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Seewölfe Paket 26. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 26
Год выпуска 0
isbn 9783954399949
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Sie standen immer noch bei den feuerbereiten Drehbassen und beobachteten die Kerle auf ihrem Trümmerhaufen.
„Ich werde das Gefühl nicht los, daß die Kerle doch noch einen Trick versuchen“, sagte der Kutscher. „Die erwecken gar nicht den Eindruck, als wollten sie sang- und klanglos verschwinden.“
„Das Gefühl habe ich auch“, sagte Carberry. „Aber wir werden sie keinen Moment aus den Augen lassen. Wenn sie wirklich noch einen miesen Trick anwenden, dann war es ihr letzter.“
„Wie viele Kerle seid ihr noch?“ rief Old O’Flynn.
„Zwölf Mann“, lautete die mürrische Antwort.
Dann sahen sie zu, wie drüben gearbeitet wurde. Ein paar Schnapphähne bewaffneten sich mit Äxten, Beilen und Schiffshauern. Dann wurden Planken aus dem Deck geschlagen.
„Der Oberschnapphahn rührt natürlich keinen Finger“, sagte Carberry. „Der steht wieder mal herum und tönt die Gegend voll. Aber offenbar ist sein Status angeknackst. Die Kerle scheren sich kaum noch um sein Gebrüll.“
Acosta stand breitbeinig und überheblich an Deck und gab Befehle, was alles zu tun sei und wie die Flöße gebaut werden müßten.
Drüben wurde gehämmert, gesägt, geschlagen und geklopft. Zwei Kerle schnitten aus den zerfetzten Segeln große Stücke heraus.
„Aha, ein Floß mit Besegelung“, sagte Stenmark. „Nun, dann haben wir sie wenigstens schneller vom Hals.“
Der Eifer der Kerle wurde direkt beängstigend. Aber das lag wohl daran, daß Old O’Flynn ihnen alles mögliche androhte, wenn sie sich bei der Arbeit zuviel Zeit ließen.
Wie etwas später zu erkennen war, bauten sie zwei Flöße. Zwei Spieren, die abgeschossen an Deck lagen, dienten als provisorische Masten.
„Dann werde ich mich mal um das Essen kümmern“, sagte der Kutscher.
„Ein guter Gedanke“, lobte Carberry, der bereits einen gewaltigen Appetit hatte. „Falls noch genügend Eier da sind, kannst du mir ja so ungefähr zehn in die Pfanne hauen. Und vergiß den Speck nicht, daran brauchst du nicht zu sparen.“
„Und vergiß dies nicht, und vergiß das nicht“, tönte der Kutscher aus der Pantry zurück. „Und stell auch die Pfanne auf den Herd und vergiß nicht, das Feuer zu entzünden.“
„Na ja, du bringst das schon alles richtig hin“, meinte Carberry. „Ich bin nur eben ein bißchen besorgt.“
Aus der Pantry drang gleich darauf ein lieblicher Geruch, den der Profos gierig erschnüffelte. Eier mit Speck aß er für sein Leben gern, es mußte nur die richtige Portion sein, die sich bei ihm so um ein Dutzend herum bewegte.
Drüben wurde emsig weitergearbeitet. Acosta linste immer wieder mal kurz herüber.
„Die werden sich noch wundern, die Bastarde“, sagte er leise. „Wenn die glauben, ich gebe die Sache mit dem Gold auf, dann haben sie sich aber geschnitten.“
Auch Prado dachte nicht daran, das viele Gold aufzugeben. Er beschäftigte sich in Gedanken pausenlos damit.
„Jetzt bauen wir erst einmal die Flöße“, sagte Prado, „damit wir verschwinden können. Hoffentlich fällt es den Kerlen nicht ein, vorher noch an Bord zu kommen. Du hast vorhin gesagt, wir seien zwölf Mann. Wir sind aber dreizehn mit dem Verletzten.“
Acosta grinste dreckig.
„Na und? Wir verteilen uns zu je sechs Mann auf die Flöße. Ich habe nicht die Absicht, den Schreihals mitzunehmen. Den überlassen wir den anderen Kerlen. Sollen die sich doch um ihn kümmern. Aber vielleicht willst du ihn mitnehmen?“
„Ich? Darauf bin ich überhaupt nicht scharf. Der behindert uns nur. Ich nehme ihn auf keinen Fall mit.“
„Dann ist ja alles klar.“
„Die Halunken geben uns nicht mal die eigenen Jollen zurück“, sagte Prado erbost. „Wir könnten längst verschwunden sein, statt dessen müssen wir uns mit primitiven Flößen behelfen.“
Er und Acosta blickten gleichgültig auf einen Toten, der am zerschossenen Schanzkleid lag. Zwei weitere Tote, die dem Drehbassenbeschuß zum Opfer gefallen waren, lagen ebenfalls noch an Deck. Doch um die Toten kümmerte sich niemand. Sie ließen sie einfach liegen wie den Verletzten, der an seinem Knebel fast erstickte.
„Wir schuften, und die fressen sich die Bäuche voll“, sagte Acosta mißmutig, als er einen Blick zur „Empress“ warf. „Wenn diese Kerle nicht wären, hätten wir längst ausgesorgt.“
Wieder wurde fast im Flüsterton über das Gold geredet, das die Kerle fast noch um den Verstand brachte.
Fünfzig Yards weiter hockte Carberry auf der Gräting und mampfte mit verzückten Blicken seine reichlich bemessene Portion. Die anderen aßen ebenfalls und sahen grinsend zu den Kerlen der „San Jacinto“, die sich die Seelen aus dem Leib schufteten.
Das erste, aus Planken, Spieren und Trümmern hergestellte Floß wurde knapp zwei Stunden später über Bord gegeben. Drei Mann arbeiteten weiter im Wasser an dem Floß herum.
„Gegen Mittag werden sie ungefähr fertig sein“, schätzte Martin. „Sie haben sich wirklich höllisch beeilt.“
„Habe ich den Halunken auch empfohlen“, meinte Old Donegal. „Wenn sie weg sind, werden wir den Schlorren mal inspizieren. Vielleicht haben sie noch Rum, Wein und Proviant zurückgelassen.“
Der Kutscher dachte nach, dann schüttelte er den Kopf.
„Den Proviant würde ich nicht anrühren, Donegal. Den Kerlen traue ich in ihrer Wut glatt zu, daß sie den Rest vergiftet haben. Davon sollten wir lieber die Finger lassen.“
„Meinst du wirklich?“
„Auszuschließen ist diese Möglichkeit jedenfalls nicht. Sie sind zwar nicht übermäßig klug, aber gerissen und voller Heimtücke. Angenommen, sie rechnen mit der Möglichkeit, daß wir den Proviant übernehmen, dann hätten sie doch später leichtes Spiel. Einer nach dem anderen von uns würde umkippen.“
„Verdammt, daran habe ich überhaupt nicht gedacht“, murmelte Old Donegal betroffen.
„Es muß ja nicht der Fall sein“, beruhigte ihn der Kutscher. „Es ist nur eine Annahme.“
„Dann verzichten wir natürlich darauf, etwas mitzunehmen.“
Die Vermutung, die der Kutscher hatte, erwies sich tatsächlich als gerechtfertigt. Weder Acosta noch Prado scheuten vor einer hinterhältigen Gemeinheit zurück.
Die beiden Flöße befanden sich jetzt im Wasser und waren an der Jakobsleiter vertäut.
Acosta und Prado unternahmen einen letzten Rundgang auf dem Wrack, um nachzusehen, ob sie noch etwas mitnehmen konnten.
Das Achterschiff war zerschossen und voll Wasser gelaufen. Prado steckte bei der letzten Inspektion noch eine Buddel Rum ein. Dann gingen sie zur Kombüse und sahen sich um.
Einen Teil des Proviants hatten sie mitgenommen, ebenso war für jedes Floß ein Fäßchen Rotwein an Bord genommen worden.
Acosta sah sinnend auf die anderen Weinfässer und den Proviant in der Vorratslast.
„Mehr können wir nicht mitnehmen, sonst sind die Flöße überladen. Also werden sich die Bastarde an unserem Zeug laben. Am liebsten würde ich es über Bord werfen.“
Plötzlich begann es in seinen Augen zu funkeln. Dann grinste er breit und dreckig.
„Wenn du einer von den Kerlen wärst“, sagte er, „würdest du die Weinfässer mitnehmen? Oder den Proviant?“
„Ich würde alles abräumen“, versicherte Prado. „Ganz besonders den Wein und die paar Rumfässer. Was soll die Frage?“
Acostas