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ein. Ich komme sofort mit den Eiern.“

      Cora folgte der Aufforderung und genoß den frisch gebrühten Kaffee wie eine seltene Köstlichkeit.

      Jim verteilte Eier und Speck und stellte den Korb mit dem Toastbrot in die Mitte.

      „ So, es ist nicht gerade das Hilton-Restaurant, aber ich hoffe es schmeckt doch “.

      Cora stellte schnell fest, daß sie sehr hungrig war, und sie war dankbar, daß Jim sie praktisch ignorierte. So konnte sie langsam zur Ruhe kommen und ihre Gedanken ordnen. Schweigend verzehrten sie das Frühstück. Cora hielt ihren Blick fast krampfhaft auf den Teller gerichtet. Sie wagte kaum, Jim anzusehen, der jedoch ihre, offensichtlich ständig wachsende, Nervosität nicht zu registrieren schien.

      Als sie fertig waren, schenkte Jim noch einmal Kaffee nach und trug die Teller zur Spüle. Damit verschaffte er sich noch eine kleine Galgenfrist, wie er sich selbst eingestand, denn es erwies sich als bedeutend schwieriger, dieses Gespräch zu beginnen, als er erwartet hatte.

      Als er zurückkam, lag spürbar Spannung in der Luft. Am liebsten hätte Cora vor dem, was nun kommen mußte, die Flucht ergriffen. Sie hatte fürchterliche Angst , - und Jim ließ sich Zeit. Im Moment schien ihn nur seine Tasse zu interessieren. Allerdings beobachtete er sie unentwegt aus den Augenwinkeln. Nach einer Weile sagte Jim :

      „ Nein “

      Cora sah ihn erstaunt an :

      „Was meinen Sie mit ` Nein ´?“

      „ Die Antwort auf Ihre unausgesprochenen Fragen : Nein - Sie sind nicht rehabilitiert ; Nein - ich kann und werde Sie nicht gehen lassen ; Nein - außer uns beiden weiß niemand, daß Sie noch leben.“ , und nach kurzem Zögern fügte er hinzu:

      „ Nein - wenn Sie vernünftig sind, brauchen Sie keine Angst vor mir zu haben. “

      „ Was verstehen Sie unter ` vernünftig ´ ? “

      Cora ´s Stimme klang belegt und so sehr sie sich auch bemühte, einigermaßen selbstsicher zu wirken, sie brachte kaum mehr als ein etwas lauteres Flüstern zu stande.

      „ Vernünftig ? “ -

      Jim strich sich nachdenklich über das Kinn:

      „ Nun ja: ich denke, das Wichtigste ist wohl, daß Sie Sich mit den Gegebenheiten abfinden . Denn eines muß Ihnen klar sein: auch wenn Sie jetzt hier an diesem Tisch sitzen, heute nacht sind Sie dort oben am Paß ums Leben gekommen. Das muß - und wird - Tatsache sein und bleiben. Ihr altes Leben werden Sie nie wieder aufnehmen können.“

      Entsetzt sah Cora ihn an:

      „ Und wie soll es jetzt weitergehen? Wollen Sie mich für den Rest meines Lebens hier gefangen halten? “

      „ - Sie sollten das nicht als Gefangenschaft betrachten. Eher als Ihre einzige Chance zu überleben. Ich weiß, daß sich das leichter anhört, als es - für uns beide - in der Praxis dann wohl werden wird, aber mit etwas gutem Willen von beiden Seiten müßte es zu schaffen sein. “

      Er beobachtete Cora`s Hände, die die Tasse umspannten, daß die Knöchel weiß hervorstachen.

      „ Eines Tages wird diese Revolution zu Ende sein. Wenn die neue Regierung dann fest im Sattel

      sitzt, wird auch Ihr Wissen keinen, oder zumindest keinen nennenswerten, Schaden mehr anrichten. Eine neue Identität läge dann durchaus im Bereich des Möglichen.“

      Cora mußte das Gehörte erst einmal verdauen und den Sinn des Ganzen erfassen.

      „ Wenn das so leicht geht, wie Sie es jetzt bringen, warum will man mich dann tot sehen?- Und was ist, wenn vor Ende der Revolution Umstände eintreten, die - nun sagen wir mal : die gegen mein Hiersein sprechen, was dann? “

      Jim sah einige Zeit konzentriert in seine Tasse. In Erinnerung an eine ähnliche Situation wurde Cora dadurch wieder etwas mulmig.

      Es erschien ihr wie eine Ewigkeit, bis er weitersprach :

      „ Zu Punkt eins: Es ist sicherer ein Risiko auszuschalten, als auf einer Zeitbombe zu leben, stimmt’s? Ich hoffe, ich habe da nicht den Fehler meines Lebens gemacht; - wir werden sehen. --- Zu Punkt zwei: Solche ´ Umstände ` werden mit großer Wahrscheinlichkeit auf uns zukommen. Darüber sprechen wir, wenn es so weit ist. In der Zwischenzeit liegt es an Ihnen, wie sich ihr Aufenthalt hier für Sie gestaltet.“

      Er nahm einen Schluck Kaffee, bevor er weitersprach. Cora´s Blick lag wie gebannt auf seinem Gesicht. Jim hielt ihren Blick fest :

      „ Ich für meine Teil finde , wir fahren am besten mit Ehrlichkeit und – soweit möglich - etwas Vertrauen zueinander. Das heißt: ich gebe Ihnen mein Wort, daß nichts geschieht, ohne daß wir darüber reden. Sie können Sich darauf verlassen, daß Sie in Sicherheit sind, solange Sie mir nicht in den Rücken fallen. - Sie versprechen mir, daß Sie keinen Versuch starten um zu fliehen. Was halten Sie davon ?“

      Cora dachte über das, was sie gehört hatte, nach. Der Vorschlag kam ihr total verrückt vor.

      „ Wissen Sie eigentlich, wie sich das anhört ? Man könnte meinen, Sie wollen mich zu meinem eigenen Gefängnisaufseher machen.“

      Jim lachte laut auf:

      „ Nun, so schlecht ist der Gedanke doch gar nicht, das würde mir eine Menge Sorgen abnehmen. - aber im Ernst - überlegen Sie Sich meinen Vorschlag und sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie die Antwort gefunden haben.“

      Einen Moment starrte Cora ihn fassungslos an. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. Wenn er sich auf ihre Kosten auch noch lustig machen wollte, würde sie sicher nicht mitspielen. Sie stand abrupt auf:

      „ Wenn Sie glauben, daß ich das witzig finde, dann täuschen Sie Sich aber gewaltig. Ich weiß nicht, warum Sie mich hierher gebracht haben, aber ... aber...“

      Plötzlich wußte sie nicht mehr weiter:

      „ Ach verdammt, lassen Sie mich doch in Ruhe, über mich spotten kann ich selbst ! “

      Bevor Jim reagieren konnte, verließ sie die Küche und lief die Treppe hinauf.

      In dem Zimmer, in dem sie aufgewacht war, lehnte sie sich von innen an die Türe und dachte fieberhaft nach. Sie mußte hier weg, aber wie? Ziellos lief sie durch das Zimmer, versuchte ruhiger zu werden, ihre Gedanken zu ordnen. Als sie wieder am Fenster ankam, sah sie, daß kurz unter dem Sims ein Rosenspalier befestigt war. Mit ein bißchen Glück würde es sie tragen. Aber wie bekam sie das Fenster auf?

      Sie suchte im Zimmer und im Bad nach etwas, das sie als Werkzeug brauchen konnte. Schließlich fand sie eine stabil aussehende Schere mit gerundeten Enden. Sie nahm sie mit und steckte sie in die eckige Öffnung, in die eigentlich der Vierkant des Griffes gehörte. Die Schere bog sich , aber das Schloß gab nicht nach. Cora wurde zusehends nervös. Wenn es nicht bald klappte....

      „ Glauben Sie mir, die Schere hält das nicht mehr lange aus!“

      „ Nein!“

      Mit einem leisen Aufschrei fuhr Cora herum, als sie Jim`s Stimme hörte und hielt die Schere instinktiv hinter dem Rücken verborgen. Jim ließ sie nicht aus den Augen, während er auf sie zukam. Mit einem kurzen Griff entwand er ihr das Instrument.

      „ Ich habe Sie gewarnt. Wenn Sie es so wollen, bitte, dann eben auf die harte Tour.“

      Bevor Cora klar wurde, was geschah, hatte er sie auf das Bett geschleudert. Sie schrie vor Schreck auf, aber bevor sie überhaupt reagieren konnte, war sie bereits wieder mit einer Hand angekettet.

      „ Sie haben Sich das selbst zuzuschreiben. Wenn Sie bereit sind, Vernunft anzunehmen, reden wir weiter.“

      Jim richtete sich auf und betrachtete sie grimmig.

      „ --- Übrigens werde ich jetzt kurz wegfahren. In der Zwischenzeit können Sie darüber nachdenken, wie es weitergehen soll. --- Bis zum Abend bin ich zurück. “

      Cora sah ihn entsetzt an. Sie hob die angekettete

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