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euch die Fässer. Wir werden heute nacht eine Menge Glück brauchen.“

      Hasard hörte ein paar gemurmelte Worte, dann marschierte er den Strand entlang. Nach etwa hundert Yards sackte die felsige Küste ab, und die Männer konnten ohne große Anstrengung vom Strand aus hinaufsteigen.

      Das scharfe Gras, das im Sand wuchs, schnitt Blacky in die Füße. Er fluchte unterdrückt, war aber sofort wieder still, als Hasard leise zischte.

      Dann sahen sie es alle vier.

      Knapp hundert Yards vom Strand entfernt leuchtete ein kleiner Lichtpunkt durch die Nacht. Hasards Herz schlug ihm bis zum Hals. Sollte das Glück wieder zu ihnen zurückgekehrt sein? Er setzte sein Faß ab und gab den anderen ein Zeichen, daß sie zurückbleiben sollten. Er wollte das Gelände erst einmal erkunden.

      Lautlos verschwand er in der Nacht. Der Lichtschein stammte von einem kleinen Fenster einer Fischerhütte. Hasard hoffte, daß kein Hund um das Haus herumstrich, der ihn mit seinem Bellen verraten konnte.

      Hinter einer aus Steinen aufgeschichteten Mauer kauerte er sich nieder und blickte zu dem erleuchteten Fenster hinüber. An der Ecke des Hauses sah er, was er suchte.

      Eine große Regentonne!

      Hasard zögerte nicht länger. Geduckt lief er den Weg zurück. Er berichtete, was er entdeckt hatte, und hob dann sein Faß hoch. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Sie hielten sich nicht an der niedrigen Mauer auf, die den Hof des Fischerhauses umgab. Hasard steuerte auf die Regentonne zu, als Donegal Daniel O’Flynn plötzlich stehenblieb und einen leisen Pfiff ausstieß.

      „Da!“ flüsterte er und wies auf ein dunkles Gebilde, das sich als Schatten von dem helleren Boden des Hofes abhob. „Eine Pumpe!“ Er wartete die Antwort der anderen nicht er ab. Schon stand sein Faß unter dem gebogenen Hahn der Pumpe. Er riß den Deckel ab, den Ferris Tucker mit geteerter Leinwand umwickelt hatte, damit er festsaß und kein Wasser auslaufen konnte.

      Der eiserne Arm der Pumpe kreischte durch die Stille der Nacht.

      Die vier Männer zuckten zusammen, als hätte ihnen jemand eine Peitsche übergezogen.

      Hasard erfaßt die Situation sofort. Er stellte sein Faß zu Boden und zischte: „Komm, Blacky!“

      Der große Mann gehorchte blindlings. Er stellte sein Faß ebenfalls ab und lief hinter Hasard auf das Haus zu. Er erreichte es in dem Augenblick, als die Tür aufgerissen wurde und ein Mann heraustrat.

      Bevor der Mann etwas sagen konnte, hatte Blacky ihm den muskelbepackten Arm um den Hals gelegt und preßte ihm die Luft ab. Der Mann begann zu würgen und um sich zu schlagen, Es half ihm nichts. Blackys Griff war wie ein Schraubstock.

      Hasard hatte inzwischen seine Pistole aus dem Tuch gewikkelt und stürmte ins Haus. Sekunden später tauchte er wieder auf.

      „Der Mann ist allein!“ rief er leise über den Hof. „Pumpt die Fässer voll!“

      Dan O’Flynn und Smoky begannen sofort mit der Arbeit. Das Kreischen des Pumpenschwengels schmerzte in den Ohren.-Blacky hatte dem Fischer die Faust hinters Ohr geschlagen. Bewußtlos war der Mann zusammengebrochen.

      In der Hütte lagen genügend Seile herum. Blacky verschnürte den Fischer wie ein Paket. Auf einen Knebel verzichtete er. Wenn durch das Kreischen der Pumpe niemand herbeigelockt wurde, dann konnte ihnen auch das Schreien des Fischers nicht gefährlich werden.

      Die vier Männer, die seit dem Morgen nichts mehr getrunken hatten, schöpften sich mit den Händen das köstliche kühle Wasser in den Mund. Dann schlugen sie die mit Leinwand umwickelten Deckel fest auf die Fässer.

      Hasard wandte sich an Donegal Daniel O’Flynn.

      „Wir beide werden nach einem Boot suchen“, sagte er. „Blakky und Smoky schaffen die Fässer hinunter an den Strand. Ihr wartet genau eine halbe Stunde auf uns. Wenn wir bis dahin nicht zurück sind, schnappt ihr euch jeder ein Faß und schwimmt zur „Isabella“ hinüber. Vergeßt aber nicht, das verabredete Lichtzeichen zu geben, damit Ben weiß, wo er euch zu erwarten hat.“

      „Aye, aye“, sagte Blacky brummend, bückte sich, lud sich eines der schweren Fässer auf den breiten Rücken und stampfte auf den Weg zu, der hinunter zum Strand führt. Smoky folgte ihm, während Hasard und Dan O’Flynn einen Abstieg weiter östlich suchten.

      12.

      Hasard fluchte leise. Er hatte im stillen damit gerechnet, daß sie in der Nähe des Hauses ein Boot am Strand finden würden. Aber höchstwahrscheinlich lag das Boot des Fischers, den sie überwältigt hatten, bei den anderen Booten in der kleinen Bucht, wo sie die Lichter des Dorfes sahen.

      Hasard und Donegan O’Flynn liefen in einem stetigen Trab den Strand entlang. Die Lichter wurden schnell größer. Hinter einem großen Felsen, der ihnen die Sicht versperrte, leuchtete Feuerschein auf. Und dann hörten sie plötzlich Stimmen.

      Sie blieben stehen und lauschten. Ein glockenhelles Lachen ertönte. Andere Stimmen fielen ein. Ein Instrument wurde gezupft, und Männer begannen zu singen.

      Verdammt, das hatte ihnen noch gefehlt!

      Wahrscheinlich feierten die jungen Leute des Dorfes ein nächtliches Fest am Strand. Wie sollten sie an diesen Menschen ungesehen vorbeikommen? Die Zeit brannte ihnen unter den Nägeln. Wenn sie erst über die Felsen klettern mußten, um auf einem Umweg zum kleinen Hafen zu gelangen, würden sie es niemals schaffen, in einer halben Stunde an der Stelle zurückzusein, an der sie Blacky und Smoky verlassen hatten.

      Dan O’Flynn hatte sich am Felsen hochgeschoben und blickte über ihn hinweg auf das lustige Treiben, das sich um ein großes Strandfeuer abspielte.

      Hasard lag wenig später neben ihm. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich das Gesicht des blonden Jungen zu einem Grinsen verzogen hatte.

      „Sechs Franzmänner“, flüsterte er. „Die müßten wir eigentlich schaffen. Dann schnappen wir uns die süßen Puppen, pakken sie in das Boot und pullen sie zur ‚Isabella‘ hinaus.“

      Hasard hatte nicht auf die Worte O’Flynns geachtet. Sein Blick war starr auf das kleine Boot gerichtet, das etwa dreißig Yards vom Strandfeuer entfernt an Land gezogen war und nur mit dem Heck leicht in der sanften Dünung schaukelte.

      Dieses Boot mußten sie haben!

      Die Frage war nur, wie sie es sich unter den Nagel reißen konnten, ohne daß die jungen Bretonen etwas davon bemerkten.

      Hasard rutschte am Felsen hinunter und zog O’Flynn am Hosenbein, der sich von dem Anblick der jungen Mädchen nicht lösen konnte.

      Als er neben Hasard in den weichen Sand sprang, fragte er leise und mit leuchtenden Augen: „Wollen wir uns anschleichen oder mit Gebrüll auf sie los?“

      „Laß den Quatsch, Dan“, flüsterte Hasard und zog seine doppelschüssige Pistole hervor. „Paß auf! Du schwimmst hinaus und näherst dich dem Boot vom Wasser aus. Du ziehst es vom Strand, aber möglichst so, daß es niemand bemerkt. Ich werde hier am Felsen bleiben und sie in Schach halten, falls du entdeckt wirst. Dann ruderst du so schnell wie möglich hinüber zu Blacky und Smoky. Bis ihr die Wasserfässer eingeladen habt, bin ich bei euch, klar?“

      „Können wir nicht wenigstens eine von ihnen ...“

      Hasard unterbrach den blonden Jungen grinsend: „Hast du’s überhaupt schon mal mit einer Engländerin versucht? Einem so unerfahrenen Burschen wie dir würde eine Bretonin glatt den Kopf abreißen.“

      O’Flynn murmelte einen Fluch, und ehe er sich noch etwas von Hasard anhören mußte, verschwand er in der Dunkelheit. Hasard hörte nur ein leises Plätschern, als der Junge ins Wasser stieg. Dann kletterte er wieder den Felsen hinaus und legte sich auf die Lauer. Er untersuchte die Pistole sorgfältig, ob sie nicht doch naß geworden war. Dann erst schüttete er das Pulver auf die Pfannen, zielte auf die jungen Leute am Feuer und beobachtete aus den Augen heraus das Boot.

      Es

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