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erstmals wieder deutlich angestiegen (+10,4 %). Eine vom LKA Niedersachsen durchgeführte PKS-Datenanalyse zeigt, dass diese Zunahme zu 92,1 % den Flüchtlingen zuzurechnen ist.«

      Man könnte sich jetzt daran aufhängen, dass Reuters Niedersachsen mit Deutschland gleichsetzt. Was mich aber viel mehr beschäftigt ist etwas anderes, nämlich dass Donald Trump mit seiner Aussage nicht unrecht hatte. Gewiss, auch er differenziert nicht, und die Zahlen sind – entgegen Trumps Behauptung – öffentlich einsehbar. Dennoch liegt Trump von der Sache her richtig. Weil er aber oft genug Fake News verbreitet, wird ihm – besonders hierzulande bzw. auf politisch linker Seite – kaum mehr geglaubt, und nach Merkels Aussage schien Trumps Tweet ohnehin ins Land der Fabeln zu gehören. Aber genau darin liegt die Gefahr. Dass nämlich jeder von uns – auch ich – davon ausgehen muss, dass der große Fake-News-Verbreiter auch mal recht haben kann. Dass es immer wieder darum geht, die Quellen zu checken, die Daten zu überprüfen und sie zu vergleichen, selbst dann, wenn die Quelle gar nicht genannt wird.

       20.06.2018

      Der Zynismus wird System. Kaum, dass Umweltminister Scott Pruitt die USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen gedrängt hatte, ging er Französisch essen. Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen hat es ihm jetzt gleichgetan. Nachdem sie an der Grenze zu Mexiko Kinder von ihren Eltern trennen ließ, genoss sie in einem Washingtoner Restaurant erstmal die gute mexikanische Küche. So gesehen ist davon auszugehen, dass Donald »der alte Abkanzler« Trump demnächst in Washington D. C. im Café Berlin auftauchen wird. Das liegt nur zwei Meilen vom Weißen Haus entfernt und wirbt auf seiner Internetseite mit Bayerischer Küche. Wahrscheinlich wird er Seehoferzunge bestellen.

       21.06.2018

      Der amerikanische Rüstungskonzern Lockheed Martin hat heute den ersten von einhundert geplanten F-35A-Kampffliegern an die Türkei ausgeliefert. Auf dem Firmengelände in Fort Worth, Texas, wurde dazu extra eine große Übergabefeier veranstaltet. Die F-35 wurde unter martialischer Musik und einem kinofilmartigen Trailer auf eine große Bühne gerollt und dem Publikum präsentiert. Scheinwerfer setzten den türkischen Halbmond auf dem Tarnkappen-Flugzeug perfekt in Szene.

      Wie die Maschine da vor ihnen stand, erhoben sich die Leute von ihren Sitzen und klatschten. Außer dem Flugzeug war niemand auf der Bühne. Es war, als würden sie eine Gottheit anbeten. Das Klatschen nahm ihnen die Angst, eines Tages Opfer ihrer eigenen Erfindung werden zu können. Anschließend gab es traditionelle türkische Musik und Tanz. Und dazu die Erkenntnis, dass sich Fortschritt und Folklore nirgends inniger vereinen als im Zeichen des Krieges.

       22.06.2018

      Wenn das Leben Lücken reißt, stürzen die Worte in den Tagebruch.

       23.06.2018

      Die Zahl der rauchfreien Colleges und Universitäten in den USA hat sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt. Pulverdampf wurde allerdings nicht mit eingerechnet.

       24.06.2018

      Steve King, der für die Republikaner von Iowa im US-Repräsentantenhaus sitzt, will nicht länger hinnehmen, dass muslimische Migranten, die in der fleischverarbeitenden Industrie Iowas tätig sind, Schweinefleisch verpacken. Er ist der Ansicht, dass sie das Fleisch wegen seiner Unreinheit verwünschen und denjenigen, der es isst, damit in die Hölle zu bringen versuchen.

      PS: Das Gallup-Institut hat vor Kurzem eine repräsentative Umfrage veröffentlicht. Danach glauben 71 % der Republikaner, dass die Religion alle oder zumindest die meisten Probleme lösen kann, die die Menschheit aktuell hat.

       25.06.2018

      Der Motorradhersteller Harley-Davidson hat angekündigt, wegen des andauernden Handelsstreits mit Europa und den permanenten Zoll- und Gegenzollmaßnahmen einen Teil seiner Produktion von den USA ins Ausland zu verlegen. Sämtliche Motorräder, die für den europäischen Markt bestimmt sind, sollen in Zukunft nicht mehr in den Vereinigten Staaten produziert werden. Trump schäumt: »Eine Harley sollte niemals in einem anderen Land gebaut werden!«, ereifert er sich auf Twitter.

      Er sollte innehalten. Die Bremsen für die Harleys kommen allesamt aus Italien, und auch die Kupplungen werden von dort importiert. Aber das ist noch nicht alles: Die Motorkolben werden in Österreich produziert, die Mehrzahl der elektronischen Bauteile stammt aus China oder Mexiko und die Stoßdämpfer aus Japan. Die Verbindung nach Japan hat für Harley-Davidson übrigens Tradition. Als die Firma 1929 im Zuge der Weltwirtschaftskrise am Rande des Ruins stand und händeringend nach neuen Absatzmärkten suchte, hat sie einen Lizenzvertrag mit dem japanischen Motorradhersteller Rikuo geschlossen. Kurz darauf wurde mit amerikanischer Hilfe in Tokyo ein entsprechendes Werk aufgebaut. Bis 1937 hat Rikuo darin Motorräder unter dem Namen Harley-Davidson produziert und in Japan verkauft. Anschließend hat die Firma unter eigenem Namen weitergemacht. Harley-Davidson selbst hat die Verbindung lange Zeit geheim gehalten. Die Firma wollte nicht, dass herauskommt, dass sie durch den Aufbau der Fabrik die Techniken der modernen Massenproduktion in Japan bekannt gemacht und über Jahre hinweg befördert hatte.

       26.06.2018

      Muslime müssen draußen-, die Realität drinbleiben. Menschen aus fünf muslimischen Ländern dürfen künftig nicht mehr in die USA einreisen. Das hat der Oberste Gerichtshof heute entschieden.

      Die Whistleblowerin Reality Winner muss dagegen fünf Jahre ins Gefängnis. Sie hatte NSA-interne Dokumente an die Medien gegeben, die zeigen, dass russische Hacker die US-Präsidentschaftswahlen beeinflusst haben. Verurteilt wurde sie wegen des Espionage Acts. Er stammt aus der Zeit des 1. Weltkriegs und stellt die Veröffentlichung militärischer Informationen unter Strafe, wird aber auch gegen Whistleblower eingesetzt. Ob das rechtmäßig ist, ist überaus zweifelhaft. Der Oberste Gerichtshof hat die Anwendung des Espionage Acts auf Whistleblower nie auf seine Verfassungsmäßigkeit hin überprüft.

       27.06.2018

      Trump und Putin wollen sich in einem »neutralen Drittstaat« zu einem Gespräch treffen. Jetzt rätseln Militärs und Geheimdienste beider Länder, welchen Staat sie noch nicht infiltriert, gehackt oder sonst irgendwie auf ihre Seite gezogen haben.

       28.06.2018

      Trumps Zölle schlagen durch. Jack Daniels schlägt 10 % drauf. Allerdings nur auf den Preis, nicht auf den Alkoholgehalt.

       29.06.2018

      Spatenstich für das neue Werk des Apple-Zulieferers Foxconn in Wisconsin. Trump ist dabei und lobt die Firma und sich in den höchsten Tönen. In ein paar Monaten, so heißt es, werden bereits die ersten Gebäude stehen. Ich hoffe nur, sie machen es in Wisconsin wie in China und spannen Netze rund um die Fabrikhallen, damit all jene, die das Arbeitsklima bei Foxconn nicht aushalten und von den Dächern springen wollen, drin hängenbleiben. Bei vier Milliarden Dollar Steuererleichterungen und Subventionen sollte das drin sein.

       30.06.2018

      Donnie hat heute erfahren, dass 35.000 US-Soldaten in Deutschland stationiert sind. Er ist entsetzt. Er hatte nicht mit einer solchen Zahl gerechnet. Er hatte gedacht, dass es weniger sind. Vielleicht sieben. Oder elf. Oder 16. Aber 35.000? Niemals! Manchmal muss die Realität eben noch lernen, sich an seine Vorstellungen anzupassen. Er kann nur hoffen, dass die im Penn-tagon endlich aufwachen und diese überbordende Wirklichkeit entsprechend zurechtstutzen.

       01.07.2018

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