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soll der Abschreckung und Einschüchterung dienen.“

      „Es gibt sicherlich auch unter den Indios gute und schlechte Kerle“, sagte Grand Couteau gepreßt. „Aber das haben sie nicht verdient, wirklich nicht.“

      Roger leerte seinen Becher. „Jedenfalls haben wir jetzt die Bestätigung, daß die Indios hier für den Abtransport nach Potosi zusammengetrieben und gesammelt werden.“

      „Ja“, sagte Grand Couteau. „Und vorher werden sie gedemütigt, ganz abgesehen davon, daß man sie hungern und dursten läßt.“

      Die Indios ergaben sich in ihr Schicksal. Was blieb ihnen anderes übrig? Wer zu fliehen versuchte, wurde auf der Stelle erschossen. Groß waren der Lebenswille, der Selbsterhaltungstrieb und die Hoffnung, eines Tages doch wieder in Freiheit in das Dorf zurückzukehren, aus dem die Soldaten sie mit Gewalt geholt hatten.

      So litten die Indios stumm, manche von ihnen völlig apathisch und abgestumpft, andere mit zusammengebissenen Zähnen und voll Haß. Roger und Grand Couteau konnten an ihren Mienen ablesen, was in ihnen vorging. Die einen resignierten, die anderen hätten sich auf die Spanier gestürzt, wenn sie nur eine Waffe gehabt hätten.

      „Sieh mal“, sagte Grand Couteau plötzlich. „Da wird Nachschub herangeführt.“

      Roger blickte über die Plaza, dorthin, wohin sein Freund wies, und sah die kleine Kolonne von etwa zwanzig Indios, die sich dem Stadtgefängnis näherte – elende, zerschundene Gestalten, von denen die meisten gebückt vorwärtsstolperten. Man hatte sie mit Ketten gefesselt, einige waren schon so schwach, daß sie unter der Last der Fesseln zusammenzubrechen drohten – und unter der Wucht der Peitschenhiebe.

      Vierzehn Soldaten eskortierten den Leidenszug.

      „Paß auf“, sagte Roger plötzlich. „Das Kommando hat ein Sargento.“

      „Der Kerl, der mit der Peitsche auf sie einprügelt?“

      „Den meine ich.“ Roger saß jetzt hochaufgerichtet und ließ den Spanier nicht mehr aus den Augen.

      „Zeig mir noch mal das Bild“, sagte Grand Couteau.

      „Nein, jetzt nicht.“

      „Du glaubst, daß er …“

      „Ich bin sicher, daß er es ist“, zischte Roger. „Der Hund, den Anacoana gemalt hat. Das ist er, der Bastard, wie er leibt und lebt.“

      Der Zug war fast heran, und es hatte den Anschein, als wolle Roger aufspringen und nach draußen rennen. Aber Grand Couteau griff über den Tisch und packte seinen Arm.

      „Hör mal gut zu“, sagte er leise, aber eindringlich. „Du hast mich eben zurückgehalten, weil es Wahnsinn wäre, jetzt was zu unternehmen. Richtig?“

      „Richtig.“ Roger verfolgte, wie der Sargento und die Soldaten die Indios in den Gefängnishof trieben. Seine Muskeln waren angespannt, er schien immer noch aufspringen zu wollen.

      „Mach jetzt keinen Quatsch“, sagte Grand Couteau. „Du kriegst ihn noch, ganz bestimmt.“

      „Ja.“

      „Dreh jetzt nicht durch, Mann!“

      Roger sah seinen Freund an. „Wer dreht denn durch? Ich vielleicht? Ich bin ganz ruhig und gelassen.“

      „Dann ist ja alles gut.“

      „Der Schankwirt sieht zu uns rüber“, murmelte Roger. „Achte darauf. Los, bestellen wir noch einen Wein.“

      „Willst du betrunken zur Hütte zurückkehren?“

      „Ach, rede doch keinen Unsinn“, sagte Roger. „Von dem bißchen Wein werde ich noch lange nicht blau.“ Er hatte aber trotzdem das Gefühl, seinen aufwallenden Haß irgendwie betäuben zu müssen. Er winkte dem Wirt zu, und dieser kam zu ihnen an den Tisch und holte die leeren Becher.

      „Noch ’ne Runde“, sagte Grand Couteau.

      „Ja. Wollt ihr auch an den Pranger?“

      „Wie bitte?“ fragte Roger verdutzt.

      „Manche Leute sehen es als einen Zeitvertreib an, die Indios zu schlagen und zu treten“, sagte der Wirt. „Pfui Teufel. Ich kann Menschen nicht leiden, denen es Spaß bereitet, andere zu quälen.“

      „Wir auch nicht“, sagte Roger. „Aber das scheint hier in Arica üblich zu sein.“

      „Ich sollte meinen Mund halten“, flüsterte der Wirt. „Aber ich glaube, ihr sagt nichts weiter. In Arica liegt manches im argen, und es wäre gut, wenn mal jemand mit einem Eisenbesen auskehren würde. Einer der größten Hurensöhne ist der Bürgermeister. Aber das behaltet ihr ja für euch.“

      „Klar“, sagte Roger. „Warum trinkst du nicht einen Becher Wein mit uns?“

      Das tat der Wirt, denn um diese Zeit hatte er keine anderen Gäste. Roger und Grand Couteau erfuhren unter anderem, wie der Sargento hieß: Zeno Manteca.

      „Er ist der größte Menschenschinder, den es gibt“, sagte der Wirt. „Wenn ihm jemand nicht paßt, macht er ihn fertig. Das gilt auch für uns Bürger der Stadt. Ich bin mal mit ihm aneinandergeraten, als er hier eine Schlägerei vom Zaun brechen wollte. Anschließend habe ich eine hohe Strafe zahlen müssen.“

      „An den Bürgermeister?“ fragte Roger.

      „Ja.“

      „Das habe ich mir gedacht.“

      Der Wirt biß sich auf die Unterlippe. „Ich glaube, ich habe schon zuviel gesagt. Könnt ihr schweigen?“

      „Hör zu“, sagte Roger. „Ich bin ein Ehrenmann, und das gilt auch für meinen Freund Cotello hier. Wir können schweigen. Warum informiert keiner den Provinzgouverneur über das, was hier so vorgeht?“

      „Der Adelantado ist noch schlimmer als de Xamete“, erwiderte der Wirt. „Er sitzt in Potosi.“

      „Ach so“, sagte Grand Couteau. „Ja, von dem haben wir auch schon gehört. Aber ich finde es nicht richtig, daß man euch Bürger derart zur Ader läßt. Hat der Bürgermeister keine Angst, daß ihm was zustoßen könnte?“

      „Solange Männer wie Manteca ihn beschützen, kaum.“

      „Daran könnte sich etwas ändern“, sagte Roger Lutz, dann zahlte er die Zeche, bedankte sich bei dem Wirt und verließ mit Grand Couteau die kleine Kneipe an der Plaza.

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