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verdammt, nun reißt euch mal zusammen!“ rief Acosta. „Denkt daran, daß wir bald in Samt und Seide gehen werden und viele schöne Jungfrauen uns begleiten, die uns aus der Hand fressen.“

      Er grinste dreckig bei seinen Worten. Die anderen grinsten mehr abfällig, denn Acosta drosch wieder mal Stroh und sah sich in Glanz und Gloria mit einer Schar Jungfrauen umherziehen.

      „Die Jungfrauen holt er sich aus den Kaschemmen in Havanna“, raunte Santos, „da gibt es ja genug.“

      Aber Acosta tönte noch weiter, als seine Worte offenbar auf keinen fruchtbaren Boden fielen.

      „Zieht nicht solche Gesichter, ihr Bastarde. Es ist doch wohl klar, daß wir eisern zusammenhalten und noch in dieser Nacht die kleine Karavelle entern werden. Ein Klacks wird das! Alles klar?“

      Prado sah ihm grinsend ins Gesicht.

      „Noch ist überhaupt nichts klar“, sagte er lässig. „Es ist nur klar, daß du bisher alles vermasselt hast.“

      „Was, zum Teufel, soll das heißen?“ brüllte Acosta. Er ließ das Ruder fahren und starrte aus flammenden Augen zum anderen Floß.

      Aber Prado ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er hatte von dem Kerl endgültig und für alle Zeiten genug.

      Auf dem anderen Floß spitzten sie überrascht die Ohren.

      „Das bedeutet, daß du wirklich alles, aber auch alles vermasselt hast!“ rief Prado zurück. „Aber wenn du die Karavelle heute nacht entern willst, bitte sehr, das kannst du ja tun, aber ohne mich und die anderen, die auf meinem Floß sind.“

      Acosta glaubte, sich verhört zu haben. Dann wurde er fuchsteufelswild und grob.

      „Was hat das zu bedeuten, ihr verfluchten Hundesöhne? Wollt ihr etwa von der Fahne gehen?“

      „Genau das haben wir vor. Frag’ doch die anderen bei mir, sie werden es dir bestätigen: Sie haben die Schnauze endgültig voll von deinen so erfolgreichen Unternehmungen.“

      „Das gibt es bei mir nicht!“ brüllte Acosta. „Nicht mit mir. Du wirst das gleich als erster bereuen – und ihr anderen auch!“

      Acosta hatte eine wilde Wut gepackt. Jetzt wurde sie noch größer. Er bückte sich, griff nach einer Muskete und wollte damit auf den kalt grinsenden Prado feuern.

      Er hatte sie noch nicht richtig in der Hand, als er schluckend zu dem dürren Morro starrte.

      Der hatte ein noch besseres Argument in der Faust, denn er zielte mit einem Blunderbuss genau auf Acosta. Dabei grinste er höhnisch und überlegen.

      Acosta war sich darüber klar, daß ihn der Dürre bedenkenlos abknallen würde, sobald er die Muskete auch nur noch ein Stückchen höher hob.

      „Leg’ sie wieder hin“, sagte er gehässig. „Und warte nicht zu lange damit. Greif lieber zum Ruder.“

      Immer noch schluckend, starrte Acosta zu seinen ehemaligen Kumpanen. Jetzt hatte sich die Restmannschaft der „San Jacinto“ geteilt und war endgültig auseinandergefallen. Er konnte es einfach nicht begreifen.

      „Du siehst also, daß sie von dir bedient sind“, sagte Prado, „und zwar restlos. Sie akzeptieren dich nicht mehr als Anführer.“

      Die fünf Kerle nickten unisono und grinsten kalt. Morro hielt immer noch den Blunderbuss auf Acosta gerichtet.

      Der selbsternannte Kapitän – jetzt weiß vor Wut im Gesicht – legte die Muskete wieder auf das Floß zurück.

      „Ohne mich werdet ihr nie an das Gold gelangen“, drohte er mit vor Wut heiserer Stimme. „Ihr habt es auch noch nicht.“

      „Aber du hast es, was?“

      „Ich kriege es, das weiß ich.“

      „So, wie du alles bisher gekriegt hast“, höhnte Morro. „Du hast nur Sand in den Stiefeln vom vielen Herumlatschen, mehr nicht. Und mehr wirst du auch nicht kriegen.“

      Von Acostas Kerlen muckste sich kein einziger. Sie hockten nur da und starrten abwechselnd von einem zum anderen.

      „Überlegt es euch noch einmal“, sagte Acosta mit erzwungener Ruhe. „Wenn wir nicht zusammenhalten, dann läuft auch nichts. Aber ich werde euch zu dem Gold führen.“

      Von Prados Floß erklang Gelächter, erst leise, dann lauter werdend, was Acosta zur wilden Verzweiflung trieb.

      Obwohl der Blunderbuss auf ihn gerichtet war, bückte er sich erneut und wollte nach der Muskete greifen.

      „Er will unbedingt ein Loch in seinem verdammten Schädel haben“, sagte Morro mit gellendem Lachen.

      Acosta ließ die Muskete fallen, als sei sie aus glühendem Eisen.

      Der Dürre war auch schon drauf und dran, abzudrücken und hätte sicher keinen Augenblick gezögert.

      „Na schön“, knirschte Acosta. „Dann fahrt zur Hölle! Der Teufel soll euch alle holen, und wenn ihr Bastarde je wieder meinen Kurs kreuzt, dann gibt es Zunder.“

      „Das gilt auch für dich“, sagte Prado. „Paß auch gut auf, daß dir nicht ein paar von deinen Kerlen ins Kreuz springen, wenn du dich umdrehst.“

      Er stänkerte noch ein bißchen, um die anderen aufzuhetzen, doch die meisten hatten noch Angst vor Acosta. Sie ergriffen allerdings auch nicht seine Partei und blieben sehr wortkarg.

      Dann winkte Prado Acosta lässig mit der Hand zu, als wolle er ein paar Hühner verscheuchen.

      Acosta änderte den Kurs, zähneknirschend und von einer berstenden Wut erfüllt. Am liebsten hätte er Prado und seine fünf Kerle vom Floß geschossen, doch das Kräfteverhältnis war gut verteilt, denn auch die anderen waren alle bewaffnet.

      „Nun reg dich wieder ab“, sagte Dino kleinlaut. „Wir brauchen die anderen ja nicht unbedingt.“

      Acosta war so von Wut erfüllt, daß er eine ganze Weile lang nicht antworten konnte. Mit Haß in den Augen starrte er dem Floß nach, auf dem die „Fahnenflüchtigen“ und „Abtrünnigen“ hockten und in aller Seelenruhe dem weißen Strand einer Insel zupaddelten.

      „Ich lege diesen Schweinehund um“, sagte Acosta heiser. Er wollte schon wieder zur Muskete greifen, aber Esposito drückte den Lauf mit sanfter Gewalt zur Seite.

      „Bringt doch nichts ein“, sagte er ruhig. „Die zielen im Augenblick mit vier Musketen auf uns.“

      Acosta hatte das in seiner grenzenlosen Wut nicht einmal bemerkt. Jetzt sah er, daß vier grinsende Kerle höhnisch über ihre Musketen das Floß anvisierten.

      Da legte er die Waffe mit einem Fluch zurück. In seinen Augen aber loderte ein unversöhnliches Feuer, das vom Haß genährt war.

      „Drecksbande, verfluchte“, knurrte er. „Aber wir schaffen es auch allein, ohne die Mistkerle.“

      „Richtig“, stimmte Miguel zu. „Du wolltest uns doch noch deinen Plan verklaren.“

      So langsam beruhigte Acosta sich wieder.

      „Ja, ich habe vor, die Insel da drüben anzulaufen.“

      „Da, wo Prado hin will?“

      „Nein, verdammt, die andere da drüben. Dort können uns die Kerle von der Karavelle nicht sehen. Auf der Insel warten wir die Dunkelheit ab und kehren dann wieder zurück. Bei der richtigen Finsternis entern wir die Karavelle, nachdem wir uns rangepirscht haben.“

      „Wir sind aber nur sechs Mann“, gab Dino zu bedenken.

      „Das weiß ich selbst. Aber ich will das Gold haben, bevor es den anderen Dreckskerlen in die Finger fällt. Deshalb entern wir eben mit nur sechs Mann. Das hat auch gleich noch den Vorteil, daß wir dann um so schneller das Gold kriegen.“

      Miguel und Esposito kratzten sich die Schädel, weil sie Acostas Gedankengänge nicht

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