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Morgen ! “

      Jim ging zu Cora und kettete sie los. Als sie den Arm sinken ließ, traten ihr die Tränen in die Augen.

      „ Tut es sehr weh ? “

      „ Nein !“

      Cora´s Antwort klang feindseliger und schärfer als beabsichtigt. Jim sah sie ruhig an.

      „ Das freut mich für Sie.“

      Damit ging er ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer.

      Cora hätte ihre schroffe Antwort am liebsten zurückgenommen. Aber dazu war es zu spät und sie nahm sich fest vor, sich von nun an besser zu beherrschen. Wenn sie eine Chance zur Flucht haben wollte, dann durfte sie ihn nicht wütend machen. Nur wenn er sich ihrer sicher fühlte, würde er vielleicht etwas nachlässig. Zu ihrem Erstaunen klopfte es schon kurze Zeit später wieder an ihrer Tür und Jim erschien mit einigen Taschen bepackt, die er auf einem kleinen Tisch abstellte.

      „ Das werden Sie wohl in der nächsten Zeit brauchen, “ meinte er,

      „ Ich hoffe, es paßt und gefällt ihnen einigermaßen. Wir sehn uns dann unten.“

      Kaum hatte er das Zimmer verlassen, siegte auch schon Cora´s Neugier. Sie sprang aus dem Bett und packte den Inhalt der Taschen aus. Überrascht sah sie, was da zum Vorschein kam:

      Da waren zwei gerade geschnittene Jeansröcke, eine Jeanshose, zwei Blusen und einige lange, bequeme Pullover. Außerdem diverse Teile an Leibwäsche, Strümpfe, ein Jogginganzug. In einer Tasche fand sie Kosmetika, und - Cora glaubte nicht richtig zu sehen - eine komplette Pflegeserie in ihrem Lieblingsduft. Jim hatte ihre Habe durchgesehen, bevor er sie in der Schlucht versenkte. Sie mußte sich erst einmal setzen, so sehr überwältigte sie diese Geste seines guten Willens. Dann ging sie ins Bad und genoß ausgiebig diesen unverhofften Luxus.

      Als sie später nach unten kam trug sie einen der Röcke und einen passenden Pullover darüber.

      Jim saß bereits beim Frühstück. Er hatte für sie gedeckt, stand aber nicht auf, um ihr, wie am gestrigen Tag, etwas vorzulegen.

      „Kaffee ist hier, am Herd stehen noch Eier, wenn Sie möchten. Bitte, bedienen Sie Sich.“

      Cora holte sich ihr Frühstück und setzte sich zögernd zu ihm. Jim betrachtete sie mit einem schnellen Blick von oben bis unten, sagte aber nichts. Cora war unter seinem Blick etwas verlegen geworden. Um dies zu überspielen, schenkte sie Kaffee ein, als würde sie eine feierliche Handlung vornehmen.

      Dann faßte sie sich Mut und sprach ihn an:

      „ Danke, Jim, danke für alles. Glauben Sie mir, bitte, ich wollte vorhin gar nicht so schroff sein, es war nur, weil... weil....ach, ich weiß nicht warum. - Ich war nicht gut drauf. “

      ` Weil mein Arm höllisch wehtat und ich mich hilflos und gedemütigt fühlte ´ , fügte sie in Gedanken hinzu. Laut wagte sie es jedoch nicht zu sagen.

      Jim stellte sein Gedeck zusammen und stand auf.

      „ Ja, okay.- Sie können sich in der Bibliothek bedienen, wenn Sie möchten. Nehmen Sie sich etwas mit hinauf, oder bleiben Sie hier unten, aber ich warne Sie : Machen Sie keine Dummheiten! Wenn Sie versuchen abzuhauen, werde ich keine Skrupel mehr haben, Sie zu töten. “

      Dann fiel ihm noch etwas ein:

      „ Ach ja, und noch etwas : Ich möchte Sie nie in den Zimmern dort drüben sehen, nicht einmal in der Nähe der Türen. Und verhalten Sie sich ruhig. Ich wünsche einen schönen Tag.“

      Damit verschwand er im Funkraum und ließ eine völlig verdutzte Cora zurück. Sie hatte mit vielem gerechnet, daß er wütend würde, sie anbrüllen und schlimmstenfalls wieder anketten könnte. Aber diese demonstrative Gleichgültigkeit hatte sie nicht erwartet.

      Nun, sie würde sich einen schönen Tag machen können, wenn sie nicht dauernd durch seine Anwesenheit an die Wirklichkeit erinnert würde. Sie war froh, wenn sie ihn den ganzen Tag nicht sah. Genau so war es !

      Cora hatte sich in richtige Kampfstimmung gebracht. Sie merkte gar nicht, daß sie so reagierte, wie Jim es vermutlich erwartet hatte. Sie war aus ihrem Selbstmitleid aufgewacht.

      Eine Weile suchte sie in der Bibliothek, konnte sich aber für nichts entscheiden. Sie hatte nicht die Ruhe, sich ein Buch auszusuchen.

      Also ging sie auf ihr Zimmer und legte sich ein wenig hin. Sie dachte darüber nach, wie sie wohl doch noch von hier wegkommen konnte. Aber allmählich wurde ihr auch klar, daß sie sehr viel riskierte, wenn sie es wieder versuchte. Wenn, dann mußte es beim nächsten Mal sicher klappen.

       *

      Sie war wohl eingeschlafen und wachte mit fürchterlichen Kopfschmerzen auf. Jetzt wußte sie, daß Jim etwas, für sie ungeheuer wichtiges, nicht mitgebracht hatte : Schmerztabletten.

      Aber vielleicht hatte er ja welche bei sich. Cora stand mühsam auf und schleppte sich die Treppe hinunter. Jim war nirgends zu sehen, leise Geräusche verrieten jedoch, daß er sich immer noch in dem Raum aufhielt, den er am Morgen betreten hatte. Sie stand einen Moment unschlüssig, wagte aber dann doch nicht an die Tür zu klopfen.

      Ihr war fürchterlich übel und als sie kehrt machte, um wieder in ihr Zimmer zu kommen, merkte sie schnell, daß sie die Treppe nicht schaffen würde. Sie taumelte zu einem Sofa, das in einer Ecke stand. Stöhnend ließ sie sich darauf sinken und bedeckte ihre Augen mit einem Zierkissen.

      So war sie schon eine ganze Weile gelegen, als sie, wie durch einen Nebel registrierte, daß Jim in die Halle kam.

      Jim wollte zur Küche und hätte Cora beinahe übersehen. Bestürzt kam er näher.

      „Was ist los mit Ihnen ? Kann ich helfen “

      Automatisch griff er nach ihrem Handgelenk und fühlte ihren Puls.

      „ Ich habe Migräne ! Haben Sie vielleicht eine Schmerztablette? - Bitte ! “

      „ Einen Moment , ich seh` mal nach. “

      Jim holte seine Arzttasche und prüfte den Inhalt :

      „ Es tut mir leid, aber damit kann ich nicht dienen.“

      Als Cora aufstöhnte setzte er hinzu :

      „ Ich könnte Ihnen eine Spritze geben, wenn Sie das möchten ? “

      Kaum merklich zögerte Cora, dann sagte sie :

      „ Ja, bitte, tun Sie das ! “

      „ Ihnen muß es wirklich schlimm gehen, “

      murmelte Jim, während er die Injektion aufzog. Nachdem er Cora die Spritze verabreicht hatte, wechselte er das Kissen auf ihren Augen gegen ein feuchtwarmes Tuch aus. Nach wenigen Minuten fühlte sie bereits, wie der Schmerz nachließ und sie hob vorsichtig den Wickel von ihren Augen.

      Sie beobachtete Jim, der mit dem Rücken zu ihr stand und seine Tasche wieder einräumte und dachte plötzlich daran, daß er in der ganzen Zeit, seit sie zusammengetroffen waren noch nie die Ruhe verloren hatte. Wie der berühmte Fels in der Brandung, schoß es ihr durch den Kopf. Aber sofort schob sie diesen unsinnigen Gedanken wieder beiseite.

      „ Sind Sie Arzt, Jim? “

      Jim lachte auf und drehte sich zu ihr um:

      „ Sie sind wirklich das eigenartigste Wesen, das ich jemals getroffen habe ! - Oder glauben Sie nicht, daß diese Frage v o r h e r angebracht gewesen wäre ? “

      Unter seinem sarkastischen Blick wurde Cora tatsächlich rot. Als er das sah, vertiefte sich sein Lachen noch.

      „ Aber um Ihre Frage zu beantworten : Ja,- ich bin Chirurg,- wenn ich auch zur Zeit nicht praktiziere. Momentan arbeite ich freiberuflich für die Forschung. Zufrieden? “

      Wieder ernster werdend fragte er:

      „ Haben Sie öfter solche Attacken ? “

      Cora

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