Скачать книгу

kleiner geworden. Aus der Stadt AlicanteAlicante, Ort wird eine große Menge edelsten Weines nach EnglandEngland, L. und Niederdeutschland exportiert.

      Ebenso werden ganze Schiffe mit gepressten und getrockneten Trauben, die von den SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) sehr gut zubereitet werden, nach ganz Europa bis nach EnglandEngland, L., FrankreichFrankreich, L., DeutschlandDeutschland, L., ItalienItalien, L. und in andere Länder geschickt6.

      Weiterhin findet man Feigen, Reis und süßesten Honig, den die Bienen aus Rosmarinblüten herbringen. Ebenso gibt es Wachs und Leder von Hammelhäuten und so weiter, die mit einer großen Perfektion in verschiedenen Farben gefärbt werden, vor allem mit Apfelsinensaft und mit anderen Flüssigkeiten; es gibt nichts Besseres. Sie haben auch Espartogras, in der Art von Korbweide oder Binse, damit stellen sie dicke Seile und Taue her, wie wir im Seehafen von AlicanteAlicante, Ort sahen, und sie schicken damit voll beladene Schiffe in andere Gegenden.7

      Vor allem gibt es dort eine Art Schlamm oder Tonerde, die anderswo nicht zu finden ist. Daraus stellen sie so große Gefäße her, man könnte glauben, es seien Weinfässer. In einigen von ihnen lassen sich leicht 3 oder 4 Amphoren unterbringen, die wir „aymer“ nennen.

      Sie fertigen auch Suppennäpfe, Teller, Krüge und verschiedene Dinge dieser Art, und sie bemalen sie so schön, dass du glaubst, sie seien mit Gold oder Silber verziert. Diese schicken sie mit vollbeladenen Schiffen nach VenedigVenedig, Ort, FlorenzFlorenz, Ort, SevillaSevilla, Ort, PortugalPortugal, L., AvignonAvignon, Ort, LyonLyon, Ort und weiteren Orten zum Kauf. Es gibt ausgesprochen viele Töpfer. Was gibt es sonst noch? Wunderbar wirkt der Herr in diesen Gegenden!

      Ich übergehe den Safran, der dort in beträchtlicher Menge wächst8; ich übergehe ebenso den Anis, den Fenchel, den Kümmel, die Zitrusfrucht und Weiteres. Ich kann nicht alle Dinge aufzählen; so schicken sie den Zimt in großer Menge von AlicanteAlicante, Ort nach FlandernFlandern, L.. Dies tun sie auch mit dem Safran Cartamus, der in der Volkssprache „Saffla“ genannt wird. Dies ist ein wilder Safran, um Tücher zu färben. Ebenso übergehe ich die rote Farbe.

      Über einige Klöster und Kapellen

      Es gibt ein Nonnenkloster des Predigerordens in strenger ObservanzValencia, OrtSanta Catalina de Sena, Kl., das den Namen der heiligen Katharina von SienaKatharina von Siena († 1380), Hl. trägt1. Dort leben 70 Nonnen. Ich sage euch, dass es vor ungefähr zwei Jahren erbaut wurde und mit wunderbaren großen Mauern eingefriedet ist. 4 Jahre vorher war es die Kirche des heiligen ChristophorusValencia, OrtSan Christóbal (fälschlich Sankt Christopherus), Kl. und K.. Die MarranenMarranen, jüdisch- christliche Konvertiten2, das heißt die falschen Christen, die innerlich Juden geblieben waren, besaßen im Innern ihre Grabmäler. Sobald ein Marrane starb, gaben sie vor, alles der christlichen Religion entsprechend zu machen, mit einer großen Prozession, den Sarg mit goldenen Tüchern bedeckt und ein goldenes Bild des heiligen ChristophorusChristophorus († um 250), Hl. voraustragend. Aber heimlich wuschen sie die Körper der Verstorbenen und begruben sie ihren Gewohnheiten entsprechend. Nachdem dies entdeckt wurde und nachdem viele Marranen verbrannt wurden, hat man diese Kirche in ein Kloster umgewandelt, das von der Königin und anderen frommen Männern gut ausgestattet wurde3.

      Nicht weit von dieser Kapelle liegt das Kloster der PredigerValencia, OrtReal convento de Santo Domingo, Kl.4, eine großartige Anlage mit schönsten Gärten und Umgängen. Angeschlossen ist eine sehr große KapelleValencia, OrtReal convento de Santo Domingo, Kl.Capilla de los Reyes, welche die heute noch regierende Königin IsabellaIsabella I., Kg. von Kastilien und León (1474–1504), Gemahlin Kg. Ferdinands II. von Aragón in großer Schönheit bauen ließ. Sie ist sehr geräumig, und alle ihre Wände vom Boden bis zur Decke sind mit den Kleidern der MarranenMarranen, jüdisch- christliche Konvertiten bedeckt, die Buße leisteten. Ebenso hängen dort die Kleider derjenigen, die verbrannt wurden und deren Anzahl sehr groß ist. Auf jedem Kleidungsstück ist der Name des Marranen geschrieben. Ich glaube, es gab mehr als tausend; und ich übergehe diejenigen, die es weiterhin im Verborgenen gibt. In jenen Tagen, in denen wir in ValenciaValencia, Ort weilten, waren im Gefängnis mehr als 50 Personen, die in den kommenden 14 Tagen verbrannt werden sollten.

      Über die MarranenMarranen, jüdisch- christliche Konvertiten

      Die MarranenMarranen, jüdisch- christliche Konvertiten sind getaufte Juden. Obwohl sie aber von getauften Vätern abstammen und obwohl sie öffentlich den christlichen Glauben bekennen, leben sie im Geheimen nach dem Ritus der Juden. Sie hatten in BarcelonaBarcelona, Ort, ValenciaValencia, Ort und anderen Orten verborgene Synagogen, denen sie die Namen von Heiligen und von Pfarreien zulegten. So wussten sie schon, wenn sie sagten: „Heute treffen wir uns in der Pfarrei des Heiligen Kreuzes“, dass es die Synagoge war, die sie so getauft hatten1. Weil die Juden und die Marranen fast im gesamten spanischen Reich nahezu alle die besseren Ämter innehatten und die Christen bedrängten, hatte Gott Erbarmen und legte in die christlichen Herzen des Königs und der Königin den Geist der Wahrheit. Diese vertrieben aus allen ihren Reichsteilen in nur kurzer Zeit mehr als einhunderttausend Judenfamilien und ließen auch viele Marranen verbrennen. Es wäre ein langes Unterfangen, hierüber zu sprechen2.

      Über das Kloster der Heiligsten DreifaltigkeitValencia, OrtReal Monasterio de la Santísima Trinidad, Kl.

      Außerhalb der Tore bei der Burg des Königs steht ein sehr edles und neues Kloster, das zur heiligsten Dreifaltigkeit heißt. Es gehört zum Minderbrüderorden der strengen Observanz. Im Jahre 1462 wurde es von der Königin Johanna aus fränkischem Geschlecht gestiftet, die nach dem Tode ihres Mannes, des Königs Alfons, dieses Kloster gründete und ein religiöses Leben begann. Dort ruht sie und wird wie eine Heilige behandelt1. Niemals sah ich eine solche Kirche mit einer so großen Anzahl von reichen und wunderbaren Altartafeln sowie Ornamenten, mit denen sie geschmückt ist. Dieser Anblick erheischt größte Bewunderung. Zu meiner Zeit gab es in dem Kloster etwa 80 Nonnen, deren Äbtissin die Schwester des noch regierenden Königs FerdinandFerdinand II., Kg. von Aragón (1479–1516) ist2. Die Klostergemeinschaft ist reich und lebt strikt nach der Observanz.

      Über das Kloster von Santa María de JesúsValencia, OrtSanta María de Jesús, Kl.

      Zehn Steinwurf weit vom Tor in der Mauer entfernt befindet sich auch das Kloster Santa María de JesúsValencia, OrtSanta María de Jesús, Kl. mit Minderbrüdern der Observanz. Es handelt sich um eine neue Gründung1. Im Kreuzgang gibt es einen schönen Garten mit Zitronenbäumen, Zitrusfrüchten und verschiedenen, außergewöhnlichen aus Myrte geformten Figuren. Im zweiten Kreuzgang ist der Boden mit Kieseln bedeckt, und es gibt einen Brunnen in der Mitte, der von in einer Zisterne gesammeltem Regenwasser gespeist wird. Oh, welch schönes Refektorium! Du wähnst dich in einer Kirche! Ebenso schön sind die Zellen, in deren Eingangsbereich es einen ausreichend großen quadratischen Vorraum gibt. Geht man durch eine zweite Tür, so sieht man in ein schönes Studierzimmer. Ebenso besticht das Kloster durch einen hervorragenden Krankenraum. Alles ist dort nützlich eingerichtet. Innen sah ich einen Siccomorobaum, dessen Früchte wie kleine Trauben des Paternosterbaums aussehen; sie fertigen daraus Rosenkränze. Dort wandeln mehr als 60 edle und fromme Brüder, die auch für die Nonnen des Klosters der Heiligen Dreifaltigkeit sorgen.

      Über das Haus der Unschuldigen und DummenValencia, OrtHospital dels folls de sancta María dels ignoscents

      Es gibt ein gewisses edles Haus und eine Stiftung, in der nur die Verrückten, die Dummen, die Melancholiker und die Rasenden beiderlei Geschlechtes aufgenommen werden1. Ich sah viele, darunter einen sehr jungen Verrückten, der nackt mit einer Eisenkette in einem Käfig festgebunden war. Unsere Begleiter forderten ihn dazu auf, dass er für einige Pfennige etwas aufsagen möge. Er begann in Hebräisch zu beten und blasphemische Worte gegen Christen und Juden zu sagen. Dies machte er auch, weil er der Sohn eines sehr reichen MarranenMarranen, jüdisch- christliche Konvertiten war, der ihn von klein auf im Judentum erzogen hatte. Nachdem der Vater auf diese Art entdeckt worden war, wurde er verbrannt. Diese Stiftung gibt es nur für die Handwerker der Stadt. Ihr jährliches Einkommen beträgt zweitausend Dukaten. Nur Söhne von Handwerkern, keine Adligen werden aufgenommen. Es ist eine schöne Stiftung, und sie ist in jeder Hinsicht

Скачать книгу