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Seewölfe Paket 26. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 26
Год выпуска 0
isbn 9783954399949
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Eine zweite Kugel, diesmal von Stenmark abgefeuert, gab dem Riesenfisch endgültig den Rest.
„Aus und vorbei“, sagte der Kutscher erleichtert, als der Hai ruhig und blutend auf den Planken lag.
Aber noch war gar nichts aus und vorbei, denn jetzt gerieten sich Old O’Flynn und der Profos wieder in die Haare.
Der Profos war dabei allerdings etwas ungerecht.
„Gar nichts ist vorbei!“ brüllte O’Flynn. „Jetzt haben wir die Sauerei an Deck, nur weil dieser Hornochse mal nachsehen wollte, was der Hai im Magen hat.“
„Und du Oberhornochse schießt auf unschuldige Vögel!“ röhrte Carberry. „Immer drauf, ohne Rücksicht auf Verluste!“
„Ich hab’ nicht auf deine Krachente geschossen“, verteidigte sich der Alte stocksauer. „Ich hab’ auf das Mistvieh gefeuert, aber das geht in deinen dösigen Schädel wieder mal nicht hinein. Der Hai hätte uns beinahe umgebracht.“
„Quatsch! Gar nichts hätte er! Ich hätte das Vieh schon erledigt!“
„Das hat man gesehen“, höhnte Old Donegal. „Der hat dir eins übergebraten, daß du fast über Stag gegangen wärst. Der Mist wird jetzt über Bord gefeuert. Noch bin ich der Kapitän.“
„Jetzt, nachdem er tot ist, hast du noch Angst vor ihm, was, wie? Du brauchst gar nicht dauernd zu betonen, daß du der Kapitän von diesem Geisterschlorren bist, das wissen wir längst.“
„Was heißt hier Geisterschlorren?“ empörte sich der Alte.
„Na, ist das etwa kein Geisterschlorren? Haut klammheimlich ab und kehrt klammheimlich zurück.“
„Wärmt nur den alten Kram wieder und streitet weiter“, sagte der Kutscher ruhig. „Etwas anderes könnt ihr ja nicht. Wir werfen das Vieh über Bord, reinigen das Deck, und damit ist der Vorfall erledigt. Und ihr beiden Streithähne gebt euch die Hand und vertragt euch wieder.“
„Ha, dem werde ich meine Hand geben“, wetterte Old O’Flynn. „Der kriegt es glatt fertig und gibt sie nicht mehr zurück. Der hat doch zuviel Wind auf der Mühle, hat der.“
Der Kutscher nahm einen neuen Anlauf, weil es nicht so aussah, als würden die beiden Kampfhähne ihren unsinnigen Streit beenden.
„Vielleicht tut’s ein kleiner Schluck Rum zur Versöhnung.“
„Sagtest du Rum?“ fragte Old Donegal. „Das wäre direkt zu überlegen.“
„Aber erst, wenn ich dem Vieh den Bauch aufgeschnitten habe“, sagte Carberry. Seine Stimme klang jetzt ein wenig gedämpfter, seit er etwas von einem Versöhnungsschluck gehört hatte.
Schließlich einigte man sich darauf, daß man „einmal nachsehen“ würde. Immerhin war der Hai jetzt ungefährlich. Er würde auch nicht mehr ganz überraschend zum Leben erwachen, denn sein Blut färbte bereits die Planken rot.
„Also gut“, sagte Old O’Flynn schließlich. „Dann fang endlich an, damit die Schweinerei ein Ende hat.“
Es gab keine sonderliche Überraschung, als der Mageninhalt des Hais auf den Planken lag. Er hatte große Teile der Speckseite aus dem Stück gesagt. Ansonsten fanden sie nur noch die vermatschten Überreste zweier kleinerer Tintenfische. Mehr enthielt der Haimagen nicht.
Der Profos war’s zufrieden, denn jetzt hatte er die Gewißheit, daß der große Fisch an dem vergifteten Speck eingegangen war.
„Und wo ist die Buddel mit Rum?“ fragte er.
„Die gibt es erst, wenn die Planken wieder sauber sind.“ In der Beziehung gab Old O’Flynn um keine Handbreite nach.
Speck und restlicher Mageninhalt wurden durch die Speigatten über Bord befördert. Dann hievten sie den Fisch hoch und warfen ihn ebenfalls ins Wasser.
Old O’Flynn paßte auf wie ein Luchs. Er selbst rührte keinen Finger, sondern sah nur zu.
Kurz danach war auch das Deck wieder sauber geschrubbt.
Old O’Flynn betrachtete kritisch die Planken und schaute peinlich genau nach, ob nicht noch irgendwelche Reste von dem „Schweinkram“ zu finden waren, bis das dem Profos wieder auf die Nerven ging:
„Was gibt’s denn da ständig zu glotzen – hast du noch keine Schiffsplanken gesehen?“
„Ich will mich nur vergewissern, ob alles sauber ist und der Kahn später nicht nach toten Fischen stinkt.“
„So sauber waren deine Planken noch nie“, behauptete Carberry, was ihm einen zornigen Blick des Alten eintrug.
Dann aber bequemte er sich doch, die Rumbuddel zu holen, und jeder setzte zu der üblichen Daumenbreite an. Hasard und Philip junior bedauerten dabei lebhaft, nicht so breite Daumen wie der Profos zu haben.
„Jetzt kontrollieren wir noch die Drehbassen und legen Musketen bereit“, sagte Old O’Flynn. „Und dann können diese Fleischvergifter antanzen. Sie werden ihre helle Freude haben. Daß man mich vergiften wollte, das vergißt ein O’Flynn nie im Leben. Da bin ich verdammt nachtragend.“
Da es immer noch sehr warm war, legten sich ein paar der Männer einfach auf die Planken, um auf Vorrat zu schlafen. Niemand zweifelte daran, daß sie in dieser Nacht noch recht unliebsamen Besuch erhalten würden.
Sie waren jedoch gewappnet und erwarteten ihre Gegner.
5.
Auf dem einen südwärts segelnden Floß hockte Acosta am Ruder und grinste verzerrt vor sich hin.
Seine fünf anderen Kerle grinsten ebenfalls etwas mühsam. Sie waren heilfroh, so glimpflich davongekommen zu sein, und darüber palaverten sie jetzt auch noch.
„Das sind vielleicht ein paar blöde Kerle“, sagte Dino, ein dickwanstiger Bursche mit plattgedrückter Nase. „Bei mir hätte es keinen Pardon gegeben. Ich hätte alle abgeknallt.“
Die anderen pflichteten ihm lebhaft bei. Auch der Stotterer, den sie wegen seiner Aussprache Tartamudo nannten, gab ihnen recht. Aber weil er immer so lange brauchte, um einen Satz herauszubringen, nahm ihn keiner für voll, und sie hörten ihm auch gar nicht erst zu.
Aber es war bezeichnend für sie, daß sie jetzt groß herumtönten, seit sie ihre Freiheit wieder hatten.
Beide Flöße segelten fast nebeneinander in Richtung Süden. Es war jetzt später Nachmittag, und eine laue Brise trieb die Flöße langsam über das Meer.
Acosta warf immer wieder einen Blick zurück. Er sah das Wrack der „San Jacinto“ und achteraus von ihr die Karavelle. Dort waren die Kerle gerade dabei, etwas weiter achteraus zu verholen.
Auch die fünf anderen sahen gespannt dem Manöver zu, konnten es sich allerdings nicht erklären.
Noch etwas später sahen sie, wie ein Beiboot zu der zerschossenen Galeone gepullt wurde.
„Einen Kieker hätten wir mitnehmen sollen“, sagte Acosta. Dann ließ er für einen kurzen Augenblick das Ruder los und rieb sich die Hände.
„Jetzt gehen sie an Bord und werden eine Überraschung erleben. Die zweite wird noch folgen.“
Mittlerweile wußten alle Schnapphähne, was Acosta und Prado mit dem Proviant angestellt hatten.
„Ich kenne doch die Kerle“, sagte Acosta. „Sobald sie in der Proviantlast stehen und den verlockenden Speck sehen, werden sie nicht widerstehen können und sich ein paar Scheiben absäbeln. Dann finden sie den Wein und den Rum, und aus lauter Freude werden sie sich das Zeug zu Gemüte führen. Ist doch überall das gleiche“, meinte er mit einer wegwerfenden und verächtlichen Handbewegung. „Ich würde es ja auch nicht