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ist die Politik eine bloße Fortsetzung des Ichs mit anderen Mitteln.

       02.07.2018

      Trump droht China mit einem Handelskrieg. China droht Trump, US-Waren zu boykottieren. Vor allem die US-Landwirtschaft wäre dann betroffen. Dann werden nämlich die Bestellungen in Peking storniert und die amerikanischen Sojabohnen in China künftig Soneinbohnen heißen. Und das in einer Zeit, in der die Bauern in den USA zum ersten Mal seit 35 Jahren mehr Soja als Getreide angebaut haben. Aber was sollen sie machen? Der Fruchtwechsel auf den Feldern verläuft nunmal unendlich viel langsamer als der Launenwechsel ihres Präsidenten.

       03.07.2018

      In Illinois kandidiert ein bekennender Neo-Nazi und Holocaust-Leugner für einen Sitz im Kongress. Sein Name ist Arthur Joseph Jones, und er war der einzige, der in seinem Wahlkreis bei den innerparteilichen Vorwahlen der Republikaner angetreten ist. Seitdem unternimmt die Partei alles, um ihn loszuwerden. Aber Jones, der seit 40 Jahren erfolglos versucht, ein Amt zu erringen, sieht seine Zeit für gekommen. Den führenden Republikanern im Land geht der Arsch jedenfalls mächtig auf Grundeis. So sehr, dass sie gegen ihren eigenen Parteimann noch heftiger twittern als Donald Trump gegen Hillary Clinton. »Dieser bigotte Blödmann sollte keine einzige Stimme bekommen«, schreibt ein republikanischer Senator und fordert die Leute auf, bei der Wahl für den Kandidaten der Demokraten zu stimmen. Er weiß offenbar, dass in Donald Trumps Amerika nicht viel Platz zwischen einem Außen- und einem Draußenseiter ist. Allerdings weiß Arthur Joseph Jones das auch …

       04.07.2018

      Unabhängigkeitstag. Für alle. Nur nicht für Melania. Denn sie weiß: Ringe waren es, die ihr die Kette schmiedeten.

      (Aus: Donald Trump, Tagebuch, unveröffentlicht.)

       05.07.2018

      Scott Pruitt ist seit heute nicht mehr Leiter der Umweltschutzbehörde EPA. Zeit für ein kleines Abschiedsgedicht.

      S’cott zt ihn an

      (und uns auch)

      Der Scotty ward heute downgebeamt,

      seine Umwelt, sagt er, habe ihn verraten.

      Sie hat ihn aus dem Amt getrieben,

      Doch etwas ist von ihm geblieben,

      eine dicke, dreckige Kerbe –

      sein politisches Erbe.

       06.07.2018

      Scott Pruitts Zeit als Leiter der Umweltbehörde ist vorbei, doch Donald Trump setzt weiter auf Kohle. »Wenn man eine Pipeline bombardiert, ist es das Ende der Pipeline«, sagte Trump vor Anhängern im Kohlestaat West Virginia. »Mit Kohle kann dir das nicht passieren, das Zeug ist unzerstörbar.«

      Stimmt. Die Verweildauer von CO2 in der Erdatmosphäre beträgt 150-200 Jahre. 20 % davon bleiben sogar 1.000 Jahre erhalten, und 10 % leisten uns noch in 10.000 Jahren Gesellschaft. Falls es dann noch so etwas wie eine Gesellschaft gibt.

       07.07.2018

      Wie erst heute bekannt wurde, hat Scott Pruitt an seinem letzten Tag als Umweltschmutzminister nochmal richtig zugeschlagen und besonders dreckigen Diesel-Trucks eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Diese sogenannten Glider-Trucks werden von speziellen Firmen hergestellt. Sie verbinden moderne Karosserien mit alten, billigen Motoren, die meist aus Unfallfahrzeugen stammen und bis zu 55 Mal mehr Schadstoffe ausstoßen als erlaubt. Eigentlich sollte die Produktion dieser Trucks auf 300 Stück begrenzt und irgendwann ganz eingestellt werden, aber jetzt können die »Super-Polluters« dank Scott Pruitt wieder in die Vollen gehen. Die Industrie rechnet damit, in den USA 10.000 solcher Trucks pro Jahr zu verkaufen. Ein guter Deal, wenn man bedenkt, dass die Glider-Truck-Lobby nur 225.000 Dollar Spenden benötigte, um binnen weniger Monate die entscheidenden republikanischen Politiker auf ihre Seite zu bringen. Vorher hatte bereits Donald Trump während seines Wahlkampfes Station bei den Glider-Truck-Produzenten gemacht, und so fügte sich am letzten Tag in Scott Pruitts Büro alles auf ebenso wundersame wie widerliche Art und Weise zusammen.

       08.07.2018

      Donald Trump führt ein Land im Westen.

      Ich führe ein Landleben im Osten.

      Dazwischen liegt dieses Tagebuch.

      Aber es verbindet nichts,

      es ist nur eine Sammlung von Fragmenten,

      Tag für Tag versinkend

      im Ozean der Nichtigkeiten.

       09.07.2018

      Trump nominiert Brett Kavanaugh für den Obersten Gerichtshof.

      Er selbst bleibt als Alleroberster Richter weiter im Amt.

       10.07.2018

      Habe gerade nach »morning education« gegoogelt, um mich auf Politico über aktuelle Diskussionen in der amerikanischen Bildungspolitik zu informieren. Google fragte daraufhin: »Meintest Du: morning erection?« Nein, meinte ich nicht.

       11.07.2018

      Mein Tagebuch verhält sich zu einem professoralen Geschichtswerk wie ein Ramschantiquariat zu einem perfekt durchdesignten Museum. Aber das ist nur so ein Gedanke. Und wer weiß, vielleicht ist es ja auch eine barocke Wunderkammer, die ich mit meinen Einträgen fülle …

       12.07.2018

      Dass Donald Trump von politischen Zusammenhängen nichts versteht, ist bekannt. Aber das braucht er auch nicht, denn er agiert frei nach dem Motto: Ich liefere die Worte und die anderen ihre Bedeutung.

       13.07.2018

      Donald Trump auf Staatsbesuch in Großbritannien. Beim offiziellen Foto steht er neben der Queen und grinst wie ein Honigkuchenpferd übers ganze Gesicht. Die Queen wirkt dagegen klein, gebeugt und irgendwie fertig, gerade so, als müsse sie den Zustand ihres einstmals großen Empires symbolisieren. Auch Melania ist mit von der Partie. Sie hat sich zur Feier des Tages in ein beigefarbenes Presswurstkostüm von Dior geknallt und sieht aus wie eine Eieruhr auf zwei Beinen. Die Fotosession wird von diversen TV-Stationen live übertragen, ist in Wahrheit aber so stinklangweilig, dass die Programmmacher des britischen Fernsehsenders ITV in weiser Voraussicht eine Expertin für Körpersprache engagiert haben, damit sie Trumps Verhalten deutet. »Er sieht aus wie eine Wachsfigur bei Madame Tussauds, mit seinen herabhängenden Armen und dem Grinsen im Gesicht«, sagt die Expertin.

      5.500 Kilometer entfernt, bei Madame Tussauds in New York, steht derweil ein glücklicher Donald Trump neben seiner Melania. »Endlich«, flüstert er ihr ins Ohr, »endlich bist du Wachs in meinen Händen.«

       14.07.2018

      Die US-Navy hat neue Frisur-Regeln erlassen. Soldatinnen dürfen ab jetzt Dreadlocks tragen. Auch Pferdeschwänze und Dutt-Frisuren sind künftig erlaubt. Man könnte auch sagen: Donnie, der Heerführer, ist nicht mehr der Hair Führer, auch wenn sein Spitzname in politischen Kreisen nach wie vor »Hair Fuhrer« lautet. Wobei auch »Herr Furor« sehr beliebt ist. Und »Hair Furor« auch

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