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musste Gladbachs Stürmer Herbert Laumen rückblickend eingestehen.

      Weisweilers goldenes Händchen

      Diese Euphorie hatte Trainer Hennes Weisweiler am legendären Bökelberg entfacht. Er brachte die »Fohlen« dazu, die Bundesliga sozusagen im gestreckten Galopp zu erobern. Als er die bis dahin nur mäßig erfolgreiche Borussia auf Empfehlung von Bundestrainer Sepp Herberger zur Saison 1964/65 übernahm, hatte zwar schon sein Vorgänger Fritz Langner Talente aus der Region in den Profikader eingebaut. Der große Unterschied war jedoch, dass Langner mit seinem Kasernenhofton die Youngster nicht erreichte. Manager Helmut Grashoff sagte anlässlich der Verpflichtung Weisweilers: »Es war an der Zeit, Langner gegen etwas Geniales einzutauschen – gegen einen Trainer, der die volle Entfaltung der hoffnungsvollen Ansätze bewirken könnte.« Weisweiler konnte das – Helmut Schön sagte einmal über seinen Trainerkollegen: »Hinter der bärbeißigen Schale steckte ein weicher Kern!« –, wenngleich es ein paar Jahre dauerte, bis er seine Ansammlung von »Bubis« zu einer absoluten Spitzenmannschaft geformt hatte.

      Neben seinem goldenen Händchen für Talente war es vor allem Weisweilers Fußballphilosophie, die den Erfolg an den Niederrhein brachte. »Fußball muss Spaß machen. Mir ist ein 5:4 lieber als ein 1:0«, lautete sein Credo. Ohne ihn hätten sich Spieler wie Heynckes, Netzer, Vogts und Bonhof wohl kaum zu solchen Klassespielern entwickelt. Für einige, insbesondere für den Waisen Berti Vogts, war er sogar Vaterersatz. Mit anderen geriet der gestrenge Fußballlehrer regelmäßig aneinander. In Mönchengladbach vor allem mit Günter Netzer, dem er »keine Extrawürste braten wollte«.

      Die Privatfehde zwischen dem Trainer und Netzer gipfelte im Pokalfinale 1973 gegen den 1. FC Köln. Weisweiler hatte seinen Superstar »aus rein sachlichen Gründen«, wie er behauptete, auf der Bank gelassen. Die Verbannung auf die Bank hatte aber wohl doch eher damit zu tun, dass Netzer zuvor seinen Wechsel zu Real Madrid bekannt gegeben hatte. Als es nach der regulären Spielzeit 1:1 stand, wechselte sich Netzer ohne Rücksprache mit dem Coach selbst ein. Der Rest ist Fußballgeschichte. Nach einem Doppelpass mit Rainer Bonhof schoss Netzer mit einem der schönsten Tore seiner Karriere den 2:1-Siegtreffer (in seinen eigenen Worten geschildert in Kapitel 18).

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      Idole, die auch als Sammelbildchen begehrt waren: die Gladbacher Stars Günter Netzer, Jupp Heynckes, Rainer Bohnhof und Berti Vogts.

      Mit Netzer und Weisweiler trafen zwei ausgesprochen starke Charaktere, aber auch zwei extreme Sturköpfe aufeinander. Scherzhaft hatte Weisweiler mal gesagt: »Abseits is, wenn dat lange Arschloch mal wieder zu spät abgespielt hat.« Trotzdem war die Beziehung stets von gegenseitiger Wertschätzung und Respekt voreinander gekennzeichnet und von großem Verantwortungsbewusstsein für das Gelingen der Arbeit auf beiden Seiten. Für den Trainer war Netzer der verlängerte Arm auf dem Spielfeld. »De Jünter« wusste, was der Coach wollte. Was natürlich nicht hieß, dass der alles widerspruchslos schluckte, was Weisweiler ihm auftrug. Und dann gab es schon mal Krach. Völlig überraschend hat sich Netzer immer wieder dafür stark gemacht, das Spiel der Gladbacher zu beruhigen, wie er das nannte. Im Grunde wollte er aber nur die Genehmigung dafür, Pausen einzulegen. Denn der Trainer wollte, dass es immer rauf und runter geht in diesem Spiel. Netzer monierte, dass das zwar gut aussieht, aber nicht durchzuhalten ist, so dass am Ende immer die Bayern den Titel gewinnen. Er wollte stattdessen einen gewissen Rhythmus ins Spielgeschehen bringen.

      Funkstille zwischen Star und Trainer

      Nach solchen kontroversen Diskussionen bemerkte man bisweilen Funkstille zwischen Star und Trainer. »Und dann herrschte Alarmstimmung«, hat der Gladbacher Kapitän einmal erläutert und diese aberwitzige Geschichte erzählt: »Die Mannschaft musste Runden laufen, während der Trainer, Berti Vogts in der Mitte und ich in einer Reihe nebeneinander hergingen. Weisweiler sprach dann über den ›Herrn Netzer‹ und ließ dem getreuen Berti Vogts auftragen, was er von mir wollte: ›Berti, sagen Sie dem Langen‹, hieß es dann, und der übermittelte die Anordnungen des Trainers an mich!« Und dann gab Netzer etwas Patziges zurück an Berti mit dem Auftrag, die Worte weiterzugeben. »Und Berti entgegnete: Das sage ich nicht!« Ein herrliches Theater, bei dem ich nur zu gern mal Mäuschen gespielt hätte, das aber auch etwas über das soziale Rollenverständnis der Führungsspieler damals aussagt. Eigentlich schade, dass davon heutzutage so gar nichts mehr zu finden ist.

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      Geb. 5.12.1919, gest. 5.7.1983

      Stationen als Spieler:

      VfB Lechenich

      Kölner BC

      Wacker München

      1. FC Köln (62 Oberligaspiele)

      Stationen als Trainer:

      1948 – 1952: 1. FC Köln (Spielertrainer)

      1952 – 1954: Rheydter SV

      1954 – 1955: DFB (Assistent von Bundestrainer Sepp Herberger)

      1955 – 1958: 1. FC Köln

      1958 – 1964: Viktoria Köln

      1964 – 1975: Borussia Mönchengladbach

      1975 – 1976: FC Barcelona

      1976 – 1980: 1. FC Köln

      1980 – 1982: Cosmos New York

      1982 – 1983: Grasshopper Club Zürich

      Erfolge als Trainer:

      Oberliga-Aufstieg 1949

      (Spielertrainer)

      Aufstieg in die Bundesliga 1965

      Deutscher Meister 1970, 1971, 1975, 1978

      Deutscher Vizemeister 1974

      DFB-Pokalsieger 1973, 1977, 1978

      UEFA-Cup-Sieger 1975

      US-Meister 1980

      US-Vizemeister 1981

      Schweizer Meister und Pokalsieger 1983

      Weisweiler war ein Perfektionist, den es immens wurmte, wenn es nicht nach seinen Vorstellungen lief. »Ich will immer den Erfolg und leide bei Niederlagen, ob nun beim Fußball, Tennis oder Ramschen. Und wenn ich glaube, ein Problem erkannt zu haben, brennt in mir die Ungeduld, bis es gelöst ist«, charakterisierte er sich selbst einmal. Und es nervte ihn eben kolossal, wenn sich Fußballkünstler wie Netzer manchmal für Defensivaufgaben zu schade waren oder aber wenn sie konditionell nicht auf der Höhe waren. Aber bei allem Flachs, das kam gar nicht oft vor, denn auch für Günter Netzer war Weisweiler trotz der gelegentlichen Auseinandersetzungen »der beste Trainer, den ein Spieler sich wünschen konnte. Er hat mich gemacht.«

      Wohl auch, weil Weisweiler ein Klima innerhalb der Mannschaft geschaffen hatte, das seinesgleichen suchte. Die »Fohlen« waren eine eingeschworene Gemeinschaft! Und das, obwohl so unterschiedliche Charaktere wie Netzer und Vogts, wie Heynckes und Wimmer oder Kleff und Köppel in der Mannschaft standen. In diese Kameradschaft hineinzufinden war bisweilen gar nicht so einfach, zumal aufgrund der Popularität der Gladbacher immer wieder neue Spieler zum Probetraining erschienen, um ihre Chance zu ergreifen, dabei sein zu können. »Das nervte uns manchmal so sehr, dass wir den einen oder anderen regelrecht vergrault haben. Dann haben wir im Trainingsspielchen immer kurz gerufen: Berti, fass!«, hat Günter Netzer mir einmal erzählt. Und Berti Vogts, der unerbittliche »Terrier«, machte seinem Spitznamen alle Ehre und dem potenziellen Neuzugang das Leben schwer.

      In einem Fall tat es Netzer aber besonders leid, denn eines Tages stellte sich ein gewisser Klaus Fischer am Bökelberg vor… Aber wir kennen ja das Happy End als Weltklassetorjäger – im Trikot von Schalke 04!

      Gladbacher Weltmeister

      In seinen elf Jahren

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