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Mann senkte seinen Blick und schien ganz in den Anblick der bernsteinfarbenen Flüssigkeit versunken.

      „ Es ist jetzt vier Jahre her, "

      begann er , wie im Selbstgespräch, zu erzählen:

      „ Damals hatte Bud eine junge Frau und einen kleinen Sohn. Ein zweites Kind sollte in wenigen Wochen zur Welt kommen. Er lebte mit seiner Familie in einem kleinen südamerikanischen Staat ,

      der im Begriff ist, seine Unabhängigkeit von einer tyrannischen Diktatur zu erkämpfen. Eines Nachts wurde der Ort von Soldaten überfallen, alle Bewohner wurden niedergemetzelt . Bud selbst war in dieser Nacht nicht zu Hause. - Seitdem ist sein einziges Ziel, diese Revolution voran zu treiben."

      Gedankenverloren ließ er den Cognac im Glas kreisen. Plötzlich sah er hoch und blickte Cora direkt in die Augen:

      „Was Sie gehört, bzw. gesehen, haben, kann alle bisherigen Erfolge zunichte machen. Und nicht nur das; Tausende von Menschen, die dort für eine menschenwürdige Zukunft kämpfen, wären unmittelbar in Lebensgefahr . "

      Er nahm einen Schluck aus seinem Glas und beobachtete die Wirkung seiner Worte.

      „ Es tut mir leid , Miß, aber ich kann nichts für Sie tun "

      „ Wollen Sie damit sagen, dass ich, ich meine, dass die mich....“

      Cora`s Gesicht war weiß wie die Wand, wie unter Zwang schüttelte sie unentwegt den Kopf. Verzweifelt wehrte sich ihr Verstand gegen das, was sie gerade gehört hatte.

      „Nein, bitte, das können Sie doch nicht zulassen. Sie müssen mir glauben, ich werde nichts weitersagen, ich schwöre es..." ,

      sie taumelte hoch und versuchte, sich vor ihm auf die Knie zu werfen.

      Mit einem schnellen Griff an ihre Ellbogen hinderte er sie daran. Fast behutsam dirigierte er sie zurück zu ihrem Stuhl.

      „ Lassen Sie das, es hat doch keinen Sinn, behalten Sie wenigstens Ihren Stolz."

      Cora sank in sich zusammen.

      „ Werden sie mir auch eine Plastiktüte über den Kopf ziehen? “

      Jim`s Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepreßt:

      „ ...nein – ich verspreche Ihnen, dass ich das verhindern werde.“

      Er stand auf und ging zu dem Schrank. Als er zurückkam hielt er eine Dose Zucker und einen Kaffeelöffel in der Hand.

      „ Sehen sie her ! Los, sehen Sie her ! "

      Er leerte einen Löffel voll Zucker auf die Tischplatte. Dann isolierte er sorgfältig ein einzelnes Körnchen.

      „ Das hier ",

      er deutete auf das Häufchen , das er großflächig ausgebreitet hat,

      „ sind die Freiheitskämpfer unserer Revolution. - Und dies ",

      er wies auf das einzelne Körnchen,

      „ dies sind Sie. Ich kann nicht in Sie hineinsehen. Wenn ich Ihnen glaube, gehe ich immer noch das Risiko ein, dass Sie mich hintergehen. - Dieses Risiko k a n n ich nicht ausschließen, so gern ich dies auch täte.

      Wenn ich Ihnen also glauben würde und Sie laufen ließe, könnte das - unter Umständen - das

      Todesurteil für all diese hier sein. - Schauen Sie mich an , Cora "

      Er nahm ihr Kinn und zwang sie so, ihm in die Augen zu schauen :

      „Glauben Sie wirklich, dass ich das Recht habe, für einen Menschen Tausende zu gefährden?“

      „ Hey , Jim "

      Der Typ, der Cora entdeckt hatte, streckte den Kopf zur Tür herein :

      „ Komm mal raus zu uns."

      Der Angesprochene erhob sich und wandte sich zur Tür.

      „ Denken Sie darüber nach, - u n d v e r s u c h e n S i e e h r l i c h z u s e i n ."

      Wieder war Cora allein. Allein mit ihrer panischen Angst starrte sie auf das Häufchen Zucker, das noch immer auf dem Tisch verstreut lag. Eine ehrliche Antwort ! Nein, das konnte sie einfach nicht. Es würde ihr Schicksal besiegeln.

      Aber , andererseits war es das ja schon lange. Sie fing an zu zittern und hemmungslos zu schluchzen. Sie schob ihre Faust in den Mund, um zu verhindern, dass sie laut zu schreien begann.

      Ihr wurde nun bewußt, dass, egal was sie sagen oder tun würde, diese Männer dort draußen ihr Urteil über sie bereits gefällt hatten und nichts konnte sie noch umstimmen.

      Cora sah sich zum erstenmal richtig in der kleinen Kammer um. An einer schmalen Seite des Raumes war, knapp unter der Decke ein Fenster. Es war nicht sehr groß, aber sie war schlank und wenn sie es schaffte, dort hinauf zu kommen....!

      Sie lauschte kurz auf die Gespräche im Nebenzimmer, dann nahm sie den Stuhl und stellte ihn so leise wie möglich unter das Fenster. Er wackelte etwas, als sie darauf stieg. Sie öffnete den Riegel und schwang sich auf den Fensterrahmen.

      „ Ich würde es nicht tun. Sie sollten Bud nicht auch noch reizen.“

      Entsetzt starrte sie auf den Mann unter ihr. Sie war so beschäftigt gewesen, dass sie nicht an die Möglichkeit gedacht hatte, draußen eine Wache vorzufinden.

      Langsam glitt sie zurück in das Zimmer.

      Aus ! Damit war ihr die letzte Chance buchstäblich zwischen den Fingern zerronnen. Die plötzliche Ernüchterung wirkte sich etwas beruhigend auf ihre Nerven aus. Sie stellte den Stuhl zurück und setzte sich wieder an den Tisch.

      Sie wußte, dass sie am Ende war. Bud und seine Männer würden sich über ihre verzweifelten Versuche, sich zu retten, nur amüsieren. Wenn sie es schaffte, die Beherrschung nicht zu verlieren, konnte sie sich vielleicht diese Demütigung ersparen.

      „ Behalten Sie wenigstens Ihren Stolz";

      Dieser Satz klang in Cora nach. Vielleicht hatte dieser Mann recht und ihr Stolz war wirklich das Einzige, an dem sie sich festhalten konnte.

      Verdammt, nein, diese Kerle sollten sich nicht über ihre Angst lustig machen, sie würde ihnen keine Gelegenheit geben, über sie zu lachen. Unbewußt strafften sich ihre Schultern.

       *

      Nach endlos anmutenden Minuten, die andererseits jedoch viel zu schnell vergangen waren, kehrte der Fremde, von dem sie jetzt wußte, dass er Jim hieß, zurück.

      Das erste, auf das sein Blick fiel, war das offene Fenster. Sie hatte also versucht hinaus zu steigen. Nun, diesmal hatte der Wachhabende wohl nicht geschlafen. Jim beschloß, Cora nicht auf diesen Umstand anzusprechen. Sie hatte es schwer genug, es brachte nichts, ihr die mißglückte Flucht vorzuhalten. Bedächtig säuberte er den Tisch und setzte sich dann wieder Cora gegenüber.

      Mittlerweile verwünschte er seinen Einfall, um diese Zeit noch auf die Ranch zu kommen. Er brachte es aber auch nicht fertig, sich einfach abzuwenden. Er schien zu spüren, dass seine Gegenwart Cora half. – Auch wenn er sie nicht zu retten vermochte.

      „ Haben Sie über meine Frage nachgedacht, Miß ? ",

      seine Augen zwangen Cora den Blickkontakt auf. Ihre, eben mühsam aufgebaute, Fassung drohte wie ein Kartenhaus einzustürzen.

      „ Haben Sie noch eine Möglichkeit gefunden, die mir entgangen ist?"

      Cora atmete tief ein, dann schüttelte sie kaum merklich den Kopf. Heiße Tränen stiegen in ihr auf und ließen sich kaum zurückhalten.

      Jim`s nächste Frage brach diesen Damm endgültig :

      „ Wo steht Ihr Auto, Cora ?"

      „ Wozu wollen Sie das wissen? "

      Plötzlich ging ihr ein Licht auf:

      „ Oh nein, so einfach werde ich es Ihnen nicht machen

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