Скачать книгу

dass der neue Tag nicht mehr allzu fern war. Einen kurzen Moment gab sie sich der Hoffnung hin, sie würde jeden Augenblick in ihrem feudalen Bett in Piet`s Villa aufwachen und diesen Alptraum vergessen können.

      Piet ! Seltsam: waren es wirklich erst wenige Stunden, seit sie aus einem Anfall von Eifersucht heraus diese Katastrophe ausgelöst hatte? Cora hatte eher das Gefühl, seit Ewigkeiten keine Sicherheit mehr in ihrem Leben zu kennen. Wie gern hätte sie die Uhr zurück gedreht.

       *

      Plötzlich veränderte sich die Landschaft.

      Waren sie bisher durch Wälder und kleinere Felsgruppen gefahren, so führte die Straße jetzt steil bergauf. An der rechten Seite fiel der Boden fast senkrecht in eine , mindestens einen Kilometer tiefe, Schlucht ab.

      Als die Steigung in ein starkes Gefälle überging, fuhr Jim auf einen Parkstreifen, der zur Straße hin durch ein paar große Felsbrocken ziemlich abgeschirmt war.

      Als sie in den kleinen Pfad einbogen, sah Cora zu ihrer Überraschung ihr eigenes Fahrzeug dort geparkt. Als der Jeep anhielt, stiegen zwei Männer aus einem weiteren, vor dem kleinen Fiat abgestellten , Wagen. Cora erkannte in ihnen Bud `s Leute.

      Im selben Moment wurde ihr bewußt, was das bedeuten mußte. Ohne Zweifel sollte sie hier über den Abgrund stürzen.

      Man würde nicht mehr viel von ihr finden und jeder würde an einen bedauerlichen Unfall glauben.

      Natürlich, so würden sich die Gäste auf Piet`s Party erinnern, sie war in ziemlich aufgewühltem Zustand losgefahren. Piet hatte sie gewarnt, nachts zu fahren, da sie die Gegend nicht kannte. Ja, hatte er nicht sogar versucht sie gewaltsam zurückzuhalten? `Aber wissen Sie, die Frau war ja so stur...` Zu dumm, dass sie ausgerechnet an dieser gefährlichen Stelle die Kontrolle über ihr Fahrzeug verloren hatte.

       *

      Todesangst schien Cora`s Brustkorb einzudrücken, sie hatte Probleme durchzuatmen. Ein unkontrollierbares Zittern hatte sich über ihren gesamten Körper ausgebreitet. Ihre Augen erinnerten an ein weidwundes Tier, als sie sich an Jim`s angespanntem Profil festzusaugen schienen. - Ein Blick, der um Gnade flehte.

      „ Das können Sie nicht mit mir machen ! --- Oh bitte, lassen Sie mich doch leben!“

      Aber sie hatte das Gefühl, als würde sein Gesicht daraufhin nur noch eine Spur härter und verschlossener. Als Jim die Zündung ausschaltete und den Schlüssel abzog, verlor Cora endgültig die

      Nerven.

      Die Verzweiflung rollte wie in einer riesigen Welle über sie hinweg. Nein, so wollte sie nicht enden, nicht so , nicht hier - und vor allem nicht jetzt !

      Sie versuchte, aus dem Fahrzeug zu kommen.

      In sinnloser Panik befreite sie ihre Hände und zerrte am Sicherheitsgurt. In ihrer Hektik fand sie jedoch den Öffnungsmechanismus nicht. Wie wild schlug sie um sich, ohne jede Kontrolle, nur noch von Panik getrieben.

      „ Hören Sie auf, Cora, verdammt noch mal hören Sie endlich auf ! "

      Jim versuchte Cora`s Hände zu fassen, aber die Angst verlieh ihr bedeutend an Kraft , so entwand sie sich immer wieder seinem Griff. Jim`s Hände faßten blitzschnell nach ihren Schultern. Cora spürte einen kurzen stechenden Schmerz, dann wurde sie von Dunkelheit eingehüllt.

      Jim stieg aus und ging auf die beiden Männer zu.

      „ Habt ihr alles ? Ihre Papiere? Habt ihr den Wagen genug aufgetankt?

      „ Klar, alles bestens. "

      Bill zeigte auf ein Stelle direkt in der Kurve :

      „ Schau, hier wäre es wohl am wahrscheinlichsten, dass ein Wagen ausbricht , was meinst Du ?"

      Jim trat an den Straßenrand und blickte in die Tiefe.

      „ Ja, ich glaube hier ist es gut. "

      Er trat zurück und sah auf die Uhr.

      „Okay, Ihr könnt jetzt verschwinden, den Rest erledige ich allein."

      „Glaubst du wirklich, dass Du es alleine schaffst ? Bud meinte, Du könntest sicher Hilfe brauchen"

      „ Nein!"

      Jim blickte zum Jeep hinüber:

      „ Fahrt Ihr jetzt. Ich habe ihr mein Wort gegeben, dass keiner von Euch dabei sein wird. Dieses Versprechen zu halten, ist das wenigste, was ich noch für sie tun kann. Keine Sorge, ich komme zurecht. Ciao ! “

      Die beiden gingen zu ihrem Wagen. Bill jedoch zögerte einzusteigen, er wandte sich wieder Jim zu:

      „ Vielleicht sollte ich doch...“

      „ Verdammt, glaub mir, mit einer Frau werde gerade noch fertig! “

      Jim wirkte nun ziemlich gereizt, weshalb Bill besänftigend einwandte:

      „ Herjeh ! Darum geht es doch nicht. – Ich dachte nur, es ist leichter, - na ja, Du weißt schon – in der Situation.“

      „ Nein!“

      „ Okay. “

      Bill sah hinüber zum Jeep:

      „ Armes Ding!“

      Jim, der sich bereits dem Fiat zugewandt hatte, hielt inne und sah etwas verbittert zu ihm hin:

      „ Das kommt zu spät, Bill. Wenn Du vorhin den Mut zu dieser Bemerkung gehabt hättest, hätte sie vielleicht eine kleine Chance gehabt.“

      Als Bill das eigene Fahrzeug fast erreicht hatte, rief Jim ihm nach:

      „Ach ja, sagt Bud, ich fahre dann gleich weiter zu der Hütte und nehme dort den Kontakt auf."

       *

      Jim wartete, bis der Wagen der Beiden verschwunden war, dann warf er einen Blick auf Cora, die aber immer noch reglos in ihrem Sitz hing.

      Jetzt arbeitete er schnell und sicher:

      Er brachte den Fiat in die richtige Position, ließ die Fahrertür ein wenig offen. Dann schaltete er die Zündung ein und ließ den Motor laufen. Er verkeilte das Gaspedal und löste die Bremse. Der Kleinwagen gewann auf der abschüssigen Straße rasch an Tempo. Krachend durchbrach er in der nächsten Kurve das morsche Holz des Geländers und stürzte, sich einige Male überschlagend , in die Tiefe.

      Plötzlich explodierte der Tank und das Fahrzeug verschwand in einem Feuerball.

Bild 1

      -Kapitel 2-

      Jim wandte sich von der Szene ab und ging zurück zum Jeep.

      Nachdenklich betrachtete er Cora, die in diesem Moment langsam wieder zu sich zu kommen schien. Schnell griff er nach einer Arzttasche, die auf dem Rücksitz gestanden hatte und zog mit geübten Griffen eine Injektion auf. Es war noch zu früh. Er fühlte, daß er noch nicht in der Lage war, sich mit ihr auseinanderzusetzen.

      Cora spürte den Einstich in ihrer linken Armbeuge, der sie wieder in die Bewußtlosigkeit zurück führte.

      Jim bettete Cora unter die Transportplane des Jeeps. Dann setzte er sich hinter das Steuer, startete aber den Wagen nicht. Er zündete eine Zigarette an und inhalierte den Rauch langsam und bewußt. Nach einigen Zügen spürte er, wie seine innere Spannung nachließ. Jetzt, da er sich entschieden hatte und der Fiat ohne Fahrerin in der Schlucht lag, drängte sich die Konsequenz seines Handelns mit aller Macht in seine Gedanken.

      Cora´s Exekution war beschlossen worden, um einem potentiellen Verrat vorzubeugen. Es war eine logische und, vom Verstand her, die

Скачать книгу