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      „ Das finde ich aber nett, daß Sie sich um mich sorgen. - Nun, vielleicht sollten Sie beten, daß so etwas nicht passiert. Mein Nachfolger auf diesem Posten wäre wohl ein wenig erstaunt, wenn er Sie hier finden würde.

      Aber keine Angst, ich komme schon zurück. Bis bald ! - Ach ja, und noch etwas: ich habe Sie nicht verspottet. Ich habe jedes Wort ernst gemeint. Denken Sie auch darüber nach. Und ganz nebenbei: schreien hat überhaupt keinen Sinn, sie strapazieren nur unnütz ihre Stimmbänder. Kein Mensch hört Sie – das heißt: wenn nicht zufällig Bud oder einer seiner Leute hier vorbeischauen.“

      Cora hörte wie Jim das Haus verließ und die Tür abschloß. Mit Schaudern dachte sie daran, daß sie hier mutterseelenallein , und das möglicherweise auf etliche Kilometer, war. Sie zerrte an der Kette, aber weder diese noch das Bett gaben nach. Als ihr das Handgelenk weh tat gab sie schließlich auf. So würde sie nie von hier wegkommen.Sie konnte nur hoffen, daß sich morgen eine Chance bot.

      Nach einer Weile forderte ihr übermüdeter Körper seinen Tribut. Cora weinte sich, trotz ihrer panischen Angst, in den Schlaf.

       *

      Jim fuhr in entgegengesetzter Richtung, als sie gekommen waren. Die Ruhe im Wagen tat ihm gut, er mußte seine Gedanken ordnen. Sicher, er hätte wissen müssen, daß Cora ihm nicht sofort bedingungslos vertrauen würde - eigentlich gar nicht konnte -, aber trotzdem war er im Inneren über ihr Verhalten wütend. Das konnte ja heiter werden. – Auch seine Nerven lagen mittlerweile blank.

      Als er jedoch nach ca. fünfzig Kilometern an eine , für diese Gegend relativ große , Stadt kam, hatte er

      sich wieder beruhigt. Cora war verängstigt, was schließlich nicht schwer zu verstehen war, sie hatte bittere Erlebnisse hinter sich und wenn sie erst einmal darüber geschlafen hatte, würde sie sicher zur Vernunft kommen.

      Er suchte einen Parkplatz in der City und machte sich dann zu Fuß auf den Weg.

      Jim suchte die Anonymität der großen Kaufhäuser.

      Da Cora`s ganzes Gepäck in ihrem Fiat verbrannt war, brauchte sie dringend das Nötigste an Kleidung und Hygieneartikeln.

      Während ihrer Bewußtlosigkeit hatte er die Wäschezeichen in ihren Sachen studiert und nun suchte er ein Kaufhaus, wo er all das bekam, was sie , seiner Meinung nach, am dringendsten benötigte.

      Nach einer guten Stunde hatte er etliche Taschen im Jeep verstaut.

      Nun fuhr Jim zurück, und in ein Dorf, das er auch in der Nacht passiert hatte.

      Es war schon später als er eingeplant hatte, aber er mußte sich dort sehen lassen, um seine Abwesenheit zu erklären, falls man versucht hatte, ihn über Funk zu erreichen.

      Im einzigen Laden des Dorfes war Jim bestens bekannt, da er schon längere Zeit in dem Haus in den Bergen weilte. In `Donovan`s Drugstore` kaufte er einmal in der Woche alles, was er benötigte.

      Als er heute den Laden betrat, stürmten die Kinder des Ladenbesitzers, ein ca. 7jähriger Junge und ein Mädchen von etwa fünf Jahren, ihm aufgeregt entgegen:

      „ Hey, Mr. Graffton, haben Sie schon gehört ? Heute nacht war wieder ein Unfall auf der Straße von Lovelhill hierher. Sie haben den Wagen heute früh entdeckt. “

      „ Ja “ , unterbrach das Mädchen den Bericht des Bruders:

      „ Mr. Reed sagte, er hat noch gebrannt ! “

      „ Ach was, er hat gesagt, daß er noch gequalmt hat. Du hörst nie richtig ...“

      „ Könnt Ihr zwei Bengel Mr. Graffton nicht erst einmal hereinkommen lassen ? Verschwindet endlich, bevor ich Euch Beine mache ! “

      Die Stimme aus dem Hintergrund ließ die Beiden verstummen. Mrs. Donovan scheuchte sie mit einer Handbewegung hinaus. Langsam und schmollend verzogen sich die beiden.

      Kaum hatte sich die Tür hinter ihnen geschlossen, hörte man sie auch schon über die Mutter schimpfen.

      Jim lachte, als er den Debatten der beiden lauschte.

      „ Seien Sie nicht so streng mit ihnen, Mrs. Donovan, sie sind doch zwei absolute Prachtkinder. –Aber , wie war das mit dem Unfall , stimmt das ?“

      „ Ja, ja, oben am Creek , wie schon so oft. Sie haben Leute runter geschickt, aber viel haben die nicht mehr gefunden. Das war ein Kleinwagen, den hat es sowieso total zerlegt, aber darüber hinaus ist er auch noch ausgebrannt. Verflixt, warum müssen die auch immer so rasen.“

      „ Na ja, vielleicht war es auch ein Fremder, der die Tücken auf der Strecke nicht kannte ? --- Holen sie ihn rauf ? “

      „ Nein, wo denken Sie hin ? Sie kennen doch die Schlucht da oben ? Da haben sie noch keinen raufgeholt. Soviel man hört, kommen sie gar nicht ganz an das Wrack hin. Den Fahrer hat’s scheinbar rausgeschleudert. Na ja, Sie wissen so gut wie ich, daß der eine Mahlzeit für etliches Getier wurde. Armer Kerl ! “

      Mrs. Donovan schüttelte sich beim Gedanken an den Verunglückten. Schon viele hatten ihr Leben gelassen. Jeder hier in der Gegend wußte, daß es dort oben keine Chance gab zu überleben.

      Jim hatte gehört, was er wissen wollte. Er war mit diesen Neuigkeiten sehr zufrieden. Wie es aussah, verlief alles genau nach seinen Plänen.

      Er kaufte seine üblichen Vorräte, unterhielt sich noch eine Weile mit der jungen Frau und machte sich dann auf den Heimweg. Es war jetzt schon sehr spät, und er machte sich Sorgen wegen Cora.

      War sie in Panik geraten ? Das hatte er nicht beabsichtigt.

      Er parkte den Jeep hinter dem Haus und ging erst einmal hinein, um nach ihr zu sehen.

      Erstaunt sah er, daß sie fest schlief. Erst wollte er leise wieder das Zimmer verlassen, aber dann fiel ihm ein, daß sie ja irgendwann aufwachen und dann glauben würde, sie wäre immer noch allein.

      Er schüttelte sie leicht an der Schulter :

      „ Cora ! “

      Irritiert schlug sie die Augen auf. Als sie Jim erkannte, fuhr sie erschrocken hoch. Die Handfessel machte sich sofort wieder schmerzhaft bemerkbar.

      „ Cora, Sie sollten nur wissen, daß ich wieder da bin. “

      Beruhigend legte Jim seine Hand auf ihre Schulter. Cora war, vermutlich durch die Nachwirkungen der Narkotika, so benommen, daß sie kaum nicken konnte. Sofort schlief sie wieder ein.

      Jim holte seine Einkäufe ins Haus und schenkte sich einen Cognac ein. Dann ging er in einen der Räume auf der linken Seite der Halle. Dort war eine hochwertige Funkanlage aufgebaut. Hier liefen sämtliche Informationen bezüglich der Revolution verschlüsselt auf und wurden von ihm weitergeleitet. Jim überprüfte, ob in seiner Abwesenheit etwas hereingekommen war, und gab seine allabendliche Meldung ab.

      Dann beschloß er den Tag und ging ebenfalls schlafen.

       *

      Cora erwachte , als es gerade dämmerte, von fürchterlichen Schmerzen in ihrem rechten Arm und der Schulter. Sie setzte sich auf, um den angeketteten Arm zu entlasten. Als der Schmerz durch ihre Schulter fuhr, schrie sie leise auf. Trotzdem merkte sie bald, daß die veränderte Haltung ihren Muskeln gut tat.

      Sie dachte über den vergangenenTag nach : den Tag , den sie eigentlich nicht mehr erleben sollte.

      Jim gab ihr immer mehr Rätsel auf. Er hatte ihr zweifellos das Leben gerettet, und Cora ahnte, daß er sich damit ziemliche Probleme aufgeladen hatte. Aber welche Motivation hatte er dafür? Was hatte er mit ihr vor ?

      Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, daß er es wirklich aus Menschlichkeit tat. Das gab es nicht.

      Der Schmerz in ihrer Schulter kam langsam wieder, mit jeder Bewegung, die sie machte. Sie war so damit beschäftigt ihn in Grenzen zu halten, daß sie das Klopfen an ihrer Tür beinahe überhört hätte.

      Jim

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