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Seewölfe Paket 1. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 1
Год выпуска 0
isbn 9783954394906
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Hasard war ein harter Mann. Furcht war für ihn ein fremder Begriff, aber er wäre niemals imstande gewesen, nach einem Sieg ein solches Massaker zu veranstalten.
„Das müssen die reinsten Bestien gewesen sein“, murmelte Smoky. „Vielleicht war dies einmal der Schlupfwinkel jener verdammten Bretonen, die es auf die „Isabella“ abgesehen hatten.“ Er spuckte angewidert aus. „Wenn ich diese Kerle, die das hier auf dem Gewissen haben, zwischen meine Fäuste kriegen würde, ich glaube, ich könnte mich glatt vergessen. Denen würde ich die Haut in Streifen abziehen!“
Hasard nickte finster. „Versuch herauszubekommen, wie der Name dieses Schiffes war, Smoky. Ich sehe mal nach, wie es unter Deck ausschaut.“
Hasard wartete keine Antwort ab, sondern setzte sich sofort in Bewegung. Er überquerte das Hauptdeck und stieg zum Quarterdeck hinauf. Von achtern ertönten die Stimmen von Tucker und seinen beiden Gehilfen. Ferris Tucker war also schon dabei, das Ruder der Galeone abzumontieren.
Hasard erreichte den Niedergang an der Backbordseite. Auch das Quarterdeck trug die Spuren jenes erbarmungslosen Kampfes, dem die Besatzung dieses Schiffes zum Opfer gefallen war. Nicht einmal der Regen vergangener Monate hatte die dunklen Flecken jener Blutlachen abzuwaschen vermocht, die von den Decksplanken aufgesogen worden waren.
Mit der schußbereiten Radschloßpistole in der Rechten stieg der Seewolf den Niedergang hinab. Aber schon bald blieb er stehen. Es war stockdunkel im Schiff, und ein widerlicher Geruch stieg aus den Tiefen des Rumpfes zu ihm herauf.
Hasard wandte sich angewidert ab, stieg die wenigen Stufen des Niedergangs wieder hinauf und ging zum Achterkastell hinüber, wo er die Kapitänskammer zu inspizieren gedachte. Dort fiel durch ein Fenster auf der Galerie noch Licht ein, und wenn es auf diesem Totenschiff überhaupt noch etwas zu finden gab, dann dort.
Aber Hasards Erwartungen wurden auch in der Kapitänskammer enttäuscht. Er fand nichts. Sie war von den Siegern geplündert worden. Anschließend hatten diese Kerle sogar noch das gesamte Mobiliar kurz und klein geschlagen.
Hasard schüttelte den Kopf. Dann steckte er die Radschloßpistole wieder in den Gürtel. Auf diesem Schiff gab es kein Leben mehr. Sie würden wahrscheinlich niemals mehr erfahren, was sich hier für ein Drama abgespielt hatte. Und genauso wie in der Kapitänskammer würde es wahrscheinlich im ganzen Schiff aussehen – das war Hasard jetzt klar.
Er kehrte der Kammer den Rücken und trat auf die Galerie am Heck des Schiffes hinaus. Er sah, wie Tucker bereits dabei war, mit seinen Männern das schwere Ruder aus den Scharnieren zu lösen.
„He, Ferris!“ rief er hinunter. „Klappt alles?“
Der Schiffszimmermann unterbrach seine Arbeit.
„Das Ruder ist tadellos. Mit einigen unbedeutenden Änderungen werden wir es an der „Isabella“ verwenden können. Was habt ihr im Schiff vorgefunden?“
Hasard berichtete, was Smoky und er entdeckt hatten.
Ferris Tucker ließ seinen schweren Hammer sinken.
„Ich habe schon viel über bretonische Piraten gehört, und das hier würde durchaus zu ihnen passen. Diese Kerle geben kein Pardon, wenn man ihnen in die Hände fällt. Wir sollten hier so schnell wie möglich wieder verschwinden!“
Er hob den Hammer und arbeitete weiter. Batuti und Blacky starrten Hasard immer noch ungläubig an. Der Schwarze war ganz grau im Gesicht geworden. Aber dann griffen auch die beiden wieder nach ihrem Werkzeug und begannen zu arbeiten, als säße ihnen der Leibhaftige im Nacken.
Hasard verließ das Achterkastell. Auf dem Quarterdeck stieß er auf Smoky, der bereits nach ihm gesucht hatte.
„Man hat die Namen von diesem Schiff entfernt. Und wo das nicht ging, hat man sie unleserlich gemacht. Nur an einer Stelle habe ich ein paar der Buchstaben noch entziffern können. Dieses Schiff könnte „Hidalgo“ oder zumindest ähnlich geheißen haben – genau läßt sich das nicht mehr herausfinden.“
„Komm“, sagte Hasard nur. „Wir packen bei Ferris mit an. Ich glaube wirklich, daß wir hier so rasch wie möglich wieder verschwinden sollten.“
Er warf noch rasch einen prüfenden Blick zum Himmel empor. Und was er dort und über den Felsen der Insel sah, gefiel ihm ganz und gar nicht. An die Stelle des Graus der Regenwolken war jetzt eine bleigraue Färbung des Himmels getreten. Der Wind war fast eingeschlafen, und über die rotbraunen Felsen der Bucht schoben sich langsam, wie die wehenden Gewänder von Gespenstern, weiße Schwaden in die Bucht.
„Nebel, verdammt, wir haben in wenigen Stunden die reinste Waschküche hier!“ stieß Smoky wütend hervor. „Das kann unter Umständen Tage dauern. Ich kenne diese verdammte Küste noch von früher. Hier hält sich der Nebel lange, wenn ihn nicht ein plötzlich von der Biskaya kommender Sturm wieder vertreibt.“
Smoky sah Hasard an. Auch dessen Züge hatten sich bei dieser Entdeckung verfinstert. Er nickte nur kurz.
„Das hat uns gerade noch gefehlt“, sagte er und ging mit langen Schritten auf das Schanzkleid zu. Er konnte nicht wissen, wie nötig er und seine Männer den Nebel noch haben sollten.
Eine Viertelstunde später kehrten Matt und Stenmark von ihrem Erkundungsgang zurück. Ihre Gesichter drückten Enttäuschung aus.
„Nichts als altes, verrottetes Gerümpel überall. Halb verfaultes Takelwerk, ein paar verrostete Messer, überall leere Fässer, die irgendwann einmal Whisky enthalten haben. Diese Insel ist so leer wie ein alter Hut, aber sie war einmal ein Piratennest. Es gibt da weiter hinter eine Schmiede und außerdem bereits zugeschnittene Hölzer in Mengen, mit denen die Kerle wahrscheinlich ihre beschädigten Schiffe ausgebessert haben. Und da sind eine Reihe von großen Feuerstellen und sorgfältig angelegten Versammlungsplätzen. Aber das ist alles. Die Hütten sind bestimmt schon seit mehr als einem Jahr verlassen. Manche von ihnen weisen die Spuren eines schweren Beschusses von der See her aus. Und eine Menge Gräber befinden sich hinter den Hütten.“
Stenmark spuckte aus. Doch dann hörte er aufmerksam zu, als Smoky erzählte, was sie auf der Galeone gefunden hatten. Und noch während Smoky berichtete, während sie das Ruder aus den Scharnieren am Heck des Wracks lösten und es mit einem Flaschenzug, den sie am Achterkastell befestigt hatten, schließlich abfierten, flossen die ersten Nebelschwaden bereits um den Rumpf der Galeone und hüllten bald darauf die arbeitenden Männer ein.
Es dauerte noch bis zum Einbruch der Dunkelheit, dann pullten sie durch den Nebel, der inzwischen die Bucht schon fast bedeckt hatte, zur „Isabella“ zurück.
Das schwere hölzerne Ruder hatten sie im Schlepp, und die Männer an den Riemen fluchten verhalten, während ihre Körper im Takt vor und zurück schwangen.
Ferris Tucker verlor auch nach ihrer Rückkehr keine Sekunde. Im Licht einiger Bordlampen begann er sofort damit, das alte Ruder abzumontieren und es durch das neue zu ersetzen.
Es war ein hartes Stück Arbeit, aber Ferris Tucker kam mit seinen Männern gut voran. Wenn keine weiteren Komplikationen mehr auftraten, dann konnte er bis Tagesanbruch fertig sein.
Eine andere Gruppe unter Führung von Ben Brighton nahm sich der auf See nur provisorisch abgedichteten Lecks an. Andere enterten in die Wanten und überprüften trotz des Nebels das Rigg. Und niemand von ihnen wußte etwas von der drohenden Gefahr, die langsam aber unaufhaltsam von See her durch den Nebel heranglitt.
3.
Donegal Daniel O’Flynn saß übelster Laune auf einer der Felsklippen vor der Bucht. Neben ihm hockte Gary Andrews,