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es überhaupt hatte, die Banditen noch zu verfolgen. Was geschehen war, war geschehen. Sollten sie zum Teufel gehen, die Hunde. Wenn sie starben, baute sich der Pulverturm auch nicht von selbst wieder auf, und die Geräte der Münze wurden nicht wie durch ein Wunder wieder heil. Also, was sollte das alles überhaupt? Lohnte es sich?

      „Nein“, murmelte Tores. „Es lohnt sich nicht.“

      Viel zu spät bemerkte er den Mann, der hinter einem Vorsprung auf ihn lauerte und mit der Faust ausholte. Tores war viel zu müde, ihm fielen bereits die Augen zu. Er wandte verblüfft den Kopf und wollte reagieren, aber da hieb Pater David schon zu.

      Ein wuchtiger Jagdhieb fällte Hernan Tores. Ohne den geringsten Laut sackte er in sich zusammen.

      „Tut mir leid, Amigo“, sagte der Gottesmann. „Aber das muß nun mal sein.“ Er lud sich den Bewußtlosen auf die Schulter und zerrte die Maultiere an ihren Zügeln hinter sich her. „Kommt, Freunde“, sagte er. „Auch der Herr ritt auf einem Esel in Jerusalem ein. Ihr bestimmt den Lauf der Geschichte.“

      Die Maultiere ahnten davon nichts, aber es schien sie auch nicht sonderlich zu kümmern, ob sie nun von einem Soldaten oder einem Mönch geführt wurden. Zufrieden waren sie erst, als sie in einer Höhle verschwanden, in der Diego und seine Artgenossen sie mit Schnauben und dumpfen Lauten begrüßten.

      Hinter Pater Davids Rücken setzte unterdessen das Inferno ein. Sein Handeln war für die Männer in den Steilfelsen das Signal gewesen.

      „Los!“ drängte Pater Aloysius, der die Aktion leitete – und die Männer lösten die Steinbrocken.

      Unten schrien die Soldaten auf, als sie die ersten niederstürzenden Steinbrocken sahen.

      „Zurück!“ brüllte einer von ihnen.

      Aber es war schon zu spät. Donnernd entlud sich die Lawine von Steinen auf den Pfad – eine Lawine des Todes. Es krachte, dröhnte und rumpelte, und die gellenden Schreie der Männer tönten durch die Dunkelheit.

      Teniente Alvaro Gomez, der sich bei dem zweiten Trupp befand, blieb wie vom Donner gerührt stehen.

      „Was ist das?“ sagte er fassungslos.

      „Steinschlag“, entgegnete der Sargento, der sich unmittelbar hinter ihm befand. „Mein Gott, es hat unseren Vortrupp getroffen.“

      Noch wollte Gomez es nicht wahrhaben, aber kurz darauf mußte er es einsehen: Die Lawine hatte den ganzen Voraustrupp in die Tiefe gerissen.

      Kaum waren die Brocken gelöst, nahmen Hasards Männer mit Musketen das Feuer auf den Nachtrupp auf. Die Waffen krachten, die Kugeln flogen auf die Spanier zu.

      „Deckung!“ brüllte Gomez im Knallen der Schüsse und Aufblitzen der Mündungsfeuer. Er warf sich hin und entging einer Kugel. Sie schlug neben dem Platz, an dem er eben noch gestanden hatte, gegen den Felsen und verlor sich als jaulender Querschläger in der Dunkelheit.

      Ein Soldat, der sich vor Gomez befand, hatte Pech. Gurgelnd brach er zusammen und stürzte von dem Pfad in die Tiefe. Die anderen rissen ihre Musketen und Tromblons hoch und feuerten zurück. Gleichzeitig zogen sie sich zurück und duckten sich. Gomez streckte seine Muskete vor und zielte auf einen der Mündungsblitze, dann drückte er ab. Hinter ihm sank wieder ein Soldat getroffen in die Knie. Er versuchte, sich auf dem Pfad zu halten, verlor aber das Gleichgewicht und verschwand mit einem gellenden Schrei.

      Gomez’ Kugel sirrte haarscharf an Dan O’Flynn vorbei, der zu den Schützen in den Steilfelsen gehörte. Mit einem Fluch zog er den Kopf ein. Links neben ihm war Carberry, der noch seine Muskete abfeuerte. Rechts kauerte hinter einem Vorsprung Pater Aloysius, der gerade seine Waffe nachlud. Im Dunkeln war das nicht einfach, aber er hantierte schnell und geschickt.

      Dan beobachtete ihn dabei aus den Augenwinkeln. Dieser Gottesmann, der aus einem Land namens Tirol stammte, sorgte immer wieder für neue Überraschungen. Keiner hatte gewußt, daß er derart gut mit Schußwaffen umzugehen verstand.

      „So“, sagte der Profos. „Einen von den Hunden habe ich noch erwischt.“ Er duckte sich, aber unten krachten keine Schüsse mehr.

      Dan riskierte einen Blick.

      „Die Dons ziehen sich hinter eine Biegung zurück“, sagte er.

      „Drei Verluste“, sagte Pater Aloysius. „Jetzt hat der Anführer noch zwölf Soldaten.“

      „Was wird er tun?“ fragte Karl von Hutten.

      „Das weiß er selber nicht“, entgegnete Jean Ribault mit gedämpfter Stimme. „Ich glaube aber nicht, daß er so schnell aufgibt.“

      Sie verzichteten darauf, noch weitere Schüsse abzugeben. Sie hätten nur Munition vergeudet. Abwartend kauerten sie in den Felsen und warteten weitere Befehle Hasards ab.

      Totenstille trat ein, nichts schien sich mehr zu regen. Auch Hasard und seine vier Helfer Matt Davies, Gary Andrews, Stenmark und Mel Ferrow verhielten sich ruhig. Sie hatten am Zugang zum Plateau eine Brustwehr aus Steinen errichtet. Lücken, die als Schießscharten dienten, hatten sie dabei wohlweislich gelassen. Zu fünft hielten sie Wache, mit schußbereiten Musketen und Blunderbusses.

      Pater David hatte inzwischen den bewußtlosen Soldaten gefesselt und geknebelt. Er vergewisserte sich, daß sich die fünf Maultiere ruhig verhielten, dann ging er zu Hasard und den vier anderen Männern hinüber und betrachtete die Brustwehr.

      „Ein gutes Stück Arbeit“, sagte er leise. „Ich möchte wirklich wissen, was die Soldaten jetzt noch unternehmen wollen.“

      „Der Pfad ist zur Zeit mit Felsbrocken blockiert“, sagte der Seewolf. „Es dürfte einige Zeit dauern, bis sie die weggeräumt haben. Außerdem ist es jetzt dunkel.“

      „Da kann man leicht danebentreten oder ausrutschen“, sagte Pater David mit nachdenklicher Miene. „Der Pfad ist schmal. Und sollten sie es trotzdem schaffen, dann haben sie hier eine weitere Barriere vor sich, die sie kaum nehmen werden.“

      „Mit anderen Worten, wir haben bereits gewonnen?“ Stenmark schüttelte den Kopf. „Da würde ich nicht so sicher sein.“

      „Wir warten ab, was sich tut“, sagte Hasard. „Eine andere Wahl haben wir ohnehin nicht.“

      Noch wußten sie nicht, daß es der Teniente Alvaro Gomez war, der den Trupp Soldaten anführte, ausgerechnet jener Mann, der von Carberry öffentlich niedergeschlagen und gedemütigt worden war. Aber bald sollten sie es erfahren.

       6.

      Alvaro Gomez hatte sich mit dem Rücken gegen die Felswand gelehnt. Er atmete heftig und unregelmäßig und mußte sich bezwingen, um nicht vor Wut und Haß laut loszuschreien. Es kochte in ihm, seine Hände waren zu Fäusten geballt.

      Langsam wandte er sich zu dem Sargento um.

      „Ist jemand verletzt?“ fragte er.

      „Nein, Señor Teniente. Alle wohlauf.“

      „Außer dem Vortrupp haben wir drei Verluste, richtig?“

      „Ja, das ist richtig.“

      „Hölle und Teufel“, sagte Gomez. „Es war gut und richtig gewesen, die Vorhut zu schicken. Aber wir hätten sie kleiner halten sollen.“ Diesen Fehler gestand er gern ein. Daß das Scheitern des Trupps jedoch nicht seine Schuld war, stellte er aber auch sofort klar. „Dieser Idiot ganz vorn bei den fünf Maultieren – warum hat er nicht aufgepaßt?“

      „Ich weiß es nicht“, erwiderte der Sargento. Er konnte es sich zwar vorstellen: Übermüdung. Doch das wagte er laut nicht zu äußern.

      „Wer ist es?“

      „Der Soldat Hernan Tores, Señor.“

      „Wenn er noch am Leben ist, wird er dafür büßen“, sagte Gomez wütend. „Er hat uns nicht alarmiert. Er hat geschlafen, der verfluchte Bastard.“

      „Sie

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