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      Sie lief die Straße weiter bergan und schon nach wenigen Schritten war ihr Auto nicht mehr zu sehen.

      Nach einer Weile kam sie zu einer Straßengabelung. Nach kurzem Zögern wandte sie sich nach rechts und lief weiter. Ihr Weg führte jetzt an dichtem Unterholz vorbei. Die Schlucht, die auf der rechten Seite abfiel, war bewaldet. Cora`s Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Ständig knackte oder raschelte etwas im Gestrüpp.

      Piet´s Warnung kam ihr in den Sinn: `In den Bergen ist es nachts nicht ungefährlich ´

      Wieder war da ein Geräusch hinter ihr. Sie drehte sich blitzschnell um, aber nichts war zu sehen.

      Sie nahm ihren Mut zusammen und ging weiter, nicht ohne sich immer wieder um die eigene Achse zu drehen. Mittlerweile konnte sie nicht mehr verstehen, warum sie die Sicherheit in ihrem Fahrzeug aufgegeben hatte. Cora war im Dunkeln alles andere als mutig und ihre Wanderung hatte für sie etwas von einem Horrortrip an sich.

      Sie mochte gut eine Stunde gelaufen sein, als sie glaubte in der Ferne ein schwaches Licht wahrzunehmen. Sofort schöpfte sie Hoffnung und sie lief schneller. Aber nach der nächsten Biegung

      war es wieder verschwunden. Enttäuschung machte sich in ihr breit. Sie hatte so fest gehofft, endlich

      auf Menschen zu treffen.

      Nun denn, das Licht war dagewesen und irgendwann mußte sie die Quelle dessen entdecken. Also raffte sie sich erneut auf und setzte ihren Weg fort. Fast eine Viertelstunde später sah sie es wieder. Diesmal bedeutend heller und näher. Es war mit ziemlicher Sicherheit ein beleuchtetes Fenster.

      Cora atmete auf.

      Wo ein Fenster beleuchtet war, da waren Menschen. Sie war nicht mehr allein, man würde ihr sicher helfen. Vor Freude lachte sie erleichtert auf. Nur noch wenige Minuten, dann hatte sie es geschafft.

      Mit neuem Mut lief sie in diese Richtung weiter.

       *

      Zirka fünf Minuten später sah sie die Ranch vor sich in einer Senke liegen. Als sie das Tor erreichte, hätte sie vor Glück weinen mögen. Es war ein kleines, und soweit man im Dunkel sehen konnte, sehr gepflegtes Anwesen. Das Haupthaus erhob sich zweistöckig im hinteren Teil des Hofes. Ihm angeschlossen und auch seitlich etwas abgesetzt befanden sich einige ebenerdige Bauten. In einem dieser kleinen Nebengebäude, es war das letzte vor dem Waldrand, brannte das Licht, das Cora hergeführt hatte. Dort wollte sie um Hilfe bitten. Die Leute waren noch wach, man würde es nicht übelnehmen, wenn sie so spät noch störte.

      Einen Moment zögerte sie noch und lauschte angespannt in die Nacht. Irgendwo im Hintergrund bellte ein Hund. Sie wollte ihm nicht plötzlich gegenüberstehen. Als aber alles ruhig blieb, faßte sie sich ein Herz und bewegte sich langsam über den menschenleeren Hof.

      Sie näherte sich dem Haus und hörte Stimmengemurmel. Es schienen sich dort noch mehrere Personen aufzuhalten. Was für ein Glück, dann konnte sie sicher jemand wieder zu ihrem Fahrzeug zurückbringen und ihr Starthilfe geben. Denn ihr war klar, dass es mit einem Kanister Benzin nicht getan war.

      Sie mußte an dem offenen Fenster vorbei, und als sie gerade an die Türe klopfen wollte, drangen Gesprächsfetzen zu ihr heraus:

      „ Also los, nun red` schon. Warum hast Du uns verpfiffen? Niemand außer Dir wußte, dass die Waffen an diesem Tag ankommen würden. Warum, Jason?“

      Cora `s Hand fuhr zurück, als hätte sich die Klinke in ein zischendes Reptil verwandelt. Wie unter einem geheimen Zwang näherte sie sich dem Fenster.

      „ Hör zu, Bud, ich wollte das nicht, aber ich habe Familie, ich kann es mir nicht leisten, für Jahre im Knast zu verschwinden. Und - bitte, versteh` das doch - es ist doch nicht viel passiert. Die paar Gewehre...“

      „ Die paar Gewehre ! So, Du glaubst, das ist nicht wichtig, ja ? Nun, dann werd` ich Dir mal etwas sagen : ....“ ,

      die Stimme klang kalt und unerbittlich:

      „ ....Sicher, Du hast vollkommen recht: Die Gewehre sind nicht das Schlimmste. Wir können sie verschmerzen. Schlimm ist, was Du getan hast, - denn das ist Verrat. --- Und Du weißt, was darauf

      steht! “

      „ Nein, nein, das kannst Du nicht machen, Bud, hör zu.... “,

      der Mann schien kurz vor dem Wahnsinn zu stehen:

      „ Nein, nnn....“

      Das Flehen ging in einem unbestimmten Gurgellaut unter.

      Entsetzt sank Cora in die Hocke. Obwohl sie nichts sehen konnte, war ihr klar, dass hier gerade ein furchtbares Verbrechen geschehen war. Sie wußte, dass sie weg mußte, bevor man sie hier entdeckte, aber wie in Hypnose blieb sie unter dem Fenster kauern.

      Im Inneren der Hütte waren inzwischen verschiedene Stimmen laut geworden. Viele Männer schienen durcheinander zu reden.

      Erst nach einer Weile wurde es ruhig genug, so dass Cora wieder etwas verstehen konnte:

      „... Unsere Leute wollen sich nicht mehr lange zurückhalten. Der Terror wächst und sie können nichts unternehmen. Wenn wir bis zum vereinbarten Zeitpunkt die Waffen nicht haben, wird es für Sie ziemlich unangenehm werden, Bud , fürchte ich !",

      drohte eine wütende Stimme.

      „Wir haben unsere Zusagen bisher immer eingehalten, das wissen Sie genau"

      Die Stimme des Mannes, der antwortete , klang befehlsgewohnt und eiskalt. Es schien der selbe Mann zu sein, der auch vorhin zu hören war:

      „ Wenn es sein muß, fahre ich selbst nach Hongkong und hole die Lieferung. Sie werden alles pünktlich zum 25., also in 5 Wochen haben. - Der glückliche Ausgang dieser Revolution liegt, wie Sie wissen, auch in unserem persönlichen Interesse. Wenn Don Alfares daran zweifelt, soll er es mir persönlich sagen. Ansonsten betrachte ich dieses Gesprä..."

      Cora schrie vor Schreck auf, als sie plötzlich recht unsanft von hinten gepackt wurde. Eine kräftige Hand verschloß ihr den Mund und sie kämpfte verzweifelt um Luft. Panisch schlug sie um sich, versuchte in die Hand vor ihrem Gesicht zu beißen. Es half ihr nichts. Der Mann war wesentlich stärker als sie. Er zerrte sie zur Tür und schleuderte sie brutal in den Raum.

      „ Seht doch mal her, was für ein seltenes Vögelchen ich Euch da bringe. Die junge Dame fand Eure Unterhaltung so interessant, dass sie mich nicht einmal kommen hörte."

      Cora war von dem Schwung des Wurfes auf allen Vieren gelandet. Sie sah ungefähr ein Dutzend Männerbeine um sie herumstehen und wagte nicht sich aufzurichten. Ein Paar brauner Cowboystiefel näherten sich ihrem Blickwinkel und blieben genau vor ihr stehen. Sie wagte kaum zu atmen. Der Mann stieß sie mit dem Fuß an der Schulter an, so dass sie das Gleichgewicht verlor und zur Seite kippte.

      „ Ich werd´ verrückt! Das gibt’s doch nicht!“

      Cora erkannte sofort die kalte Stimme von vorhin wieder. Der Mann , der mit Bud angeredet worden war, sah auf sie herab und sein Blick war nicht geeignet um ihr Mut zu machen. Bud war nicht sehr groß. Seine Figur war etwas untersetzt und sein dunkles Haar lichtete sich unübersehbar. Er mochte um Mitte Vierzig sein und er wirkte trotz seiner leicht bulligen Gestalt sportlich durchtrainiert.

      „ Ich glaube, wir haben da ein ernsthaftes Problem "

      Bud `s Stiefelspitze drängte sich in die Knopfleiste von Cora `s Bluse.

      „Was suchst Du hier, hm ? Für wen spionierst Du ? Raus mit der Sprache, --oder soll ich vielleicht ein wenig nachhelfen? "

      Cora schrie auf. Als sie rückwärts kroch , um ihm zu entkommen , lachten einige der Männer belustigt auf. Bud zog sie auf die Beine und hielt sie mit der linken Hand am Kragen ihrer Hemdbluse fest. Als sie jetzt an ihm vorbei sah, stockte ihr der Atem: Im Hintergrund des Raumes war ein Mann auf einen Stuhl gefesselt. - Und dieser Mann war zweifellos tot. Sein Gesicht starrte wie eine Horrorfratze durch eine Plastiktüte, die man ihm über den Kopf gezogen hatte.

      Bud

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