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Weiße Haus hat heute einen neuen Begriff eingeführt. Er ersetzt den Ausdruck »Letzter Versuch, den Handelskrieg mit Peking doch noch abzuwenden« und lautet: Mnuchina.

       03.05.2018

      Der neue US-Botschafter in Deutschland heißt Richard Grenell. Er ist Trump-Unterstützer, Israel-Freund, Christ, hochgebildet und homosexuell. Er ist der Kollegah von der anderen Seite.

       04.05.2018

      Die Arbeitslosenrate in den USA ist auf 3,9 % gesunken. Das ist der niedrigste Stand seit Ende 2000. Wenn Trump die Mauer baut, wird er Mexikaner brauchen, die für ihn den Mörtel anrühren.

       05.05.2018

      Natürlich Regieren Amokläufer.

       06.05.2018

      Ich sitze in der Sonne und frage mich, ob ich noch immer hilflos bin. Die Wahrheit ist: Ich habe mich an diesen Idioten im Amt gewöhnt. Aber in dem Fall gibt es noch eine weitere Wahrheit, und die besagt, dass diese Gewohnheit im Grunde die größte Hilflosigkeit ist. Nur leider ist es nicht jene, die mich damals (»damals«!) dazu gebracht hat, dieses Tagebuch zu beginnen. Wenn ich also aus Gewohnheit weiterschreibe, so nur in der Hoffnung, eines Tages wieder anders hilflos zu werden. Vielleicht ja sogar vor Glück.

       07.05.2018

      Don Blankenship hat viel Geld, einen Schnauzbart, ein eigenes Kohlebergwerk, eine Menge Rassismus im Hirn und eine lebenslange Mitgliedschaft in der NRA. Außerdem ist er nach eigenen Angaben bis aufs Blut mit Hillary Clinton und Barack Obama verfeindet. Eigentlich der perfekte Kandidat für die morgigen Vorwahlen der Republikaner in West Virginia. Aber Donald Trump will ihn nicht haben. Blankenship hat nach Ansicht von Trump nämlich keine Chance, bei der Senatswahl im November gegen den Kandidaten der Demokraten zu gewinnen. Also bittet Trump die Wähler per Twitter, morgen einen der beiden anderen republikanischen Bewerber zu wählen, damit der dann im November den Demokraten herausfordern und schlussendlich auch schlagen kann. Kaum dass das Twitter-Vögelchen die Sache verkündet hat, bedanken sich die beiden republikanischen Bewerber artig bei Trump und erklären, so wie er sein zu wollen. Allerdings haben sie nicht mit Don Blankenship gerechnet, der kurzerhand (und ganz oldschool) eine Pressemitteilung raushaut und ein für alle Mal klarstellt: »I am Trumpier than Trump.«

      Kurzum: Es geht trumper und drüber in West Virginia. Aber das aus gutem Grund, denn morgen wird »The Trumpiest Man Alive« gewählt. Donald, so viel ist sicher, wird diesmal bestenfalls Zweiter.

       08.05.2018

      Die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Donald Trump und dem Perserreich. Eine Trilogie.

      I run.

      I ran.

      I ruin.

       09.05.2018

      Don Blankenship hat’s nicht geschafft,

      der dritte Platz hat ihn dahingerafft,

      das freut den Präsident, denn der kann sagen,

      man kann den Trump nicht mit ’nem Trumpigeren schlagen.

       10.05.2018

      Die Trump-Regierung unterstützt die massive Ausweitung von Programmen zur sexuellen Enthaltsamkeit vor der Ehe. Als wenn Enthaltsamkeit eine selbstbestimmte, schambefreite, glückliche Sexualität zur Folge hätte. Das Gegenteil ist der Fall. Enthaltsamkeit ist die Inkorporation fremder Macht in den eigenen Körper. Dort, wo sie regiert, schießen die Zahlen von Teenager-Schwangerschaften in die Höhe, blühen die Geschlechtskrankheiten, ist Aufklärung zum Schimpfwort geworden. Aber warum darüber überhaupt noch diskutieren? Im Jahre 2018! Warum nicht ein kleines, 50 Jahre altes Zitat aus Rolf-Dieter Brinkmanns Roman Keiner weiß mehr rauskramen und es den Enthaltsamkeits-Aposteln vor den sittsam vertrockneten Latz knallen?! »Argumentieren lohnt sich nicht mehr. Zusammenficken sollte man alles, zusammenficken.«

       11.05.2018

      Es heißt, Melania klaue bei anderen Leuten Reden und Texte und gäbe sie als ihre eigenen aus. Aber das stimmt nicht. Es ist genau andersherum. Melania kommt erst und nur in der Kopie zu sich selbst. Was immer sie sich aneignet, ist deshalb nichts weiter als das vorweggenommene Plagiat ihres späteren Originals.

       12.05.2018

      Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass es einer Knallcharge wie Donald Trump bedarf, um die Potemkinschen Dörfer sichtbar zu machen, aus denen große Teile der internationalen Politik bestehen.

       13.05.2018

      Die U.S. Army entwickelt Uniformen, die ähnlich wie die Hülle des Tarnkappenbombers funktionieren. Ziel ist es, Truppenbewegungen für die Radaranlagen zur Bodenüberwachung unsichtbar zu machen. Als Vorbild für Unsichtbarkeit trotz Anwesenheit haben die Entwickler Melania ausgewählt.

       14.05.2018

      Auch und gerade bei Donald Trump gilt: Auf der Rückseite seines politischen Handelns liegt häufig nichts als Angst. Angst, die Welt könnte eine andere werden, könnte sich seiner (imaginierten) Kontrolle entziehen und Risse bekommen, die er nicht zu flicken vermag. Angst ist eine der heimlichen Triebfedern von Trumps Aktionismus. Aber selbst wenn es anders ist, sicher scheint mir: Je größer die Angst, desto kleiner das Ich. Allerdings ist der Umkehrschluss ein Sch(l)uss in den Ofen, denn es gilt offenbar nicht: Je größer das Ich, desto kleiner die Angst. Klein sind – zumindest bei Trump – nur die Bewusstseinszustände desselben, denn sie werden vom ewigen Ruf nach »Deals! Deals! Deals!« überdeckt. Damit aber zeigt sich letztlich nur eines: Politische Geschichte ist Angstgeschichte in Aktion. Wobei die Aktion eine heimliche ist. Und eine heimelige obendrein.

       15.05.2018

      Der heutige Eintrag ist ein kleiner Nachtrag zu gestern, der mit einer etwas holzschnittartigen These beginnt. Sie lautet: Die westlichen Demokratien sind bestrebt, den Menschen die Angst vor der Zukunft zu nehmen, während Diktaturen eher das Gegenteil machen und die Bevölkerung in (und mit) der Angst leben lassen. Wobei die Wahrung des Status quo hier wie da Ziel der Unternehmung ist und die westlichen Demokratien – bewusst oder nicht – auch nicht ohne das Schüren von Ängsten auskommen, allein schon, um die eigene Identität zu konstruieren bzw. sie zu bewahren, wofür nunmal ein »Äußeres«, »Anderes«, »Fremdes« erzeugt werden muss – und das macht Angst, ob man nun will oder nicht. Aber das nur am Rande bzw. zum Anfang, denn während ich über die Sache mit der Angst nachgedacht habe, ist mir Roosevelts Rede über die vier Freiheiten in den Sinn gekommen, die er am 6. Januar 1941 vor dem Kongress gehalten hat. Eine dieser Freiheiten ist für Roosevelt die Freiheit von Furcht. 1948 ist sie Teil der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte geworden. Im Januar 1941 war Roosevelt Bezugspunkt allerdings ein anderer, denn er hatte – trotz bzw. gerade wegen des Krieges – die weltweite Abrüstung im Blick. Roosevelts längerfristiges Ziel bestand darin, dass »kein Staat mehr in der Lage ist, seinen Nachbarn mit Waffengewalt anzugreifen – überall auf der Welt.« (Die Ironie der Geschichte wollte es so, dass die Japaner elf Monate später Pearl Harbor angriffen und die USA damit in den Krieg zwangen.) Aber um den Krieg geht es mir nicht, sondern um das Jahr 1941 und um die Angst. Die finden sich 1941 nämlich noch an einer anderen Stelle wieder, denn in jenem

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