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Der Reisebericht des Hieronymus Münzer. Klaus Herbers
Читать онлайн.Название Der Reisebericht des Hieronymus Münzer
Год выпуска 0
isbn 9783772001284
Автор произведения Klaus Herbers
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
Am selben Tag verließen wir MurciaMurcia, Ort, und nach 6 langen Meilen durch ein ebenes Gelände, das überall vor allen Dingen mit Espartogras und einer Pflanze namens Kali – in der Volkssprache nennen sie sie sosa – bewachsen ist, kamen wir zu einem kleinen Ort, das heißt einem kleinen Dorf mit etwa 30 Häusern. Auf dem Berg steht eine wunderbare Burg, die AlhamaAlhama de Murcia, Ort heißt11. Wir trafen dort auf zwei Thermen mit heißem und klarem Wasser, in denen wir uns wuschen; es ist sehr gut für die Wassersüchtigen, für Koliken und andere Krankheiten. Wir fanden dort auch eine hervorragende Glaserwerkstatt. Sie nehmen zwei Teile der Asche von dem Kaligras, das sie sosa nennen, und einen Teil schneeweißen Sandes, der mit einem großen Stein fein zermahlen wird, und sie bearbeiten dies mit einem großen Mühlstein. Hieraus machen sie schließlich einen großen Teig, wie für enorme Brote, und brennen ihn im Backofen12. Heraus kommt eine Mischung wie die Asche oder Pottasche, die wir „Waidasch“ nennen. Sie schmelzen diese Masse im Ofen und stellen verschiedene Arten von Glas unterschiedlicher Farbe her, durchsichtig und in verschiedenen Farbgebungen schicken sie dies in verschiedene Länder. Der Eigentümer zeigte mir alle – ein eindrucksvoller Anblick. Die genannte Pflanze wächst hier in so großem Übermaß wie Kraut in DeutschlandDeutschland, L.. Sie ist ähnlich wie der Ginster hochgewachsen, und die Früchte gleichen der Frucht und den Blüten der Haselnüsse; sie sind grün und weich. Die (Glas-) Masse wird an verschiedene Orte gesandt. Wenn du ein kristallklares Glas wünschst, musst du mehr weißen und feinen Sand hinzufügen, der feiner ist als derjenige, der in NürnbergNürnberg, Ort in die (Sand-)Uhren gegeben wird. Noch bessere sosa wächst jedoch in KatalonienKatalonien, L. und ValenciaValencia, Ort; hieraus werden hervorragende Gläser hergestellt.
Das Wasser auf der Höhe des Berges und der Burg ist kalt und angenehm, die Menge genügt für den ganzen Ort und die Landwirtschaft. Unten ist es hingegen heiß und versorgt einige schöne Thermen, wie ich schon oben beschrieben habe. Ich habe eine Stunde lang gebadet und bin gut und ausgiebig ins Schwitzen gekommen; 8 Tage lang spürte ich die Erholung des Körpers und meiner Kräfte13.
III. Von LorcaLorca, Ort bis SevillaSevilla, Ort
Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 431, fol. 131v
Am 15. Oktober verließen wir den kleinen Ort AlhamaAlhama de Murcia, Ort und gelangten nach der Durchquerung einer besonders ausgedehnten Ebene nach 6 Meilen zur Stadt LorcaLorca, Ort, die am Fuße eines Berges liegt, auf dessen Spitze eine gut befestigte BurgLorca, OrtCastillo de Lorca, Burg mit einem hohen viereckigen Turm steht. Man sagt, dass es in ganz KastilienKastilien, L. keine vergleichbare Befestigungsanlage gibt1. Sie liegt an der südlichen Grenze Kastiliens, direkt vor GranadaGranada, Ort. Viele Jahre lang gab es fortwährend Krieg mit den SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) von Granada, und immer erwiesen sich die Christen als tapfer und siegreich, indem sie den Sarazenen täglich Niederlagen zufügten2. Aus diesem Grunde fiel der König von GranadaMohammed XIII. ibn Saʿd / al- Zagal, Herrscher von Granada (1485–1486) im Jahre 1478 mit einem Heer von dreißigtausend Fußkämpfern und fünftausend Reitern in jene Provinz ein. Er verwüstete CartagenaCartagena, Ort und machte viele Gefangene; aber weil den granadinischen Truppen Wasser und Essen während dreier Tage fehlten, waren sie bald erschöpft3. So griffen unerwartet und mit Gottes Hilfe die Christen von Lorca, von MurciaMurcia, Ort, FachecaFacheca, Ort und andere die Sarazenen mit 700 Pferden, 1 700 Fußkämpfern und zahllosen Armbrustschützen plötzlich an, und die Sarazenen, durch Hunger und Durst erschöpft, wurden in die Flucht geschlagen; mehr als fünftausend töteten sie auf einem großen Feld, das von Lorca eine Meile entfernt liegt. Wir ritten durch diese Gegend, und es wurde uns alles im Einzelnen gezeigt.
Welch guten Boden aber LorcaLorca, Ort besitzt, wie fruchtbar diese Gegend ist! Sie kann überall von einem kleinen Fluss bewässert werden. Der Ort hat, wie ich schon sagte, ein sehr stark bewehrtes KastellLorca, OrtCastillo de Lorca, Burg. Ich glaube, dort sind ungefähr achthundert ebenfalls hervorragend zu verteidigende Häuser, die kontinuierlich von einem starken Heer bewohnt werden4. Wie vorzüglich und aromatisch die im Übermaß dort vorhandenen Früchte sind! Es hingen zu dieser Zeit sogar noch einige sehr große Birnen an den Bäumen.
Über den Einzug in das Reich GranadaGranada, Ort von KastilienKastilien, L. aus
Am 16. Oktober überschritten wir die Grenze von KastilienKastilien, L. und betraten das Reich GranadaGranada, Ort1. Nachdem wir 9 Meilen durch recht fruchtbare Landstriche, jedoch ohne Fluss und Bewohner, geritten waren, kamen wir zur ersten Stadt des Reiches von Granada, die VeraVera de Levante, Ort heißt. Es gibt dort einen Berg in einer schönen und fruchtbaren Niederung und auf dessen Spitze ein bemerkenswertes KastellVera de Levante, OrtKastell2. Am Fuße des Berges liegt rundherum der Ort mit 600 Häusern. Weil er sich an der Grenze befindet, bewohnten ihn seit der Vertreibung der SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) nur noch Christen. Am Fuße des Berges und der Stadt gibt es lebhaft sprudelnde Quellen, deren Wasser die Einwohner versorgt. Der Ort liegt wunderbar eine halbe Meile vom Meer entfernt und verfügt über einen kleinen Fluss, der mit seiner Bewässerung das Land ziemlich fruchtbar macht. Aber der größte Teil des Ortes ist in einem beklagenswerten Zustand, weil nach Vertreibung der Sarazenen die Kämpfer des spanischen Königs viel zerstörten3.
Am 17. Oktober verließen wir VeraVera de Levante, Ort und gelangten über sehr hohe, furchterregende und unfruchtbare Berge und Täler, in das innere (Reich) GranadaGranada, Ort, zu einer kleinen Stadt namens SorbasSorbas, Ort, die auf einem sehr hohen Berg 6 Meilen von Vera entfernt liegt. Und weil nur Muslime sie bewohnten, nahmen wir unser mitgenommenes Essen am Fuße des Berges ein, bei einer sprudelnden Quelle, und hörten sie um die Mittagsstunde herum vom Turm des Ortes nach ihrem Brauch schreien. Nachdem wir an diesem Tag noch einen sehr weiten Weg zurückgelegt hatten, kamen wir nach 5 Meilen recht spät, in stockfinsterer Nacht, im Ort TabernasTabernas, Ort an, der ebenso voll von SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) ist mit Ausnahme eines einzigen Christen, in dessen Hause wir beherbergt wurden.
Über den Hafen AlmeríaAlmería, Ort und die Stadt (im Reich) GranadaGranada, Ort
Am 18. Oktober ritten wir von TabernasTabernas, Ort zwei Stunden vor Sonnenaufgang zwei Meilen, bei Sonnenaufgang sahen wir dann ein sehr schönes Tal und ein kleines Flüsschen, an beiden Ufern schöne Gärten und Felder mit Oliven, Palmen, Feigen und Mandeln, als ob wir ein Paradies durchquerten. Dort gewahrten wir auch einen Aquädukt, der von einem fließenden Gewässer aus große Wassermengen etwa eine Meile weit zur Stadt beförderte. Als wir uns der Stadt weiter näherten, erblickten wir wunderschöne Gärten mit Ummauerungen, Wasserbecken, Türmen und Wasserspielen, die in der Art und Weise der Heiden gebaut waren. Es gibt nichts Großartigeres! Die Stadt liegt am Fuße eines Berges, gegen Süden erstreckt sich das offene Meer, und auf dem Berg steht eine sehr hochaufragende und sehr große weitläufige BurgAlmería, OrtKastell mit vielen eisernen Toren1. Zurzeit errichtet der König auf der Spitze des Berges ein neues KastellAlmería, OrtKastell auf den Mauern des alten; es ist aus hartem behauenen Stein gebaut und erweckt Erstaunen. Er ließ auch einen bemerkenswerten quadratischen Garten anlegen, in dessen Mitte fließendes Wasser aus einem Rohr sprudelt. Wir sahen dort auch viele Gefangene in eisernen Fußfesseln arbeiten. Der Kastellan erwies uns jedoch große Ehren, er war ein adliger und sehr gelehrter Mann, der in NeapelNeapel, Ort geboren war.2 Er zeigte uns alle Waffen, die man von den SarazenenSarazenen (Mauren/Muslime) erbeutet hatte. Es gab Bögen, Katapulte, Schwerter, Pfeile in unzähliger Menge. Wir sahen ebenso einen sehr großen Straußen mit tiefschwarzen Federn. Der Kastellan führte uns auch zu seiner bildhübschen Frau3, die sich sehr nett mit mir unterhielt und mir Empfehlungsschreiben für den Vorsteher von GranadaGranada, Ort mitgab4. Die Kastellane heißen aber in ihrer Sprache „Alkayr“5.
Die Stadt (AlmeríaAlmería, Ort)