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Seewölfe Paket 1. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 1
Год выпуска 0
isbn 9783954394906
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Wieder brüllten die schweren Kanonen auf, wieder erzitterte der schwere Rumpf der Galeone unter den zurückrollenden Lafetten der Geschütze, unter den mörderischen Rucken, mit denen die Brooktaue diese Bewegungen stoppten. Und die Männer auf dem Hauptdeck arbeiteten wie die Teufel. Auswischer mit nassen Schwämmen fuhren in die glühendheißen Geschützrohre, Kartuschen wurden eingeschoben und verdämmt, dann Kugeln und abermals Verdämmung.
Die Drehbassen auf dem Vor- und auf dem Achterkastell entluden sich donnernd, spuckten tödliches, gehacktes Blei in die Männer der feindlichen Besatzung, zerfetzten Tauwerk und rissen Stücke aus den Masten und den Decksplanken. Dann schoß Batuti. Seine Brandpfeile zischten zum Gegner hinüber und setzten auch diese Karavelle im Nu in Brand.
Schreie der Wut, der Schmerzen, des Grauens durchbrachen den Geschützdonner.
Und wieder gab der Seewolf seine Kommandos. Erneut schwang die „Isabella“ herum. Und diesmal wußte der Seewolf, wußte jeder seiner Männer, daß es um Haaresbreite abgehen würde.
Die Karavelle auf der Luvseite, die lichterloh brannte und von der das Prasseln der weiter und weiter um sich greifenden Flammen zu ihnen herüberdrang, trieb auf sie zu. Der Seewolf mußte mit seiner Galeone abfallen, wenn er nicht gerammt werden wollte. Dadurch näherte er sich aber auch der anderen Karavelle in Lee bedenklich, die von der Breitseite der Backbordkanonen zwar schwer beschädigt, jedoch nicht so vernichtend getroffen worden war wie die andere. Auch sie brannte, aber die Männer ihrer Besatzung schossen noch mit Musketen. Klatschend fuhren die Kugeln in die Bordwand der „Isabella“, schlugen in Masten und das Schanzkleid an Backbord der Galeone.
An Steuerbord dröhnten die Kanonen abermals auf. Ferris Tucker hatte eine weitere Breitseite auf die brennende Karavelle feuern lassen. Dies war ein Kampf, bei dem es für die Männer des Seewolfs ums nackte Leben ging, und jeder wußte das. Pardon gab es nicht.
Die Breitseite lag wiederum voll im Ziel. Tucker hatte einige der Kanonen auf die Wasserlinie der Karavelle richten lassen. Seine kundigen Augen erkannten sofort, daß diese Breitseite ihr den Rest gegeben hatte.
Seine Männer brüllten vor Freude – aber dann blieben ihnen die Freudenschreie plötzlich im Hals stecken. Die Galeone lief auf die Karavelle an Backbord zu.
Hasard erkannte die Gefahr.
„Alle Mann an Backbord! Paßt auf, daß die Kerle nicht entern, laßt keinen an Bord!“ durchschnitt seine gewaltige Stimme den Kampfeslärm.
Unterdessen hatte Dan die beiden Drehbassen auf dem Achterkastell nachgeladen. Gerade wollte er die Lunte an das Zündloch halten, als ein Ruck durch die „Isabella“ ging.
Dan stieß einen Schrei aus, stürzte rücklings zu Boden und schlug schwer auf die Decksplanken.
Der Seewolf sah es aus den Augenwinkeln, aber er hatte jetzt keine Zeit, sich um den Jungen zu kümmern.
Mit gewaltigem Stimmaufwand gab er seine Befehle – und er hatte Glück: Die „Isabella“ gehorchte Ruder und Segeln, kam von der Karavelle, die sie gestreift hatte, wieder frei und gewann Raum. Ferris Tuckers Stimme donnerte durch den allgemeinen Aufruhr – und ein zweites Mal entluden sich die Kanonen an der Backbordseite. Diesmal aus allernächster Nähe. Keine der Kugeln verfehlte ihr Ziel. Die Wirkung dieser Breitseite war verheerend.
Die Karavelle legte sich unter der Wucht der Einschläge weit nach Steuerbord über. Ihre Bordwand zersplitterte unter den schweren Kugeln der „Isabella“, die Schreie an Bord der Karavelle verstummten, dann segelte die Galeone in freies Wasser.
Philip Hasard Killigrew sah sich um. Wo, zum Teufel, waren die beiden anderen Karavellen geblieben? Er entdeckte sie wenige Augenblicke später. Die eine hatte abgedreht. Die andere stand noch achteraus an Steuerbord, zu weit entfernt, um in den Kampf eingreifen zu können.
Hasard zückte sein Spektiv, richtete es auf die Karavelle, die direkt auf die beiden sinkenden Schiffe zuhielt. Und zu seinem Erstaunen sah er einen massigen Mann, der sich auf dem Achterkastell wie rasend gebärdete und drohend beide Fäuste in Richtung der Galeone schüttelte.
Dan war inzwischen wieder aufgestanden, Blut rann ihm von der Stirn. Sein Schädel schmerzte, als habe man ihm soeben einen Morgenstern um die Ohren geschlagen. Aber er grinste, wenn auch mit schmerzlich verzogenem Gesicht.
Hasard lachte.
„Die kommen sobald nicht wieder, Dan. Ich denke, die haben genug“, sagte er.
Der Junge nickte.
„Verdammt, ich könnte jetzt einen Schluck gebrauchen“, sagte er.
Hasard fixierte ihn aus schmalen Augen. Das Bürschchen gefiel ihm von Tag zu Tag besser.
„Wir können alle einen gebrauchen, nicht nur du, Dan“, sagte er dann. „Aber erst werden wir uns jetzt mal um das Schiff kümmern, ich denke, wir haben einiges abgekriegt. Los, ab mit dir, melde dich bei Ferris Tucker, der wird jetzt jede Hand brauchen können.“
Damit verließ er selbst das Achterkastell und stieg zum Quarterdeck hinab.
Die Ahnungen Hasards trogen nicht: Es sah sogar noch etwas schlimmer aus, als er angenommen hatte. Der Wind hatte gedreht. Er blies jetzt aus Südwest und trieb dunkle schwere Regenwolken vor sich her.
Philip Hasard Killigrew war wieder in den Großmars aufgeentert. Durch sein Spektiv beobachtete er die beiden Karavellen, die nicht mehr am Kampf teilgenommen hatten und daher auch unbeschädigt geblieben waren. Sie lagen jetzt an der Stelle, wo vor wenigen Minuten die tödlich getroffene Karavelle gesunken war. Auf der anderen Karavelle, die die „Isabella“ von der Leeseite her hatte angreifen und entern wollen, kämpften die Bretonen verbissen gegen das immer noch lodernde Feuer. Auch diese Karavelle sah böse aus. Die letzte Breitseite hatte die Backbordseite der Karavelle mittschiffs zerschmettert. Das Schanzkleid hing zerfetzt zwischen zerrissenem Tauwerk. Aus den Stückpforten drang der Qualm. Manchmal leckten lange Flammen an der Bordwand empor. Weißer Wasserdampf vermischte sich mehr und mehr mit dem schwarzen Rauch, der sowohl aus dem Schiffsinneren als auch aus der Takelage aufstieg.
Hasard setzte das Spektiv ab. Die Bretonen waren wirklich zähe Burschen. Verbissen kämpften sie um dieses Schiff, und daran erkannte der Seewolf, daß sie den Verlust einer weiteren Karavelle mit allen Mitteln verhindern wollten. Sie brauchten also jedes einzelne Schiff.
Er warf einen letzten Blick auf die Stätte des Kampfes. Nein, um die „Isabella“ würden die Bretonen sich vorerst nicht mehr kümmern. Sie hatten jetzt ganz offensichtlich andere Sorgen. Außerdem waren sie gebrannte Kinder.
Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Ja, verdammt noch mal, denen hatten sie nun wirklich eine harte Lektion erteilt!
Die ersten Regentropfen fielen. Die Karavellen verschwanden plötzlich hinter dichten Regenschleiern, die sich wie Vorhänge zwischen sie und die Galeone legten.
„Gut“, murmelte Hasard, „das ist gut. Der Regen kommt uns wie gerufen, er nimmt ihnen die Sicht.“ Und wieder dachte er an jenen merkwürdigen massigen Mann, der sich wie rasend auf dem Achterkastell seiner Karavelle gebärdet und ihnen mit den Fäusten gedroht hatte. Er spürte instinktiv, daß sie in diesem Mann einen unversöhnlichen Gegner gefunden hatten, der sie seiner Niederlagen wegen bis aufs Blut haßte. Und Hasard ahnte in diesem Moment noch nicht, wie bald er diesem Mann wieder gegenüberstehen sollte.
Lautes Rufen schreckte ihn aus seinen Gedanken hoch. Er sah Ben Brighton unten auf dem Quarterdeck stehen.
Der Seewolf beugte sich aus dem Großmars.
„He, Ben, was gibt’s denn?“ fragte er.
„Diese verdammten Bretonen haben uns ein paar üble Löcher in das Schiff geschossen. Die Verankerung vom Großmast ist von einer Kugel schwer angeknackst worden, das Ruder hat einen bösen Treffer, und aus zwei Löchern strömt Wasser ins Schiff. Ferris glaubt nicht, daß er diese Schäden auf See beheben kann. Er will mit dir sprechen.“
Schon