Скачать книгу

Betrug, Misswirtschaft sowie fehlerhafte und sinnlose Maßnahmen seit Gründung der Aufsichtsbehörde im Jahre 2008 vergeudet worden ist. Jetzt, nach zehn Monaten Arbeit, kam die Antwort: Es sind 15,5 Milliarden Dollar. Allerdings, so der Sonderbeauftragte, sei das wahrscheinlich »nur ein Bruchteil der tatsächlichen Verschwendung«. Von den 764 untersuchten Projekten wiesen jedenfalls 643 Unregelmäßigkeiten auf. Am schlechtesten schnitten die amerikanischen »Stabilisierungsprogramme« ab. Sie führten laut der Analyse »zu einer Konfliktverschärfung, Zunahme an Korruption und verstärkter Unterstützung für die Aufständischen«. Man könnte auch sagen: Für die Taliban sind die amerikanischen Stabilisierungsprogramme die perfekte Form der vielgepriesenen Hilfe zur Selbsthilfe.

       27.07.2018

      Die Umweltschutzbehörde EPA will die Produktion der besonders dreckigen Glider-Trucks jetzt doch wieder begrenzen. Damit widerruft Interimschef Andrew Wheeler eine der letzten Anordnungen seines Vorgängers Scott Pruitt. Aber nicht, weil Wheeler plötzlich sein ökologisches Gewissen entdeckt hat, sondern weil 17 Bundesstaaten Klage gegen die Dreckschleudern eingereicht haben. Denn das ist die Umweltpolitik in den USA seit Donald Trump. Nicht zwei Schritte vor und einen zurück, sondern zwei zurück und – wenn‘s nicht anders geht – wieder einen nach vorn.

       28.07.2017

      Die ganze Welt ist durch Donald Trumps Handelskrieg von der Idee besessen, amerikanischen Produkten den Zugang zum eigenen Markt zu verwehren. Die ganze Welt? Nein! Argentinien öffnet seine Märkte und Mägen und importiert amerikanisches Schweinefleisch. Zum ersten Mal seit 26 Jahren. Aber es gibt Widerstand. Die kleine, von einem unbeugsamen Gaucho namens Carlos Alberto Verna regierte Provinz La Pampa will die Vereinbarung torpedieren und nur lokales Fleisch erlauben. Seiner Ansicht nach sind die amerikanischen Schweinefleisch-Importe eine Sauerei für eine Rindernation.

       29.07.2018

      Sonntagmorgen. Halb Amerika sitzt in der Kirche, die andere Hälfte ist auf dem Schießstand. Nur Donald Trump macht eine Ausnahme. Er sitzt im Bett und twittert sich die Finger wund. Schimpft über seinen früheren Anwalt Michael Cohen. Droht mit Stilllegung der Regierung, wenn der Kongress seinen Immigrationsplänen nicht zustimmt. Und macht aus den Medien mal wieder eine gigantische Fake News-Industrie. Weil aber Sonntag ist und alle Leute was Schönes tun (schießen) oder zumindest mit ihren Kumpels abhängen (in der Kirche), will auch Donnie nicht zurückstecken. Also preist er seine Erfolge in der Wirtschaftspolitik. Und erklärt, er habe höhere Zustimmungswerte als jeder andere republikanische Präsident vor ihm. Dass das nicht stimmt, ist ihm egal. Es ist schließlich Sonntag, da hat sich der Herr freigenommen und achtet nicht auf die Fakten, sondern erfreut sich am Ballern und Beten.

       30.07.2018

      Atomvertrag gekündigt ✓

      Präsident beleidigt ✓

      Mit Krieg gedroht ✓

      Alle Verbindungen mit dem Iran gekappt ✓

      Ergo: Keine Vorbedingungen mehr, kann Rohani jetzt treffen.

      (Aus: Donald Trump, Tagebuch, unveröffentlicht.)

       31.07.2018

      Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Donald Trump hat es nach anderthalb Jahren im Amt geschafft, seinen Kandidaten für den Posten des obersten Wissenschaftsberaters zu benennen. Aber das ist nicht das Wunder, denn das besteht darin, dass er jemanden nominiert hat, bei dem es mal keine Proteste gibt. Im Gegenteil, alle scheinen den Kerl zu mögen. Sogar die Klimaforscher applaudieren. Einer der üblichen reaktionären Rednecks scheint der Kerl jedenfalls nicht zu sein. Und sein Name deutet auch eher auf einen ruhigen und besonnenen Typen hin. Er heißt Droegemeier. Sein Vorname lautet allerdings Kelvin. Und wer Kelvin heißt, der muss fast schon Meteorologe sein. Und das ist er dann auch. Aber Kelvin Droegemeier hat noch einen weiteren Bonus: Er hat sich jahrzehntelang mit Wirbelstürmen und extremen Wetterumschwüngen beschäftigt, und jetzt kann er sie endlich mal live und in Farbe studieren – im Weißen Haus, Amerikas oberster Donnerwetterstation.

       01.08.2018

      Donald macht Druck. Entweder enden die Mueller-Sessions oder die Sessions-Sessions. Tertium non datur!*

       02.08.2018

      Trumps bevorzugte Form der politischen Rede ist das, was man in der Rhetorik ein argumentum ad hominem nennt. Dabei wird die inhaltliche Auseinandersetzung gescheut und der Gegner stattdessen persönlich attackiert, um seine Position in der Debatte zu schwächen. Besonders beliebt sind Angriffe auf vermeintliche Charakterschwächen und Eigenheiten der Kontrahenten (»die korrupte Hillary«, »der schläfrige Joe«, »die verrückte Nancy Pelosi«), Diffamierungen durch Zuschreibungen, ganz egal, wie richtig oder falsch sie auch sind (»die erfolglose New York Times«, »die Fake-News-Medien«) und persönliche Beleidigungen, die im wahrsten Sinne des Wortes aufs Äußerste zielen. (Über seine republikanische Kontrahentin Carly Fiorina sagte Trump 2015 in einem Interview mit dem Rolling Stone: »Schauen Sie sich dieses Gesicht an. Würde das irgendjemand wählen?«)

      Die Angriffe sind kein Einzelfälle, sondern Teil eines aus Hilflosigkeit und Hochmut geborenen Abwertungssystems. Die alles andere als erfolglose New York Times führt inzwischen sogar eine eigene Liste, die all jene Personen, Orte und Dinge enthält, die Trump auf Twitter bisher verunglimpft hat. Diese Woche fanden sich darauf u. a. der frühere stellvertretende FBI-Direktor Andrew McCabe (»Clown«, »Loser«), die kalifornischen Umweltgesetze (»schlecht«) und wie üblich Hillary Clinton (»korrupt«) und die Medien (»Fake News«, »Hexenjagd«, »sehr gefährlich und krank«).

      Man könnte über all das lachen, wäre Trump nicht so erfolgreich damit. Seine Wähler jedenfalls bejubeln seine Attacken und teilen sie eifrig auf Twitter. Dennoch: Man überschätzt Trumps Macht, wenn man glaubt, dass die Leute ihm lediglich folgen. Es ist ebenso andersherum. Trump greift auch immer wieder Meinungen und Perspektiven aus konservativen Bevölkerungskreisen und populistischen Strömungen auf, kondensiert sie in wenigen Schlagworten und feuert sie zurück in die Debatte. Auf diese Weise verbindet er sich mit seiner Stammwählerschaft. Argumentum ad populum, eine Beweisrede für das Volk, wird das in der Rhetorik genannt. Wobei in diesem Falle Beleidigung und Beweisrede in eins fallen. Das mag von außen betrachtet nach einem billigen Trick aussehen, ist tatsächlich aber extrem effizient und bestimmt die Debatten. Trump jedenfalls ist so erfolgreich damit, dass seine politischen Gegner mit ihrem Latein inzwischen am Ende sind.

       03.08.2018

      Das arme Schwein, das eines Tages Melanias Biografie schreiben muss, hat nur eine Quelle für sein Buch. Es ist die permanente Interpretation des Nichts – und aus der muss er alles schöpfen. Melania ist die Unmöglichkeit einer Biografie in Worte gefasst.

       04.08.2018

      Die Überlebenden des Parkland-Schulmassakers haben im Rahmen ihrer zweimonatigen Tour durch die USA heute vor dem Hauptquartier der NRA in Fairfax protestiert. Die Reaktion der Waffenlobby war die Übliche. Die Protestler wollten Amerikas Bürger wehrlos machen, sagten ihre Vertreter und erklärten, sie hätten laut des zweiten Zusatzartikels zur Verfassung das Recht, Waffen zu tragen. Dass der Waffenbesitz laut Verfassung »well-regulated« sein soll, sagten sie nicht.

       05.08.2018

      In Kalifornien brennen die Wälder. Aber Donnie hat die Lösung. Mehr Wasser muss her. Und mehr Bäume müssen weg. Und die strengen kalifornischen Umweltgesetze können bei der Gelegenheit

Скачать книгу