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      „Und munter“, sagte Grand Couteau. „Und wir finden die Pulverdepots der Dons auf Anhieb, wetten?“

      „Ich an deiner Stelle würde nicht zu optimistisch sein“, warnte ihn Roger Lutz. „Sobald wir Arica betreten, kann es unliebsame Überraschungen geben. Keiner wird uns auf Anhieb entlarven, aber wenn wir Pech haben, kriegt man leicht heraus, daß wir keine Spanier sind.“

      „Los, schlaft jetzt erst mal“, sagte Le Testu. „Macht es euch so bequem wie möglich. Wer übernimmt die erste Wache?“

      „Ich“, erwiderte Montbars.

      „Gut. Auf einen Posten wollen wir nicht verzichten, sicher ist sicher.“ Le Testu legte noch fest, wer die nächsten Wachen übernehmen sollte, dann baute er sich ein einfaches Lager zurecht und rollte sich darauf zusammen. Binnen kurzer Zeit war er eingeschlafen.

      Neben ihm streckten sich auch die anderen auf ihren Schlafstellen aus. Montbars, der vor der Hütte seinen Posten bezog, lauschte ihrem Schnarchen und grinste ein bißchen. Wer schläft, sündigt nicht, dachte er, und mit den Señoritas ist nichts, ihr habt’s ja gehört.

      Etwas später unternahm er einen kleinen Rundgang. Er konnte den kleinen Bach gurgeln und plätschern hören. Einmal vernahm er auch ein Knacken im Unterholz eines nahen Waldes und ging in Lauerstellung. Dann sah er einen Nachtvogel, der aufstieg und kurz darauf verschwand. Er grinste wieder und beendete seinen Rundgang.

      Vampire, dachte er, hier soll es sie geben. Richtige Blutsauger, die nachts ihre Verstecke verlassen und nicht nur Tiere, sondern auch Menschen anfallen.

      Gibt es sie oder gibt es sie nicht? Er beschloß, die anderen danach zu fragen. Diese Neue Welt war ein seltsames Land, das immer neue Rätsel und Wunder bot. Nur die Spanier waren hier fehl am Platze, wie sie auch in Le Testus, Montbars’ und Alberts Heimat, der Bretagne, nichts zu suchen hatten.

      Man sollte sie ins Meer treiben, dachte Montbars, als er sich in der Nähe der Hütte niederließ und auf das schwärzliche Wasser der Bucht blickte.

      Le Testu war früh auf den Beinen und trat zu Grand Couteau hinaus, der inzwischen Wache hatte.

      „Wie sieht’s aus?“ fragte er ihn.

      „Die ganze Nacht ist ruhig verlaufen.“

      „Und es wird ein schöner Tag, was?“

      „Schön sonnig“, brummte Grand Couteau. „Zu Hause liegt jetzt Schnee, und die Leute schlagen sich im Wald ihre Weihnachtsbäume. Hier gibt es nicht eine einzige lausige Tanne, scheint mir.“

      „Hast du Heimweh?“

      Grand Couteau blickte Le Testu an und grinste. „Das nicht. Aber ich kann mir Weihnachten nun mal schlecht ohne Schnee vorstellen. Und ohne Nadelbaum. Das ist alles.“

      Le Testu ging zum Bach und wusch sich. Als er zur Hütte zurückkehrte, waren fast alle aufgestanden, bis auf Donald Swift und Albert.

      Donald beugte sich über Albert, berührte dessen Schulter und flüsterte: „He – bist du tot?“

      Albert wandte den Kopf und sah ihn böse an. „Ich bin sehr lebendig und fühle mich sauwohl. Das paßt dir wohl nicht, was?“

      „Kannst du keinen Spaß vertragen?“

      „Gib mir mal einen Zweig, damit ich mich unter der Achselhöhle kratzen kann.“

      Montbars blickte die beiden nachdenklich an. „Was meint ihr, gibt es hier Vampire?“

      „Was für Dinger?“ fragte Albert entsetzt. „Diese Biester, die einem das Blut aussaugen?“

      „In Tacna hat’s sie nicht gegeben, warum sollen sie hier sein?“ fragte Donald ziemlich verständnislos.

      „Ist nur so ’ne Frage von mir“, sagte Montbars. „Ist mir heute nacht eingefallen.“

      „Die Tiere soll es geben“, sagte Le Testu, der gerade eintrat. „Karl von Hutten hat es mir mal gesagt. Das sind größere Fledermäuse mit dolchspitzen Zähnen. Sie übertragen die schlimmsten Krankheiten wie Pest und Cholera.“

      „Das reicht mir“, sagte Albert. Er stand auf und schüttelte sich. „Warum brechen wir nicht endlich nach Arica auf?“

      „Nach dem Frühstück geht es los“, sagte Le Testu.

      Sie wagten es, in dem Steinofen der Hütte ein Feuer zu entfachen und Wasser zu kochen. Jeder hatte seine Muck dabei, und zu dem heißen Wasser gab es einen kräftigen Schuß Rum. Ferris Tucker verteilte Schiffszwieback und Speck. Schweigend kauten die Männer darauf herum.

      „Wir bilden Zweiergruppen“, sagte Le Testu anschließend. „Die Gruppen brechen nacheinander auf. Montbars, du bist mit mir zusammen. Ferris, du gehst mit Al. Roger und Grand Couteau bilden die dritte Gruppe. Albert und Donald, ihr bleibt hier bei der Hütte als Wachtposten zurück.“

      „Was?“ stieß Albert erbost aus. „So war das aber nicht vereinbart!“

      „Willst du gegen meine Befehle motzen?“ fragte Le Testu – und Montbars sah Albert derart durchbohrend an, daß dieser es wieder mal vorzog, seinen Mund zu halten.

      Die Männer traten vor der Hütte zusammen, und Le Testu gab seine vorläufig letzten Anweisungen. „Ferris und Al – ihr werdet euch speziell mit dem Morro de Arica beschäftigen.“

      „Klarer Fall“, sagte Ferris. „Morros sind unsere Spezialität.“

      „Denkt auch an die sonstigen Hafenbatterien.“

      „Uns entgeht so leicht nichts, keine Sorge“, sagte Al.

      „Montbars und ich richten unser Augenmerk auf Munitions- und Vorratslager“, sagte Le Testu. „Roger und Grand Couteau, ihr habt festzustellen, wie stark das Stadtgefängnis besetzt ist und wie es bewacht wird.“

      „Ja, Monsieur“, sagte Roger Lutz. „Und vielleicht läuft uns bei der Gelegenheit auch unser Freund, der Hurensohn von einem Sargento, über den Weg.“

      „Du weißt, wie meine Order lautet“, sagte Le Testu noch einmal. „Jeder Ärger muß vermieden werden. Was das Stadtgefängnis betrifft, ist es wichtig für uns, zu erfahren, ob die Dons wieder Arbeitskräfte für den Transport nach Potosi sammeln.“

      „Was sehr wahrscheinlich ist“, sagte Ferris. Von dem Unternehmen zur Sklavenerfassung im Tacna-Tal wußten sie ja, daß Trupps aus Arica losgeschickt worden waren – oder noch unterwegs waren –, um Sklaven einzutreiben. Irgendwo mußten die armen Teufel zusammengepfercht werden, und da tippte Le Testu eben ganz einfach auf das Gefängnis von Arica.

      „Spätestens vor Einbruch der Dunkelheit sollten die drei Trupps wieder bei der Hütte sein“, sagte Le Testu. „Dann können wir hier weitere Schritte beraten. Das ist alles. Viel Erfolg, und paßt auf euch auf.“

      Sie zogen nacheinander los, als erste Le Testu und Montbars, dann Ferris und Al, dann Roger Lutz und Grand Couteau. Es war inzwischen ungefähr zehn Uhr.

      Albert blickte ihnen nach, bis sie im Gebüsch verschwunden waren.

      „Na, dann wünsche ich einen schönen Tag“, sagte er zu Donald. „Wollen wir hier über Vampire quatschen oder uns blöd anglotzen – oder hast du einen besseren Vorschlag?“

      Donald grinste. „Ich habe Würfel dabei. Wie wär’s mit einer Runde?“

      Alberts Augen nahmen einen besonderen Glanz an. „Das hättest du aber auch gleich sagen können. Um was würfeln wir?“

      „Meinetwegen um deinen Buckel.“

      „Ich hab’ doch gar keinen richtigen – ach, hör auf. Mußt du mich auch noch auf den Arm nehmen?“

      „Ich werde es nicht tun“, versprach Donald. „Los, ich stifte einen Silberling als Einsatz. Aber aufgepaßt, unsere Wachsamkeit darf nicht nachlassen.“

      „Das tut

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