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tot und die drei anderen ebenfalls.

      Dann holte er die beiden Fässer mit Schießpulver, die er ebenfalls im Beiboot zwischen den Duchten verstaute.

      Als er zurückkehrte, fand er die anderen in der Kombüse und der angrenzenden Proviantlast.

      Sie hatten ein paar Speckseiten auf die Kombüsenback gelegt und begutachteten sie.

      „Ein Jammer, daß man aus Gemeinheit und Boshaftigkeit so mit dem Proviant umgeht und ihn verschwendet“, sagte der Kutscher gerade. „Diese Kerle sind wahrhaftig Ausgeburten der finstersten Hölle.“

      „Glaubst du wirklich, daß das alles vergiftet ist?“ fragte Sven.

      „Davon bin ich überzeugt. Wenn du genau hinsiehst, kannst du noch Spuren von einem grauweißen Pulver entdecken. Damit haben sie fast alles eingerieben. Dasselbe Zeug haben sie wahrscheinlich auch in das Trinkbare getan.“

      Tatsächlich entdeckten sie kaum sichtbare feine Spuren einer grauweißen Substanz, die größtenteils bereits in den Speck eingedrungen war. Sie roch nach nichts, wie der Kutscher feststellte, als er einmal daran schnupperte.

      „Noch besser wäre es, den ganzen Kahn in Brand zu stecken“, meinte Carberry. „Dann hat alles ein Ende.“

      „Das halte ich für sinnlos. Weshalb sollen wir die Galeone in Brand stecken, Ed? Denk doch mal an die potentiellen Schiffbrüchigen, die hier landen und das Holz gut verwerten könnten.“

      „Was für Kerle?“ fragte Carberry. Er sah den Kutscher verblüfft an.

      „Potentielle Schiffbrüchige“, wiederholte der Kutscher geduldig.

      „Hab’ ich noch nie gehört“, versicherte der Profos. „Ich kenne echte Schiffbrüchige und Gestrandete, oder an Land geschwommene, aber die Dingsda – äh – pot… Äh – werden sich nicht ausgerechnet in diese Ecke verirren.“

      „Potentiell steht für mögliche Schiffbrüchige. Das ist so ein Ausdruck für etwas, das eintreten könnte, aber noch nicht Wirklichkeit ist.“

      „Dann sag doch gleich, was du meinst, sonst versteht das ja kein Mensch. Dein Latein geht mir langsam auf den Geist.“

      „Latein gehört nun einmal zu einem Feldscher oder zu einem Arzt. Das hat Doc Freemont immer gesagt, daher habe ich es auch bei jeder Gelegenheit gelernt.“

      „Bei uns kannst du dich jedenfalls ganz normal ausdrücken“, erlaubte Carberry großzügig.

      Daraufhin lächelte der Kutscher nur feinsinnig. Immer wenn der Profos etwas nicht gleich kapierte, ärgerte er sich.

      Carberry und Sten luden sich ein paar Speckseiten auf die Schulter, trabten damit an Deck und warfen sie über Bord. Mit lebhaftem Bedauern natürlich.

      Nach und nach wurde auch das andere Zeug über Bord geworfen.

      Am meisten zerriß es dem Profos das Herz, daß der Wein und auch der Rum weggeschüttet werden mußte. Da kriegte er sich fast nicht mehr ein, wie er glaubhaft versicherte.

      „Schon dafür gehört den Strolchen was auf die Nüstern“, sagte er grimmig. „Das schöne Zeug! Jetzt wandert es über Bord, dabei hätte man so herrlich einen gluckern können.“

      „Wir haben ja noch auf der ‚Empress‘ was“, sagte Sven, aber das war für den Profos auch nur ein schwacher Trost.

      Nach einer knappen halben Stunde waren Kombüse und Proviantlast ausgeräumt. Im Wasser schwammen Speckseiten, Mehlreste und Fett. Es sah nicht gerade appetitlich aus.

      Aber für den Speck begannen sich bereits zwei kleinere Haie zu interessieren. Sie umkreisten die im Wasser schwimmenden Brocken und näherten sich neugierig, wobei sie immer engere Kreise zogen.

      „Verderbt euch nur nicht den Magen“, warnte Carberry. „Aber ihr habt ja einen anderen Pansen als wir.“

      An Bord befand sich jetzt nichts mehr, was noch mitnehmenswert gewesen wäre. Das Schiff gab nichts mehr her. Es war nur noch ein Wrack, das bald der See und den Klippen zum Opfer fallen würde. Sturm und Wellen würden an ihm fressen, und eines Tages würde nur noch ein mageres Gerippe zwischen den Klippen liegen, bis auch die letzten Spuren verschwunden waren.

      „Was jetzt?“ fragte Stenmark. „Wenn wir die vier Toten mitnehmen, haben wir in der Jolle nicht alle Platz. Ich schlage vor, Nils und Sven pullen den Kutscher zur Karavelle, und Nils kehrt allein wieder zurück und bringt noch zwei oder drei Schaufeln mit. Ihr könnt den anderen inzwischen Bericht erstatten.“

      „In Ordnung“, sagte der Kutscher. „So werden wir es halten. Wenn wir euch bei der Bestattung helfen sollen, dann gebt Bescheid. Ihr müßt ja schließlich nicht allein bei der Hitze schuften.“

      Carberry wedelte abwehrend mit der Hand.

      „Wir heben zwischen den Felsen im Sand eine größere Grube aus und beerdigen sie dort.“

       4.

      Der Kutscher, Nils und Sven enterten ab und pullten zur „Empress“ hinüber. Nachdem sie drüben angelegt hatten, kehrte Nils allein wieder zurück und brachte drei Schaufeln mit.

      „Bevor wir die Toten zum Strand bringen“, sagte Carberry, „durchsuchen wir noch einmal schnell alle Räume, auch die Laderäume. Ich will mir später keine Vorwürfe machen, daß wir doch noch jemanden übersehen haben.“

      Sie begannen, noch einmal das Schiff auf den Kopf zu stellen. Aber es wurde niemand mehr gefunden. In die Laderäume war ebenfalls Wasser eingedrungen. Ins Achterschiff konnte man ebenfalls nicht mehr hinein, weil dort alles unter Wasser stand.

      Jetzt begann für sie die unangenehme Arbeit, die vier Toten ins Beiboot zu bringen.

      „Geh du in die Jolle, Nils und nimm sie uns ab. Wir lassen sie an einem Tau hinunter.“

      Carberry und Stenmark holten den ersten Toten, banden ihm ein Tau um den Leib und fierten ihn nach unten ab, wo Nils ihn zwischen die Duchten legte.

      Dann wurde der zweite, dritte und schließlich der vierte Tote nach unten gebracht.

      Die vier Leichen, die kreuz und quer zwischen den Duchten hingen, boten einen schaurigen Anblick. Bei jeder noch so kleinen Welle schien das Leben wieder in sie zurückzukehren. Einer von ihnen erweckte den Eindruck, als winke er zum Abschied mit der Hand zur „Empress“ hin.

      Dann aber hatten sie die grausige Fracht endlich an Land.

      Schweigend gingen sie daran, eine größere Grube zwischen den Felsen auszuheben. Die Sonne stach heiß vom Himmel. Es war jetzt Nachmittag, und die Hitze schien immer größer zu werden. Schon bald rann ihnen der Schweiß in Bächen über die Stirn.

      „Christenpflicht kann manchmal ganz schön anstrengend sein“, sagte Stenmark. „Aber wir haben es gleich geschafft.“

      Verbissen schaufelten sie weiter. Als der Profos einmal kurz verschnaufte, sah er dicht neben der „San Jacinto“ heftige Bewegungen im Wasser. Neben dem Schiffsrumpf schien das Wasser zu kochen und zu brodeln.

      „Haie“, sagte Nils. „Die fallen jetzt über den Speck her.“

      Die Grube war endlich fertig. Die vier Toten wurden hineingelegt. Dann schaufelten sie die Grube wieder zu und legten einen größeren Stein darauf.

      In der Nähe des Wracks pfeilten die Haie weiter durchs Wasser und gebärdeten sich wie toll.

      Der Profos empfahl die sündigen Seelen dem Herrn und kehrte zur Jolle zurück.

      „Vergeßt nicht, was der Kutscher gesagt hat“, mahnte er. „Wir sollen uns ordentlich die Hände waschen, damit wir nichts von dem lausigen Gift abkriegen.“

      Sie wuschen sich ausgiebig die Hände, wie der Kutscher empfohlen hatte, stiegen in die Jolle und kehrten zur „Empress“ zurück.

      Old

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