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den Männern der „San Lorenzo“ zu.

      „Wäre das nicht mal eine Sache für euch?“ fragte er.

      „Das wäre nicht schlecht“, erwiderte Jan Ranse. „Ich hätte nichts dagegen einzuwenden.“

      „Wir auch nicht!“ rief Roger Lutz und Grand Couteau wie aus einem Mund.

      „Aber als Experten sollten Ferris Tucker und Al Conroy mit dabeisein“, fügte Ben noch hinzu.

      „Recht so!“ rief Piet Straaten. „Los, auf geht’s, wie besorgen es den Dons! Das haben sie schon lange verdient! Und vielleicht halten sie in Arica Indios gefangen, die befreit werden müssen!“

      „Wir können gleich aufbrechen!“ schrie Donald Swift.

      „Augenblick mal“, sagte Shane zu Ben. „Ist das dein Ernst?“

      „Ja.“

      „Und wir sollen hierbleiben und Daumen drehen?“

      „Es gibt auch noch andere Möglichkeiten, sich zu betätigen“, entgegnete Ben lachend. „Beispielsweise könnten wir die ‚Estrella‘ aufklaren.“

      Shanes Miene war verkniffen. „Was gibt es denn hier noch aufzuklaren? Der Kahn blitzt vor Sauberkeit, das Rigg ist in Ordnung. Wir werden uns höllisch langweilen, das schwöre ich dir.“ Er war wirklich enttäuscht und verbarg es nicht. Inständig hatte er gehofft, mit Ferris Tucker und einigen anderen nach Arica aufbrechen zu können – eine Abwechslung in der Monotonie des langen Wartens auf Hasards Trupp.

      Aber Ben Brighton ließ sich nicht beeinflussen. Er war der Kommandant an Bord der „Estrella“, alle hörten auf seinen Befehl. Was Arica betraf, so hatte er seine Entscheidung bereits getroffen, und er wich nicht mehr davon ab – aus einigen plausiblen Gründen.

      Es sollten und durften nicht immer die Männer des Seewolfs sein, die „bestimmte Arbeiten“ verrichteten. Man sollte auch den „Vengeurs“, wie Jean Ribaults Männer von den Arwenacks genannt wurden, ruhig einmal den Vortritt lassen. Von dieser Voraussetzung ging Ben jetzt aus. Er sprach es natürlich nicht offen aus, zeigte sich aber als geschickter und diplomatisch begabter Schiffsführer, der von seinem Kapitän Hasard eine Menge gelernt hatte.

      Jetzt waren eben mal die Vengeurs an der Reihe. Außerdem brauchten sie auch eine Motivation, denn sie waren in der letzten Zeit ein wenig verunsichert worden.

      Da war die Sache mit ihrem Koch Eric Winlow gewesen, die ihnen immer noch in den Knochen steckte. Für Winlows Schlamperei waren sie von den Arwenacks, vor allem von Carberry, ziemlich verhöhnt worden.

      Und auch die Geschichte mit Roger Lutz und der Galeone der Komödianten war alles andere als eine ruhmreiche Begebenheit gewesen. Irgendwie brauchte die Crew eine Selbstbestätigung, und Ben wollte ihnen eine entsprechende Chance dafür geben.

      Ferris Tucker nahm Shane auf dem Achterdeck beiseite.

      „Hör mal“, sagte er halblaut. „Reg dich nicht auf, wir werden das Kind auch ohne dich schaukeln.“

      „Das glaube ich dir gern“, erwiderte der graubärtige Riese. „Und was tue ich? Ich stehe mir hier inzwischen die Beine in den Bauch.“

      „Stehen solltest du schon, aber über den Dingen.“

      „Findest du? Du hast gut reden. Du bist ja mit dabei.“

      „Das spielt keine so große Rolle“, sagte Ferris. „Aber denk auch mal an die Sache mit Carrero.“

      „Ja?“

      „Den haben wir gestellt, und Montbars hätte sich am liebsten in den Hintern gebissen, als er ihn mit der Jolle entwischen ließ.“

      „Ist schon gut“, sagte Shane. „Und ich bin ja auch kein Narr. Die Burschen sollen ruhig mal wieder unter Beweis stellen, was in ihnen steckt, es kann nicht schaden.“

      Ferris grinste und hieb ihm auf die Schulter. „Weißt du was? Ich habe gar nichts dagegen, zusammen mit Al fachmännischer Berater des Trupps zu sein. Die Führung kann getrost einer der Le Vengeurs übernehmen.“

      Bens Gedanken bewegten sich in der gleichen Richtung, aber er wollte, daß Jan Ranse an Bord der „San Lorenzo“ blieb.

      „Ich schlage Gustave Le Testu als Anführer des Arica-Trupps vor“, sagte er. „Le Testu verfügt, was Operationen an Land betrifft, über einschlägige Erfahrungen.“

      Le Testu lachte. „Das kann man wohl sagen. Ist es vermessen, zu verlangen, daß mich auch mein Freund Montbars begleitet? Ja – und auch Albert sollten wir mit dabeihaben. Der gibt mit seinem Buckel immerhin einen feinen und daher unbeachteten Spion ab.“

      „Langsam, langsam“, sagte Jan Ranse. „Wir haben das ja noch gar nicht beschlossen.“

      „Wer hat andere Vorschläge?“ fragte Ben.

      „Wie wäre es mit Piet Straaten?“ fragte Tom Coogan.

      „Abgelehnt“, entgegnete Jan Ranse. „Piet bleibt mit mir an Bord der ‚San Lorenzo‘. Ihr dürft nicht vergessen, daß wir gefechtsklar und kampffähig bleiben müssen. Die Schiffe sind bereits unterbemannt. Wenn wir noch den Trupp abziehen, der nach Arica segelt, wird es fast kritisch. Es ist daher nur logisch, daß wir die besten Seekämpfer und Kanoniere an Bord behalten.“

      „Richtig“, sagte Ben. „Und auch aus diesem Grund sollten wir den Arica-Trupp so klein wie möglich halten. Wir müssen ständig damit rechnen, daß sich Dons in unsere Bucht verirren. Wir müssen in der Lage sein, uns mit ihnen zu schlagen.“

      „Ein kleiner, aber schlagkräftiger Trupp also“, sagte Le Testu. „Keine Angst, wir werden das schon hinkriegen. Auch zu dritt, wenn es sein muß.“

      „Kommen wir zur Sache“, sagte Jan Ranse. „Unsere Ratsversammlung soll nicht ewig dauern. Wer ist mit Le Testu als Gruppenführer einverstanden?“

      Die Arme flogen hoch, keiner enthielt sich der Stimme, keiner war dagegen. Le Testu grinste. Montbars hatte ebenfalls ein dünnes Grinsen aufgesetzt. Albert rieb sich kichernd die Hände.

      „Das gibt Spaß“, sagte er. „Und die Dons werden sich wundern.“

      „Weiter“, sagte Le Testu. „Sind alle dafür, daß ich Montbars und Albert mitnehme?“

      „Ja!“ riefen die Männer, und Pierre Puchan fügte noch hinzu: „Wir sind besonders froh, daß wir Albert für ’ne Weile los sind.“

      „Ihr könnt mich alle gut leiden, was?“ zischte Albert.

      „Das ist schon immer so gewesen“, erwiderte Pierre fröhlich. „Seit wir uns kennen, nicht wahr?“

      „Als meine weiteren Begleiter schlage ich Roger Lutz und Grand Couteau vor“, sagte Le Testu. „Das dürfte reichen.“

      „Nimm auch Donald Swift noch mit“, sagte Jan Ranse. „Dann seid ihr sechs Mann, und es kommen noch Ferris Tucker und Al Conroy hinzu, also seid ihr insgesamt acht Mann. Meiner Ansicht nach ist das die richtige Zahl.“

      „Das finde ich auch“, sagte Ben. „Nicht zuviel und nicht zuwenig.“

      Wieder wurde abgestimmt, wieder waren die Männer einer Meinung. Der Trupp war zusammengestellt. Natürlich war auch Piet Straaten ein wenig enttäuscht, daß er nicht mit nach Arica segelte, aber er sah andererseits auch ein, was Jan Ranse sagte. Ständig mußte man für ein Gefecht gegen spanische Schiffe gerüstet sein. Die Erfahrung der vergangenen Wochen hatte gezeigt, wie ratsam es war, ständig auf der Hut zu sein. Die Wachsamkeit durfte keine Stunde nachlassen.

      Ben Brighton besprach die letzten Einzelheiten des Unternehmens mit Le Testu, Ferris und Al.

      „Ihr brecht noch am Nachmittag auf“, sagte er. „Natürlich nehmt ihr genügend Waffen, Pulver, Kugeln und Proviant mit. Ihr werdet die Jolle noch vor Arica verstecken und euch zu Fuß in die Stadt begeben.“

      „Das ist klar“, sagte

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