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Alkohol zu ertränken.

      Und Grund für diese Panik hatte er nun wirklich genug.

       *

      Vor zwei Jahren war Jason gerade aus dem Gefängnis entlassen worden, wo er wegen Waffenschieberei eingesessen hatte und versuchte in San Francisco wieder Fuß zu fassen. Er war entschlossen, die Finger von solchen Dingen zu lassen. Aber dann war da dieses Mädchen, das er im `Hill Inn` - Club kennenlernte. Lissy war schön, und sie wollte verwöhnt werden. Im Nu war Jason verschuldet.

      Eines Abends machte Lissy ihn mit einem Mann aus Boston bekannt.

      Sie hatten gerade in einer kleinen Pizzeria zu abend gegessen, als der Fremde auftauchte. Lissy begrüßte ihn überschwenglich und stellte ihn Jason schließlich als ihren Cousin Bud Smith aus Boston vor. Bud mochte um Anfang Vierzig sein. Er war nicht sehr groß und wirkte leicht bullig. Das faszinierendste waren seine Augen. Sie waren von einem hellen Blau, das an einen Bergsee erinnerte - und sie wirkten genau so kalt. Obwohl der Mann lachend seinen Arm um Lissy gelegt hatte und sich äußerst charmant gab, fror Jason unter seinem Blick.

      Wie sich herausstellen sollte, war dieses Zusammentreffen nicht zufällig geschehen, Bud hatte gezielt nach einem Mann mit Jasons Wissen und Verbindungen gesucht. Sie zogen zu dritt durch diverse Bars und als sie sich trennten, waren Bud und Jason beiderseits überaus zufrieden. Allerdings fiel Jason erst später auf, daß Bud zwar sehr spendabel gewesen war, selbst aber keinen Tropfen Alkohol zu sich genommen hatte.

      Bud blieb einige Tage in San Francisco und als er wieder abfuhr, hatte Jason genug Geld, um seine Schulden zu bezahlen und die Aussicht, auch in Zukunft im warmen Regen zu stehen.

      Er organisierte für Bud nun Kapitäne, die bereit waren Waffen aus China und Fernost nach San Francisco zu schmuggeln. In welchen Kanälen diese dann verschwanden, wußte Jason nicht.

      Ein halbes Jahr, nachdem er Bud kennengelernt hatte, heiratete er Lissy und mittlerweile war er stolzer Vater von einem Zwillingspäarchen. Alles lief bestens!

      Ja, bis vor einem Monat dieser FBI-Mann auftauchte und Jason`s Leben zerstörte. Er hatte herausgefunden, womit Jason seinen Lebensunterhalt bestritt - und er konnte es beweisen.

      Und er stellte ihn vor die Entscheidung : entweder Jason verriet ihm, wann und wo die nächste Lieferung erwartet würde, oder er verschwand wieder für einige Jahre hinter Gittern.

       *

      Und nun war Jason Bennett auf der Flucht. Als das Schiff gefilzt wurde, hatte einer der Beamten beiläufig erwähnt, dass es einen Informanten gab. In diesem Augenblick war Jason`s Schicksal besiegelt.

      Bud konnte schließlich eins und eins zusammenzählen und es war klar, dass er wußte, wer sie verraten hatte. Darum versteckte sich Jason schon seit drei Tagen in diesem Zimmer und wagte sich kaum vor die Tür. Nur heute morgen war er kurz hinüber in den Supermarkt gegangen, um seinen Whiskyvorrat zu erneuern.

      Den ganzen Tag nun hatte er schon das Gefühl, dort auf Bud`s Männer gestoßen zu sein.

      Er hatte dafür keinen reellen Anhaltspunkt, aber trotzdem war er sich auf geradezu makabere Weise sicher, sich nicht zu täuschen.

      Jason schwitzte und er glaubte langsam den Verstand zu verlieren. Er wußte, sie würden ihn finden und es war nur eine Frage der Zeit. - Sehr kurzer Zeit.

      Die Whiskyflasche war jetzt fast leer und er konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten. Er torkelte zum Bett. Nur eine kleine Weile wollte er sich ausruhen. Aber kaum lag er auf der Matratze, tat der Alkohol endgültig seine Wirkung und er schlief fast augenblicklich ein.

      Gegen Mittag wurde er jäh geweckt, als ihm jemand eine Schüssel Wasser über den Kopf leerte.

      Noch bevor seine Besucher sich vorstellten, wußte er, dass er verloren hatte. In seinem benebelten Zustand war es für seine Entführer ein Leichtes ihn zu überwältigen. Sie zwangen ihn in ihren Wagen zu steigen und fuhren mit ihm in Richtung Gebirge los.

       *

      Cora zitterte noch immer vor Wut und Enttäuschung. Sie hatte sich benommen wie ein Schaf, als sie glaubte, sie könnte diesen, von der Frauenwelt verwöhnten, Casanova für sich gewinnen. Nun, sie hatte ihre Lektion gelernt.

      Seit einer halben Stunde war Cora nun schon unterwegs. Ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander, sie hatte kaum einen Blick für die Straße vor ihr. Sie wußte nicht, wohin sie eigentlich wollte und wenn sie ehrlich mit sich selbst war, mußte sie gestehen , dass es sie auch überhaupt nicht interessierte. Sie kannte im Moment nur einen Gedanken , der sie vorwärts trieb: Nur weg hier - ganz weit weg.

      Einige Kilometer weiter brachte sie ein Blinken an ihrem Armaturenbrett jäh in die Wirklichkeit zurück.

      „Verdammt !!! "

      Wütend schlug sie mit der Faust auf das Lenkrad:

      „ Wann werde ich Trottel endlich lernen meinen Wagen vollgetankt zu halten. Irgendwann mußte ich ja mal stehen bleiben."

      Sie sah aus dem Fenster und betrachtete zum erstenmal seit ihrer Abfahrt bewußt ihre Umgebung. Was sie sah, war nicht gerade dazu geschaffen sie aufzumuntern.

      Sie befand sich auf einer Bergstraße, die in Serpentinen ziemlich steil anstieg. Die Landschaft auf beiden Seiten war dicht bewaldet. Die Baumwipfel starrten gespenstisch in den Himmel.

      Erst jetzt wurde ihr auch bewußt, dass sie während ihrer ganzen Fahrt noch durch keine Ortschaft gekommen war. Umkehren hatte daher wenig Sinn, zumal sie einige Abzweigungen passiert hatte, ohne auf die Richtung zu achten.

      Kurzum, es war denkbar der schlechteste Zeitpunkt für eine Panne.

      Piet hatte sie gewarnt: `Weißt Du, wie leicht Du Dich in den Bergen verirren kannst ?´

      Nun, irgendwohin mußte diese Straße schließlich führen. Vielleicht war ja die nächste Tankstelle gar nicht weit weg? Alles war schließlich möglich, oder ?

      Also beschloß sie, ihr Heil in der berühmten `Flucht nach Vorne` zu suchen.

      Die nächsten Minuten kamen ihr vor wie eine Ewigkeit. Die kleine rote Lampe versetzte sie regelrecht in Panik.

      „Oh, Gott hilf mir, bitte "

      flüsterte sie in die, immer unregelmäßiger werdenden, Geräusche ihres Motors:

      „Nur dieses eine Mal. Ich werde auch nie wieder so leichtsinnig sein"

      In diesem Moment setzte der Motor mit einem letzten Hüpfer endgültig aus.

      Die plötzliche Stille wirkte gespenstisch und es hätte nicht viel gefehlt , dass Cora in ihrer Angst zu schreien angefangen hätte. Zitternd verriegelte sie die Türen und zwang sich selbst ruhig und vernünftig zu denken. Doch dies dachte sich leichter , als es in die Tat umzusetzen war und so dauerte es eine ganze Weile, bis ihr Herz wieder annähernd seinen gewohnten Rhythmus fand.

      Schließlich schaltete sie die Warnblinkanlage ein. Sie würde hier sitzen bleiben, bis es dämmerte und dann zu Fuß nach der nächsten Ortschaft suchen. Hier konnte ihr nichts passieren, solange sie die Türen geschlossen hielt.

      Sie versuchte die aufsteigende Panik durch Selbstgespräche in den Griff zu bekommen :

      „Entspanne dich, verdammt noch mal,----atme tief durch--- bis zum Morgen ist es noch lang --- du bist hier im Auto sicher. "

      Es half nichts. Cora hatte das Gefühl, als ob ihr Fahrzeug immer kleiner würde. Die Enge schien ihr die Luft zum Atmen zu nehmen. Sie schaltete das Radio an und fand einen Sender mit Country-Musik.

      Schon kurze Zeit später wurde es wieder still im Wagen. In ihrer Panik hatte sie nicht daran gedacht, das Licht abzuschalten, jetzt streikte auch noch die Batterie.

      Nein, so konnte es nicht bis zum Morgen weitergehen. Hier würde sie ebenso wahnsinnig werden, wie dort draußen. Vielleicht würde es ihr ja helfen, wenn sie wenigstens versuchte,

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