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auf, ihren Blick zu weiten und die politisch-militärische Ereignisgeschichte um mentalitätsgeschichtliche Analysen zu ergänzen, um zu einer ganzheitlichen Betrachtung der Geschichte zu gelangen. Febvres Plädoyer für die Mentalitätsgeschichte war dabei auch ein Plädoyer für die Geschichtlichkeit von Emotionen, weshalb ihm eine Geschichte des Hasses ebenso vorschwebte wie eine der Liebe. Aber auch eine Geschichte der Angst war für Febvre vonnöten. Eine solche Geschichte gab es damals noch nicht. Inzwischen haben die Historiker Hunderte davon geschrieben. Für das Amerika unter Donald Trump steht die erste noch aus. Man müsste sie, zumindest in Teilen, als Geschichte einer verdrängten Angst vor der Angst konzipieren.

       16.05.2018

      Trump hat heute seine Finanzen für 2017 offengelegt. Dem Dokument zufolge hat er nur zwei Geschenke bekommen, und zwar Golfschläger und … ähem … Golfschläger. Aber kein Wunder. Wer dauernd Golfplätze baut oder kauft, hat irgendwann kein Geld mehr für die Schläger.

       17.05.2018

      Um die Midterm-Wahlen zu gewinnen, haben die Republikaner eine Vielzahl von Lobbygruppen und Aktionskomitees gegründet. Allein der Congressional Leadership Fund verfügt über Dutzende Millionen Dollar, unterhält 34 Büros, besitzt ein eigenes Wahlforschungsinstitut und hat 4.000 Studenten auf der Gehaltsliste. Viele von ihnen wurden in den Kursen für Bürgerschaftliche Erziehung angeworben. Diese Kurse wurden einst geschaffen, damit die Studenten lernen, wie Demokratie funktioniert.

       18.05.2018

      »Ich trauere um die [Zahl einsetzen] Toten und sende meine Unterstützung an alle, die betroffen sind von dieser schrecklichen Attacke in [Name des Ortes einsetzen]. Den Schülern, ihren Familien, den Lehrern und Angestellten der [Name der Schule einsetzen] möchte ich sagen: Ich bin bei euch in dieser schlimmen Stunde, und bete dafür, dass so etwas Fürchterliches nie wieder passiert.«

      [10] +++ [Santa Fe] +++ [Santa Fe High School]

      (Quelle: National Rifle Association, Textmuster für Musterpräsidenten.)

       19.05.2018

      Der Tag nach der Schießerei ist der vor der Schießerei. Da passt es wie die Kugel in den Kopf, dass heute »National Train a Teacher Day« ist und die Angebote fast alle Schusswaffengebrauch beinhalten. Aber kein Wunder, der Aktionstag wurde schließlich von Ausbildern der Waffenlobby NRA und einer Gruppe namens Trigger Presser (Abzugdrücker) initiiert. Überall im Land bieten sie an diesem Samstag Schießübungen für Lehrer an. Absolut gratis. Kostet heute nicht mal ein Leben.

       20.05.2018

      Seit einem Jahr ist Donald Trump nun schon mit Robert Mueller verheiratet. Die beiden kümmern sich rührend umeinander. Viel mehr als es Donnie mit Melania jemals getan hat. Sie fragt sich noch immer, wie es zur Trennung kommen konnte. Donald hat ihr zum Geburtstag eine Karte geschrieben, aber da stand nichts drin. Nur dass sie älter geworden ist. Aber das kann nicht der Grund sein. Dieser Mueller ist schließlich schon 73. Aber was ist es dann? Ihr ist, als sei das alles überhaupt nie passiert. Ihr erstes Treffen auf dieser New Yorker Party, das anschließende Kennenlernen mit der dazugehörigen Schönheits-OP, die dreitägige Hochzeit, die jahrelangen Teleshopping-Auftritte, der eigene Flügel im Weißen Haus … Ihr ist, als sei Amerika nur ein Gespinst aus Klarträumen, als sitze sie noch immer in Slowenien und der große russische Bruder wache über sie.

       21.05.2018

      Oliver North hat einst den Iran illegal mit Waffen beliefert, jetzt ist er ein Anhänger des Iran-Hassers Donald Trump. Oliver North glaubt, dass die Gewalt im Netz und im TV Jugendliche zu Schulmassakern animiert, hat vor einigen Jahren aber selbst Werbung für den Ego-Shooter Call of Duty gemacht. Oliver North ist ein Mann der 1980er-Jahre, aber Präsident der NRA ist er erst im Mai 2018 geworden. Das hat seinen Sinn, denn während die Linke über Worte, Identitätszuschreibungen und Geschlechterkaspereien streitet und die eigene Basis vom Kopf her aufspaltet, schafft es die Rechte, sich in der Ignoranz ihrer eigenen Widersprüche zu einen. Nicht nur in den USA steht sie deshalb mit beiden Füßen fest auf dem Boden, steht dort so fest wie seit Langem nicht mehr. Denn sie ist es, die den Boden der Tatsachen schafft.

       22.05.2018

      Die EU fordert ein Treffen mit Donald Trump. Der ukrainische Präsident Poroschenko hat seins letztes Jahr schon bekommen. Er hat einfach 400.000 Dollar bezahlt und los ging’s. Bei 28 EU-Staaten würde so ein Treffen folglich 11,2 Millionen kosten. Falls die EU das Geld nicht hat, kann sie aber auch in den USA nachfragen. Dort gibt es nämlich genau 11,2 Millionen Millionäre. Wenn jeder von denen nur einen Dollar gibt, kann Donnie verreisen. So günstig war das noch nie. Für einen Dollar gibt’s sonst nur Rubbel-Lose. Wobei, im Grunde ist Trumps Politik auch nichts anderes. Man kann schließlich nie wissen, was rauskommt, wenn man an seiner Oberfläche kratzt. Und obwohl man eigentlich davon ausgehen kann, dass sich hinter der glänzenden Fassade eine Niete verbirgt, probiert man’s trotzdem, probiert’s immer wieder …

       23.05.2018

      Wer schreibt, bleibt – und zwar draußen. Bei einer öffentlichen Anhörung der amerikanischen Umweltschutzbehörde wurde Journalisten gestern der Zutritt verwehrt. Thema der Anhörung ist eine Studie über gesundheitsgefährdende Stoffe im Trinkwasser, die von der Umweltschutzbehörde seit Monaten zurückgehalten wird, da ihre Veröffentlichung einen, wie es intern heißt, »Public-Relations-Albtraum« ergeben würde. Dieser Albtraum wird, wenn es nach der Behörde geht, zwar niemals eintreten, aber dafür steht jetzt ein Non-Public-Relations-Albtraum vor der Tür.

       24.05.2018

      In Pjöngjang:

      Kim Jong Un trottet zum Briefkasten, greift rein, findet einen Brief.

      »Post von Donald!«, ruft er, fängt an zu lesen – und erbleicht.

      »Es wird keinen Gipfel geben«, steht da geschrieben.

      »Das ist ja der …«, will Kim sagen, aber das Wort »Gipfel« kommt ihm nicht über die Lippen.

      Derweil in Washington:

      Donald trottet zum Bettkasten, springt rein, findet Melania.

      »Der Gipfel ist abgesagt«, sagt sie und dreht sich um.

      »Ich weiß«, antwortet er und versucht, sich auf sie zu hieven.

      »Nein«, sagt sie und flutscht unter ihm weg, »du verstehst nicht. Es wird keinen Höhepunkt geben. Nicht heute und nicht im Juni.«

      »Das ist ja der …«, will Donald sagen, aber die Worte »vierhundertneunundachtzigste Tag in Folge« kommen ihm nicht über die Lippen.

       25.05.2018

      Bernie Sanders hat die höchste Zustimmung aller gewählten Senatoren in der Bevölkerung und wird, so hat er angekündigt, auch wieder für den Senat kandidieren. Und doch: In seinen eigenen Kreisen kriselt’s. Seine Unterstützer aus der »Our Revolution«-Bewegung haben es bisher nicht geschafft, Sanders nahestehende Kandidaten in politische Positionen zu bringen. Zudem beträgt das Spendenaufkommen nur noch ein Drittel des Vorjahres. Und seit einigen Tagen kommen noch Personalquerelen und Abgänge von Führungskräften hinzu. Wenn das so weitergeht, frisst nicht die Revolution ihre Kinder, dann fressen die Kinder ihre eigene Revolution.

       26.05.2018

      Das »Genehmigungsgesetz

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