei frische Krüge auf und ging wieder ab.

      »Ja, darauf verstehen sich die edlen Herren, die des Hirsches Gehürn im Wappen führen,« höhnte der Alte; »nicht einmal das Frauenzimmer wird verschont.«

      »Daß dich der Bock stößt!« fuhr der Ritter auf. »Schabernack! wenn du mit meinen Herrn mit einem Worte antastest und verunglimpfest, so mach' ich mit so einem alten Gaudieb wie du kurz Federlesen.«

      »Höre, du großer Federhans,« sagte der Alte und blickte dabei an Bock schräg vorbei, »ich kannte dich schon, da du noch unter deinen Vogtjahren warest und als dummer Bauernjunge auf deines Vaters Hofe herumlagest.«

      »Was guckst du mich dabei an?« schnauzte Nothnagel, »mein Vater hatte keinen Hof.«

      »Dich mein' ich nicht, Pferdeschinder!« schalt der Graukopf.

      Dem Ritter ohne Ahnen und Schildmagen war die Mahnung an seine bäuerliche Abkunft sehr verdrießlich, aber er mußte doch über Nothnagel lachen, der sich von dem ihm gar nicht zugedachten Blicke des Schielenden getroffen fühlte, und da er von dem letzteren einen, wenn auch gut bezahlten Dienst verlangte, so hielt er es für angemessen, gelindere Saiten aufzuziehen und den Alten günstig zu stimmen.

      »Sachte, Alter! sachte!« sprach er deshalb begütigend. »Hänge doch nicht gleich den rauhen Pelz um! Komm, stoß' an! meinst ja doch, daß alles Bier sauer würde, was du nicht tränkest!«

      Alle drei knackten mit den Krügen zusammen und tranken.

      »Jetzt sagt, was wollt Ihr von mir?« begann darauf der Fahrende sich den Mund wischend und mit dem Rücken an den Stamm der Linde lehnend.

      »Hinze,« sprach Bock vertraulich, indem er näher an den Alten heranrückte, »du bist doch ein Kerl, der das Gras auf der Erde und die Wolle auf den Schafen wachsen hört; nun sage mir einmal: wie steht's mit unserm ehrwürdigen in Gott Vater und Herrn, dem Bischof?«

      Habernack äugelte den Ritter schief von der Seite an und sagte: »Deutlicher! deutlicher, Bock von Schlanstedt! noch seh' ich nicht durch die Finger, wo das Wetter hinaus will.«

      »Also! wir haben mit dem Bischof einen nachbarlichen Span auszufechten, und nun –«

      »Und nun läuft Euch die Katze den Rücken hinauf,« spottete der Alte, »weil ihr gehört habt, daß er sein reisiges Zeug auf die Beine bringt. Davon habt Ihr Euch nichts Gefährliches zu besorgen, der Stoß geht nicht gegen Euch.«

      »Aber in den Schwabengau, nicht wahr?« frug Bock, »auf den Falkenstein.«

      »In den Schwabengau wohl, aber nicht auf den Falkenstein,« erwiderte Habernack; »auf Aschersleben.«

      »Auf Aschersleben?«

      »Ja. Die Fürstin Elisabeth, Ottos Witwe, ihres Geschlechts eine Markgräfin von Meißen, will sich mit dem Grafen Friedrich von Orlamünde befreien,« erzählte Habernack nun. »Dazu braucht sie natürlich den Segen der Kirche, und der ist diesmal nicht billiger zu haben, als um die Stadt Aschersleben, die der Bischof dafür begehrt. Jung Elisabeth ist es zufrieden, weil sie von ihrem Friedel nicht lassen kann, aber die Stadt mag nicht unter den Krummstab, darum will sie der Bischof mit wehrhafter Hand überzucken.«

      »Eine Stadt um ein gülden Fingerlein? Das nenn' ich ein Roß um ein Sackpfeifen geben!« lachte Bock. »Da lob' ich uns drei hier; wir haben nicht Hind und nicht Kind und heben um einen Blick aus Weiberaugen keinen Hufnagel vom Boden auf.«

      »Na, na, Ritter Bock von Schlanstedt!« sagte der Fahrende, die Hand an den Mund legend und den Ritter ganz überquer ansehend, »ich weiß einen, der den Weibern sein Lebtag keine Ruhe lassen wird.«

      »Was? du alter Nichtsnutz,« schalt Bock, »ich soll ein Zielschütz nach Weibergunst sein?«

      »Herr, Ihr tut mir unrecht,« erwiderte der Alte verschmitzt; »ich habe nicht gesagt, daß Ihr ein Zielschütz nach Weibergunst wäret, aber es ist nicht lange her, da hab' ich's gedacht.«

      Bock drehte schmunzelnd an seinem langen Schnurrbart, denn er stand nicht ungern in dem Geruch eines glückhaften Minnediebes. Daher war auch sein Zorn über des Alten Anspielung nicht weit her. Er wollte ja den Fahrenden ausforschen.

      Und er fing wieder an: »Also, Schabernack, mein Gutgesell, – du trinkst doch noch einen? – Nothnagel, laß Schabernack nicht verdursten! – Also, Schabernack, mein Gutgesell, auf Aschersleben reitet der geistliche Herr?«

      »Oh, bis zum Reiten ist's noch lange nicht,« erwiderte der Alte. »Ich habe nur ein Vöglein pfeifen hören, daß so etwas vielleicht im Wege wäre.«

      »Wieviel Roßvolk und wieviel Fußvolk läßt der Bischof einstellen?« frug Bock unbeirrt weiter.

      »Das soll ich wissen! Bin ich sein Hauptmann?« sprach Habernack. »Das will ich Mehrverständige vom Kriegsgewerbe aushecken und ergründen lassen, und wenn dazu die böse Sieben nicht zu brauchen ist, so ist die den Hafer nicht wert, den ihre Gäule aus fremden Krippen fressen.«

      »Daß dich der Bock stößt!« rief der Ritter. »Wenn du deine scheelen Augen so weit aufsperrst wie dein schiefes Maul, so müßtest du es wissen. Und du mußt es herauskriegen und uns zubringen.«

      »Herr, ich habe immer noch den alten Kopf,« erwiderte der Fahrende. »Wie steht es dabei mit des Schäfers Wahrzeichen?« Dazu machte er eine nicht mißzuverstehende Bewegung mit Daumen und Zeigefinger.

      »Du sollst Vorteile und Genieß haben, wenn du uns steif hältst, soviel du begehrst,« erwiderte Bock.

      Habernack wiegte den grauen Kopf auf den Schulter und sagte mit einem schlauen Lächeln: »Herr Ritter, die Welt ist die Welt und bleibt die Welt, solang sie steht, die Welt. Ein gesungenes Amt und eine gesprochene Messe müssen vorher bezahlt werden, und ich bin des Bischofs Untertan. Also was krieg' ich?«

      »Sollst einmal in deiner Haut begraben werden, was so leicht keinem alten Esel geschieht,« lachte Bock. »Ich habe nichts, aber der Graf feilscht nicht für eine sichere Kundschaft. Also drücke los.«

      »Was wollt Ihr wissen?«

      »Ob der Bischof auch gegen den Falkenstein zieht und wann und mit wieviel Volk, und mit wieviel er den Blankenburgern gegen uns Vorschub leisten wird.«

      »Den Blankenburgern?« frug Habernack und horchte hochauf. »Haben Euch die abgesagt?«

      »Als wenn du das nicht wüßtest!«

      »Freilich wußte ich's,« lächelte der alte Schlaufuchs und log dabei. »Ich wollte nur hören, ob Ihr auch wißt, wann sie gegen Euch ausrücken werden. Es soll bald sein, hab' ich mir sagen lassen.«

      »So drohen sie wenigstens,« sprach Bock. »Es ist wegen der Lauenburg, die wir haben müssen.«

      »Wegen der Lauenburg, die Ihr haben müßt, natürlich!« wiederholte Habernack. »Aber die Äbtissin Jutte gibt sie Euch doch?«

      »Oder wir nehmen sie uns,« sagte Bock im besten Zuge.

      »Oder Ihr nehmt sie Euch, versteht sich! ist recht so!« sprach ihm der Alte in demselben Tone nach, sein Vergnügen und sein Staunen klug verbergend. »Aber die Wernigeröder tun auch mit gegen Euch,« fügte er lauernd hinzu.

      »Und haben noch Zuzug von einem halben Dutzend anderer,« schwatzte Bock munter heraus und ließ sich sämtliche Bundesgenossen der feindlichen Grafen unbemerkt abfragen, als wenn sie Habernack ihm namhaft machte und nicht umgekehrt.

      »Ich glaub' fürwahr, daß Euch der Hase im Busen überkommt,« höhnte der Alte.

      »Sag' das nicht noch einmal von dem Hasen und der Katze,« zürnte Bock, »oder es läuft dir etwas anderes deinen krummen Rücken hinauf, daran du drei Tage lang zu schleppen haben sollst, alter Leisetreter!«

      »Drohen lass' ich mir nicht, Bock von Schlanstedt!« erwiderte der Fahrende mit einem falschen Blick. »Ich will tun, was ich kann, Euch Kundschaft zu bringen von allem, was Ihr wissen wollt. Vergeßt

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